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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
geistlich geurtheilet. Man kan niemanden die Sonnen beschreiben,
wer sie kennen will, muß sie selbst mit seinen eigenen Augen sehen,
noch viel weniger kan man GOtt erkennen ohne GOtt, er muß selbst
im Hertzen aufgehen: Kein Mensch vermag einem anderen die Schö-
ne und das Wesen dieses Liechts ins Hertz zudrucken, man muß das
GOtt überlassen, dieses ist eines der grösten Wunder Wercken der
allerhöchsten Majestät, der kans thun allein, welcher uns errettet hat
von der Oberkeit der Finsternuß, und hat uns versetzt in das Reich
seines lieben Sohns a. JEsus Christus ist jetz geoffenbaret, der den
Tod zwar abgeschafft, das Leben aber, und ein unvergänglich Wesen
ans Liecht gebracht hat durchs Evangelium b. Wem es der H. Geist
nicht aus lauter Gnaden schenckt, daß er es also erfahrt und empfindt,
wie es die Heil, Schrifft überall anzeigt, der weißt nicht was es ist.

§. 5. 2. Jst JEsus die Sonne der Gerechtigkeit. Solch TugendJEsus ist
die Sonne
der Ge-
rechtig-
keit.

der Gerechtigkeit hat die leibliche Sonne nicht, dann sie ist ein lebloß
Geschöpf, wie jedermann weiß. Hiermit aber stehet der Prophet nicht
ab von seinem Gleichnuß, sondern will uns nur zu treffen geben, was
die sichtliche Sonne in sich habe, das der Gerechtigkeit in der Ori-
ginal-Sonn, der geistlichen wahren Sonn der Ewigkeit, gleiche, so
ist zu wissen daß die Sonne mit ihrer Schöne und Reinigkeit abbildet
die Heiligkeit JEsu Christi, von dem es heißt: Du bist schöner dann
die Menschen-Kinder, Holdseligkeit ist ausgegossen in deine Lefftzen,
darum daß dich GOtt gesegnet hat in Ewigkeit c. JEsus ist das Heilig-
thum selbst d. Aber der Prophet will etwas mehrers sagen; er will
reden von einer Sach die JEsus Christus in sich habe, die uns wohl
bekomme, deutlich vom Handel zu reden, so muß man im Sonnen-
Liecht 3. Ding bemercken. 1. Einfältig das Liecht an und vor
sich selbst. So ist die Sonne ein Bild JEsu Christi, so weit er die
Wahrheit ist und uns lehret, allermassen wir das Liecht alles unge-
heuchlet offenbaret, was und wie es ist, ohne Gleißnerey und Schmei-
cheley, also bringet JEsus alles an Tag ohne falsch, ob und wie weit
eines jeden Thun vor GOtt gelte und wie heilig und gerecht GOTT
seye, auch wie ihm alle Völcker zur Straff verpflichtet seyen e. 2.
Offenbahret diese himmlische Sonne nicht nur alles um sich herum,
sondern auch sich selbst, und macht durch solche Erkanntnuß viele

Gerechte,
a Col. I. 13.
b 2 Tim. I. 10.
c Ps. XLV. 3.
d Dan. IX. 24.
e Ps. XI. 10.

Die Sonne der Gerechtigkeit.
geiſtlich geurtheilet. Man kan niemanden die Sonnen beſchreiben,
wer ſie kennen will, muß ſie ſelbſt mit ſeinen eigenen Augen ſehen,
noch viel weniger kan man GOtt erkennen ohne GOtt, er muß ſelbſt
im Hertzen aufgehen: Kein Menſch vermag einem anderen die Schoͤ-
ne und das Weſen dieſes Liechts ins Hertz zudrucken, man muß das
GOtt uͤberlaſſen, dieſes iſt eines der groͤſten Wunder Wercken der
allerhoͤchſten Majeſtaͤt, der kans thun allein, welcher uns errettet hat
von der Oberkeit der Finſternuß, und hat uns verſetzt in das Reich
ſeines lieben Sohns a. JEſus Chriſtus iſt jetz geoffenbaret, der den
Tod zwar abgeſchafft, das Leben aber, und ein unvergaͤnglich Weſen
ans Liecht gebracht hat durchs Evangelium b. Wem es der H. Geiſt
nicht aus lauter Gnaden ſchenckt, daß er es alſo erfahrt und empfindt,
wie es die Heil, Schrifft uͤberall anzeigt, der weißt nicht was es iſt.

§. 5. 2. Jſt JEſus die Sonne der Gerechtigkeit. Solch TugendJEſus iſt
die Sonne
der Ge-
rechtig-
keit.

der Gerechtigkeit hat die leibliche Sonne nicht, dann ſie iſt ein lebloß
Geſchoͤpf, wie jedermann weiß. Hiermit aber ſtehet der Prophet nicht
ab von ſeinem Gleichnuß, ſondern will uns nur zu treffen geben, was
die ſichtliche Sonne in ſich habe, das der Gerechtigkeit in der Ori-
ginal-Sonn, der geiſtlichen wahren Sonn der Ewigkeit, gleiche, ſo
iſt zu wiſſen daß die Sonne mit ihrer Schoͤne und Reinigkeit abbildet
die Heiligkeit JEſu Chriſti, von dem es heißt: Du biſt ſchoͤner dann
die Menſchen-Kinder, Holdſeligkeit iſt ausgegoſſen in deine Lefftzen,
darum daß dich GOtt geſegnet hat in Ewigkeit c. JEſus iſt das Heilig-
thum ſelbſt d. Aber der Prophet will etwas mehrers ſagen; er will
reden von einer Sach die JEſus Chriſtus in ſich habe, die uns wohl
bekomme, deutlich vom Handel zu reden, ſo muß man im Sonnen-
Liecht 3. Ding bemercken. 1. Einfaͤltig das Liecht an und vor
ſich ſelbſt. So iſt die Sonne ein Bild JEſu Chriſti, ſo weit er die
Wahrheit iſt und uns lehret, allermaſſen wir das Liecht alles unge-
heuchlet offenbaret, was und wie es iſt, ohne Gleißnerey und Schmei-
cheley, alſo bringet JEſus alles an Tag ohne falſch, ob und wie weit
eines jeden Thun vor GOtt gelte und wie heilig und gerecht GOTT
ſeye, auch wie ihm alle Voͤlcker zur Straff verpflichtet ſeyen e. 2.
Offenbahret dieſe himmliſche Sonne nicht nur alles um ſich herum,
ſondern auch ſich ſelbſt, und macht durch ſolche Erkanntnuß viele

Gerechte,
a Col. I. 13.
b 2 Tim. I. 10.
c Pſ. XLV. 3.
d Dan. IX. 24.
e Pſ. XI. 10.
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[999/1095] Die Sonne der Gerechtigkeit. geiſtlich geurtheilet. Man kan niemanden die Sonnen beſchreiben, wer ſie kennen will, muß ſie ſelbſt mit ſeinen eigenen Augen ſehen, noch viel weniger kan man GOtt erkennen ohne GOtt, er muß ſelbſt im Hertzen aufgehen: Kein Menſch vermag einem anderen die Schoͤ- ne und das Weſen dieſes Liechts ins Hertz zudrucken, man muß das GOtt uͤberlaſſen, dieſes iſt eines der groͤſten Wunder Wercken der allerhoͤchſten Majeſtaͤt, der kans thun allein, welcher uns errettet hat von der Oberkeit der Finſternuß, und hat uns verſetzt in das Reich ſeines lieben Sohns a. JEſus Chriſtus iſt jetz geoffenbaret, der den Tod zwar abgeſchafft, das Leben aber, und ein unvergaͤnglich Weſen ans Liecht gebracht hat durchs Evangelium b. Wem es der H. Geiſt nicht aus lauter Gnaden ſchenckt, daß er es alſo erfahrt und empfindt, wie es die Heil, Schrifft uͤberall anzeigt, der weißt nicht was es iſt. §. 5. 2. Jſt JEſus die Sonne der Gerechtigkeit. Solch Tugend der Gerechtigkeit hat die leibliche Sonne nicht, dann ſie iſt ein lebloß Geſchoͤpf, wie jedermann weiß. Hiermit aber ſtehet der Prophet nicht ab von ſeinem Gleichnuß, ſondern will uns nur zu treffen geben, was die ſichtliche Sonne in ſich habe, das der Gerechtigkeit in der Ori- ginal-Sonn, der geiſtlichen wahren Sonn der Ewigkeit, gleiche, ſo iſt zu wiſſen daß die Sonne mit ihrer Schoͤne und Reinigkeit abbildet die Heiligkeit JEſu Chriſti, von dem es heißt: Du biſt ſchoͤner dann die Menſchen-Kinder, Holdſeligkeit iſt ausgegoſſen in deine Lefftzen, darum daß dich GOtt geſegnet hat in Ewigkeit c. JEſus iſt das Heilig- thum ſelbſt d. Aber der Prophet will etwas mehrers ſagen; er will reden von einer Sach die JEſus Chriſtus in ſich habe, die uns wohl bekomme, deutlich vom Handel zu reden, ſo muß man im Sonnen- Liecht 3. Ding bemercken. 1. Einfaͤltig das Liecht an und vor ſich ſelbſt. So iſt die Sonne ein Bild JEſu Chriſti, ſo weit er die Wahrheit iſt und uns lehret, allermaſſen wir das Liecht alles unge- heuchlet offenbaret, was und wie es iſt, ohne Gleißnerey und Schmei- cheley, alſo bringet JEſus alles an Tag ohne falſch, ob und wie weit eines jeden Thun vor GOtt gelte und wie heilig und gerecht GOTT ſeye, auch wie ihm alle Voͤlcker zur Straff verpflichtet ſeyen e. 2. Offenbahret dieſe himmliſche Sonne nicht nur alles um ſich herum, ſondern auch ſich ſelbſt, und macht durch ſolche Erkanntnuß viele Gerechte, JEſus iſt die Sonne der Ge- rechtig- keit. a Col. I. 13. b 2 Tim. I. 10. c Pſ. XLV. 3. d Dan. IX. 24. e Pſ. XI. 10.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1095>, abgerufen am 22.11.2024.