zu entrinnen, an dem Gnaden-Himmel der Beschirmung Christi vor allem Unglück gesichert zu seyn; Gleich wie kein Zorn-Gewitter die Sternen am Firmament berühren mag.
§. 7. Ach man scheuet mehr die Götter Labans, als den Schre-Man förchtet, ehrt, lie- bet, ver- trauet den Menschen mehr als GOTT, cken Jsaacs, weil man entweder keinen, oder einen krancken, ma- geren Glauben hat, man förchtet, liebet, ehret, die Menschen mehr als GOtt, darum bleibt man entfernt von der süssen Freund- schafft Christi; man trauet GOTT über die massen wenig zu im geistlichen und im leiblichen, darum bleiben die wahren Reichthü- mer, Glorien und Seeligkeiten des Himmelreichs unbekannt und ungenossen, der Himmels-Wein, das Manna, und alle Trachten der Königlichen, himmlischen Hochzeit mögen von wenigen geko- stet werden, weilen die meisten den Seelen-Grund ihrer Begierden mit Träberen angefüllet, folglich keine durch den Glauben gereinig- te Hertzen haben, und eben darum ist auch kein Sieg über Sünd und Welt, weil der rechte vom H. Geist gewürckte Glaub nicht vor- handen ist: man wird von jeder Reitzung und Versuchung über- wunden, sintemahl keiner widerstehen kan ohne Glauben; kurtz alles kriechet vast im Staub ungöttlicher Anschlägen, Brigues und Jn- trigues auch in Sachen die der Seelen Heyl und Christi Reich in denen Hertzen am nähesten angehen.
§. 8. Gleich wohl behalt man die von unsern Eltern ererbte undund legt sich bey diesem al- lem ob- schon fälschlich den Nah- men eines Christen bey. auf uns gebrachte Nahmen, Titel, Wörter, Gebräuche und Cere- monien, nennen sich Christen, ohne sich die Mühe zu geben darnach zu ringen, durch den Glauben Christi lebendige Glieder und seiner Salbung theilhafftig zu werden: sie wollen Reformierte heissen, un- angesehen sie es wenig achten, ob sie durch ernsten Buß-Kampf am Hertzen und Leben gebesseret, und ihr Sinn geänderet werde oder nicht, sie titulieren sich Evangelische, fragen unterdessen nicht viel darnach, viele oder gar keine Früchte des Evangelii und Heil. Gei- stes zu haben, gehen zur Kirch, brauchen Tauf und Abendmahl, be- kümmern sich aber kaum eine Stund darum, die Krafft und das Wesen davon zu erlangen, von GOTT selbst erleuchtet und geleh- ret, mit seinem Heil. Geist getaufft zu werden, und an Christi Ley- den Gemeinschafft zu haben zu würcklicher Absterbung der Sünd;
mit
G g g g g g
ewige Sternen-Himmel.
zu entrinnen, an dem Gnaden-Himmel der Beſchirmung Chriſti vor allem Ungluͤck geſichert zu ſeyn; Gleich wie kein Zorn-Gewitter die Sternen am Firmament beruͤhren mag.
§. 7. Ach man ſcheuet mehr die Goͤtter Labans, als den Schre-Man foͤrchtet, ehrt, lie- bet, ver- trauet den Menſchen mehr als GOTT, cken Jſaacs, weil man entweder keinen, oder einen krancken, ma- geren Glauben hat, man foͤrchtet, liebet, ehret, die Menſchen mehr als GOtt, darum bleibt man entfernt von der ſuͤſſen Freund- ſchafft Chriſti; man trauet GOTT uͤber die maſſen wenig zu im geiſtlichen und im leiblichen, darum bleiben die wahren Reichthuͤ- mer, Glorien und Seeligkeiten des Himmelreichs unbekannt und ungenoſſen, der Himmels-Wein, das Manna, und alle Trachten der Koͤniglichen, himmliſchen Hochzeit moͤgen von wenigen geko- ſtet werden, weilen die meiſten den Seelen-Grund ihrer Begierden mit Traͤberen angefuͤllet, folglich keine durch den Glauben gereinig- te Hertzen haben, und eben darum iſt auch kein Sieg uͤber Suͤnd und Welt, weil der rechte vom H. Geiſt gewuͤrckte Glaub nicht vor- handen iſt: man wird von jeder Reitzung und Verſuchung uͤber- wunden, ſintemahl keiner widerſtehen kan ohne Glauben; kurtz alles kriechet vaſt im Staub ungoͤttlicher Anſchlaͤgen, Brigues und Jn- trigues auch in Sachen die der Seelen Heyl und Chriſti Reich in denen Hertzen am naͤheſten angehen.
§. 8. Gleich wohl behalt man die von unſern Eltern ererbte undund legt ſich bey dieſem al- lem ob- ſchon faͤlſchlich den Nah- men eines Chriſten bey. auf uns gebrachte Nahmen, Titel, Woͤrter, Gebraͤuche und Cere- monien, nennen ſich Chriſten, ohne ſich die Muͤhe zu geben darnach zu ringen, durch den Glauben Chriſti lebendige Glieder und ſeiner Salbung theilhafftig zu werden: ſie wollen Reformierte heiſſen, un- angeſehen ſie es wenig achten, ob ſie durch ernſten Buß-Kampf am Hertzen und Leben gebeſſeret, und ihr Sinn geaͤnderet werde oder nicht, ſie titulieren ſich Evangeliſche, fragen unterdeſſen nicht viel darnach, viele oder gar keine Fruͤchte des Evangelii und Heil. Gei- ſtes zu haben, gehen zur Kirch, brauchen Tauf und Abendmahl, be- kuͤmmern ſich aber kaum eine Stund darum, die Krafft und das Weſen davon zu erlangen, von GOTT ſelbſt erleuchtet und geleh- ret, mit ſeinem Heil. Geiſt getaufft zu werden, und an Chriſti Ley- den Gemeinſchafft zu haben zu wuͤrcklicher Abſterbung der Suͤnd;
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ewige Sternen-Himmel.
zu entrinnen, an dem Gnaden-Himmel der Beſchirmung Chriſti
vor allem Ungluͤck geſichert zu ſeyn; Gleich wie kein Zorn-Gewitter
die Sternen am Firmament beruͤhren mag.
§. 7. Ach man ſcheuet mehr die Goͤtter Labans, als den Schre-
cken Jſaacs, weil man entweder keinen, oder einen krancken, ma-
geren Glauben hat, man foͤrchtet, liebet, ehret, die Menſchen
mehr als GOtt, darum bleibt man entfernt von der ſuͤſſen Freund-
ſchafft Chriſti; man trauet GOTT uͤber die maſſen wenig zu im
geiſtlichen und im leiblichen, darum bleiben die wahren Reichthuͤ-
mer, Glorien und Seeligkeiten des Himmelreichs unbekannt und
ungenoſſen, der Himmels-Wein, das Manna, und alle Trachten
der Koͤniglichen, himmliſchen Hochzeit moͤgen von wenigen geko-
ſtet werden, weilen die meiſten den Seelen-Grund ihrer Begierden
mit Traͤberen angefuͤllet, folglich keine durch den Glauben gereinig-
te Hertzen haben, und eben darum iſt auch kein Sieg uͤber Suͤnd
und Welt, weil der rechte vom H. Geiſt gewuͤrckte Glaub nicht vor-
handen iſt: man wird von jeder Reitzung und Verſuchung uͤber-
wunden, ſintemahl keiner widerſtehen kan ohne Glauben; kurtz alles
kriechet vaſt im Staub ungoͤttlicher Anſchlaͤgen, Brigues und Jn-
trigues auch in Sachen die der Seelen Heyl und Chriſti Reich in
denen Hertzen am naͤheſten angehen.
Man
foͤrchtet,
ehrt, lie-
bet, ver-
trauet den
Menſchen
mehr als
GOTT,
§. 8. Gleich wohl behalt man die von unſern Eltern ererbte und
auf uns gebrachte Nahmen, Titel, Woͤrter, Gebraͤuche und Cere-
monien, nennen ſich Chriſten, ohne ſich die Muͤhe zu geben darnach
zu ringen, durch den Glauben Chriſti lebendige Glieder und ſeiner
Salbung theilhafftig zu werden: ſie wollen Reformierte heiſſen, un-
angeſehen ſie es wenig achten, ob ſie durch ernſten Buß-Kampf am
Hertzen und Leben gebeſſeret, und ihr Sinn geaͤnderet werde oder
nicht, ſie titulieren ſich Evangeliſche, fragen unterdeſſen nicht viel
darnach, viele oder gar keine Fruͤchte des Evangelii und Heil. Gei-
ſtes zu haben, gehen zur Kirch, brauchen Tauf und Abendmahl, be-
kuͤmmern ſich aber kaum eine Stund darum, die Krafft und das
Weſen davon zu erlangen, von GOTT ſelbſt erleuchtet und geleh-
ret, mit ſeinem Heil. Geiſt getaufft zu werden, und an Chriſti Ley-
den Gemeinſchafft zu haben zu wuͤrcklicher Abſterbung der Suͤnd;
mit
und legt
ſich bey
dieſem al-
lem ob-
ſchon
faͤlſchlich
den Nah-
men eines
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bey.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 969. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1065>, abgerufen am 22.11.2024.
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