Welt abgeschieden. Jm Hunger, der über Canaan kame murrete sie nicht wider GOTT noch wider Abraham, der sie aus einer so kornreichen, fruchtbahren Gegend deß Erdreichs weggeführet, da sie dergleichen nichts zu besorgen hatte. Jn denen äussersten Gefahren in Egypten und zu Gerar ware sie überaus starck und munter im Vertrauen auf GOTT das ihre alleinige Stütze ware.
§. 7. Jhre Liebe zu GOTT ware so zart, rein und brünstig daßJhre Liebe zu GOtt. sie den Pracht deß eitelen Schmucks, wormit das Frauenzimmer gemeinlich sehr viele Zeit verderbet, vergasse, ihr theuerster Schmuck ware der verborgene Mensch deß Hertzens in der Unzerstörlichkeit deß sanfftmüthigen und stillen Geistes, welcher für GOTT köstlich ist 1 Pet. 3, 4. ja sie ware etwelcher massen mit einem reinen Glantz des Heiligen Geistes durchleuchtet als Abraham, dem höhere Ver- nunfft etwa schadete; wie an dem Geschäffte mit Jsmaels Ausstos- sung zusehen, und wie muß ihre keusche Seele nicht im Glauben verborgene tieffe Seufftzen zu GOTT gekämpfet haben, da sie von ihrem eigenen lieben Ehemann in der Fremde verlassen, und heyd- nischen Königen gleichsam in die Rappuse hingegeben ward.
§. 8. Jhr angenehmster Zeit-Vertrieb ware neben der Haupt-Jhre Gut- thätigkeit. Sorge, so sie täglich hatte vor den Wachsthum deß innern Men- schen sich in Gutthätigkeit üben gegen ihrem dürfftigen Nächsten, in Allmosen in Gastfreyheit, da sie denn selbst in der Kuche Hand anlegte um die Ehre und Freude zu haben, denen Gästen nach Nothdurfft zu dienen; eben wie jene grosse Kayserin den Armen, Krancken und Elenden in eigener hoher Person aufwartete, die Speisen kochete, Artz- neyen bereitete, selbst die Eitergeschwär verbande, und da man ihrs wehren wollte, so ware dieses ihre heroische Antwort: Das seye deß Kaysers Sach, daß er Gold austheile zu Erhaltung seiner König- reichen; Sie aber müsse GOTT der ihrem Mann das Kayserthum gegeben, dieses Liebes-Wercke, so er an ihr tadle, zum Danck auf- opfern in der Person des Armen. Also thate Flaccilla Kaysers Theodosius des Grossen Gemahlin, sie starbe im Jahr 385.
Wie Jsaac die Rebec- ca zum Göttlichen Leben
§. 11. Die treue Anweisung zum Göttlichen Leben, wozu er sie gleichsam bey der Hand leitete; Jsaac nahm die Rebecca. Da er ihr das Paradieß wird geöffnet haben in JESU dem See- gen der Völckern. Wie nehmlich der grosse GOTT Himmels und der Erden aus unendlicher Liebe und grundloser Erbarmung sich deß
gefallenen
mit ſeiner Braut der Kirche.
Welt abgeſchieden. Jm Hunger, der uͤber Canaan kame murrete ſie nicht wider GOTT noch wider Abraham, der ſie aus einer ſo kornreichen, fruchtbahren Gegend deß Erdreichs weggefuͤhret, da ſie dergleichen nichts zu beſorgen hatte. Jn denen aͤuſſerſten Gefahren in Egypten und zu Gerar ware ſie uͤberaus ſtarck und munter im Vertrauen auf GOTT das ihre alleinige Stuͤtze ware.
§. 7. Jhre Liebe zu GOTT ware ſo zart, rein und bruͤnſtig daßJhre Liebe zu GOtt. ſie den Pracht deß eitelen Schmucks, wormit das Frauenzimmer gemeinlich ſehr viele Zeit verderbet, vergaſſe, ihr theuerſter Schmuck ware der verborgene Menſch deß Hertzens in der Unzerſtoͤrlichkeit deß ſanfftmuͤthigen und ſtillen Geiſtes, welcher fuͤr GOTT koͤſtlich iſt 1 Pet. 3, 4. ja ſie ware etwelcher maſſen mit einem reinen Glantz des Heiligen Geiſtes durchleuchtet als Abraham, dem hoͤhere Ver- nunfft etwa ſchadete; wie an dem Geſchaͤffte mit Jſmaels Ausſtoſ- ſung zuſehen, und wie muß ihre keuſche Seele nicht im Glauben verborgene tieffe Seufftzen zu GOTT gekaͤmpfet haben, da ſie von ihrem eigenen lieben Ehemann in der Fremde verlaſſen, und heyd- niſchen Koͤnigen gleichſam in die Rappuſe hingegeben ward.
§. 8. Jhr angenehmſter Zeit-Vertrieb ware neben der Haupt-Jhre Gut- thaͤtigkeit. Sorge, ſo ſie taͤglich hatte vor den Wachsthum deß innern Men- ſchen ſich in Gutthaͤtigkeit uͤben gegen ihrem duͤrfftigen Naͤchſten, in Allmoſen in Gaſtfreyheit, da ſie denn ſelbſt in der Kuche Hand anlegte um die Ehre und Freude zu haben, denen Gaͤſten nach Nothdurfft zu dienen; eben wie jene groſſe Kayſerin den Armen, Krancken und Elenden in eigener hoher Perſon aufwartete, die Speiſen kochete, Artz- neyen bereitete, ſelbſt die Eitergeſchwaͤr verbande, und da man ihrs wehren wollte, ſo ware dieſes ihre heroiſche Antwort: Das ſeye deß Kayſers Sach, daß er Gold austheile zu Erhaltung ſeiner Koͤnig- reichen; Sie aber muͤſſe GOTT der ihrem Mann das Kayſerthum gegeben, dieſes Liebes-Wercke, ſo er an ihr tadle, zum Danck auf- opfern in der Perſon des Armen. Alſo thate Flaccilla Kayſers Theodoſius des Groſſen Gemahlin, ſie ſtarbe im Jahr 385.
Wie Jſaac die Rebec- ca zum Goͤttlichen Leben
§. 11. Die treue Anweiſung zum Goͤttlichen Leben, wozu er ſie gleichſam bey der Hand leitete; Jſaac nahm die Rebecca. Da er ihr das Paradieß wird geoͤffnet haben in JESU dem See- gen der Voͤlckern. Wie nehmlich der groſſe GOTT Himmels und der Erden aus unendlicher Liebe und grundloſer Erbarmung ſich deß
gefallenen
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Welt abgeſchieden. Jm Hunger, der uͤber Canaan kame murrete
ſie nicht wider GOTT noch wider Abraham, der ſie aus einer ſo
kornreichen, fruchtbahren Gegend deß Erdreichs weggefuͤhret, da ſie
dergleichen nichts zu beſorgen hatte. Jn denen aͤuſſerſten Gefahren
in Egypten und zu Gerar ware ſie uͤberaus ſtarck und munter im
Vertrauen auf GOTT das ihre alleinige Stuͤtze ware.
§. 7. Jhre Liebe zu GOTT ware ſo zart, rein und bruͤnſtig daß
ſie den Pracht deß eitelen Schmucks, wormit das Frauenzimmer
gemeinlich ſehr viele Zeit verderbet, vergaſſe, ihr theuerſter Schmuck
ware der verborgene Menſch deß Hertzens in der Unzerſtoͤrlichkeit
deß ſanfftmuͤthigen und ſtillen Geiſtes, welcher fuͤr GOTT koͤſtlich
iſt 1 Pet. 3, 4. ja ſie ware etwelcher maſſen mit einem reinen Glantz
des Heiligen Geiſtes durchleuchtet als Abraham, dem hoͤhere Ver-
nunfft etwa ſchadete; wie an dem Geſchaͤffte mit Jſmaels Ausſtoſ-
ſung zuſehen, und wie muß ihre keuſche Seele nicht im Glauben
verborgene tieffe Seufftzen zu GOTT gekaͤmpfet haben, da ſie von
ihrem eigenen lieben Ehemann in der Fremde verlaſſen, und heyd-
niſchen Koͤnigen gleichſam in die Rappuſe hingegeben ward.
Jhre Liebe
zu GOtt.
§. 8. Jhr angenehmſter Zeit-Vertrieb ware neben der Haupt-
Sorge, ſo ſie taͤglich hatte vor den Wachsthum deß innern Men-
ſchen ſich in Gutthaͤtigkeit uͤben gegen ihrem duͤrfftigen Naͤchſten, in
Allmoſen in Gaſtfreyheit, da ſie denn ſelbſt in der Kuche Hand anlegte
um die Ehre und Freude zu haben, denen Gaͤſten nach Nothdurfft zu
dienen; eben wie jene groſſe Kayſerin den Armen, Krancken und
Elenden in eigener hoher Perſon aufwartete, die Speiſen kochete, Artz-
neyen bereitete, ſelbſt die Eitergeſchwaͤr verbande, und da man ihrs
wehren wollte, ſo ware dieſes ihre heroiſche Antwort: Das ſeye deß
Kayſers Sach, daß er Gold austheile zu Erhaltung ſeiner Koͤnig-
reichen; Sie aber muͤſſe GOTT der ihrem Mann das Kayſerthum
gegeben, dieſes Liebes-Wercke, ſo er an ihr tadle, zum Danck auf-
opfern in der Perſon des Armen. Alſo thate Flaccilla Kayſers
Theodoſius des Groſſen Gemahlin, ſie ſtarbe im Jahr 385.
Jhre Gut-
thaͤtigkeit.
§. 11. Die treue Anweiſung zum Goͤttlichen Leben, wozu er ſie
gleichſam bey der Hand leitete; Jſaac nahm die Rebecca.
Da er ihr das Paradieß wird geoͤffnet haben in JESU dem See-
gen der Voͤlckern. Wie nehmlich der groſſe GOTT Himmels und
der Erden aus unendlicher Liebe und grundloſer Erbarmung ſich deß
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1255>, abgerufen am 22.11.2024.
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