len) brachte der Weber oder Handelsmann ein sauberes buntes Tuch, so mußte Rebecca eine Kleidung davon haben, dann sie ware ihm eben so lieb als Joseph dem Jacob; Brachte man ihm eine edle Frucht, einen wunder-zierlichen Trauben oder über die massen wohl- schmäckende Dudaim-Frucht so ward Rebecca herbey geruffen, oder er brachte es ihr selber in Garten oder aufs Feld, daß sie ihms helf- fe aufessen, lösete er Gold und Silber aus seiner Heerden von Vieh, Käsen, Butter, so hatte Rebecca freye Hand darinn, zumahlen er ihrer redlichen Treue und GOttes-Forcht allzuwohl versichert ware, zu dem ware sie eine gute Haußhalterin, die alles wohl anzustellen wußte, nichts verschwendete, sondern alles Geschäfft und Gesind mit sonderbahrer Klugheit und Geschicklichkeit zu regieren wußte a also daß aus allem ihrem Betragen etwas Majestätisches blickte.
Darum liebete sie Jsaac vor Zeit und Ewigkeit, daher sehnete und arbeitete er an ihrer Heiligung, damit sie sich noch im neuen Jerusalem freue seine Gemahlin gewesen zu seyn; aus der Ursach eifferte er um sie mit Göttlichem Eiffer, daß er ihre Seele dem eini- gen Mann Christo als eine reine Jungfrau darstelle b, damit sie seinen Augen angenehm, heilig und unsträfflich seye, und also würdig mit Christo zu wandeln in weissen Kleidern, seine Braut ewig zu seyn, und das Weib deß Lamms, in GOTT einzugehen, eis auton c, und mit ihm allerinnigst vereinigt zu bleiben. Es ware demnach eine dreyfache Vereinigung zwischen ihnen, 1. des Ehebands. 2. Des Hertzens durch zarte Natur-Liebe. 3. Des Glaubens an Meßiam. Dieses dreyfache Band triebe Rebecca an zur Unterthänigkeit, Keuschheit, zum Wandel in der Forcht GOttes, zum geistlichen Schmuck, zum Gebett und Hoffnung in GOTT, dagegen nöthigte es den Jsaac der Rebecca keinen Mangel zu lassen an irgend einem Gut, den eiteln Pracht und Putz achtete sie nicht; Krafft dieses so genauen Verbindung verbesserte er dero Fehler mit Weißheit ohne sie zu betrüben, er liebte sie ohne Eifersucht; er thate ihr alles zu gefallen ohne Schmeicheley; er wohnete ihr bey mit Vernunfft und gabe ihr als dem schwächern Werckzeug die Ehre, als eine Mit-Er- bin der Gnad des Lebens, auf daß ihr Gebett nie verhindert wurde 1 Petr. 3, 7. er ware ihr alles, doch ohne sich ihr zum Sclaven zu
machen.
aProv. XXXI. 10-31.
b 2 Cor. XI. 3.
cRom. XI. 36.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
len) brachte der Weber oder Handelsmann ein ſauberes buntes Tuch, ſo mußte Rebecca eine Kleidung davon haben, dann ſie ware ihm eben ſo lieb als Joſeph dem Jacob; Brachte man ihm eine edle Frucht, einen wunder-zierlichen Trauben oder uͤber die maſſen wohl- ſchmaͤckende Dudaim-Frucht ſo ward Rebecca herbey geruffen, oder er brachte es ihr ſelber in Garten oder aufs Feld, daß ſie ihms helf- fe aufeſſen, loͤſete er Gold und Silber aus ſeiner Heerden von Vieh, Kaͤſen, Butter, ſo hatte Rebecca freye Hand darinn, zumahlen er ihrer redlichen Treue und GOttes-Forcht allzuwohl verſichert ware, zu dem ware ſie eine gute Haußhalterin, die alles wohl anzuſtellen wußte, nichts verſchwendete, ſondern alles Geſchaͤfft und Geſind mit ſonderbahrer Klugheit und Geſchicklichkeit zu regieren wußte a alſo daß aus allem ihrem Betragen etwas Majeſtaͤtiſches blickte.
Darum liebete ſie Jſaac vor Zeit und Ewigkeit, daher ſehnete und arbeitete er an ihrer Heiligung, damit ſie ſich noch im neuen Jeruſalem freue ſeine Gemahlin geweſen zu ſeyn; aus der Urſach eifferte er um ſie mit Goͤttlichem Eiffer, daß er ihre Seele dem eini- gen Mann Chriſto als eine reine Jungfrau darſtelle b, damit ſie ſeinen Augen angenehm, heilig und unſtraͤfflich ſeye, und alſo wuͤrdig mit Chriſto zu wandeln in weiſſen Kleidern, ſeine Braut ewig zu ſeyn, und das Weib deß Lamms, in GOTT einzugehen, ἐις ἀυτόν c, und mit ihm allerinnigſt vereinigt zu bleiben. Es ware demnach eine dreyfache Vereinigung zwiſchen ihnen, 1. des Ehebands. 2. Des Hertzens durch zarte Natur-Liebe. 3. Des Glaubens an Meßiam. Dieſes dreyfache Band triebe Rebecca an zur Unterthaͤnigkeit, Keuſchheit, zum Wandel in der Forcht GOttes, zum geiſtlichen Schmuck, zum Gebett und Hoffnung in GOTT, dagegen noͤthigte es den Jſaac der Rebecca keinen Mangel zu laſſen an irgend einem Gut, den eiteln Pracht und Putz achtete ſie nicht; Krafft dieſes ſo genauen Verbindung verbeſſerte er dero Fehler mit Weißheit ohne ſie zu betruͤben, er liebte ſie ohne Eiferſucht; er thate ihr alles zu gefallen ohne Schmeicheley; er wohnete ihr bey mit Vernunfft und gabe ihr als dem ſchwaͤchern Werckzeug die Ehre, als eine Mit-Er- bin der Gnad des Lebens, auf daß ihr Gebett nie verhindert wurde 1 Petr. 3, 7. er ware ihr alles, doch ohne ſich ihr zum Sclaven zu
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ihm eben ſo lieb als Joſeph dem Jacob; Brachte man ihm eine edle
Frucht, einen wunder-zierlichen Trauben oder uͤber die maſſen wohl-
ſchmaͤckende Dudaim-Frucht ſo ward Rebecca herbey geruffen, oder
er brachte es ihr ſelber in Garten oder aufs Feld, daß ſie ihms helf-
fe aufeſſen, loͤſete er Gold und Silber aus ſeiner Heerden von Vieh,
Kaͤſen, Butter, ſo hatte Rebecca freye Hand darinn, zumahlen er
ihrer redlichen Treue und GOttes-Forcht allzuwohl verſichert ware,
zu dem ware ſie eine gute Haußhalterin, die alles wohl anzuſtellen
wußte, nichts verſchwendete, ſondern alles Geſchaͤfft und Geſind mit
ſonderbahrer Klugheit und Geſchicklichkeit zu regieren wußte a alſo
daß aus allem ihrem Betragen etwas Majeſtaͤtiſches blickte.
Darum liebete ſie Jſaac vor Zeit und Ewigkeit, daher ſehnete
und arbeitete er an ihrer Heiligung, damit ſie ſich noch im neuen
Jeruſalem freue ſeine Gemahlin geweſen zu ſeyn; aus der Urſach
eifferte er um ſie mit Goͤttlichem Eiffer, daß er ihre Seele dem eini-
gen Mann Chriſto als eine reine Jungfrau darſtelle b, damit ſie ſeinen
Augen angenehm, heilig und unſtraͤfflich ſeye, und alſo wuͤrdig mit
Chriſto zu wandeln in weiſſen Kleidern, ſeine Braut ewig zu ſeyn,
und das Weib deß Lamms, in GOTT einzugehen, ἐις ἀυτόν c, und
mit ihm allerinnigſt vereinigt zu bleiben. Es ware demnach eine
dreyfache Vereinigung zwiſchen ihnen, 1. des Ehebands. 2. Des
Hertzens durch zarte Natur-Liebe. 3. Des Glaubens an Meßiam.
Dieſes dreyfache Band triebe Rebecca an zur Unterthaͤnigkeit,
Keuſchheit, zum Wandel in der Forcht GOttes, zum geiſtlichen
Schmuck, zum Gebett und Hoffnung in GOTT, dagegen noͤthigte
es den Jſaac der Rebecca keinen Mangel zu laſſen an irgend einem
Gut, den eiteln Pracht und Putz achtete ſie nicht; Krafft dieſes ſo
genauen Verbindung verbeſſerte er dero Fehler mit Weißheit ohne
ſie zu betruͤben, er liebte ſie ohne Eiferſucht; er thate ihr alles zu
gefallen ohne Schmeicheley; er wohnete ihr bey mit Vernunfft und
gabe ihr als dem ſchwaͤchern Werckzeug die Ehre, als eine Mit-Er-
bin der Gnad des Lebens, auf daß ihr Gebett nie verhindert wurde
1 Petr. 3, 7. er ware ihr alles, doch ohne ſich ihr zum Sclaven zu
machen.
a Prov. XXXI. 10-31.
b 2 Cor. XI. 3.
c Rom. XI. 36.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1266>, abgerufen am 22.11.2024.
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