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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
als in An-
sehung der
zustossen-
den Ver-
suchun-
gen
gegebenem Anlaß der Versuchung es seye zur Lust oder zum Unwillen,
man macht dir Verdruß, man verläumdet den Nächsten bey dir,
welche gifftige Worte er wider dich ausgegossen, wie feindseelig er
gegen dir gesinnet seye, du wirst darüber unwirsch, das Fleisch und
der Satan reitzet dich hefftig zur Rachgier und Liebloßheit, das
Hertz wird gantz verwirret und verfinsteret, es erregen sich in dir viel
böser Bewegungen; der Glaub aber jagt dich eilends zu Christo ihne
um Hülff anzuschreyen, welche auch nimmer ausbleibte, wo er ernst-
lich darum ersucht wird, wann nun, so bald Christus erscheint,
der Ungestümm sich leget, das Hertz sich unter GOTT demüthiget,
zum Creutz kriechet, das Leiden umfahet, sich daran ergötzt, den
Lichtes-Strahlen der Weißheit, Liebe und Treu Christi Raum las-
set die Machten der Finsternuß in der Seelen anzugreiffen, zu besie-
gen und auszustossen, also daß die Sünd den kürtzeren ziehen muß,
und die Gnade das Feld behaltet. O so dancke GOTT, daß der
Glaub nicht falsche, verrüffte Müntz, er halt das Gewicht des Hei-
ligthums.

solle ge-
prüffet
und er-
kannt
werden,

§. 15. Der Goldschmid prüfft sein Gold, besieht den Strich gar
eben, und will a: Dann bey dir ist die Quell des Lebens, in dei-
nem Licht sehen wir das Licht. Strecke deine Gutthätigkeit aus über
die, die dich kennen; und deine Gerechtigkeit über die, die eines
aufrichtigen Hertzens sind, daß er sich mach bereit. Giebst du aber
dem Fleisch Gehör, lassest der Sünd Raum, daß sie sich in dir er-
heben und ausbreiten kan, schämst dich des Hochmuths, Geitzes und
Eigen-Liebe nicht, wirffst alle Schuld auf den Nächsten, willt recht
haben, verschmähest den Geist der Gnaden, bittest nicht angelegen-
lich um seinen Beystand, lassest dich nicht heiligen durch das Blut
des Neuen Testaments, trittest den Sohn GOttes mit Füssen, und
schätzest seine Erlösung sehr gering, einmahlen nicht so viel werth,
daß du etwa eine Stund im Gebett verharrest, selbe an dir wider
den Satan ausführen zu lassen, vermengest den Willen lieber mit
der Sünd als mit der Gnad; machst mit dem Ungehorsam gegen den
Erinnerungen des Heil. Geistes durchs Evangelium, daß Satanas
Christus JEsus, so viel an dir ist, unter die Füsse nimmt, lassest
eben dardurch die Sünd zum unsterblichen Wurm und unauslöschli-

chen
a Ps. XXXVI. 10. 11.

Lebens-Mahlzeit.
als in An-
ſehung deꝛ
zuſtoſſen-
den Ver-
ſuchun-
gen
gegebenem Anlaß der Verſuchung es ſeye zur Luſt oder zum Unwillen,
man macht dir Verdruß, man verlaͤumdet den Naͤchſten bey dir,
welche gifftige Worte er wider dich ausgegoſſen, wie feindſeelig er
gegen dir geſinnet ſeye, du wirſt daruͤber unwirſch, das Fleiſch und
der Satan reitzet dich hefftig zur Rachgier und Liebloßheit, das
Hertz wird gantz verwirret und verfinſteret, es erregen ſich in dir viel
boͤſer Bewegungen; der Glaub aber jagt dich eilends zu Chriſto ihne
um Huͤlff anzuſchreyen, welche auch nimmer ausbleibte, wo er ernſt-
lich darum erſucht wird, wann nun, ſo bald Chriſtus erſcheint,
der Ungeſtuͤm̃ ſich leget, das Hertz ſich unter GOTT demuͤthiget,
zum Creutz kriechet, das Leiden umfahet, ſich daran ergoͤtzt, den
Lichtes-Strahlen der Weißheit, Liebe und Treu Chriſti Raum laſ-
ſet die Machten der Finſternuß in der Seelen anzugreiffen, zu beſie-
gen und auszuſtoſſen, alſo daß die Suͤnd den kuͤrtzeren ziehen muß,
und die Gnade das Feld behaltet. O ſo dancke GOTT, daß der
Glaub nicht falſche, verruͤffte Muͤntz, er halt das Gewicht des Hei-
ligthums.

ſolle ge-
pruͤffet
und er-
kannt
werden,

§. 15. Der Goldſchmid pruͤfft ſein Gold, beſieht den Strich gar
eben, und will a: Dann bey dir iſt die Quell des Lebens, in dei-
nem Licht ſehen wir das Licht. Strecke deine Gutthaͤtigkeit aus uͤber
die, die dich kennen; und deine Gerechtigkeit uͤber die, die eines
aufrichtigen Hertzens ſind, daß er ſich mach bereit. Giebſt du aber
dem Fleiſch Gehoͤr, laſſeſt der Suͤnd Raum, daß ſie ſich in dir er-
heben und ausbreiten kan, ſchaͤmſt dich des Hochmuths, Geitzes und
Eigen-Liebe nicht, wirffſt alle Schuld auf den Naͤchſten, willt recht
haben, verſchmaͤheſt den Geiſt der Gnaden, bitteſt nicht angelegen-
lich um ſeinen Beyſtand, laſſeſt dich nicht heiligen durch das Blut
des Neuen Teſtaments, tritteſt den Sohn GOttes mit Fuͤſſen, und
ſchaͤtzeſt ſeine Erloͤſung ſehr gering, einmahlen nicht ſo viel werth,
daß du etwa eine Stund im Gebett verharreſt, ſelbe an dir wider
den Satan ausfuͤhren zu laſſen, vermengeſt den Willen lieber mit
der Suͤnd als mit der Gnad; machſt mit dem Ungehorſam gegen den
Erinnerungen des Heil. Geiſtes durchs Evangelium, daß Satanas
Chriſtus JEſus, ſo viel an dir iſt, unter die Fuͤſſe nimmt, laſſeſt
eben dardurch die Suͤnd zum unſterblichen Wurm und unausloͤſchli-

chen
a Pſ. XXXVI. 10. 11.
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[1076/1172] Lebens-Mahlzeit. gegebenem Anlaß der Verſuchung es ſeye zur Luſt oder zum Unwillen, man macht dir Verdruß, man verlaͤumdet den Naͤchſten bey dir, welche gifftige Worte er wider dich ausgegoſſen, wie feindſeelig er gegen dir geſinnet ſeye, du wirſt daruͤber unwirſch, das Fleiſch und der Satan reitzet dich hefftig zur Rachgier und Liebloßheit, das Hertz wird gantz verwirret und verfinſteret, es erregen ſich in dir viel boͤſer Bewegungen; der Glaub aber jagt dich eilends zu Chriſto ihne um Huͤlff anzuſchreyen, welche auch nimmer ausbleibte, wo er ernſt- lich darum erſucht wird, wann nun, ſo bald Chriſtus erſcheint, der Ungeſtuͤm̃ ſich leget, das Hertz ſich unter GOTT demuͤthiget, zum Creutz kriechet, das Leiden umfahet, ſich daran ergoͤtzt, den Lichtes-Strahlen der Weißheit, Liebe und Treu Chriſti Raum laſ- ſet die Machten der Finſternuß in der Seelen anzugreiffen, zu beſie- gen und auszuſtoſſen, alſo daß die Suͤnd den kuͤrtzeren ziehen muß, und die Gnade das Feld behaltet. O ſo dancke GOTT, daß der Glaub nicht falſche, verruͤffte Muͤntz, er halt das Gewicht des Hei- ligthums. als in An- ſehung deꝛ zuſtoſſen- den Ver- ſuchun- gen §. 15. Der Goldſchmid pruͤfft ſein Gold, beſieht den Strich gar eben, und will a: Dann bey dir iſt die Quell des Lebens, in dei- nem Licht ſehen wir das Licht. Strecke deine Gutthaͤtigkeit aus uͤber die, die dich kennen; und deine Gerechtigkeit uͤber die, die eines aufrichtigen Hertzens ſind, daß er ſich mach bereit. Giebſt du aber dem Fleiſch Gehoͤr, laſſeſt der Suͤnd Raum, daß ſie ſich in dir er- heben und ausbreiten kan, ſchaͤmſt dich des Hochmuths, Geitzes und Eigen-Liebe nicht, wirffſt alle Schuld auf den Naͤchſten, willt recht haben, verſchmaͤheſt den Geiſt der Gnaden, bitteſt nicht angelegen- lich um ſeinen Beyſtand, laſſeſt dich nicht heiligen durch das Blut des Neuen Teſtaments, tritteſt den Sohn GOttes mit Fuͤſſen, und ſchaͤtzeſt ſeine Erloͤſung ſehr gering, einmahlen nicht ſo viel werth, daß du etwa eine Stund im Gebett verharreſt, ſelbe an dir wider den Satan ausfuͤhren zu laſſen, vermengeſt den Willen lieber mit der Suͤnd als mit der Gnad; machſt mit dem Ungehorſam gegen den Erinnerungen des Heil. Geiſtes durchs Evangelium, daß Satanas Chriſtus JEſus, ſo viel an dir iſt, unter die Fuͤſſe nimmt, laſſeſt eben dardurch die Suͤnd zum unſterblichen Wurm und unausloͤſchli- chen a Pſ. XXXVI. 10. 11.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1076. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1172>, abgerufen am 22.11.2024.