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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
den, ja gantz und gar aus der Welt und allem Vergänglichen kräff-
tiglich gezogen, so sehnlich und beständig nach der Ruhstätt lächzen,
als ob nur einer diß Kleinod der Seeligkeit und unaussprechlichen
Friedens in, und mit und durch dich erlangen sollte hienieden auf Er-
den und keiner mehr, weder nach uns, noch vor uns 1 Cor. 9, 24.
wiewohlen eine grosse Schaar Glaubige, Märtyrer und Bekenner
solches vor uns erobert und auch nach uns erkämpffen werden; un-
gleich mehrere aber solches liederlich versäumet, welche allzumahl uns
zum Beyspiel vorgestellt sind, damit wir uns desto öffterer daran
erspieglen sollen, als die wir allermeist uns um uns selbst zu beküm-
meren haben.

O JEsu hilff, erbarme dich, sey gnädig, ziehe uns in dich, so
solls uns wohl seyn ewiglich.

§. 3. (1.) Wer der Mann sey, der uns rufft: Es ist der Gesal-JESUS
der ewige
Gesalbte

bete; Ewig, heilig, allmächtig, majestätisch, schröcklich, der von
ihm selber sagt Matth. 28, 18. dem die H. Schrifft alle Herrschafft,
Reich, und wahre, daurhaffte, beständige, ewig sättigende Güter
zuschreibt, der ein herrliches Zeugniß und Schein von GOtt hat,
über wem er hält, der ist erhalten und unverlohren: Der stehet da
und rufft selbst mit holdseeliger menschlicher Stimm gar süßiglich.

§. 4. (2.) Was ist aber sein Befelch, wie lautet dieser edlen,ruffet uns
zu ihm,
welcher
Zuruff zu
erkennen
gibt

hohen Person, dergleichen man noch nie auf Erden gesehen hat, ihr
Geschrey?

Antw. GOtt stehet da in Knechts-Gestalt mitten unter seinen ab-
gefallenen, verdorbenen Geschöpffen, den abgewichenen, rebellischen
Menschen und ruffet überlaut: Kommet her es dauret mich euch
in der Wüsten der Verirrung und Verschmachtung zu sehen so hart
geschlagen und hungerig; kommet in meinen Königlichen Garten
Cant. 5. in mein Lust-volles, innigs Paradieß, in mein Segen-reich
Canaan.

Kommet, machet euch herbey, wollet ihr ewig ferne bleiben von
eurem GOtt, ewigen Gut und Gnaden-Quell.

auf Seite
des Sün-
ders:
theils sei-
ne Abkehr
von
GOtt,

§. 5. Dieß Wort zeiget an auf Seiten des Sünders 1. eine jäm-
merliche Abkehr, Entfernung und Abweichung von GOtt, daß
sein Hertz und Sinn hin und her flattere und herum schweiffe in der
Vergänglichkeit, daß sein Tichten und Trachten auch unter allen

Anklopf-
X x x x x x 3

Labſal in Truͤbſal.
den, ja gantz und gar aus der Welt und allem Vergaͤnglichen kraͤff-
tiglich gezogen, ſo ſehnlich und beſtaͤndig nach der Ruhſtaͤtt laͤchzen,
als ob nur einer diß Kleinod der Seeligkeit und unausſprechlichen
Friedens in, und mit und durch dich erlangen ſollte hienieden auf Er-
den und keiner mehr, weder nach uns, noch vor uns 1 Cor. 9, 24.
wiewohlen eine groſſe Schaar Glaubige, Maͤrtyrer und Bekenner
ſolches vor uns erobert und auch nach uns erkaͤmpffen werden; un-
gleich mehrere aber ſolches liederlich verſaͤumet, welche allzumahl uns
zum Beyſpiel vorgeſtellt ſind, damit wir uns deſto oͤffterer daran
erſpieglen ſollen, als die wir allermeiſt uns um uns ſelbſt zu bekuͤm-
meren haben.

O JEſu hilff, erbarme dich, ſey gnaͤdig, ziehe uns in dich, ſo
ſolls uns wohl ſeyn ewiglich.

§. 3. (1.) Wer der Mann ſey, der uns rufft: Es iſt der Geſal-JESUS
der ewige
Geſalbte

bete; Ewig, heilig, allmaͤchtig, majeſtaͤtiſch, ſchroͤcklich, der von
ihm ſelber ſagt Matth. 28, 18. dem die H. Schrifft alle Herrſchafft,
Reich, und wahre, daurhaffte, beſtaͤndige, ewig ſaͤttigende Guͤter
zuſchreibt, der ein herrliches Zeugniß und Schein von GOtt hat,
uͤber wem er haͤlt, der iſt erhalten und unverlohren: Der ſtehet da
und rufft ſelbſt mit holdſeeliger menſchlicher Stimm gar ſuͤßiglich.

§. 4. (2.) Was iſt aber ſein Befelch, wie lautet dieſer edlen,ruffet uns
zu ihm,
welcher
Zuruff zu
erkennen
gibt

hohen Perſon, dergleichen man noch nie auf Erden geſehen hat, ihr
Geſchrey?

Antw. GOtt ſtehet da in Knechts-Geſtalt mitten unter ſeinen ab-
gefallenen, verdorbenen Geſchoͤpffen, den abgewichenen, rebelliſchen
Menſchen und ruffet uͤberlaut: Kommet her es dauret mich euch
in der Wuͤſten der Verirrung und Verſchmachtung zu ſehen ſo hart
geſchlagen und hungerig; kommet in meinen Koͤniglichen Garten
Cant. 5. in mein Luſt-volles, innigs Paradieß, in mein Segen-reich
Canaan.

Kommet, machet euch herbey, wollet ihr ewig ferne bleiben von
eurem GOtt, ewigen Gut und Gnaden-Quell.

auf Seite
des Suͤn-
ders:
theils ſei-
ne Abkehr
von
GOtt,

§. 5. Dieß Wort zeiget an auf Seiten des Suͤnders 1. eine jaͤm-
merliche Abkehr, Entfernung und Abweichung von GOtt, daß
ſein Hertz und Sinn hin und her flattere und herum ſchweiffe in der
Vergaͤnglichkeit, daß ſein Tichten und Trachten auch unter allen

Anklopf-
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[1085/1181] Labſal in Truͤbſal. den, ja gantz und gar aus der Welt und allem Vergaͤnglichen kraͤff- tiglich gezogen, ſo ſehnlich und beſtaͤndig nach der Ruhſtaͤtt laͤchzen, als ob nur einer diß Kleinod der Seeligkeit und unausſprechlichen Friedens in, und mit und durch dich erlangen ſollte hienieden auf Er- den und keiner mehr, weder nach uns, noch vor uns 1 Cor. 9, 24. wiewohlen eine groſſe Schaar Glaubige, Maͤrtyrer und Bekenner ſolches vor uns erobert und auch nach uns erkaͤmpffen werden; un- gleich mehrere aber ſolches liederlich verſaͤumet, welche allzumahl uns zum Beyſpiel vorgeſtellt ſind, damit wir uns deſto oͤffterer daran erſpieglen ſollen, als die wir allermeiſt uns um uns ſelbſt zu bekuͤm- meren haben. O JEſu hilff, erbarme dich, ſey gnaͤdig, ziehe uns in dich, ſo ſolls uns wohl ſeyn ewiglich. §. 3. (1.) Wer der Mann ſey, der uns rufft: Es iſt der Geſal- bete; Ewig, heilig, allmaͤchtig, majeſtaͤtiſch, ſchroͤcklich, der von ihm ſelber ſagt Matth. 28, 18. dem die H. Schrifft alle Herrſchafft, Reich, und wahre, daurhaffte, beſtaͤndige, ewig ſaͤttigende Guͤter zuſchreibt, der ein herrliches Zeugniß und Schein von GOtt hat, uͤber wem er haͤlt, der iſt erhalten und unverlohren: Der ſtehet da und rufft ſelbſt mit holdſeeliger menſchlicher Stimm gar ſuͤßiglich. JESUS der ewige Geſalbte §. 4. (2.) Was iſt aber ſein Befelch, wie lautet dieſer edlen, hohen Perſon, dergleichen man noch nie auf Erden geſehen hat, ihr Geſchrey? ruffet uns zu ihm, welcher Zuruff zu erkennen gibt Antw. GOtt ſtehet da in Knechts-Geſtalt mitten unter ſeinen ab- gefallenen, verdorbenen Geſchoͤpffen, den abgewichenen, rebelliſchen Menſchen und ruffet uͤberlaut: Kommet her es dauret mich euch in der Wuͤſten der Verirrung und Verſchmachtung zu ſehen ſo hart geſchlagen und hungerig; kommet in meinen Koͤniglichen Garten Cant. 5. in mein Luſt-volles, innigs Paradieß, in mein Segen-reich Canaan. Kommet, machet euch herbey, wollet ihr ewig ferne bleiben von eurem GOtt, ewigen Gut und Gnaden-Quell. §. 5. Dieß Wort zeiget an auf Seiten des Suͤnders 1. eine jaͤm- merliche Abkehr, Entfernung und Abweichung von GOtt, daß ſein Hertz und Sinn hin und her flattere und herum ſchweiffe in der Vergaͤnglichkeit, daß ſein Tichten und Trachten auch unter allen Anklopf- X x x x x x 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1085. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1181>, abgerufen am 22.11.2024.