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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
Reglen und Gesetze und folget denselben so fleißig ihr könnet und mö-
get, leset allerhand Bücher und Schrifften, strebet nach Gaben
und Erkanntniß, schön von mir zu schreiben und zu reden. Nein:
Er spricht einfältig klat hinweg mit kurtzen Worten: Kommet zu
mir: Lieber! haltet eure Seelen nicht lange mit dem Stuckwerck
auf: Fein gerade her zu mir: Bey mir sollet ihr alles unaussprechlich
haben, Gold, Augen-Salbe, weisse Kleider etc. Jch bins, der ich
vom Vatter Gewalt habe über Teufel, Tod, Himmel und Höll.
Jch bins allein und kein anderer, der euch weise, gerecht, heilig
und seelig machen kan; Jhr werdet zwar eine Zeitlang gantz das
Widerspiel fühlen, also daß euch mein Evangelium wie ein Traum
vorkommen wird und werdet gedencken, es seyen alles nur leere
Worte, aber harret doch nur gedultiglich aus, zuletzt nach viel und
mancherley Proben werdet ihr in der That erfahren, daß ich der
Mann seye, wie die heilige Schrifft von mir zeuget, und daß mei-
ne Wort Wahrheit, wann ich mein Versprechen theur an euch er-
füllet haben werde a: Drum findet euch nur bey mir ein: ach wie
hertzlich gern wollte ich, daß ihr so lieb bey mir wäret, als gern ich
euch hätte, es sollt euch nimmermehr reuen.

dessen zar-
te Sorg-
falt,

§. 2. Mercke hierbey (1.) JESU zarthertzige Sorgfalt, er will
seine Erlöseten selbst versorgen und keinem andern überlassen, selbst
tragen als auf Adlers Flüglen, sich mit schleppen wie eine arme Mut-
ter ihre Kinder und wie Jacob seine Schaafe mit einem Mosi über-
geben.

des Sün-
ders Ehre.

§. 3. (2.) Des bußfertigen Sünders Ehre, so ihm wiederfahret,
daß des ewigen Königs Sohn unser HERR JESUS Christus
ihme vor dem Vatter und seiner gantzen vornehmen Hofstatt ruffet
und nicht etwan zu einem von denen Cherubinen, Seraphinen,
oder auch Apostlen, Propheten etc. hinweiset, sondern zu sich in sein
Cabinet (innerste Kammer) in sein Lieb-wallend JESUS Hertz
und Armen.

Warum
so wenig
rechte
Christen
zu finden
seyen.

§. 4. (3.) Woher es komme, daß so wenige wahre Christen Ge-
salbete seyen? warum der innwendige Sabbath und Reich GOttes,
die innere Ruh b in Zion, der Fried c von so wenigen geschmeckt,
empfunden, genossen werde? Wannenher die Kostbarkeit, Nutz-

barkeit
a 1 Cor. I. 30.
b Hebr. IV.
c Phil. IV. 7.

Labſal in Truͤbſal.
Reglen und Geſetze und folget denſelben ſo fleißig ihr koͤnnet und moͤ-
get, leſet allerhand Buͤcher und Schrifften, ſtrebet nach Gaben
und Erkanntniß, ſchoͤn von mir zu ſchreiben und zu reden. Nein:
Er ſpricht einfaͤltig klat hinweg mit kurtzen Worten: Kommet zu
mir: Lieber! haltet eure Seelen nicht lange mit dem Stuckwerck
auf: Fein gerade her zu mir: Bey mir ſollet ihr alles unausſprechlich
haben, Gold, Augen-Salbe, weiſſe Kleider ꝛc. Jch bins, der ich
vom Vatter Gewalt habe uͤber Teufel, Tod, Himmel und Hoͤll.
Jch bins allein und kein anderer, der euch weiſe, gerecht, heilig
und ſeelig machen kan; Jhr werdet zwar eine Zeitlang gantz das
Widerſpiel fuͤhlen, alſo daß euch mein Evangelium wie ein Traum
vorkommen wird und werdet gedencken, es ſeyen alles nur leere
Worte, aber harret doch nur gedultiglich aus, zuletzt nach viel und
mancherley Proben werdet ihr in der That erfahren, daß ich der
Mann ſeye, wie die heilige Schrifft von mir zeuget, und daß mei-
ne Wort Wahrheit, wann ich mein Verſprechen theur an euch er-
fuͤllet haben werde a: Drum findet euch nur bey mir ein: ach wie
hertzlich gern wollte ich, daß ihr ſo lieb bey mir waͤret, als gern ich
euch haͤtte, es ſollt euch nimmermehr reuen.

deſſen zar-
te Sorg-
falt,

§. 2. Mercke hierbey (1.) JESU zarthertzige Sorgfalt, er will
ſeine Erloͤſeten ſelbſt verſorgen und keinem andern uͤberlaſſen, ſelbſt
tragen als auf Adlers Fluͤglen, ſich mit ſchleppen wie eine arme Mut-
ter ihre Kinder und wie Jacob ſeine Schaafe mit einem Moſi uͤber-
geben.

des Suͤn-
ders Ehre.

§. 3. (2.) Des bußfertigen Suͤnders Ehre, ſo ihm wiederfahret,
daß des ewigen Koͤnigs Sohn unſer HERR JESUS Chriſtus
ihme vor dem Vatter und ſeiner gantzen vornehmen Hofſtatt ruffet
und nicht etwan zu einem von denen Cherubinen, Seraphinen,
oder auch Apoſtlen, Propheten ꝛc. hinweiſet, ſondern zu ſich in ſein
Cabinet (innerſte Kammer) in ſein Lieb-wallend JESUS Hertz
und Armen.

Warum
ſo wenig
rechte
Chriſten
zu finden
ſeyen.

§. 4. (3.) Woher es komme, daß ſo wenige wahre Chriſten Ge-
ſalbete ſeyen? warum der innwendige Sabbath und Reich GOttes,
die innere Ruh b in Zion, der Fried c von ſo wenigen geſchmeckt,
empfunden, genoſſen werde? Wannenher die Koſtbarkeit, Nutz-

barkeit
a 1 Cor. I. 30.
b Hebr. IV.
c Phil. IV. 7.
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[1090/1186] Labſal in Truͤbſal. Reglen und Geſetze und folget denſelben ſo fleißig ihr koͤnnet und moͤ- get, leſet allerhand Buͤcher und Schrifften, ſtrebet nach Gaben und Erkanntniß, ſchoͤn von mir zu ſchreiben und zu reden. Nein: Er ſpricht einfaͤltig klat hinweg mit kurtzen Worten: Kommet zu mir: Lieber! haltet eure Seelen nicht lange mit dem Stuckwerck auf: Fein gerade her zu mir: Bey mir ſollet ihr alles unausſprechlich haben, Gold, Augen-Salbe, weiſſe Kleider ꝛc. Jch bins, der ich vom Vatter Gewalt habe uͤber Teufel, Tod, Himmel und Hoͤll. Jch bins allein und kein anderer, der euch weiſe, gerecht, heilig und ſeelig machen kan; Jhr werdet zwar eine Zeitlang gantz das Widerſpiel fuͤhlen, alſo daß euch mein Evangelium wie ein Traum vorkommen wird und werdet gedencken, es ſeyen alles nur leere Worte, aber harret doch nur gedultiglich aus, zuletzt nach viel und mancherley Proben werdet ihr in der That erfahren, daß ich der Mann ſeye, wie die heilige Schrifft von mir zeuget, und daß mei- ne Wort Wahrheit, wann ich mein Verſprechen theur an euch er- fuͤllet haben werde a: Drum findet euch nur bey mir ein: ach wie hertzlich gern wollte ich, daß ihr ſo lieb bey mir waͤret, als gern ich euch haͤtte, es ſollt euch nimmermehr reuen. §. 2. Mercke hierbey (1.) JESU zarthertzige Sorgfalt, er will ſeine Erloͤſeten ſelbſt verſorgen und keinem andern uͤberlaſſen, ſelbſt tragen als auf Adlers Fluͤglen, ſich mit ſchleppen wie eine arme Mut- ter ihre Kinder und wie Jacob ſeine Schaafe mit einem Moſi uͤber- geben. §. 3. (2.) Des bußfertigen Suͤnders Ehre, ſo ihm wiederfahret, daß des ewigen Koͤnigs Sohn unſer HERR JESUS Chriſtus ihme vor dem Vatter und ſeiner gantzen vornehmen Hofſtatt ruffet und nicht etwan zu einem von denen Cherubinen, Seraphinen, oder auch Apoſtlen, Propheten ꝛc. hinweiſet, ſondern zu ſich in ſein Cabinet (innerſte Kammer) in ſein Lieb-wallend JESUS Hertz und Armen. §. 4. (3.) Woher es komme, daß ſo wenige wahre Chriſten Ge- ſalbete ſeyen? warum der innwendige Sabbath und Reich GOttes, die innere Ruh b in Zion, der Fried c von ſo wenigen geſchmeckt, empfunden, genoſſen werde? Wannenher die Koſtbarkeit, Nutz- barkeit a 1 Cor. I. 30. b Hebr. IV. c Phil. IV. 7.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1090. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1186>, abgerufen am 26.06.2024.