und sich zur Ruh begeben wollen, ehe sie am Ort der Sicherheit ankommen, welches ihnen offt begegnet, daß sie entschlaffen etwan hinter einem Zaun, wo sie nur die minste Auflüfftung, den gering- sten Schatten der Befriedigung antreffen, da nehmet der Ernst gleich ab, und der Geist sincket in eine liederliche Trägheit, GOttes Ver- gessenheit, Ohnmacht, wo nicht gar in eine fleischliche Freyheit, das Zeit währender Angst tödtlich vorkommende Gifft wieder anzu- rühren und vieles zu thun, mit Abschüttelung der Zucht Göttlicher Gnaden, da dann JEsu Gegenwart aus den Augen gesetzt und der aus so muthwilligem Sinn erwachsende Seelen-Schaden nicht groß geachtet wird, aus welcher Abweichung der Unglaub samt allem vo- rigen Bösen im Hertzen wach und rege wird, sonderlich so sie in die- sem sicheren, leichtfertigen, ungefühligem Zustand stolpern, strauch- len, ihr Kleid zum Abschen der heiligen Engeln mit Koth besprützen, und in grobe Ausbrüche der Sünde gerathen, dadurch sie auch vor erbaren Welt-Leuten zu Schanden werden, nachdem sie ihres Vat- ters Hauß verlassen, und wie Dina spatzieren gegangen die Kinder der Erden zu besehen, da schämen sie sich dann, dörffen nicht betten und dem aufgehenden Licht fein wacker entgegen gehen, stets in Be- reitschafft stehen zu JEsu zu nahen und damit schlaffen sie ein, ver- lieren ihre wenige Krafft wieder, die sie etwan mit Thränen ge- sammlet.
§. 4. Sie werden auch durch den Schlaf nicht erquickt, weil dermit Schre- cken wie- der erwa- chen und in grösse- ren Kampf gesetzet werden, Grund und Boden, so dem Egyptischen Pharao in Jrrdischheit oder dem Gesetz Lehrer in burgerlicher Sittsamkeit zuständig, gar unge- sund, sie mausig und träg macht und die Feind da herum streichen mit Stricken und Näglen wie Jael und Delila; erwachet sie wie- der, so erschrickt sie der versaumten Zeit und goldenen Gelegenheit; Dann die Seele nirgendwo einen süssen, sichern, seeligen, Lebens- stärckenden Schlaf nehmen kan als im Schooß und Armen des Bräu- tigams und das erst nachdem sie sich durch viel Müh, Schweiß und Arbeit abgemärcklet, wovon JEsus die Zeit am besten weißt, dann wir wollen insgemein in Christi Schooß sanfft ruhen, ehe wir alle- mahl den bey diesem oder jenem Anlaß vorgelegten Kampf ausge- kämpffet und ehe wir zehen Schritt in der Lauff-Bahn fortgeloffen, wollen wir schon die Hand des Kampf-Richters küssen und bey sei- nem Thron niedersitzen, aber JEsus thuts nicht, es ist die Zeit des-
Glau-
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Labſal in Truͤbſal.
und ſich zur Ruh begeben wollen, ehe ſie am Ort der Sicherheit ankommen, welches ihnen offt begegnet, daß ſie entſchlaffen etwan hinter einem Zaun, wo ſie nur die minſte Aufluͤfftung, den gering- ſten Schatten der Befriedigung antreffen, da nehmet der Ernſt gleich ab, und der Geiſt ſincket in eine liederliche Traͤgheit, GOttes Ver- geſſenheit, Ohnmacht, wo nicht gar in eine fleiſchliche Freyheit, das Zeit waͤhrender Angſt toͤdtlich vorkommende Gifft wieder anzu- ruͤhren und vieles zu thun, mit Abſchuͤttelung der Zucht Goͤttlicher Gnaden, da dann JEſu Gegenwart aus den Augen geſetzt und der aus ſo muthwilligem Sinn erwachſende Seelen-Schaden nicht groß geachtet wird, aus welcher Abweichung der Unglaub ſamt allem vo- rigen Boͤſen im Hertzen wach und rege wird, ſonderlich ſo ſie in die- ſem ſicheren, leichtfertigen, ungefuͤhligem Zuſtand ſtolpern, ſtrauch- len, ihr Kleid zum Abſchen der heiligen Engeln mit Koth beſpruͤtzen, und in grobe Ausbruͤche der Suͤnde gerathen, dadurch ſie auch vor erbaren Welt-Leuten zu Schanden werden, nachdem ſie ihres Vat- ters Hauß verlaſſen, und wie Dina ſpatzieren gegangen die Kinder der Erden zu beſehen, da ſchaͤmen ſie ſich dann, doͤrffen nicht betten und dem aufgehenden Licht fein wacker entgegen gehen, ſtets in Be- reitſchafft ſtehen zu JEſu zu nahen und damit ſchlaffen ſie ein, ver- lieren ihre wenige Krafft wieder, die ſie etwan mit Thraͤnen ge- ſammlet.
§. 4. Sie werden auch durch den Schlaf nicht erquickt, weil dermit Schre- cken wie- der erwa- chen und in groͤſſe- ꝛen Kampf geſetzet werden, Grund und Boden, ſo dem Egyptiſchen Pharao in Jrrdiſchheit oder dem Geſetz Lehrer in burgerlicher Sittſamkeit zuſtaͤndig, gar unge- ſund, ſie mauſig und traͤg macht und die Feind da herum ſtreichen mit Stricken und Naͤglen wie Jael und Delila; erwachet ſie wie- der, ſo erſchrickt ſie der verſaumten Zeit und goldenen Gelegenheit; Dann die Seele nirgendwo einen ſuͤſſen, ſichern, ſeeligen, Lebens- ſtaͤrckenden Schlaf nehmen kan als im Schooß und Armen des Braͤu- tigams und das erſt nachdem ſie ſich durch viel Muͤh, Schweiß und Arbeit abgemaͤrcklet, wovon JEſus die Zeit am beſten weißt, dann wir wollen insgemein in Chriſti Schooß ſanfft ruhen, ehe wir alle- mahl den bey dieſem oder jenem Anlaß vorgelegten Kampf ausge- kaͤmpffet und ehe wir zehen Schritt in der Lauff-Bahn fortgeloffen, wollen wir ſchon die Hand des Kampf-Richters kuͤſſen und bey ſei- nem Thron niederſitzen, aber JEſus thuts nicht, es iſt die Zeit des-
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Labſal in Truͤbſal.
und ſich zur Ruh begeben wollen, ehe ſie am Ort der Sicherheit
ankommen, welches ihnen offt begegnet, daß ſie entſchlaffen etwan
hinter einem Zaun, wo ſie nur die minſte Aufluͤfftung, den gering-
ſten Schatten der Befriedigung antreffen, da nehmet der Ernſt gleich
ab, und der Geiſt ſincket in eine liederliche Traͤgheit, GOttes Ver-
geſſenheit, Ohnmacht, wo nicht gar in eine fleiſchliche Freyheit,
das Zeit waͤhrender Angſt toͤdtlich vorkommende Gifft wieder anzu-
ruͤhren und vieles zu thun, mit Abſchuͤttelung der Zucht Goͤttlicher
Gnaden, da dann JEſu Gegenwart aus den Augen geſetzt und der
aus ſo muthwilligem Sinn erwachſende Seelen-Schaden nicht groß
geachtet wird, aus welcher Abweichung der Unglaub ſamt allem vo-
rigen Boͤſen im Hertzen wach und rege wird, ſonderlich ſo ſie in die-
ſem ſicheren, leichtfertigen, ungefuͤhligem Zuſtand ſtolpern, ſtrauch-
len, ihr Kleid zum Abſchen der heiligen Engeln mit Koth beſpruͤtzen,
und in grobe Ausbruͤche der Suͤnde gerathen, dadurch ſie auch vor
erbaren Welt-Leuten zu Schanden werden, nachdem ſie ihres Vat-
ters Hauß verlaſſen, und wie Dina ſpatzieren gegangen die Kinder
der Erden zu beſehen, da ſchaͤmen ſie ſich dann, doͤrffen nicht betten
und dem aufgehenden Licht fein wacker entgegen gehen, ſtets in Be-
reitſchafft ſtehen zu JEſu zu nahen und damit ſchlaffen ſie ein, ver-
lieren ihre wenige Krafft wieder, die ſie etwan mit Thraͤnen ge-
ſammlet.
§. 4. Sie werden auch durch den Schlaf nicht erquickt, weil der
Grund und Boden, ſo dem Egyptiſchen Pharao in Jrrdiſchheit oder
dem Geſetz Lehrer in burgerlicher Sittſamkeit zuſtaͤndig, gar unge-
ſund, ſie mauſig und traͤg macht und die Feind da herum ſtreichen
mit Stricken und Naͤglen wie Jael und Delila; erwachet ſie wie-
der, ſo erſchrickt ſie der verſaumten Zeit und goldenen Gelegenheit;
Dann die Seele nirgendwo einen ſuͤſſen, ſichern, ſeeligen, Lebens-
ſtaͤrckenden Schlaf nehmen kan als im Schooß und Armen des Braͤu-
tigams und das erſt nachdem ſie ſich durch viel Muͤh, Schweiß und
Arbeit abgemaͤrcklet, wovon JEſus die Zeit am beſten weißt, dann
wir wollen insgemein in Chriſti Schooß ſanfft ruhen, ehe wir alle-
mahl den bey dieſem oder jenem Anlaß vorgelegten Kampf ausge-
kaͤmpffet und ehe wir zehen Schritt in der Lauff-Bahn fortgeloffen,
wollen wir ſchon die Hand des Kampf-Richters kuͤſſen und bey ſei-
nem Thron niederſitzen, aber JEſus thuts nicht, es iſt die Zeit des-
Glau-
mit Schre-
cken wie-
der erwa-
chen und
in groͤſſe-
ꝛen Kampf
geſetzet
werden,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1093. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1189>, abgerufen am 22.11.2024.
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