Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
zuweichen; Wie wunderliche, schneiie und schröckliche Anfechtungen
überfallen die arme Seel durch GOttes Verhängniß sie in denen
engen Schrancken der Absterbung aller Dingen zu behalten und zu
befördern; welches zwar der Natur nicht lieb ist, aber wie ist ihm zu
thun, der Fuß-Weg ist gemacht, darauf alle gewandelt, die zu
Christo endlich kommen, Patriarchen, Propheten, Apostel, Mär-
tyrer und alle Gläubigen, es schicke sich nur ein jeder willig drein,
wer ewige Pein will meiden. Woraus zu sehen, was für majestäti-
sche Sachen in dem Wörtlein Kommet begriffen seyen, welches klar
anzeigt daß

§. 12. (3.) Niemand das mit Krafft aussprechen könne, als derWelche
unaus-
sprechliche
Seelig-
keiten in
dem Wört-
lein Kom-
men lie-
gen.

so alles erschaffen a, und allein solche neue und unerhörte Wunder
in der allerverdorbnesten Creatur hervor bringen kan b, daß der
Mensch nicht nur etwelche Schritt fortrucke, etwas Begierden ha-
be nach GOttes Seeligkeit und Freud, sondern daß er durch alles
hindurch dringe, nirgend still stehe weder in Egypten, noch Sinai,
noch in der gantzen Wüste, nirgend falsche Ruhen und Lägerstätt
suche, sondern fort und fort eile, bitte, hungere biß er in dem ver-
liebten stillen Wesen zu Zion angelanget: Zu mir sagt JEsus
also lange ist die Seele im Kommen, Hassen, Verlassen sein selbst
und aller Dingen, wünschen und suchen der Güteren Christi begrif-
fen, biß sie bey JEsu Christo ist, welches das dritte Stuck ist des
Texts, nemlich

Das zweyte Capitel.
Wohin uns JESUS weise? Wie weit unsere Reise gehen solle?
Welches der Ort seye, da wir Hütten bauen müssen.

§. 1. Zu mir JESUS sagt nicht, lauffet gen Rom, genJEsus ruf-
fet uns zu
ihme, wo
dann zu
mercken

Jerusalem zu diesem, jenem Heiligen oder reiset zu dem und dem
frommen Christen, nehmet diese, jene Lebens-Art, Weise und
Ubung an euch, greiffets so und so an, macht euch selbst feine gute

Reglen
a Col. I. 16.
b Eph. I. 19.
Y y y y y y

Labſal in Truͤbſal.
zuweichen; Wie wunderliche, ſchneiie und ſchroͤckliche Anfechtungen
uͤberfallen die arme Seel durch GOttes Verhaͤngniß ſie in denen
engen Schrancken der Abſterbung aller Dingen zu behalten und zu
befoͤrdern; welches zwar der Natur nicht lieb iſt, aber wie iſt ihm zu
thun, der Fuß-Weg iſt gemacht, darauf alle gewandelt, die zu
Chriſto endlich kommen, Patriarchen, Propheten, Apoſtel, Maͤr-
tyrer und alle Glaͤubigen, es ſchicke ſich nur ein jeder willig drein,
wer ewige Pein will meiden. Woraus zu ſehen, was fuͤr majeſtaͤti-
ſche Sachen in dem Woͤrtlein Kommet begriffen ſeyen, welches klar
anzeigt daß

§. 12. (3.) Niemand das mit Krafft ausſprechen koͤnne, als derWelche
unaus-
ſpꝛechliche
Seelig-
keiten in
dem Woͤꝛt-
lein Kom-
men lie-
gen.

ſo alles erſchaffen a, und allein ſolche neue und unerhoͤrte Wunder
in der allerverdorbneſten Creatur hervor bringen kan b, daß der
Menſch nicht nur etwelche Schritt fortrucke, etwas Begierden ha-
be nach GOttes Seeligkeit und Freud, ſondern daß er durch alles
hindurch dringe, nirgend ſtill ſtehe weder in Egypten, noch Sinai,
noch in der gantzen Wuͤſte, nirgend falſche Ruhen und Laͤgerſtaͤtt
ſuche, ſondern fort und fort eile, bitte, hungere biß er in dem ver-
liebten ſtillen Weſen zu Zion angelanget: Zu mir ſagt JEſus
alſo lange iſt die Seele im Kommen, Haſſen, Verlaſſen ſein ſelbſt
und aller Dingen, wuͤnſchen und ſuchen der Guͤteren Chriſti begrif-
fen, biß ſie bey JEſu Chriſto iſt, welches das dritte Stuck iſt des
Texts, nemlich

Das zweyte Capitel.
Wohin uns JESUS weiſe? Wie weit unſere Reiſe gehen ſolle?
Welches der Ort ſeye, da wir Huͤtten bauen muͤſſen.

§. 1. Zu mir JESUS ſagt nicht, lauffet gen Rom, genJEſus ꝛuf-
fet uns zu
ihme, wo
dann zu
mercken

Jeruſalem zu dieſem, jenem Heiligen oder reiſet zu dem und dem
frommen Chriſten, nehmet dieſe, jene Lebens-Art, Weiſe und
Ubung an euch, greiffets ſo und ſo an, macht euch ſelbſt feine gute

Reglen
a Col. I. 16.
b Eph. I. 19.
Y y y y y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1185" n="1089"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
zuweichen; Wie wunderliche, &#x017F;chneiie und &#x017F;chro&#x0364;ckliche Anfechtungen<lb/>
u&#x0364;berfallen die arme Seel durch GOttes Verha&#x0364;ngniß &#x017F;ie in denen<lb/>
engen Schrancken der Ab&#x017F;terbung aller Dingen zu behalten und zu<lb/>
befo&#x0364;rdern; welches zwar der Natur nicht lieb i&#x017F;t, aber wie i&#x017F;t ihm zu<lb/>
thun, der Fuß-Weg i&#x017F;t gemacht, darauf alle gewandelt, die zu<lb/>
Chri&#x017F;to endlich kommen, Patriarchen, Propheten, Apo&#x017F;tel, Ma&#x0364;r-<lb/>
tyrer und alle Gla&#x0364;ubigen, es &#x017F;chicke &#x017F;ich nur ein jeder willig drein,<lb/>
wer ewige Pein will meiden. Woraus zu &#x017F;ehen, was fu&#x0364;r maje&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
&#x017F;che Sachen in dem Wo&#x0364;rtlein Kommet begriffen &#x017F;eyen, welches klar<lb/>
anzeigt daß</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 12. (3.) Niemand das mit Krafft aus&#x017F;prechen ko&#x0364;nne, als der<note place="right">Welche<lb/>
unaus-<lb/>
&#x017F;p&#xA75B;echliche<lb/>
Seelig-<lb/>
keiten in<lb/>
dem Wo&#x0364;&#xA75B;t-<lb/>
lein Kom-<lb/>
men lie-<lb/>
gen.</note><lb/>
&#x017F;o alles er&#x017F;chaffen <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Col. I.</hi> 16.</note>, und allein &#x017F;olche neue und unerho&#x0364;rte Wunder<lb/>
in der allerverdorbne&#x017F;ten Creatur hervor bringen kan <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Eph. I.</hi> 19.</note>, daß der<lb/>
Men&#x017F;ch nicht nur etwelche Schritt fortrucke, etwas Begierden ha-<lb/>
be nach GOttes Seeligkeit und Freud, &#x017F;ondern daß er durch alles<lb/>
hindurch dringe, nirgend &#x017F;till &#x017F;tehe weder in Egypten, noch Sinai,<lb/>
noch in der gantzen Wu&#x0364;&#x017F;te, nirgend fal&#x017F;che Ruhen und La&#x0364;ger&#x017F;ta&#x0364;tt<lb/>
&#x017F;uche, &#x017F;ondern fort und fort eile, bitte, hungere biß er in dem ver-<lb/>
liebten &#x017F;tillen We&#x017F;en zu Zion angelanget: <hi rendition="#fr">Zu mir</hi> &#x017F;agt JE&#x017F;us<lb/>
al&#x017F;o lange i&#x017F;t die Seele im Kommen, Ha&#x017F;&#x017F;en, Verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
und aller Dingen, wu&#x0364;n&#x017F;chen und &#x017F;uchen der Gu&#x0364;teren Chri&#x017F;ti begrif-<lb/>
fen, biß &#x017F;ie bey JE&#x017F;u Chri&#x017F;to i&#x017F;t, welches das dritte Stuck i&#x017F;t des<lb/>
Texts, nemlich</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das zweyte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wohin uns JESUS wei&#x017F;e? Wie weit un&#x017F;ere Rei&#x017F;e gehen &#x017F;olle?<lb/>
Welches der Ort &#x017F;eye, da wir Hu&#x0364;tten bauen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. <hi rendition="#fr">Zu mir</hi> JESUS &#x017F;agt nicht, lauffet gen Rom, gen<note place="right">JE&#x017F;us &#xA75B;uf-<lb/>
fet uns zu<lb/>
ihme, wo<lb/>
dann zu<lb/>
mercken</note><lb/>
Jeru&#x017F;alem zu die&#x017F;em, jenem Heiligen oder rei&#x017F;et zu dem und dem<lb/>
frommen Chri&#x017F;ten, nehmet die&#x017F;e, jene Lebens-Art, Wei&#x017F;e und<lb/>
Ubung an euch, greiffets &#x017F;o und &#x017F;o an, macht euch &#x017F;elb&#x017F;t feine gute<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y y y y</fw><fw place="bottom" type="catch">Reglen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1089/1185] Labſal in Truͤbſal. zuweichen; Wie wunderliche, ſchneiie und ſchroͤckliche Anfechtungen uͤberfallen die arme Seel durch GOttes Verhaͤngniß ſie in denen engen Schrancken der Abſterbung aller Dingen zu behalten und zu befoͤrdern; welches zwar der Natur nicht lieb iſt, aber wie iſt ihm zu thun, der Fuß-Weg iſt gemacht, darauf alle gewandelt, die zu Chriſto endlich kommen, Patriarchen, Propheten, Apoſtel, Maͤr- tyrer und alle Glaͤubigen, es ſchicke ſich nur ein jeder willig drein, wer ewige Pein will meiden. Woraus zu ſehen, was fuͤr majeſtaͤti- ſche Sachen in dem Woͤrtlein Kommet begriffen ſeyen, welches klar anzeigt daß §. 12. (3.) Niemand das mit Krafft ausſprechen koͤnne, als der ſo alles erſchaffen a, und allein ſolche neue und unerhoͤrte Wunder in der allerverdorbneſten Creatur hervor bringen kan b, daß der Menſch nicht nur etwelche Schritt fortrucke, etwas Begierden ha- be nach GOttes Seeligkeit und Freud, ſondern daß er durch alles hindurch dringe, nirgend ſtill ſtehe weder in Egypten, noch Sinai, noch in der gantzen Wuͤſte, nirgend falſche Ruhen und Laͤgerſtaͤtt ſuche, ſondern fort und fort eile, bitte, hungere biß er in dem ver- liebten ſtillen Weſen zu Zion angelanget: Zu mir ſagt JEſus alſo lange iſt die Seele im Kommen, Haſſen, Verlaſſen ſein ſelbſt und aller Dingen, wuͤnſchen und ſuchen der Guͤteren Chriſti begrif- fen, biß ſie bey JEſu Chriſto iſt, welches das dritte Stuck iſt des Texts, nemlich Welche unaus- ſpꝛechliche Seelig- keiten in dem Woͤꝛt- lein Kom- men lie- gen. Das zweyte Capitel. Wohin uns JESUS weiſe? Wie weit unſere Reiſe gehen ſolle? Welches der Ort ſeye, da wir Huͤtten bauen muͤſſen. §. 1. Zu mir JESUS ſagt nicht, lauffet gen Rom, gen Jeruſalem zu dieſem, jenem Heiligen oder reiſet zu dem und dem frommen Chriſten, nehmet dieſe, jene Lebens-Art, Weiſe und Ubung an euch, greiffets ſo und ſo an, macht euch ſelbſt feine gute Reglen JEſus ꝛuf- fet uns zu ihme, wo dann zu mercken a Col. I. 16. b Eph. I. 19. Y y y y y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1185
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1089. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1185>, abgerufen am 26.06.2024.