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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
warum
und wie
der Glaub
ein Essen
heisse.
liche, völlige, aufrichtige und tieffe Beruhigung und Zuversicht un-
sers Willens, der JEsum Christum annimmt, umfasset und im Ge-
nuß Christi zu frieden ist, ein solcher isset.

Die Ursachen aber, warum der Glaub ein Essen genennet wird,
sind folgende. 1. Wer essen will muß die Speise würcklich haben,
also empfahet der Glaub JEsum und alle seine Güter. 2. Essen stil-
let den Hunger, also sättiget und vergnüget das vollkommene Ver-
trauen in JEsum Christum mein Verlangen, so ich habe, daß JE-
sus mein und ich sein seye. 3. Das Essen vereiniget die Speise mit
dem Leib durch die Däuung der natürlichen Magen-Hitz und Safft;
ebenmäßig vereiniget uns der Glaub durch seine völlige Beruhigung
mit JEsu und gibt ihn der Liebe zu verdäuen nach der Lehre a. Al-
so daß Christus wohne durch den Glauben in euere Hertzen: auch er-
kennen die Liebe Christi, welche doch höher ist dann daß man sie er-
kennen möge: 4. Essen zertheilt die Speise innigst im gantzen Leib
herum, gleichfalls verschaffet der durch den lieb-thätigen Glauben in
uns wohnende Christus daß wir ein Geist mit ihme werden und er-
füllet mit allerley Fülle GOttes; Demnach es dem Vatter gefallen,
daß in JEsum Christum alle Fülle wohne, so ist gewiß daß der Glaube
etwas von dieser Fülle in uns hineinbringe, durch JEsu Einwohnung,
welche durch Liebe starck und empfindlich wird.

Schlüßlich ist JEsus dem Glauben eine wol zubereitete und schmack-
haffte Speise in seinem gantzen Mittler-Amt, ja alles, was an JE-
su ist, ist überall eine köstliche niedliche Tracht in der allereinigsten
Vereinigung als wie zwischen GOtt dem Vatter und JEsu ist.

Der Unterscheid im geistlichen und leiblichen Essen ist, daß die leib-
liche Speise in unser Fleisch und Blut verwandlet wird, das Lebens-
Brod hingegen, weilen es stärcker ist als wir, so verwandlet es den
Essenden in sich, JEsus verg'staltet uns in sein Bild von einer Klarheit
zur anderen durch den heiligen Geist b. Jch lebe nicht mehr, sagt Paulus,
sondern Christus lebet in mir. Dann was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe
ich in dem Glauben an den Sohn GOttes: der mich geliebet, und sich
selbst für mich dargegeben hat c. Dieses führet uns zum zweyten Puncten.

Sterben
ist Finster-
nuß, Leben
ist Liecht.

§. 5. Was das seye um JEsu willen oder durch JEsum leben? Man
sagt von vier Dingen, was sterben oder leben seye.

a) Ster-
a Eph. III. 17-19.
b 2 Cor. III. 18.
c Gal. II. 20.

Lebens-Mahlzeit.
warum
und wie
der Glaub
ein Eſſen
heiſſe.
liche, voͤllige, aufrichtige und tieffe Beruhigung und Zuverſicht un-
ſers Willens, der JEſum Chriſtum annimmt, umfaſſet und im Ge-
nuß Chriſti zu frieden iſt, ein ſolcher iſſet.

Die Urſachen aber, warum der Glaub ein Eſſen genennet wird,
ſind folgende. 1. Wer eſſen will muß die Speiſe wuͤrcklich haben,
alſo empfahet der Glaub JEſum und alle ſeine Guͤter. 2. Eſſen ſtil-
let den Hunger, alſo ſaͤttiget und vergnuͤget das vollkommene Ver-
trauen in JEſum Chriſtum mein Verlangen, ſo ich habe, daß JE-
ſus mein und ich ſein ſeye. 3. Das Eſſen vereiniget die Speiſe mit
dem Leib durch die Daͤuung der natuͤrlichen Magen-Hitz und Safft;
ebenmaͤßig vereiniget uns der Glaub durch ſeine voͤllige Beruhigung
mit JEſu und gibt ihn der Liebe zu verdaͤuen nach der Lehre a. Al-
ſo daß Chriſtus wohne durch den Glauben in euere Hertzen: auch er-
kennen die Liebe Chriſti, welche doch hoͤher iſt dann daß man ſie er-
kennen moͤge: 4. Eſſen zertheilt die Speiſe innigſt im gantzen Leib
herum, gleichfalls verſchaffet der durch den lieb-thaͤtigen Glauben in
uns wohnende Chriſtus daß wir ein Geiſt mit ihme werden und er-
fuͤllet mit allerley Fuͤlle GOttes; Demnach es dem Vatter gefallen,
daß in JEſum Chriſtum alle Fuͤlle wohne, ſo iſt gewiß daß der Glaube
etwas von dieſer Fuͤlle in uns hineinbringe, durch JEſu Einwohnung,
welche durch Liebe ſtarck und empfindlich wird.

Schluͤßlich iſt JEſus dem Glauben eine wol zubereitete und ſchmack-
haffte Speiſe in ſeinem gantzen Mittler-Amt, ja alles, was an JE-
ſu iſt, iſt uͤberall eine koͤſtliche niedliche Tracht in der allereinigſten
Vereinigung als wie zwiſchen GOtt dem Vatter und JEſu iſt.

Der Unterſcheid im geiſtlichen und leiblichen Eſſen iſt, daß die leib-
liche Speiſe in unſer Fleiſch und Blut verwandlet wird, das Lebens-
Brod hingegen, weilen es ſtaͤrcker iſt als wir, ſo verwandlet es den
Eſſenden in ſich, JEſus verg’ſtaltet uns in ſein Bild von einer Klarheit
zur anderen durch den heiligen Geiſt b. Jch lebe nicht mehr, ſagt Paulus,
ſondern Chriſtus lebet in mir. Dann was ich jetzt lebe im Fleiſch, das lebe
ich in dem Glauben an den Sohn GOttes: der mich geliebet, und ſich
ſelbſt fuͤr mich dargegeben hat c. Dieſes fuͤhret uns zum zweyten Puncten.

Sterben
iſt Finſter-
nuß, Leben
iſt Liecht.

§. 5. Was das ſeye um JEſu willen oder durch JEſum leben? Man
ſagt von vier Dingen, was ſterben oder leben ſeye.

a) Ster-
a Eph. III. 17-19.
b 2 Cor. III. 18.
c Gal. II. 20.
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[1034/1130] Lebens-Mahlzeit. liche, voͤllige, aufrichtige und tieffe Beruhigung und Zuverſicht un- ſers Willens, der JEſum Chriſtum annimmt, umfaſſet und im Ge- nuß Chriſti zu frieden iſt, ein ſolcher iſſet. warum und wie der Glaub ein Eſſen heiſſe. Die Urſachen aber, warum der Glaub ein Eſſen genennet wird, ſind folgende. 1. Wer eſſen will muß die Speiſe wuͤrcklich haben, alſo empfahet der Glaub JEſum und alle ſeine Guͤter. 2. Eſſen ſtil- let den Hunger, alſo ſaͤttiget und vergnuͤget das vollkommene Ver- trauen in JEſum Chriſtum mein Verlangen, ſo ich habe, daß JE- ſus mein und ich ſein ſeye. 3. Das Eſſen vereiniget die Speiſe mit dem Leib durch die Daͤuung der natuͤrlichen Magen-Hitz und Safft; ebenmaͤßig vereiniget uns der Glaub durch ſeine voͤllige Beruhigung mit JEſu und gibt ihn der Liebe zu verdaͤuen nach der Lehre a. Al- ſo daß Chriſtus wohne durch den Glauben in euere Hertzen: auch er- kennen die Liebe Chriſti, welche doch hoͤher iſt dann daß man ſie er- kennen moͤge: 4. Eſſen zertheilt die Speiſe innigſt im gantzen Leib herum, gleichfalls verſchaffet der durch den lieb-thaͤtigen Glauben in uns wohnende Chriſtus daß wir ein Geiſt mit ihme werden und er- fuͤllet mit allerley Fuͤlle GOttes; Demnach es dem Vatter gefallen, daß in JEſum Chriſtum alle Fuͤlle wohne, ſo iſt gewiß daß der Glaube etwas von dieſer Fuͤlle in uns hineinbringe, durch JEſu Einwohnung, welche durch Liebe ſtarck und empfindlich wird. Schluͤßlich iſt JEſus dem Glauben eine wol zubereitete und ſchmack- haffte Speiſe in ſeinem gantzen Mittler-Amt, ja alles, was an JE- ſu iſt, iſt uͤberall eine koͤſtliche niedliche Tracht in der allereinigſten Vereinigung als wie zwiſchen GOtt dem Vatter und JEſu iſt. Der Unterſcheid im geiſtlichen und leiblichen Eſſen iſt, daß die leib- liche Speiſe in unſer Fleiſch und Blut verwandlet wird, das Lebens- Brod hingegen, weilen es ſtaͤrcker iſt als wir, ſo verwandlet es den Eſſenden in ſich, JEſus verg’ſtaltet uns in ſein Bild von einer Klarheit zur anderen durch den heiligen Geiſt b. Jch lebe nicht mehr, ſagt Paulus, ſondern Chriſtus lebet in mir. Dann was ich jetzt lebe im Fleiſch, das lebe ich in dem Glauben an den Sohn GOttes: der mich geliebet, und ſich ſelbſt fuͤr mich dargegeben hat c. Dieſes fuͤhret uns zum zweyten Puncten. §. 5. Was das ſeye um JEſu willen oder durch JEſum leben? Man ſagt von vier Dingen, was ſterben oder leben ſeye. a) Ster- a Eph. III. 17-19. b 2 Cor. III. 18. c Gal. II. 20.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1130>, abgerufen am 22.11.2024.