machen. Wie dann JEsus selbst allen Ehe-Männern zum Muster von Paulo vorgestellt wird Eph. 5. Wie schamhafftig, wie heilig und gottsförchtig soll hiemit der Ehestand geführet werden, wann er Christlich heissen soll: Muß nicht Christi Gnad und Geist das mei- ste, ja alles dabey thun, balsamieren, reinigen und vollenden, da- mit aus der Ehe die Kinder Jerusalems und die Zahl der Segens- Genossen Christi vermehret werde. Der Text führt uns zwar voraus auf die Pflichten der Ehe-Männer, doch macht ein fromm Weib bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther. sagt:
Ein jedes lern seine Lection So wird es wohl im Hause stohn.
Wann aber Moses sagt: Er hatte sie lieb, so zeigt er dar- mit nicht nur ihre Beständigkeit, sondern auch Vermehrung der Lie- be; Die kluge Rebecca legte durch tägliche erneuerte Proben ihrer tief-gegründeten Tugend immer frisch wohl-riechend Cimmet-Holtz an, an die reine Flamme ihrer keuschen Ehe-Liebe: Eben wie ein Gärtner ein Bäumlein anfänglich liebet wegen seiner guten Art und köstlichen Seltenheit, Rarität, wann es aber wohl gerathet zu ei- nem schönen Baum und der Gärtner mit theueren Früchten von Jahr zu Jahr reichlicher erfreuet, so nimmt auch die Liebe und Hochschä- tzung jährlich zu; so giengs hier, je besser Jsaac der Rebecca grund- gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er sie lieb.
§. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand vonauch bey allen bö- sen Unter- nehmun- gen des Teufels, ihrer Bekanntschafft als ihre Amme; sie hat sich aus Liebes-Treue zu mir so sehr weit von ihres Vatters Hause, Freunden und Ver- wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz wäre ja zu erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen sie nicht von mir weglaussen könnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuschüt- ten; welches eine ernste Wachsamkeit und überaus frommes Hertz in Jsaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort der Gedult; Jn dem je Göttlicher eine Sache ist, je mehr sie vom Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jsaacs Hertz eine sehr hei- lige Liebe wallete gegen Rebecca, so hat Satanas Zweiffels ohn heff- tig getrachtet mit einschiessenden Gedancken als mit höllischen Mord- Pfeilen selbe umzubringen, dann der hässige, neidige, zornige, rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und sucht alles
Göttliche
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mit ſeiner Braut der Kirche.
machen. Wie dann JEſus ſelbſt allen Ehe-Maͤnnern zum Muſter von Paulo vorgeſtellt wird Eph. 5. Wie ſchamhafftig, wie heilig und gottsfoͤrchtig ſoll hiemit der Eheſtand gefuͤhret werden, wann er Chriſtlich heiſſen ſoll: Muß nicht Chriſti Gnad und Geiſt das mei- ſte, ja alles dabey thun, balſamieren, reinigen und vollenden, da- mit aus der Ehe die Kinder Jeruſalems und die Zahl der Segens- Genoſſen Chriſti vermehret werde. Der Text fuͤhrt uns zwar voraus auf die Pflichten der Ehe-Maͤnner, doch macht ein fromm Weib bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther. ſagt:
Ein jedes lern ſeine Lection So wird es wohl im Hauſe ſtohn.
Wann aber Moſes ſagt: Er hatte ſie lieb, ſo zeigt er dar- mit nicht nur ihre Beſtaͤndigkeit, ſondern auch Vermehrung der Lie- be; Die kluge Rebecca legte durch taͤgliche erneuerte Proben ihrer tief-gegruͤndeten Tugend immer friſch wohl-riechend Cimmet-Holtz an, an die reine Flamme ihrer keuſchen Ehe-Liebe: Eben wie ein Gaͤrtner ein Baͤumlein anfaͤnglich liebet wegen ſeiner guten Art und koͤſtlichen Seltenheit, Raritaͤt, wann es aber wohl gerathet zu ei- nem ſchoͤnen Baum und der Gaͤrtner mit theueren Fruͤchten von Jahr zu Jahr reichlicher erfreuet, ſo nimmt auch die Liebe und Hochſchaͤ- tzung jaͤhrlich zu; ſo giengs hier, je beſſer Jſaac der Rebecca grund- gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er ſie lieb.
§. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand vonauch bey allen boͤ- ſen Unter- nehmun- gen des Teufels, ihrer Bekanntſchafft als ihre Amme; ſie hat ſich aus Liebes-Treue zu mir ſo ſehr weit von ihres Vatters Hauſe, Freunden und Ver- wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz waͤre ja zu erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen ſie nicht von mir weglauſſen koͤnnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuſchuͤt- ten; welches eine ernſte Wachſamkeit und uͤberaus frommes Hertz in Jſaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort der Gedult; Jn dem je Goͤttlicher eine Sache iſt, je mehr ſie vom Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jſaacs Hertz eine ſehr hei- lige Liebe wallete gegen Rebecca, ſo hat Satanas Zweiffels ohn heff- tig getrachtet mit einſchieſſenden Gedancken als mit hoͤlliſchen Mord- Pfeilen ſelbe umzubringen, dann der haͤſſige, neidige, zornige, rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und ſucht alles
Goͤttliche
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von Paulo vorgeſtellt wird Eph. 5. Wie ſchamhafftig, wie heilig und
gottsfoͤrchtig ſoll hiemit der Eheſtand gefuͤhret werden, wann er
Chriſtlich heiſſen ſoll: Muß nicht Chriſti Gnad und Geiſt das mei-
ſte, ja alles dabey thun, balſamieren, reinigen und vollenden, da-
mit aus der Ehe die Kinder Jeruſalems und die Zahl der Segens-
Genoſſen Chriſti vermehret werde. Der Text fuͤhrt uns zwar voraus
auf die Pflichten der Ehe-Maͤnner, doch macht ein fromm Weib
bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther.
ſagt:
Ein jedes lern ſeine Lection
So wird es wohl im Hauſe ſtohn.
Wann aber Moſes ſagt: Er hatte ſie lieb, ſo zeigt er dar-
mit nicht nur ihre Beſtaͤndigkeit, ſondern auch Vermehrung der Lie-
be; Die kluge Rebecca legte durch taͤgliche erneuerte Proben ihrer
tief-gegruͤndeten Tugend immer friſch wohl-riechend Cimmet-Holtz
an, an die reine Flamme ihrer keuſchen Ehe-Liebe: Eben wie ein
Gaͤrtner ein Baͤumlein anfaͤnglich liebet wegen ſeiner guten Art und
koͤſtlichen Seltenheit, Raritaͤt, wann es aber wohl gerathet zu ei-
nem ſchoͤnen Baum und der Gaͤrtner mit theueren Fruͤchten von Jahr
zu Jahr reichlicher erfreuet, ſo nimmt auch die Liebe und Hochſchaͤ-
tzung jaͤhrlich zu; ſo giengs hier, je beſſer Jſaac der Rebecca grund-
gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er ſie lieb.
§. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand von
ihrer Bekanntſchafft als ihre Amme; ſie hat ſich aus Liebes-Treue
zu mir ſo ſehr weit von ihres Vatters Hauſe, Freunden und Ver-
wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz waͤre ja zu
erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen ſie nicht von mir
weglauſſen koͤnnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuſchuͤt-
ten; welches eine ernſte Wachſamkeit und uͤberaus frommes Hertz in
Jſaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort
der Gedult; Jn dem je Goͤttlicher eine Sache iſt, je mehr ſie vom
Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jſaacs Hertz eine ſehr hei-
lige Liebe wallete gegen Rebecca, ſo hat Satanas Zweiffels ohn heff-
tig getrachtet mit einſchieſſenden Gedancken als mit hoͤlliſchen Mord-
Pfeilen ſelbe umzubringen, dann der haͤſſige, neidige, zornige,
rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und ſucht alles
Goͤttliche
auch bey
allen boͤ-
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nehmun-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1267>, abgerufen am 22.11.2024.
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