eine helle, klare Quell, ein vor Hunger verschmachtender einen mit köstlichen reiffen Früchten beladenen Baum; ein von wilden Thieren und ergrimmeten Mördern Verfolgter einen Heyland und Erretter; eine biß auf den Tod Verliebte ihren Königlichen Bräutigam, fin- det a.
daß er de- nen so es nicht an- nehmen wollen seine Un- gnade drohet.
§. 5. Ja es ist JEsu so hart angelegen, daß er uns seine aller- höchste Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen sollen, wann wir eine so grosse Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geist war- net wie eine mitleidige Mutter c.
JESUS Christus rufft hier überlaut unter dem freyen Himmel, und kündet selbst in seiner heiligen Menschheit als der hell-klingende- sten Trompeten des H. Geistes solch Erlaß-Jahr und guten Sonn- tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr gesagt und ge- botten es heimlich zu halten.
Doch muß man dar- nach rin- gen und kämpfen.
§. 6. (4.) Daß niemand weder in dieser noch in jener Welt diese Seeligkeit haben könne; er komme dann zu Christo mit stetem An- halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22, 14. wer aus diesem Brunnen schöpffen will, muß durch das Läger der Philister durchbrechen; wer von diesem Baum essen will, muß das Brennen der flammenden Schwerdter nicht scheuen, noch die Dörn zu dieser Rosen zu kommen, die Welt und alles muß verlassen seyn; Wer faullentzet und nicht vom falschen Ruh-Bett des Wahn- Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleisches-Begierd aufstehet, wird nicht von diesem Brod essen. Paulus gebote, daß so jemand nicht wollte arbeiten, der sollte auch nicht essen d; Wie vielmehr giltet dieses vom innigen Genuß Christi und geistlichem Essen im Reich GOttes, zumahlen der Natur-Mensch weder Appetit, noch Geschicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See- len, welche Kräffte des neuen Menschen erst erkämpfet werden müs- sen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge- hen mit denen Cherubim, so bey dem Eingang des Gartens stehen, ehe die Glieder des alten Adams samt allem eigenen Können, Wis- sen und Haben überall abgehauen sind, allermassen dieses ein vest-ge- setztes unwiederruffliches Urtheil GOttes ist, daß hier nichts vor den
alten
aJes. LV. 6. 7.
bHebr. II. 3.
cHebr. III. 12. 13. und IV. 1.
d 2 Thess. III. 10.
Labſal in Truͤbſal.
eine helle, klare Quell, ein vor Hunger verſchmachtender einen mit koͤſtlichen reiffen Fruͤchten beladenen Baum; ein von wilden Thieren und ergrimmeten Moͤrdern Verfolgter einen Heyland und Erretter; eine biß auf den Tod Verliebte ihren Koͤniglichen Braͤutigam, fin- det a.
daß er de- nen ſo es nicht an- nehmen wollen ſeine Un- gnade drohet.
§. 5. Ja es iſt JEſu ſo hart angelegen, daß er uns ſeine aller- hoͤchſte Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen ſollen, wann wir eine ſo groſſe Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geiſt war- net wie eine mitleidige Mutter c.
JESUS Chriſtus rufft hier uͤberlaut unter dem freyen Himmel, und kuͤndet ſelbſt in ſeiner heiligen Menſchheit als der hell-klingende- ſten Trompeten des H. Geiſtes ſolch Erlaß-Jahr und guten Sonn- tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr geſagt und ge- botten es heimlich zu halten.
Doch muß man dar- nach rin- gen und kaͤmpfen.
§. 6. (4.) Daß niemand weder in dieſer noch in jener Welt dieſe Seeligkeit haben koͤnne; er komme dann zu Chriſto mit ſtetem An- halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22, 14. wer aus dieſem Brunnen ſchoͤpffen will, muß durch das Laͤger der Philiſter durchbrechen; wer von dieſem Baum eſſen will, muß das Brennen der flammenden Schwerdter nicht ſcheuen, noch die Doͤrn zu dieſer Roſen zu kommen, die Welt und alles muß verlaſſen ſeyn; Wer faullentzet und nicht vom falſchen Ruh-Bett des Wahn- Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleiſches-Begierd aufſtehet, wird nicht von dieſem Brod eſſen. Paulus gebote, daß ſo jemand nicht wollte arbeiten, der ſollte auch nicht eſſen d; Wie vielmehr giltet dieſes vom innigen Genuß Chriſti und geiſtlichem Eſſen im Reich GOttes, zumahlen der Natur-Menſch weder Appetit, noch Geſchicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See- len, welche Kraͤffte des neuen Menſchen erſt erkaͤmpfet werden muͤſ- ſen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge- hen mit denen Cherubim, ſo bey dem Eingang des Gartens ſtehen, ehe die Glieder des alten Adams ſamt allem eigenen Koͤnnen, Wiſ- ſen und Haben uͤberall abgehauen ſind, allermaſſen dieſes ein veſt-ge- ſetztes unwiederruffliches Urtheil GOttes iſt, daß hier nichts vor den
alten
aJeſ. LV. 6. 7.
bHebr. II. 3.
cHebr. III. 12. 13. und IV. 1.
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[1114/1210]
Labſal in Truͤbſal.
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und ergrimmeten Moͤrdern Verfolgter einen Heyland und Erretter;
eine biß auf den Tod Verliebte ihren Koͤniglichen Braͤutigam, fin-
det a.
§. 5. Ja es iſt JEſu ſo hart angelegen, daß er uns ſeine aller-
hoͤchſte Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen ſollen, wann
wir eine ſo groſſe Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geiſt war-
net wie eine mitleidige Mutter c.
JESUS Chriſtus rufft hier uͤberlaut unter dem freyen Himmel,
und kuͤndet ſelbſt in ſeiner heiligen Menſchheit als der hell-klingende-
ſten Trompeten des H. Geiſtes ſolch Erlaß-Jahr und guten Sonn-
tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr geſagt und ge-
botten es heimlich zu halten.
§. 6. (4.) Daß niemand weder in dieſer noch in jener Welt dieſe
Seeligkeit haben koͤnne; er komme dann zu Chriſto mit ſtetem An-
halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22,
14. wer aus dieſem Brunnen ſchoͤpffen will, muß durch das Laͤger
der Philiſter durchbrechen; wer von dieſem Baum eſſen will, muß
das Brennen der flammenden Schwerdter nicht ſcheuen, noch die
Doͤrn zu dieſer Roſen zu kommen, die Welt und alles muß verlaſſen
ſeyn; Wer faullentzet und nicht vom falſchen Ruh-Bett des Wahn-
Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleiſches-Begierd aufſtehet,
wird nicht von dieſem Brod eſſen. Paulus gebote, daß ſo jemand
nicht wollte arbeiten, der ſollte auch nicht eſſen d; Wie vielmehr
giltet dieſes vom innigen Genuß Chriſti und geiſtlichem Eſſen im
Reich GOttes, zumahlen der Natur-Menſch weder Appetit, noch
Geſchicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See-
len, welche Kraͤffte des neuen Menſchen erſt erkaͤmpfet werden muͤſ-
ſen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge-
hen mit denen Cherubim, ſo bey dem Eingang des Gartens ſtehen,
ehe die Glieder des alten Adams ſamt allem eigenen Koͤnnen, Wiſ-
ſen und Haben uͤberall abgehauen ſind, allermaſſen dieſes ein veſt-ge-
ſetztes unwiederruffliches Urtheil GOttes iſt, daß hier nichts vor den
alten
a Jeſ. LV. 6. 7.
b Hebr. II. 3.
c Hebr. III. 12. 13. und IV. 1.
d 2 Theſſ. III. 10.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1210>, abgerufen am 22.11.2024.
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