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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
nirgends übervortheilet werde. Hier heisset es: Wachet und bet-
tet! damit euer Liecht nicht verfinstert, oder gar ausgeblassen wer-
de, der Glantz der Schönheit des Bildes Christi in euch verlösche,
und unsere Sinnen verrucket werden von dem einfachen Sinn, der
gegen Christum seyn soll. Jch förchte daß gleich wie die Schlang
Evam betrogen hat mit ihrer Schalckheit eben also auch euere Sin-
ne verruckt werden von der Einfalt die gegen Christum seyn soll a.
Und es erschiene ein anders Zeichen im Himmel: und siehe, ein
grosser rother Drach! der hatte sieben Köpfe, und zehen Hörner,
und auf seinen Köpffen sieben Binden, und sein Schwantz schleiffete
den dritten Theil der Sternen des Himmels, und warff sie auf die
Erde. Und der Drach trat für das Weib, die gebähren wollte,
auf daß wann sie gebohren hätte, er ihr Kind frässe b.

Man
tappet im
Finstern:
Hanget
an der
Welt:
Schlafft
in Sicher-
heit etc.

§. 6. Man muß klagen aus dem Propheten: Das Recht ist ferne
von uns, und die Gerechtigkeit erreicht uns nicht. Wir harren aufs
Liecht; aber siehe, da ist Finsternuß auf den Schein, aber wir wan-
deln im Dunckeln. Wir tappen nach der Wand, wie die Blin-
den, und tappen, als die keine Augen haben: Wir stossen an im
Mittage, als in der Demmerung, wir sind in den Fättigkeiten wie
die Todten c: Man stehet in keiner innigen Freundschafft und ge-
meinsamen Bekanntschafft mit GOTT, weil man die Welt nicht
verlaugnen will; man will nicht ausgehen, dem Bräutigam entge-
gen, unangesehen ein Geschrey von der Mitternacht kommt, und der
Hahn im Finsteren kräyet, und die Zukunfft, und die Herannähe-
rung des grossen Tages GOttes ankündet; man höret Wahrnungs-
Posaunen weit und breit von vielen Jahren her, es erknallet eine
Donner-Stimm über die andere. Wer wachet aber und prüffet sei-
nen Glanben, ob er währschafft seye die Feuer-Prob auszuhalten,
wie der Glaube Abrahams. Der Engel posaunet ein Wehe aus
über alle Jrrdisch-Gesinnten, und JESUS weissaget allen Si-
chern, daß der Tag des Gerichts schnell kommen werde über alle,
die auf der gantzen Erden wohnen: Wer ringet aber mit Ernst dar-
nach, daß er seinen Wandel mit allen Gerechtfertigten, und Ge-
heiligten im Himmel habe unter den Sternen des Allerhöchsten,
zu entgehen allem dem, das geschehen soll, dem zukünfftigen Zorn

zu
a 2 Cor. XI. 23.
b Apoc. XII. 3. 4.
c Jes. LIX. 9. 10.

Der verheiſſene
nirgends uͤbervortheilet werde. Hier heiſſet es: Wachet und bet-
tet! damit euer Liecht nicht verfinſtert, oder gar ausgeblaſſen wer-
de, der Glantz der Schoͤnheit des Bildes Chriſti in euch verloͤſche,
und unſere Sinnen verrucket werden von dem einfachen Sinn, der
gegen Chriſtum ſeyn ſoll. Jch foͤrchte daß gleich wie die Schlang
Evam betrogen hat mit ihrer Schalckheit eben alſo auch euere Sin-
ne verruckt werden von der Einfalt die gegen Chriſtum ſeyn ſoll a.
Und es erſchiene ein anders Zeichen im Himmel: und ſiehe, ein
groſſer rother Drach! der hatte ſieben Koͤpfe, und zehen Hoͤrner,
und auf ſeinen Koͤpffen ſieben Binden, und ſein Schwantz ſchleiffete
den dritten Theil der Sternen des Himmels, und warff ſie auf die
Erde. Und der Drach trat fuͤr das Weib, die gebaͤhren wollte,
auf daß wann ſie gebohren haͤtte, er ihr Kind fraͤſſe b.

Man
tappet im
Finſtern:
Hanget
an der
Welt:
Schlafft
in Sicher-
heit ꝛc.

§. 6. Man muß klagen aus dem Propheten: Das Recht iſt ferne
von uns, und die Gerechtigkeit erreicht uns nicht. Wir harren aufs
Liecht; aber ſiehe, da iſt Finſternuß auf den Schein, aber wir wan-
deln im Dunckeln. Wir tappen nach der Wand, wie die Blin-
den, und tappen, als die keine Augen haben: Wir ſtoſſen an im
Mittage, als in der Demmerung, wir ſind in den Faͤttigkeiten wie
die Todten c: Man ſtehet in keiner innigen Freundſchafft und ge-
meinſamen Bekanntſchafft mit GOTT, weil man die Welt nicht
verlaugnen will; man will nicht ausgehen, dem Braͤutigam entge-
gen, unangeſehen ein Geſchrey von der Mitternacht kommt, und der
Hahn im Finſteren kraͤyet, und die Zukunfft, und die Herannaͤhe-
rung des groſſen Tages GOttes ankuͤndet; man hoͤret Wahrnungs-
Poſaunen weit und breit von vielen Jahren her, es erknallet eine
Donner-Stimm uͤber die andere. Wer wachet aber und pruͤffet ſei-
nen Glanben, ob er waͤhrſchafft ſeye die Feuer-Prob auszuhalten,
wie der Glaube Abrahams. Der Engel poſaunet ein Wehe aus
uͤber alle Jrrdiſch-Geſinnten, und JESUS weiſſaget allen Si-
chern, daß der Tag des Gerichts ſchnell kommen werde uͤber alle,
die auf der gantzen Erden wohnen: Wer ringet aber mit Ernſt dar-
nach, daß er ſeinen Wandel mit allen Gerechtfertigten, und Ge-
heiligten im Himmel habe unter den Sternen des Allerhoͤchſten,
zu entgehen allem dem, das geſchehen ſoll, dem zukuͤnfftigen Zorn

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a 2 Cor. XI. 23.
b Apoc. XII. 3. 4.
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[968/1064] Der verheiſſene nirgends uͤbervortheilet werde. Hier heiſſet es: Wachet und bet- tet! damit euer Liecht nicht verfinſtert, oder gar ausgeblaſſen wer- de, der Glantz der Schoͤnheit des Bildes Chriſti in euch verloͤſche, und unſere Sinnen verrucket werden von dem einfachen Sinn, der gegen Chriſtum ſeyn ſoll. Jch foͤrchte daß gleich wie die Schlang Evam betrogen hat mit ihrer Schalckheit eben alſo auch euere Sin- ne verruckt werden von der Einfalt die gegen Chriſtum ſeyn ſoll a. Und es erſchiene ein anders Zeichen im Himmel: und ſiehe, ein groſſer rother Drach! der hatte ſieben Koͤpfe, und zehen Hoͤrner, und auf ſeinen Koͤpffen ſieben Binden, und ſein Schwantz ſchleiffete den dritten Theil der Sternen des Himmels, und warff ſie auf die Erde. Und der Drach trat fuͤr das Weib, die gebaͤhren wollte, auf daß wann ſie gebohren haͤtte, er ihr Kind fraͤſſe b. §. 6. Man muß klagen aus dem Propheten: Das Recht iſt ferne von uns, und die Gerechtigkeit erreicht uns nicht. Wir harren aufs Liecht; aber ſiehe, da iſt Finſternuß auf den Schein, aber wir wan- deln im Dunckeln. Wir tappen nach der Wand, wie die Blin- den, und tappen, als die keine Augen haben: Wir ſtoſſen an im Mittage, als in der Demmerung, wir ſind in den Faͤttigkeiten wie die Todten c: Man ſtehet in keiner innigen Freundſchafft und ge- meinſamen Bekanntſchafft mit GOTT, weil man die Welt nicht verlaugnen will; man will nicht ausgehen, dem Braͤutigam entge- gen, unangeſehen ein Geſchrey von der Mitternacht kommt, und der Hahn im Finſteren kraͤyet, und die Zukunfft, und die Herannaͤhe- rung des groſſen Tages GOttes ankuͤndet; man hoͤret Wahrnungs- Poſaunen weit und breit von vielen Jahren her, es erknallet eine Donner-Stimm uͤber die andere. Wer wachet aber und pruͤffet ſei- nen Glanben, ob er waͤhrſchafft ſeye die Feuer-Prob auszuhalten, wie der Glaube Abrahams. Der Engel poſaunet ein Wehe aus uͤber alle Jrrdiſch-Geſinnten, und JESUS weiſſaget allen Si- chern, daß der Tag des Gerichts ſchnell kommen werde uͤber alle, die auf der gantzen Erden wohnen: Wer ringet aber mit Ernſt dar- nach, daß er ſeinen Wandel mit allen Gerechtfertigten, und Ge- heiligten im Himmel habe unter den Sternen des Allerhoͤchſten, zu entgehen allem dem, das geſchehen ſoll, dem zukuͤnfftigen Zorn zu a 2 Cor. XI. 23. b Apoc. XII. 3. 4. c Jeſ. LIX. 9. 10.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 968. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1064>, abgerufen am 22.11.2024.