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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
haben. Es ist nicht genug zu bejammeren, daß elende Sünder, denen
es die allergröste Freude seyn solte, einer sanfften Lockung aus dem hol-
den Paradis zu folgen, also grob und unhöflich gegen der Göttlichen
Majestät erfahren, daß sie nur nicht ein klein wenig ihre Sachen zu-
rucksetzen wollen, um zu horchen was unser HErr JEsus Christus von
ihnen haben wolle und einige Zeit dazu zu nehmen, sich von der Le-
bens-Sonne beleuchten zu lassen: und aus dieser Ursach kommen die
allerwenigsten zur lebendigen Erkanntnuß des Sohns GOttes, also
daß sie den vollen Aufgang der Sonnen der Gerechtigkeit in ihrem Her-
tzens-Grund erlebeten; wovon die alten weit ein mehrers genossen, ich
sage von JEsu Gutthätigkeit und Erlösung, auf welche sie warteten
wie Thurn-Wächter auf den Morgen, die da wachen biß an den Mor-
gen a.

Das fünffte Capitel.
Von dem Aufgang dieser JEsus-Sonne.
Paulus schwunge sich als ein Schnee-weisser Adler gegen dieser
Sonn und verkündigte in allen Landen: Die Nacht sey vergangen,
der Tag aber herbey kommen b. Was bringt uns diesen seeligen Tag,
als eben dieser Sonnen Aufgang.
Wie JE-
sus, die
Sonne
aufgegan-
gen in sei-
ner Ge-
burt und
Leben.

§. 1. Diese Sonn ist aufgangen I. in seiner Geburt, in der Offen-
bahrung im Fleisch; in seiner hell-leuchtenden Lebre, in seinem Gött-
lichen Leben, Creutz Tod und Wunderen; dardurch JEsus alles so
heiter macht, daß ein Heils-begieriger leicht dabey sehen kan, den
schmalen kämmerlichen Weg in alles Wolgefallen GOttes und über-
fliessende Geniessung seiner wesentlichen Liebe, Freude und Heiligkeit;
Sie ist auch aufgegangen in seiner Aufferständnuß gantz unbetrübt frö-
lich, hell, rein ohne ein Stäubgen Sünd und Jammer; und in
seiner Himmelfahrt
hat JEsus seine Majestät über den Himmel erhaben,
ist durch sein eigen Blut in das Heiligthum eingegangen, nachdem
er eine ewige Erlösung zuwegen gebracht hat, und hat sich gesetzet zur
Rechten des Stuhls der Majestät im Himmel, nun zu erscheinen vor
dem Angesicht GOttes für uns c; Jn Sendung seines Heil. Geistes,
der da macht, daß der Freuden-Schein JEsu allenthalben durch-
dringt, und durchs Evangelium wie ein Blitz den Erd-Kreiß umleuch-
tet d, endlich schiene diese Sonn noch heller, nachdem Jerusa-

lem
a Ps. CXXX.
b Rom. XIII. 12.
c Hebr. VIII. 1. 9. 12. 24.
d Ap. Gesch. IX. 3.

Die Sonne der Gerechtigkeit.
haben. Es iſt nicht genug zu bejammeren, daß elende Suͤnder, denen
es die allergroͤſte Freude ſeyn ſolte, einer ſanfften Lockung aus dem hol-
den Paradis zu folgen, alſo grob und unhoͤflich gegen der Goͤttlichen
Majeſtaͤt erfahren, daß ſie nur nicht ein klein wenig ihre Sachen zu-
ruckſetzen wollen, um zu horchen was unſer HErr JEſus Chriſtus von
ihnen haben wolle und einige Zeit dazu zu nehmen, ſich von der Le-
bens-Sonne beleuchten zu laſſen: und aus dieſer Urſach kommen die
allerwenigſten zur lebendigen Erkanntnuß des Sohns GOttes, alſo
daß ſie den vollen Aufgang der Sonnen der Gerechtigkeit in ihrem Her-
tzens-Grund erlebeten; wovon die alten weit ein mehrers genoſſen, ich
ſage von JEſu Gutthaͤtigkeit und Erloͤſung, auf welche ſie warteten
wie Thurn-Waͤchter auf den Morgen, die da wachen biß an den Mor-
gen a.

Das fuͤnffte Capitel.
Von dem Aufgang dieſer JEſus-Sonne.
Paulus ſchwunge ſich als ein Schnee-weiſſer Adler gegen dieſer
Sonn und verkuͤndigte in allen Landen: Die Nacht ſey vergangen,
der Tag aber herbey kommen b. Was bringt uns dieſen ſeeligen Tag,
als eben dieſer Sonnen Aufgang.
Wie JE-
ſus, die
Sonne
aufgegan-
gen in ſei-
ner Ge-
burt und
Leben.

§. 1. Dieſe Sonn iſt aufgangen I. in ſeiner Geburt, in der Offen-
bahrung im Fleiſch; in ſeiner hell-leuchtenden Lebre, in ſeinem Goͤtt-
lichen Leben, Creutz Tod und Wunderen; dardurch JEſus alles ſo
heiter macht, daß ein Heils-begieriger leicht dabey ſehen kan, den
ſchmalen kaͤmmerlichen Weg in alles Wolgefallen GOttes und uͤber-
flieſſende Genieſſung ſeiner weſentlichen Liebe, Freude und Heiligkeit;
Sie iſt auch aufgegangen in ſeiner Aufferſtaͤndnuß gantz unbetruͤbt froͤ-
lich, hell, rein ohne ein Staͤubgen Suͤnd und Jammer; und in
ſeiner Himmelfahrt
hat JEſus ſeine Majeſtaͤt uͤber den Himmel erhaben,
iſt durch ſein eigen Blut in das Heiligthum eingegangen, nachdem
er eine ewige Erloͤſung zuwegen gebracht hat, und hat ſich geſetzet zur
Rechten des Stuhls der Majeſtaͤt im Himmel, nun zu erſcheinen vor
dem Angeſicht GOttes fuͤr uns c; Jn Sendung ſeines Heil. Geiſtes,
der da macht, daß der Freuden-Schein JEſu allenthalben durch-
dringt, und durchs Evangelium wie ein Blitz den Erd-Kreiß umleuch-
tet d, endlich ſchiene dieſe Sonn noch heller, nachdem Jeruſa-

lem
a Pſ. CXXX.
b Rom. XIII. 12.
c Hebr. VIII. 1. 9. 12. 24.
d Ap. Geſch. IX. 3.
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[1006/1102] Die Sonne der Gerechtigkeit. haben. Es iſt nicht genug zu bejammeren, daß elende Suͤnder, denen es die allergroͤſte Freude ſeyn ſolte, einer ſanfften Lockung aus dem hol- den Paradis zu folgen, alſo grob und unhoͤflich gegen der Goͤttlichen Majeſtaͤt erfahren, daß ſie nur nicht ein klein wenig ihre Sachen zu- ruckſetzen wollen, um zu horchen was unſer HErr JEſus Chriſtus von ihnen haben wolle und einige Zeit dazu zu nehmen, ſich von der Le- bens-Sonne beleuchten zu laſſen: und aus dieſer Urſach kommen die allerwenigſten zur lebendigen Erkanntnuß des Sohns GOttes, alſo daß ſie den vollen Aufgang der Sonnen der Gerechtigkeit in ihrem Her- tzens-Grund erlebeten; wovon die alten weit ein mehrers genoſſen, ich ſage von JEſu Gutthaͤtigkeit und Erloͤſung, auf welche ſie warteten wie Thurn-Waͤchter auf den Morgen, die da wachen biß an den Mor- gen a. Das fuͤnffte Capitel. Von dem Aufgang dieſer JEſus-Sonne. Paulus ſchwunge ſich als ein Schnee-weiſſer Adler gegen dieſer Sonn und verkuͤndigte in allen Landen: Die Nacht ſey vergangen, der Tag aber herbey kommen b. Was bringt uns dieſen ſeeligen Tag, als eben dieſer Sonnen Aufgang. §. 1. Dieſe Sonn iſt aufgangen I. in ſeiner Geburt, in der Offen- bahrung im Fleiſch; in ſeiner hell-leuchtenden Lebre, in ſeinem Goͤtt- lichen Leben, Creutz Tod und Wunderen; dardurch JEſus alles ſo heiter macht, daß ein Heils-begieriger leicht dabey ſehen kan, den ſchmalen kaͤmmerlichen Weg in alles Wolgefallen GOttes und uͤber- flieſſende Genieſſung ſeiner weſentlichen Liebe, Freude und Heiligkeit; Sie iſt auch aufgegangen in ſeiner Aufferſtaͤndnuß gantz unbetruͤbt froͤ- lich, hell, rein ohne ein Staͤubgen Suͤnd und Jammer; und in ſeiner Himmelfahrt hat JEſus ſeine Majeſtaͤt uͤber den Himmel erhaben, iſt durch ſein eigen Blut in das Heiligthum eingegangen, nachdem er eine ewige Erloͤſung zuwegen gebracht hat, und hat ſich geſetzet zur Rechten des Stuhls der Majeſtaͤt im Himmel, nun zu erſcheinen vor dem Angeſicht GOttes fuͤr uns c; Jn Sendung ſeines Heil. Geiſtes, der da macht, daß der Freuden-Schein JEſu allenthalben durch- dringt, und durchs Evangelium wie ein Blitz den Erd-Kreiß umleuch- tet d, endlich ſchiene dieſe Sonn noch heller, nachdem Jeruſa- lem a Pſ. CXXX. b Rom. XIII. 12. c Hebr. VIII. 1. 9. 12. 24. d Ap. Geſch. IX. 3.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1006. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1102>, abgerufen am 22.11.2024.