mit tausenderley Versuchungen zu schleudern; Jnzwischen hungert der unsterbliche Geist nach GOTT und wünschet mit den inneren, geistlichen Sinnen nur himmlische Reichthümer, Vortheile und Herrlichkeiten zu schauen und zu handthieren, in einer andern Welt zu wohnen, mit allen ihren Gedancken, um einsam und gemeinsam zu handlen mit der Ewigkeit: Jn solchem Verlangen zerarbeiten sie sich und bringens doch nirgends hin, lauffen mit dem Kopf an eine Maur, klettern so gnug, als ob sie die Schied-Wand zwischen GOTT und ihrer armen Seel ersteigen mögen, sonderlich wenn sie jemand hören im Garten dieser Göttlichen Ruh, Erquickung, Stil- le, Liebes-Gemeinschafft spatzieren, den Apfel-Baum schüttlen und unter dem Schatten der Bäumen des Gartens in den Armen des Bräutigams als truncken und taumelend von Liebe lallen und singen, so sie Exempel lesen und hören von theuren und außerwählten Men- schen, welchen die Güter des neuen Testaments zu ihrem Antheil worden sind, die an ihnen selbst erfahren, was Christus als Pro- phet, Hohenpriester und König an den Seinen ausrichte, welche den Bößwicht im Glauben an JEsum überwunden, also daß er ihnen nicht mehr so leicht beykommen und mit seinen unverdrossenen Anläuffen, so gar jammerlich vexieren kan, wie es ihme leyder bey allen Unabgestorbenen gelinget, daß er sie bey ihrer Eigen-Liebe fasset und in sein Garn hinein bringt, wo und wann es ihn gelustet, wei- len ihnen die Göttliche Weißheit und Stärcke den Hinterlist zu se- hen und zu meiden noch fehlet mit samt der Treue an JEsu unabläs- sig zu hangen: Wann diese arme, untreue, unbeständige, schwache Menschen an anderen sehen, daß sie in das Frieden-Reich des Heiligen Geistes hinein kommen und mit Erstaunung erzehlen, wie wohl es ihnen doch seye, was vor ein Vor-Himmel sie geniessen a.
welche, wann sie nach lan- gem ver- geblichen Kampf in Schlaf gerathen,
§. 3. Wann sie solches hören, meinen sie, es müsse seyn, nehmen einen Anlauff, und dunckt sie zu Zeiten jetzt rucke es, es wolle einst gerathen, aber ach sie rütschen bald wieder herunter, und nachdem sie sich gnug zerarbeitet, finden sie sich wieder fast am alten Ort, daß sie es tausendmahl aufgeben würden, wo sie JEsu dem Leutseli- gen nicht zu lieb wären und er sie lassen könnte, darum weckt er sie allezeit wieder auf, macht ihnen heimlich angst, wann sie einschlassen b
und
a 1 Cor. II. 9.
bPs. XXXVI. & LXV.
Labſal in Truͤbſal.
mit tauſenderley Verſuchungen zu ſchleudern; Jnzwiſchen hungert der unſterbliche Geiſt nach GOTT und wuͤnſchet mit den inneren, geiſtlichen Sinnen nur himmliſche Reichthuͤmer, Vortheile und Herrlichkeiten zu ſchauen und zu handthieren, in einer andern Welt zu wohnen, mit allen ihren Gedancken, um einſam und gemeinſam zu handlen mit der Ewigkeit: Jn ſolchem Verlangen zerarbeiten ſie ſich und bringens doch nirgends hin, lauffen mit dem Kopf an eine Maur, klettern ſo gnug, als ob ſie die Schied-Wand zwiſchen GOTT und ihrer armen Seel erſteigen moͤgen, ſonderlich wenn ſie jemand hoͤren im Garten dieſer Goͤttlichen Ruh, Erquickung, Stil- le, Liebes-Gemeinſchafft ſpatzieren, den Apfel-Baum ſchuͤttlen und unter dem Schatten der Baͤumen des Gartens in den Armen des Braͤutigams als truncken und taumelend von Liebe lallen und ſingen, ſo ſie Exempel leſen und hoͤren von theuren und außerwaͤhlten Men- ſchen, welchen die Guͤter des neuen Teſtaments zu ihrem Antheil worden ſind, die an ihnen ſelbſt erfahren, was Chriſtus als Pro- phet, Hohenprieſter und Koͤnig an den Seinen ausrichte, welche den Boͤßwicht im Glauben an JEſum uͤberwunden, alſo daß er ihnen nicht mehr ſo leicht beykommen und mit ſeinen unverdroſſenen Anlaͤuffen, ſo gar jammerlich vexieren kan, wie es ihme leyder bey allen Unabgeſtorbenen gelinget, daß er ſie bey ihrer Eigen-Liebe faſſet und in ſein Garn hinein bringt, wo und wann es ihn geluſtet, wei- len ihnen die Goͤttliche Weißheit und Staͤrcke den Hinterliſt zu ſe- hen und zu meiden noch fehlet mit ſamt der Treue an JEſu unablaͤſ- ſig zu hangen: Wann dieſe arme, untreue, unbeſtaͤndige, ſchwache Menſchen an anderen ſehen, daß ſie in das Frieden-Reich des Heiligen Geiſtes hinein kommen und mit Erſtaunung erzehlen, wie wohl es ihnen doch ſeye, was vor ein Vor-Himmel ſie genieſſen a.
welche, wann ſie nach lan- gem ver- geblichen Kampf in Schlaf gerathen,
§. 3. Wann ſie ſolches hoͤren, meinen ſie, es muͤſſe ſeyn, nehmen einen Anlauff, und dunckt ſie zu Zeiten jetzt rucke es, es wolle einſt gerathen, aber ach ſie ruͤtſchen bald wieder herunter, und nachdem ſie ſich gnug zerarbeitet, finden ſie ſich wieder faſt am alten Ort, daß ſie es tauſendmahl aufgeben wuͤrden, wo ſie JEſu dem Leutſeli- gen nicht zu lieb waͤren und er ſie laſſen koͤnnte, darum weckt er ſie allezeit wieder auf, macht ihnen heimlich angſt, wann ſie einſchlaſſen b
und
a 1 Cor. II. 9.
bPſ. XXXVI. & LXV.
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Labſal in Truͤbſal.
mit tauſenderley Verſuchungen zu ſchleudern; Jnzwiſchen hungert
der unſterbliche Geiſt nach GOTT und wuͤnſchet mit den inneren,
geiſtlichen Sinnen nur himmliſche Reichthuͤmer, Vortheile und
Herrlichkeiten zu ſchauen und zu handthieren, in einer andern Welt
zu wohnen, mit allen ihren Gedancken, um einſam und gemeinſam
zu handlen mit der Ewigkeit: Jn ſolchem Verlangen zerarbeiten ſie
ſich und bringens doch nirgends hin, lauffen mit dem Kopf an eine
Maur, klettern ſo gnug, als ob ſie die Schied-Wand zwiſchen
GOTT und ihrer armen Seel erſteigen moͤgen, ſonderlich wenn ſie
jemand hoͤren im Garten dieſer Goͤttlichen Ruh, Erquickung, Stil-
le, Liebes-Gemeinſchafft ſpatzieren, den Apfel-Baum ſchuͤttlen und
unter dem Schatten der Baͤumen des Gartens in den Armen des
Braͤutigams als truncken und taumelend von Liebe lallen und ſingen,
ſo ſie Exempel leſen und hoͤren von theuren und außerwaͤhlten Men-
ſchen, welchen die Guͤter des neuen Teſtaments zu ihrem Antheil
worden ſind, die an ihnen ſelbſt erfahren, was Chriſtus als Pro-
phet, Hohenprieſter und Koͤnig an den Seinen ausrichte, welche
den Boͤßwicht im Glauben an JEſum uͤberwunden, alſo daß er
ihnen nicht mehr ſo leicht beykommen und mit ſeinen unverdroſſenen
Anlaͤuffen, ſo gar jammerlich vexieren kan, wie es ihme leyder bey
allen Unabgeſtorbenen gelinget, daß er ſie bey ihrer Eigen-Liebe faſſet
und in ſein Garn hinein bringt, wo und wann es ihn geluſtet, wei-
len ihnen die Goͤttliche Weißheit und Staͤrcke den Hinterliſt zu ſe-
hen und zu meiden noch fehlet mit ſamt der Treue an JEſu unablaͤſ-
ſig zu hangen: Wann dieſe arme, untreue, unbeſtaͤndige, ſchwache
Menſchen an anderen ſehen, daß ſie in das Frieden-Reich des Heiligen
Geiſtes hinein kommen und mit Erſtaunung erzehlen, wie wohl es
ihnen doch ſeye, was vor ein Vor-Himmel ſie genieſſen a.
§. 3. Wann ſie ſolches hoͤren, meinen ſie, es muͤſſe ſeyn, nehmen
einen Anlauff, und dunckt ſie zu Zeiten jetzt rucke es, es wolle einſt
gerathen, aber ach ſie ruͤtſchen bald wieder herunter, und nachdem
ſie ſich gnug zerarbeitet, finden ſie ſich wieder faſt am alten Ort,
daß ſie es tauſendmahl aufgeben wuͤrden, wo ſie JEſu dem Leutſeli-
gen nicht zu lieb waͤren und er ſie laſſen koͤnnte, darum weckt er ſie
allezeit wieder auf, macht ihnen heimlich angſt, wann ſie einſchlaſſen
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1092. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1188>, abgerufen am 25.11.2024.
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