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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
Glaubens-Kampfs im Gebett biß auf eine Minuten abgemessen und
so lange muß in der Arbeit des Geistes ausgehalten werden, wo man
die Süßigkeit der himmlischen Ruhe geniessen will, sonst gehets der
Seel wie einem Hirschen, der im Thier-Garten sich niederlegen will,
ehe der Fürst seinen Jagd-Hunden zum Abzug blasen lasset, nem-
lich er wird gefährlich gebissen. JESUS weißt am besten, wann
der Hirsch genug hat, und nimmt der Zeit genau wahr, daß er der
von Sünd, Welt und Höll gestäupten und verfolgten Seel seine
Friedens-Porten öffnen lasse, um sie abermahl vor ihren grausamen
Jägern zu verbergen, indessen laufft der Hirsch öffters bey dem Thor
der seeligen Sicherheit in GOttes Liebe vorbey, darum schreyt ih-
nen JEsus hinten nach, hieher, dann solche arme Hertzen habens
im Brauch, daß sie weit vorfür lauffen, wie einer der in grosser
Angst einer kostbaren verlohrnen Sach nachlaufft, wie die Eltern
JEsu, die auf Nazaret zu lieffen, da er zu Jerusalem ware im
Tempel.

woran
dann der
Unglaub
schuld ist.

§. 5. Und daran ist niemand anders die Schuld als der schändlich
Unglaub, daß man JEsu Christo nicht trauet, daß er nicht verlas-
sen werd noch versaumen, der Mensch meint immer, so er nicht selbst
zur Sach thue und es alles so pur im Glauben auf JEsum ankom-
men lasse, so rücks nicht und komme man nirgend hin, eben wie ein
ängstlicher Fußgänger meint, er komme weiters, das Pferd gehe
allzulangsam; O wie schwer ists, der im Eigen-Würcken geschäfftig-
ten Natur, zu JEsu Füssen sitzen mit Maria und sich von ihm wie
ein Kindlein heben, tragen und handlen lassen, dann es ist ins Hertz
geschrieben, thue dieses so wirst du leben; Da hingegen das, glau-
be, so wirst du seelig ein fremd Gewächs ist, mit welchem man nicht
weißt umzugehen als nach langer Erfahrung. Es ist je natürlich,
daß ein Kind ringer vom Boden aufgehoben und auf seine Beine von
der Mutter gestellt werde als daß es ihm selbst aufhelffe, gleichwohl
ist der Hochmuth so groß, daß es offt sich lieber lang tröllt und zap-
pelt, als daß es seiner Mutter die Ehre gönne es aus dem Staub
aufzuheben und zu säuberen.

Wie nö-
thig es
seye über
die Ge-
dancken

§. 6. Der schärffste Streit, so den Anfängeren am meisten zu
schaffen gibt, ist der Streit mit denen Gedancken, daß man wache,
damit der Feind nicht Unkraut einstreue und der Acker der Seelen
nur vom heiligen Geist besäet werde mit Göttlich-guten Eingebun-

gen

Labſal in Truͤbſal.
Glaubens-Kampfs im Gebett biß auf eine Minuten abgemeſſen und
ſo lange muß in der Arbeit des Geiſtes ausgehalten werden, wo man
die Suͤßigkeit der himmliſchen Ruhe genieſſen will, ſonſt gehets der
Seel wie einem Hirſchen, der im Thier-Garten ſich niederlegen will,
ehe der Fuͤrſt ſeinen Jagd-Hunden zum Abzug blaſen laſſet, nem-
lich er wird gefaͤhrlich gebiſſen. JESUS weißt am beſten, wann
der Hirſch genug hat, und nimmt der Zeit genau wahr, daß er der
von Suͤnd, Welt und Hoͤll geſtaͤupten und verfolgten Seel ſeine
Friedens-Porten oͤffnen laſſe, um ſie abermahl vor ihren grauſamen
Jaͤgern zu verbergen, indeſſen laufft der Hirſch oͤffters bey dem Thor
der ſeeligen Sicherheit in GOttes Liebe vorbey, darum ſchreyt ih-
nen JEſus hinten nach, hieher, dann ſolche arme Hertzen habens
im Brauch, daß ſie weit vorfuͤr lauffen, wie einer der in groſſer
Angſt einer koſtbaren verlohrnen Sach nachlaufft, wie die Eltern
JEſu, die auf Nazaret zu lieffen, da er zu Jeruſalem ware im
Tempel.

woran
dann der
Unglaub
ſchuld iſt.

§. 5. Und daran iſt niemand anders die Schuld als der ſchaͤndlich
Unglaub, daß man JEſu Chriſto nicht trauet, daß er nicht verlaſ-
ſen werd noch verſaumen, der Menſch meint immer, ſo er nicht ſelbſt
zur Sach thue und es alles ſo pur im Glauben auf JEſum ankom-
men laſſe, ſo ruͤcks nicht und komme man nirgend hin, eben wie ein
aͤngſtlicher Fußgaͤnger meint, er komme weiters, das Pferd gehe
allzulangſam; O wie ſchwer iſts, der im Eigen-Wuͤrcken geſchaͤfftig-
ten Natur, zu JEſu Fuͤſſen ſitzen mit Maria und ſich von ihm wie
ein Kindlein heben, tragen und handlen laſſen, dann es iſt ins Hertz
geſchrieben, thue dieſes ſo wirſt du leben; Da hingegen das, glau-
be, ſo wirſt du ſeelig ein fremd Gewaͤchs iſt, mit welchem man nicht
weißt umzugehen als nach langer Erfahrung. Es iſt je natuͤrlich,
daß ein Kind ringer vom Boden aufgehoben und auf ſeine Beine von
der Mutter geſtellt werde als daß es ihm ſelbſt aufhelffe, gleichwohl
iſt der Hochmuth ſo groß, daß es offt ſich lieber lang troͤllt und zap-
pelt, als daß es ſeiner Mutter die Ehre goͤnne es aus dem Staub
aufzuheben und zu ſaͤuberen.

Wie noͤ-
thig es
ſeye uͤber
die Ge-
dancken

§. 6. Der ſchaͤrffſte Streit, ſo den Anfaͤngeren am meiſten zu
ſchaffen gibt, iſt der Streit mit denen Gedancken, daß man wache,
damit der Feind nicht Unkraut einſtreue und der Acker der Seelen
nur vom heiligen Geiſt beſaͤet werde mit Goͤttlich-guten Eingebun-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1094. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1190>, abgerufen am 22.11.2024.