Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Mahlzeit.
so ist auch kein Christliche Religion, mithin hat der Gerechte in jener
Welt nicht minder als der Gottlose, weilen sie auf die Weise beyde
nichts haben würden: Jst hingegen diese Rede gewiß und werth, daß
sie in allweg angenommen werde, daß Christus JEsus in die Welt
kommen seye, die Sünder seelig zu machen, so ist der Schaden, die
Trübsal und Angst eines Unglaubigen grösser, als der Sand des
Meers.

§. 2. Aber GOtt seye ewig Lob, Preiß und Danck, daß JEsusWie viel
die Zu-
kunfft
JEsu im
Fleisch
Gutes
bey uns
schaffet,

zu uns kommen, unser Bruder und Blut-Rächer worden, der den
vorsetzlichen, boßhafftigen Mord des Teufels, den er an uns began-
gen, gerochen und täglich rächet, in dem er alle Köpffe dieses hölli-
schen Ungeheurs durch die Krafft des Heil. Geistes verderbet, den
Pfauen-Kopff des Hochmuths mit dem Messer der Beschneidung die
ohne Haut geschiehet, wegnimmet, den Hunds-Kopff des Neids
mit dem Feur-flammenden Schwerdt seiner brennenden Liebe abhauet,
den Schweins-Kopff der Wollust mit dem Beil seiner heiligen Forcht
wegschlagt, den Schlangen-Kopff der Falschheit, Arglist und Heu-
cheley seinem eisern Scepter zermörselet und mit dem Fuß seiner gött-
lichen Krafft und geraden Tauben Einfalt zerquetschet, den uner-
sättlichen Wolff-Rachen des Geitzes mit Staub und Aeschen wah-
rer Buß und mit dem Glauben seiner Allgenugsamkeit zustopfet;
den Drachen-Kopff des Grimmes, Hasses, Rachgier mit unüber-
windlicher Sanfftmuth und Gedult als wie mit einem Keulen zer-
schmetteret; auch dem Essels-Kopff der trägen Faulheit und Unlust
zu allem Guten das Genick einschlagt mit dem Hammer der angedro-
heten erschrecklichen Gerichten und ewigen Straffen; endlich alle
Brut und Höllen-Geschmeiß allerhand unnützer, eiteler Sinnen und
Gedancken, so die Würtzlein der geheimsten Glaubens- und Liebes-
Begierden zernagen, mit Eingiessung des himmelischen Gnaden-
Oels vertilget, umbringt und gäntzlich ausrottet, damit der Perlen-
Baum in der Seelen nicht verderbe, fein safftig und frisch bleibe und
herrlich blühe.

§. 3. Solches suchet der Feind in allen Seelen zu hinteren, darumwird mit
dem
Exempel
eines
Gärtners
erläutert.

er heimlich unter denen Wurtzeln nistelt, mithin das Safft, so sie
aus JEsu und seinen Verheissungen beständig ziehen sollen, aufhalt,
in dem diese vom verborgenen Unziefer entkräfftete Würtzelein nichts

oder
Q q q q q q 3

Lebens-Mahlzeit.
ſo iſt auch kein Chriſtliche Religion, mithin hat der Gerechte in jener
Welt nicht minder als der Gottloſe, weilen ſie auf die Weiſe beyde
nichts haben wuͤrden: Jſt hingegen dieſe Rede gewiß und werth, daß
ſie in allweg angenommen werde, daß Chriſtus JEſus in die Welt
kommen ſeye, die Suͤnder ſeelig zu machen, ſo iſt der Schaden, die
Truͤbſal und Angſt eines Unglaubigen groͤſſer, als der Sand des
Meers.

§. 2. Aber GOtt ſeye ewig Lob, Preiß und Danck, daß JEſusWie viel
die Zu-
kunfft
JEſu im
Fleiſch
Gutes
bey uns
ſchaffet,

zu uns kommen, unſer Bruder und Blut-Raͤcher worden, der den
vorſetzlichen, boßhafftigen Mord des Teufels, den er an uns began-
gen, gerochen und taͤglich raͤchet, in dem er alle Koͤpffe dieſes hoͤlli-
ſchen Ungeheurs durch die Krafft des Heil. Geiſtes verderbet, den
Pfauen-Kopff des Hochmuths mit dem Meſſer der Beſchneidung die
ohne Haut geſchiehet, wegnimmet, den Hunds-Kopff des Neids
mit dem Feur-flammenden Schwerdt ſeiner brennenden Liebe abhauet,
den Schweins-Kopff der Wolluſt mit dem Beil ſeiner heiligen Forcht
wegſchlagt, den Schlangen-Kopff der Falſchheit, Argliſt und Heu-
cheley ſeinem eiſern Scepter zermoͤrſelet und mit dem Fuß ſeiner goͤtt-
lichen Krafft und geraden Tauben Einfalt zerquetſchet, den uner-
ſaͤttlichen Wolff-Rachen des Geitzes mit Staub und Aeſchen wah-
rer Buß und mit dem Glauben ſeiner Allgenugſamkeit zuſtopfet;
den Drachen-Kopff des Grimmes, Haſſes, Rachgier mit unuͤber-
windlicher Sanfftmuth und Gedult als wie mit einem Keulen zer-
ſchmetteret; auch dem Eſſels-Kopff der traͤgen Faulheit und Unluſt
zu allem Guten das Genick einſchlagt mit dem Hammer der angedro-
heten erſchrecklichen Gerichten und ewigen Straffen; endlich alle
Brut und Hoͤllen-Geſchmeiß allerhand unnuͤtzer, eiteler Sinnen und
Gedancken, ſo die Wuͤrtzlein der geheimſten Glaubens- und Liebes-
Begierden zernagen, mit Eingieſſung des himmeliſchen Gnaden-
Oels vertilget, umbringt und gaͤntzlich ausrottet, damit der Perlen-
Baum in der Seelen nicht verderbe, fein ſafftig und friſch bleibe und
herrlich bluͤhe.

§. 3. Solches ſuchet der Feind in allen Seelen zu hinteren, darumwird mit
dem
Exempel
eines
Gaͤrtners
erlaͤutert.

er heimlich unter denen Wurtzeln niſtelt, mithin das Safft, ſo ſie
aus JEſu und ſeinen Verheiſſungen beſtaͤndig ziehen ſollen, aufhalt,
in dem dieſe vom verborgenen Unziefer entkraͤfftete Wuͤrtzelein nichts

oder
Q q q q q q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1141" n="1045"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Mahlzeit.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t auch kein Chri&#x017F;tliche Religion, mithin hat der Gerechte in jener<lb/>
Welt nicht minder als der Gottlo&#x017F;e, weilen &#x017F;ie auf die Wei&#x017F;e beyde<lb/>
nichts haben wu&#x0364;rden: J&#x017F;t hingegen die&#x017F;e Rede gewiß und werth, daß<lb/>
&#x017F;ie in allweg angenommen werde, daß Chri&#x017F;tus JE&#x017F;us in die Welt<lb/>
kommen &#x017F;eye, die Su&#x0364;nder &#x017F;eelig zu machen, &#x017F;o i&#x017F;t der Schaden, die<lb/>
Tru&#x0364;b&#x017F;al und Ang&#x017F;t eines Unglaubigen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als der Sand des<lb/>
Meers.</p><lb/>
          <p>§. 2. Aber GOtt &#x017F;eye ewig Lob, Preiß und Danck, daß JE&#x017F;us<note place="right">Wie viel<lb/>
die Zu-<lb/>
kunfft<lb/>
JE&#x017F;u im<lb/>
Flei&#x017F;ch<lb/>
Gutes<lb/>
bey uns<lb/>
&#x017F;chaffet,</note><lb/>
zu uns kommen, un&#x017F;er Bruder und Blut-Ra&#x0364;cher worden, der den<lb/>
vor&#x017F;etzlichen, boßhafftigen Mord des Teufels, den er an uns began-<lb/>
gen, gerochen und ta&#x0364;glich ra&#x0364;chet, in dem er alle Ko&#x0364;pffe die&#x017F;es ho&#x0364;lli-<lb/>
&#x017F;chen Ungeheurs durch die Krafft des Heil. Gei&#x017F;tes verderbet, den<lb/>
Pfauen-Kopff des Hochmuths mit dem Me&#x017F;&#x017F;er der Be&#x017F;chneidung die<lb/>
ohne Haut ge&#x017F;chiehet, wegnimmet, den Hunds-Kopff des Neids<lb/>
mit dem Feur-flammenden Schwerdt &#x017F;einer brennenden Liebe abhauet,<lb/>
den Schweins-Kopff der Wollu&#x017F;t mit dem Beil &#x017F;einer heiligen Forcht<lb/>
weg&#x017F;chlagt, den Schlangen-Kopff der Fal&#x017F;chheit, Argli&#x017F;t und Heu-<lb/>
cheley &#x017F;einem ei&#x017F;ern Scepter zermo&#x0364;r&#x017F;elet und mit dem Fuß &#x017F;einer go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Krafft und geraden Tauben Einfalt zerquet&#x017F;chet, den uner-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ttlichen Wolff-Rachen des Geitzes mit Staub und Ae&#x017F;chen wah-<lb/>
rer Buß und mit dem Glauben &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Allgenug&#x017F;amkeit</hi> zu&#x017F;topfet;<lb/>
den Drachen-Kopff des Grimmes, Ha&#x017F;&#x017F;es, Rachgier mit unu&#x0364;ber-<lb/>
windlicher Sanfftmuth und Gedult als wie mit einem Keulen zer-<lb/>
&#x017F;chmetteret; auch dem E&#x017F;&#x017F;els-Kopff der tra&#x0364;gen Faulheit und Unlu&#x017F;t<lb/>
zu allem Guten das Genick ein&#x017F;chlagt mit dem Hammer der angedro-<lb/>
heten er&#x017F;chrecklichen Gerichten und ewigen Straffen; endlich alle<lb/>
Brut und Ho&#x0364;llen-Ge&#x017F;chmeiß allerhand unnu&#x0364;tzer, eiteler Sinnen und<lb/>
Gedancken, &#x017F;o die Wu&#x0364;rtzlein der geheim&#x017F;ten Glaubens- und Liebes-<lb/>
Begierden zernagen, mit Eingie&#x017F;&#x017F;ung des himmeli&#x017F;chen Gnaden-<lb/>
Oels vertilget, umbringt und ga&#x0364;ntzlich ausrottet, damit der Perlen-<lb/>
Baum in der Seelen nicht verderbe, fein &#x017F;afftig und fri&#x017F;ch bleibe und<lb/>
herrlich blu&#x0364;he.</p><lb/>
          <p>§. 3. Solches &#x017F;uchet der Feind in allen Seelen zu hinteren, darum<note place="right">wird mit<lb/>
dem<lb/>
Exempel<lb/>
eines<lb/>
Ga&#x0364;rtners<lb/>
erla&#x0364;utert.</note><lb/>
er heimlich unter denen Wurtzeln ni&#x017F;telt, mithin das Safft, &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
aus JE&#x017F;u und &#x017F;einen Verhei&#x017F;&#x017F;ungen be&#x017F;ta&#x0364;ndig ziehen &#x017F;ollen, aufhalt,<lb/>
in dem die&#x017F;e vom verborgenen Unziefer entkra&#x0364;fftete Wu&#x0364;rtzelein nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q q q q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1045/1141] Lebens-Mahlzeit. ſo iſt auch kein Chriſtliche Religion, mithin hat der Gerechte in jener Welt nicht minder als der Gottloſe, weilen ſie auf die Weiſe beyde nichts haben wuͤrden: Jſt hingegen dieſe Rede gewiß und werth, daß ſie in allweg angenommen werde, daß Chriſtus JEſus in die Welt kommen ſeye, die Suͤnder ſeelig zu machen, ſo iſt der Schaden, die Truͤbſal und Angſt eines Unglaubigen groͤſſer, als der Sand des Meers. §. 2. Aber GOtt ſeye ewig Lob, Preiß und Danck, daß JEſus zu uns kommen, unſer Bruder und Blut-Raͤcher worden, der den vorſetzlichen, boßhafftigen Mord des Teufels, den er an uns began- gen, gerochen und taͤglich raͤchet, in dem er alle Koͤpffe dieſes hoͤlli- ſchen Ungeheurs durch die Krafft des Heil. Geiſtes verderbet, den Pfauen-Kopff des Hochmuths mit dem Meſſer der Beſchneidung die ohne Haut geſchiehet, wegnimmet, den Hunds-Kopff des Neids mit dem Feur-flammenden Schwerdt ſeiner brennenden Liebe abhauet, den Schweins-Kopff der Wolluſt mit dem Beil ſeiner heiligen Forcht wegſchlagt, den Schlangen-Kopff der Falſchheit, Argliſt und Heu- cheley ſeinem eiſern Scepter zermoͤrſelet und mit dem Fuß ſeiner goͤtt- lichen Krafft und geraden Tauben Einfalt zerquetſchet, den uner- ſaͤttlichen Wolff-Rachen des Geitzes mit Staub und Aeſchen wah- rer Buß und mit dem Glauben ſeiner Allgenugſamkeit zuſtopfet; den Drachen-Kopff des Grimmes, Haſſes, Rachgier mit unuͤber- windlicher Sanfftmuth und Gedult als wie mit einem Keulen zer- ſchmetteret; auch dem Eſſels-Kopff der traͤgen Faulheit und Unluſt zu allem Guten das Genick einſchlagt mit dem Hammer der angedro- heten erſchrecklichen Gerichten und ewigen Straffen; endlich alle Brut und Hoͤllen-Geſchmeiß allerhand unnuͤtzer, eiteler Sinnen und Gedancken, ſo die Wuͤrtzlein der geheimſten Glaubens- und Liebes- Begierden zernagen, mit Eingieſſung des himmeliſchen Gnaden- Oels vertilget, umbringt und gaͤntzlich ausrottet, damit der Perlen- Baum in der Seelen nicht verderbe, fein ſafftig und friſch bleibe und herrlich bluͤhe. Wie viel die Zu- kunfft JEſu im Fleiſch Gutes bey uns ſchaffet, §. 3. Solches ſuchet der Feind in allen Seelen zu hinteren, darum er heimlich unter denen Wurtzeln niſtelt, mithin das Safft, ſo ſie aus JEſu und ſeinen Verheiſſungen beſtaͤndig ziehen ſollen, aufhalt, in dem dieſe vom verborgenen Unziefer entkraͤfftete Wuͤrtzelein nichts oder wird mit dem Exempel eines Gaͤrtners erlaͤutert. Q q q q q q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1141
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1141>, abgerufen am 26.06.2024.