auch nicht, daß sie der höllischen Schlange mit dem Zucker der Welt- Freude und Ehre bestreutes Gifft, in fleischlicher Begierde in sich schlucken, und daß ihre Jugend-Lüste des Teuffels-Ketten seynd, in welche sie zu seinem höllischen Kurtzweil und Affenspiel als ein Wild in das Garn lauffen a; Weilen sie nun der Gott dieser Welt mit seinem Lust-Magnet immer tieffer in die Welt, als die rechte Vor- hölle hinein zeucht, so kommt ihnen dieselbe immer grösser, majestä- tischer, lustiger und herrlicher, hingegen JESUS, sammt der Frucht des Heiligen Geistes immer abgeschmackter vor;
§. 16. Dessen aber werden sie nicht gewahr, weilen ihnen Sata-Ursachen warum man dessen nicht ge- wahr wird. nas Jahr aus Jahr ein ein todt Bild von JESU und seiner Er- lösung, als eine gewaltige Stützen seines Reichs im Gehirn lässet, mit welchem sie sich gegen allen, auch die allerentsetzlichsten Drohun- gen wehren und verthädigen. Wann dann GOTT vom Himmel donnert, und mit einem Eyd bezeuget, es solle keiner sein Angesicht schauen ohne Heiligung, so, daß das Gewissen anfangt zu zittern und zu zweifflen, wie es vor GOttes majestätischem Richters-Thron ablauffen möchte. Alsdann fliehen die elende Thoren zu diesem Bild, das tröstet sie dann; es habe keine Gefahr, sie glauben an Christum b. Ey ein sauberer und herrlicher Glaub, davon weder JEsus, noch seine Apostel, noch unsere selige Reformatoren nicht das geringste gewußt haben; und hiemit bleibt die Seele ins Teuf- fels-Klauen, entfremdet von JESU Leben und Gemeinschafft, in vollkommenem Ungehorsam gegen seinem Evangelio, ja, noch in der unverantwortlichen Gottslästerung, als ob JEsus, der Heilige, in die Welt kommen wäre, die Forcht und Liebe seines himmlischen Vatters auszutilgen, daß, obschon der Mensch weltlich lebe, fleisch- lich gesinnet sey, und also GOttes allerheiligsten nnd seligsten Wil- len hindansetze, er dennoch kein Straff zu befahren habe. Welche Meynung von niemand anders, als von den ärgsten Rebellen und Feinden der Herrlichkeit GOttes, seines Sohns JESU, und un- sers Heils, ihren Ursprung haben kan.
§. 17. Sehet dann! ob dieses nicht das allertieffste Elend und Ver-Jst das al- lertieffste Verder- ben. derben sey, daß ein Paradeiß, ein überschwenglicher Uberfluß aller göttlichen Herrlichkeiten und Vergnügungen, und der Mensch sel- biges nicht einmal begehren, will geschweigen suchen will; daß ein
Hölle,
a 2 Tim. II.
bJoh. II. 1 Joh. V. Jac. II.
Evangelii JESU.
auch nicht, daß ſie der hoͤlliſchen Schlange mit dem Zucker der Welt- Freude und Ehre beſtreutes Gifft, in fleiſchlicher Begierde in ſich ſchlucken, und daß ihre Jugend-Luͤſte des Teuffels-Ketten ſeynd, in welche ſie zu ſeinem hoͤlliſchen Kurtzweil und Affenſpiel als ein Wild in das Garn lauffen a; Weilen ſie nun der Gott dieſer Welt mit ſeinem Luſt-Magnet immer tieffer in die Welt, als die rechte Vor- hoͤlle hinein zeucht, ſo kommt ihnen dieſelbe immer groͤſſer, majeſtaͤ- tiſcher, luſtiger und herrlicher, hingegen JESUS, ſammt der Frucht des Heiligen Geiſtes immer abgeſchmackter vor;
§. 16. Deſſen aber werden ſie nicht gewahr, weilen ihnen Sata-Urſachen warum man deſſen nicht ge- wahr wird. nas Jahr aus Jahr ein ein todt Bild von JESU und ſeiner Er- loͤſung, als eine gewaltige Stuͤtzen ſeines Reichs im Gehirn laͤſſet, mit welchem ſie ſich gegen allen, auch die allerentſetzlichſten Drohun- gen wehren und verthaͤdigen. Wann dann GOTT vom Himmel donnert, und mit einem Eyd bezeuget, es ſolle keiner ſein Angeſicht ſchauen ohne Heiligung, ſo, daß das Gewiſſen anfangt zu zittern und zu zweifflen, wie es vor GOttes majeſtaͤtiſchem Richters-Thron ablauffen moͤchte. Alsdann fliehen die elende Thoren zu dieſem Bild, das troͤſtet ſie dann; es habe keine Gefahr, ſie glauben an Chriſtum b. Ey ein ſauberer und herrlicher Glaub, davon weder JEſus, noch ſeine Apoſtel, noch unſere ſelige Reformatoren nicht das geringſte gewußt haben; und hiemit bleibt die Seele ins Teuf- fels-Klauen, entfremdet von JESU Leben und Gemeinſchafft, in vollkommenem Ungehorſam gegen ſeinem Evangelio, ja, noch in der unverantwortlichen Gottslaͤſterung, als ob JEſus, der Heilige, in die Welt kommen waͤre, die Forcht und Liebe ſeines himmliſchen Vatters auszutilgen, daß, obſchon der Menſch weltlich lebe, fleiſch- lich geſinnet ſey, und alſo GOttes allerheiligſten nnd ſeligſten Wil- len hindanſetze, er dennoch kein Straff zu befahren habe. Welche Meynung von niemand anders, als von den aͤrgſten Rebellen und Feinden der Herrlichkeit GOttes, ſeines Sohns JESU, und un- ſers Heils, ihren Urſprung haben kan.
§. 17. Sehet dann! ob dieſes nicht das allertieffſte Elend und Ver-Jſt das al- lertieffſte Verder- ben. derben ſey, daß ein Paradeiß, ein uͤberſchwenglicher Uberfluß aller goͤttlichen Herrlichkeiten und Vergnuͤgungen, und der Menſch ſel- biges nicht einmal begehren, will geſchweigen ſuchen will; daß ein
Hoͤlle,
a 2 Tim. II.
bJoh. II. 1 Joh. V. Jac. II.
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[15/0111]
Evangelii JESU.
auch nicht, daß ſie der hoͤlliſchen Schlange mit dem Zucker der Welt-
Freude und Ehre beſtreutes Gifft, in fleiſchlicher Begierde in ſich
ſchlucken, und daß ihre Jugend-Luͤſte des Teuffels-Ketten ſeynd, in
welche ſie zu ſeinem hoͤlliſchen Kurtzweil und Affenſpiel als ein Wild
in das Garn lauffen a; Weilen ſie nun der Gott dieſer Welt mit
ſeinem Luſt-Magnet immer tieffer in die Welt, als die rechte Vor-
hoͤlle hinein zeucht, ſo kommt ihnen dieſelbe immer groͤſſer, majeſtaͤ-
tiſcher, luſtiger und herrlicher, hingegen JESUS, ſammt der
Frucht des Heiligen Geiſtes immer abgeſchmackter vor;
§. 16. Deſſen aber werden ſie nicht gewahr, weilen ihnen Sata-
nas Jahr aus Jahr ein ein todt Bild von JESU und ſeiner Er-
loͤſung, als eine gewaltige Stuͤtzen ſeines Reichs im Gehirn laͤſſet,
mit welchem ſie ſich gegen allen, auch die allerentſetzlichſten Drohun-
gen wehren und verthaͤdigen. Wann dann GOTT vom Himmel
donnert, und mit einem Eyd bezeuget, es ſolle keiner ſein Angeſicht
ſchauen ohne Heiligung, ſo, daß das Gewiſſen anfangt zu zittern
und zu zweifflen, wie es vor GOttes majeſtaͤtiſchem Richters-Thron
ablauffen moͤchte. Alsdann fliehen die elende Thoren zu dieſem
Bild, das troͤſtet ſie dann; es habe keine Gefahr, ſie glauben an
Chriſtum b. Ey ein ſauberer und herrlicher Glaub, davon weder
JEſus, noch ſeine Apoſtel, noch unſere ſelige Reformatoren nicht
das geringſte gewußt haben; und hiemit bleibt die Seele ins Teuf-
fels-Klauen, entfremdet von JESU Leben und Gemeinſchafft, in
vollkommenem Ungehorſam gegen ſeinem Evangelio, ja, noch in der
unverantwortlichen Gottslaͤſterung, als ob JEſus, der Heilige, in
die Welt kommen waͤre, die Forcht und Liebe ſeines himmliſchen
Vatters auszutilgen, daß, obſchon der Menſch weltlich lebe, fleiſch-
lich geſinnet ſey, und alſo GOttes allerheiligſten nnd ſeligſten Wil-
len hindanſetze, er dennoch kein Straff zu befahren habe. Welche
Meynung von niemand anders, als von den aͤrgſten Rebellen und
Feinden der Herrlichkeit GOttes, ſeines Sohns JESU, und un-
ſers Heils, ihren Urſprung haben kan.
Urſachen
warum
man deſſen
nicht ge-
wahr
wird.
§. 17. Sehet dann! ob dieſes nicht das allertieffſte Elend und Ver-
derben ſey, daß ein Paradeiß, ein uͤberſchwenglicher Uberfluß aller
goͤttlichen Herrlichkeiten und Vergnuͤgungen, und der Menſch ſel-
biges nicht einmal begehren, will geſchweigen ſuchen will; daß ein
Hoͤlle,
Jſt das al-
lertieffſte
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ben.
a 2 Tim. II.
b Joh. II. 1 Joh. V. Jac. II.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/111>, abgerufen am 21.11.2024.
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