nicht aus, sondern das Hertz wird er- fordert.daß er die Hertzen zu sich ziehe, daß wir ihne allem in reiner Liebe umfahen, uns ihme mit Leib und Seele anvertrauen, mit allem un- serm Elend übergeben, mithin zu unserer Ruh einkehren in eine seelige Gemüths-Stille, darinn uns GOtt viel Guts thun will, das Volck drängete und druckete dorten JEsum a, gleichwohl fragte er: Wer hat mich angerührt? Also bettet mancher, gehet zur Kirch und H. Abendmahl. JEsus aber wendet sich unter dem dicken Gedräng der Nahm-Christen nur nach denen, die unabläßig nach völliger Be- freyung von allen Unarten und gründlicher Heilung ihrer Seelen seh- nen; folglich mit bekümmertem Gemüth die Lichts- und Lebens-Krafft zu glauben und zu lieben in JEsu suchen zu erreichen; das anklagen- de Geschrey des Gesetzes im Gewissen überwinden, durch die Hin- ternissen der Sünd im Fleisch hindurch tringen; den Gängen und Tritten JEsu hinten nach schleichen, auf alle Gelegenheiten etwas daurhafftes und kräfftiges von JEsu zu bekommen, emfig laustern; Nicht eine eintzige gern verabsaumen, biß ihnen wahrhafftig vor GOtt geholffen ist; Diese halt JEsus allein vor gehorsamlich Kommende und dem Evangelio Glaubende und keine andere: Demnach soll ein je- der aus dem Empfahen urtheilen von seinem Kommen, sintemahl wer nicht Göttliche Gaben des ewigen Lebens von Christo empfangen, dessen vorgegebenes Kommen zu Christo ist nichts nutz, vielmehr ists eine eitele Einbildung, so unzähliche Millionen Menschen durch des Satans List betrüglicher Weise hinter dem Himmelreich vorbey in ewigen Pfuhl und Tod verführet.
Welches nicht nur muß ge- sagt, son dern in der That er- wiesen werden.
§. 8. Sagst du! ich habe JEsum im Hertzen, er ist mir lieb, und glaube vestiglich durch ihn ewig heil und seelig zu werden?
Antw. Was hast du dessen vor ein Grund: Ein Narr wäre ja der, so sich einbildete der Kayser sey ihm günstig und wollte ihn zum Gra- fen machen, und wäre doch nicht einmahl bekannt mit ihm; Du Wahnglaubiger was dunckt dich von JEsu, weß Sohn ist er b? Du weissest ja nichts von deinem eignen Verderben, wie wolltest du denn Gnade gesucht haben, hast du sie aber nicht innig als ein un- schätzbar aber verlohren Kleinod ängstiglich gesucht, wie wolltestu sie gefunden haben! wie gebrauchen, können und bewahren! wie darf- fest du denn sagen, du habest JEsum im Hertzen, was in einem Ge-
fäß
aLuc. VIII. 45.
bMatth. XXII. 2 Joh. v. 9.
Labſal in Truͤbſal.
nicht aus, ſondern das Hertz wird er- fordert.daß er die Hertzen zu ſich ziehe, daß wir ihne allem in reiner Liebe umfahen, uns ihme mit Leib und Seele anvertrauen, mit allem un- ſerm Elend uͤbergeben, mithin zu unſerer Ruh einkehren in eine ſeelige Gemuͤths-Stille, darinn uns GOtt viel Guts thun will, das Volck draͤngete und druckete dorten JEſum a, gleichwohl fragte er: Wer hat mich angeruͤhrt? Alſo bettet mancher, gehet zur Kirch und H. Abendmahl. JEſus aber wendet ſich unter dem dicken Gedraͤng der Nahm-Chriſten nur nach denen, die unablaͤßig nach voͤlliger Be- freyung von allen Unarten und gruͤndlicher Heilung ihrer Seelen ſeh- nen; folglich mit bekuͤmmertem Gemuͤth die Lichts- und Lebens-Krafft zu glauben und zu lieben in JEſu ſuchen zu erreichen; das anklagen- de Geſchrey des Geſetzes im Gewiſſen uͤberwinden, durch die Hin- terniſſen der Suͤnd im Fleiſch hindurch tringen; den Gaͤngen und Tritten JEſu hinten nach ſchleichen, auf alle Gelegenheiten etwas daurhafftes und kraͤfftiges von JEſu zu bekommen, emfig lauſtern; Nicht eine eintzige gern verabſaumen, biß ihnen wahrhafftig vor GOtt geholffen iſt; Dieſe halt JEſus allein vor gehorſamlich Kommende und dem Evangelio Glaubende und keine andere: Demnach ſoll ein je- der aus dem Empfahen urtheilen von ſeinem Kommen, ſintemahl wer nicht Goͤttliche Gaben des ewigen Lebens von Chriſto empfangen, deſſen vorgegebenes Kommen zu Chriſto iſt nichts nutz, vielmehr iſts eine eitele Einbildung, ſo unzaͤhliche Millionen Menſchen durch des Satans Liſt betruͤglicher Weiſe hinter dem Himmelreich vorbey in ewigen Pfuhl und Tod verfuͤhret.
Welches nicht nur muß ge- ſagt, ſon deꝛn in der That er- wieſen werden.
§. 8. Sagſt du! ich habe JEſum im Hertzen, er iſt mir lieb, und glaube veſtiglich durch ihn ewig heil und ſeelig zu werden?
Antw. Was haſt du deſſen vor ein Grund: Ein Narr waͤre ja der, ſo ſich einbildete der Kayſer ſey ihm guͤnſtig und wollte ihn zum Gra- fen machen, und waͤre doch nicht einmahl bekannt mit ihm; Du Wahnglaubiger was dunckt dich von JEſu, weß Sohn iſt er b? Du weiſſeſt ja nichts von deinem eignen Verderben, wie wollteſt du denn Gnade geſucht haben, haſt du ſie aber nicht innig als ein un- ſchaͤtzbar aber verlohren Kleinod aͤngſtiglich geſucht, wie wollteſtu ſie gefunden haben! wie gebrauchen, koͤnnen und bewahren! wie darf- feſt du denn ſagen, du habeſt JEſum im Hertzen, was in einem Ge-
faͤß
aLuc. VIII. 45.
bMatth. XXII. 2 Joh. v. 9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1218"n="1122"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/><noteplace="left">nicht aus,<lb/>ſondern<lb/>
das Hertz<lb/>
wird er-<lb/>
fordert.</note>daß er die Hertzen zu ſich ziehe, daß wir ihne allem in reiner Liebe<lb/>
umfahen, uns ihme mit Leib und Seele anvertrauen, mit allem un-<lb/>ſerm Elend uͤbergeben, mithin zu unſerer Ruh einkehren in eine ſeelige<lb/>
Gemuͤths-Stille, darinn uns GOtt viel Guts thun will, das Volck<lb/>
draͤngete und druckete dorten JEſum <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Luc. VIII.</hi> 45.</note>, gleichwohl fragte er: Wer<lb/>
hat mich angeruͤhrt? Alſo bettet mancher, gehet zur Kirch und H.<lb/>
Abendmahl. JEſus aber wendet ſich unter dem dicken Gedraͤng der<lb/>
Nahm-Chriſten nur nach denen, die unablaͤßig nach voͤlliger Be-<lb/>
freyung von allen Unarten und gruͤndlicher Heilung ihrer Seelen ſeh-<lb/>
nen; folglich mit bekuͤmmertem Gemuͤth die Lichts- und Lebens-Krafft<lb/>
zu glauben und zu lieben in JEſu ſuchen zu erreichen; das anklagen-<lb/>
de Geſchrey des Geſetzes im Gewiſſen uͤberwinden, durch die Hin-<lb/>
terniſſen der Suͤnd im Fleiſch hindurch tringen; den Gaͤngen und<lb/>
Tritten JEſu hinten nach ſchleichen, auf alle Gelegenheiten etwas<lb/>
daurhafftes und kraͤfftiges von JEſu zu bekommen, emfig lauſtern;<lb/>
Nicht eine eintzige gern verabſaumen, biß ihnen wahrhafftig vor GOtt<lb/>
geholffen iſt; Dieſe halt JEſus allein vor gehorſamlich Kommende<lb/>
und dem Evangelio Glaubende und keine andere: Demnach ſoll ein je-<lb/>
der aus dem Empfahen urtheilen von ſeinem Kommen, ſintemahl wer<lb/>
nicht Goͤttliche Gaben des ewigen Lebens von Chriſto empfangen,<lb/>
deſſen vorgegebenes Kommen zu Chriſto iſt nichts nutz, vielmehr iſts<lb/>
eine eitele Einbildung, ſo unzaͤhliche Millionen Menſchen durch des<lb/>
Satans Liſt betruͤglicher Weiſe hinter dem Himmelreich vorbey in<lb/>
ewigen Pfuhl und Tod verfuͤhret.</p><lb/><noteplace="left">Welches<lb/>
nicht nur<lb/>
muß ge-<lb/>ſagt, ſon<lb/>
deꝛn in der<lb/>
That er-<lb/>
wieſen<lb/>
werden.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 8. Sagſt du! ich habe JEſum im Hertzen, er iſt mir lieb, und<lb/>
glaube veſtiglich durch ihn ewig heil und ſeelig zu werden?</p><lb/><p>Antw. Was haſt du deſſen vor ein Grund: Ein Narr waͤre ja der,<lb/>ſo ſich einbildete der Kayſer ſey ihm guͤnſtig und wollte ihn zum Gra-<lb/>
fen machen, und waͤre doch nicht einmahl bekannt mit ihm; Du<lb/>
Wahnglaubiger was dunckt dich von JEſu, weß Sohn iſt er <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Matth. XXII. 2 Joh. v.</hi> 9.</note>?<lb/>
Du weiſſeſt ja nichts von deinem eignen Verderben, wie wollteſt du<lb/>
denn Gnade geſucht haben, haſt du ſie aber nicht innig als ein un-<lb/>ſchaͤtzbar aber verlohren Kleinod aͤngſtiglich geſucht, wie wollteſtu ſie<lb/>
gefunden haben! wie gebrauchen, koͤnnen und bewahren! wie darf-<lb/>
feſt du denn ſagen, du habeſt JEſum im Hertzen, was in einem Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">faͤß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1122/1218]
Labſal in Truͤbſal.
daß er die Hertzen zu ſich ziehe, daß wir ihne allem in reiner Liebe
umfahen, uns ihme mit Leib und Seele anvertrauen, mit allem un-
ſerm Elend uͤbergeben, mithin zu unſerer Ruh einkehren in eine ſeelige
Gemuͤths-Stille, darinn uns GOtt viel Guts thun will, das Volck
draͤngete und druckete dorten JEſum a, gleichwohl fragte er: Wer
hat mich angeruͤhrt? Alſo bettet mancher, gehet zur Kirch und H.
Abendmahl. JEſus aber wendet ſich unter dem dicken Gedraͤng der
Nahm-Chriſten nur nach denen, die unablaͤßig nach voͤlliger Be-
freyung von allen Unarten und gruͤndlicher Heilung ihrer Seelen ſeh-
nen; folglich mit bekuͤmmertem Gemuͤth die Lichts- und Lebens-Krafft
zu glauben und zu lieben in JEſu ſuchen zu erreichen; das anklagen-
de Geſchrey des Geſetzes im Gewiſſen uͤberwinden, durch die Hin-
terniſſen der Suͤnd im Fleiſch hindurch tringen; den Gaͤngen und
Tritten JEſu hinten nach ſchleichen, auf alle Gelegenheiten etwas
daurhafftes und kraͤfftiges von JEſu zu bekommen, emfig lauſtern;
Nicht eine eintzige gern verabſaumen, biß ihnen wahrhafftig vor GOtt
geholffen iſt; Dieſe halt JEſus allein vor gehorſamlich Kommende
und dem Evangelio Glaubende und keine andere: Demnach ſoll ein je-
der aus dem Empfahen urtheilen von ſeinem Kommen, ſintemahl wer
nicht Goͤttliche Gaben des ewigen Lebens von Chriſto empfangen,
deſſen vorgegebenes Kommen zu Chriſto iſt nichts nutz, vielmehr iſts
eine eitele Einbildung, ſo unzaͤhliche Millionen Menſchen durch des
Satans Liſt betruͤglicher Weiſe hinter dem Himmelreich vorbey in
ewigen Pfuhl und Tod verfuͤhret.
nicht aus,
ſondern
das Hertz
wird er-
fordert.
§. 8. Sagſt du! ich habe JEſum im Hertzen, er iſt mir lieb, und
glaube veſtiglich durch ihn ewig heil und ſeelig zu werden?
Antw. Was haſt du deſſen vor ein Grund: Ein Narr waͤre ja der,
ſo ſich einbildete der Kayſer ſey ihm guͤnſtig und wollte ihn zum Gra-
fen machen, und waͤre doch nicht einmahl bekannt mit ihm; Du
Wahnglaubiger was dunckt dich von JEſu, weß Sohn iſt er b?
Du weiſſeſt ja nichts von deinem eignen Verderben, wie wollteſt du
denn Gnade geſucht haben, haſt du ſie aber nicht innig als ein un-
ſchaͤtzbar aber verlohren Kleinod aͤngſtiglich geſucht, wie wollteſtu ſie
gefunden haben! wie gebrauchen, koͤnnen und bewahren! wie darf-
feſt du denn ſagen, du habeſt JEſum im Hertzen, was in einem Ge-
faͤß
a Luc. VIII. 45.
b Matth. XXII. 2 Joh. v. 9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1218>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.