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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
sein Weib schweige ihm, thue ihm alles ersinnliches zu gefallen, gebe
ihm niemahls kein unfreundlich Wörtgen, lasse alles Krumme gerad
und beliebig seyn, wie ers mache. Seine Sauff-Brüder sprachen:
Das kommt uns unglaublich vor, wir wollen hingehen und dieses
wunderbahre Abentheur selbst sehen; Als sie nun um Ein Uhr Nach-
mitternacht, da das fromme Hertz im ersten Schlaff war, zur Stu-
benthür hineinplatzten und sie ab dem Gepolder erwachte, beklagte sie
sich nicht im geringsten, ihre Rede war durchaus lieblich und hold-
selig: Er sprach sie an: Weib! sie fragte mit liebreicher sanffter
Stimm: Was ist denn euer Begehren mein lieber Mann? Er er-
widerte: Stehe flux auf und bereite vor mich und meine Cameraden
eine gute Suppe. Sie antwortete: Ja mein lieber Mann! sprang
eilends aus dem Bett, gieng in die Küche des Mannes Befehl aus-
zurichten. Einer von denen Gesellen gieng ihr auf dem Fuß nach
voller Verwunderung, und befragte sich mit ihr, wie sie doch einem
solchen unvernünfftigen Holtzbock Tag und Nacht so willig könne auf-
warten. Da erklärte sie den Grund ihres Verhaltens und sprache:
Ach mein armer blinder Mann gehet zur ewigen Verdammniß und
bauet täglich an seinem Qual-Platz in der Höllen; Derowegen möch-
te ich ihm sein irrdisch Leben nicht auch noch bitter machen, damit
er je nicht zu klagen Ursach habe, er habe hier böse Zeit und kein
Gutes gehabt, und dort müsse er auch noch im Feuer brennen.
Der Gesell gieng wieder in die Stuben, fragte den Mann, ob
er auch wisse, warum sich sein Weib also gegen ihm aufführe?
Der sagte: Jch habe sie also gut gebacken; O nein! sagte der
ander mit Erzehlung was er von ihr gehört: Der Mann schlug
in sich (Zweiffels ohn hat das Weib in der Kuche brünstig vor
dessen Seele zu GOTT geseufftzet) und dacht wie! soll ich nach
meinem Leben in jener langen Ewigkeit nichts Gutes zu hoffen
haben? Wie unsinnig wäre ich also fortzufahren; ich will umkeh-
ren ehe mich der Teufel gantz hat; ward also ein aufmercksamer,
gehorsamer Lehrjünger seines frommen Weibs, lernete von ihr
dem Himmelreich Gewalt anthun, und schämte sich nicht selbi-
ge zu fragen, wie man immermehr der Sünd loß werden, undMit dem
Exempel
eines an-
dern
Weibes.

zu Christo kommen dörffte.

§. 5. So wird auch berichtet, schreibt der im Creutz wohlge-
übte, und selige Scriver: daß eine gottselige Seele, welche an

einen
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mit ſeiner Braut der Kirche.
ſein Weib ſchweige ihm, thue ihm alles erſinnliches zu gefallen, gebe
ihm niemahls kein unfreundlich Woͤrtgen, laſſe alles Krumme gerad
und beliebig ſeyn, wie ers mache. Seine Sauff-Bruͤder ſprachen:
Das kommt uns unglaublich vor, wir wollen hingehen und dieſes
wunderbahre Abentheur ſelbſt ſehen; Als ſie nun um Ein Uhr Nach-
mitternacht, da das fromme Hertz im erſten Schlaff war, zur Stu-
benthuͤr hineinplatzten und ſie ab dem Gepolder erwachte, beklagte ſie
ſich nicht im geringſten, ihre Rede war durchaus lieblich und hold-
ſelig: Er ſprach ſie an: Weib! ſie fragte mit liebreicher ſanffter
Stimm: Was iſt denn euer Begehren mein lieber Mann? Er er-
widerte: Stehe flux auf und bereite vor mich und meine Cameraden
eine gute Suppe. Sie antwortete: Ja mein lieber Mann! ſprang
eilends aus dem Bett, gieng in die Kuͤche des Mannes Befehl aus-
zurichten. Einer von denen Geſellen gieng ihr auf dem Fuß nach
voller Verwunderung, und befragte ſich mit ihr, wie ſie doch einem
ſolchen unvernuͤnfftigen Holtzbock Tag und Nacht ſo willig koͤnne auf-
warten. Da erklaͤrte ſie den Grund ihres Verhaltens und ſprache:
Ach mein armer blinder Mann gehet zur ewigen Verdammniß und
bauet taͤglich an ſeinem Qual-Platz in der Hoͤllen; Derowegen moͤch-
te ich ihm ſein irrdiſch Leben nicht auch noch bitter machen, damit
er je nicht zu klagen Urſach habe, er habe hier boͤſe Zeit und kein
Gutes gehabt, und dort muͤſſe er auch noch im Feuer brennen.
Der Geſell gieng wieder in die Stuben, fragte den Mann, ob
er auch wiſſe, warum ſich ſein Weib alſo gegen ihm auffuͤhre?
Der ſagte: Jch habe ſie alſo gut gebacken; O nein! ſagte der
ander mit Erzehlung was er von ihr gehoͤrt: Der Mann ſchlug
in ſich (Zweiffels ohn hat das Weib in der Kuche bruͤnſtig vor
deſſen Seele zu GOTT geſeufftzet) und dacht wie! ſoll ich nach
meinem Leben in jener langen Ewigkeit nichts Gutes zu hoffen
haben? Wie unſinnig waͤre ich alſo fortzufahren; ich will umkeh-
ren ehe mich der Teufel gantz hat; ward alſo ein aufmerckſamer,
gehorſamer Lehrjuͤnger ſeines frommen Weibs, lernete von ihr
dem Himmelreich Gewalt anthun, und ſchaͤmte ſich nicht ſelbi-
ge zu fragen, wie man immermehr der Suͤnd loß werden, undMit dem
Exempel
eines an-
dern
Weibes.

zu Chriſto kommen doͤrffte.

§. 5. So wird auch berichtet, ſchreibt der im Creutz wohlge-
uͤbte, und ſelige Scriver: daß eine gottſelige Seele, welche an

einen
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[1187/1283] mit ſeiner Braut der Kirche. ſein Weib ſchweige ihm, thue ihm alles erſinnliches zu gefallen, gebe ihm niemahls kein unfreundlich Woͤrtgen, laſſe alles Krumme gerad und beliebig ſeyn, wie ers mache. Seine Sauff-Bruͤder ſprachen: Das kommt uns unglaublich vor, wir wollen hingehen und dieſes wunderbahre Abentheur ſelbſt ſehen; Als ſie nun um Ein Uhr Nach- mitternacht, da das fromme Hertz im erſten Schlaff war, zur Stu- benthuͤr hineinplatzten und ſie ab dem Gepolder erwachte, beklagte ſie ſich nicht im geringſten, ihre Rede war durchaus lieblich und hold- ſelig: Er ſprach ſie an: Weib! ſie fragte mit liebreicher ſanffter Stimm: Was iſt denn euer Begehren mein lieber Mann? Er er- widerte: Stehe flux auf und bereite vor mich und meine Cameraden eine gute Suppe. Sie antwortete: Ja mein lieber Mann! ſprang eilends aus dem Bett, gieng in die Kuͤche des Mannes Befehl aus- zurichten. Einer von denen Geſellen gieng ihr auf dem Fuß nach voller Verwunderung, und befragte ſich mit ihr, wie ſie doch einem ſolchen unvernuͤnfftigen Holtzbock Tag und Nacht ſo willig koͤnne auf- warten. Da erklaͤrte ſie den Grund ihres Verhaltens und ſprache: Ach mein armer blinder Mann gehet zur ewigen Verdammniß und bauet taͤglich an ſeinem Qual-Platz in der Hoͤllen; Derowegen moͤch- te ich ihm ſein irrdiſch Leben nicht auch noch bitter machen, damit er je nicht zu klagen Urſach habe, er habe hier boͤſe Zeit und kein Gutes gehabt, und dort muͤſſe er auch noch im Feuer brennen. Der Geſell gieng wieder in die Stuben, fragte den Mann, ob er auch wiſſe, warum ſich ſein Weib alſo gegen ihm auffuͤhre? Der ſagte: Jch habe ſie alſo gut gebacken; O nein! ſagte der ander mit Erzehlung was er von ihr gehoͤrt: Der Mann ſchlug in ſich (Zweiffels ohn hat das Weib in der Kuche bruͤnſtig vor deſſen Seele zu GOTT geſeufftzet) und dacht wie! ſoll ich nach meinem Leben in jener langen Ewigkeit nichts Gutes zu hoffen haben? Wie unſinnig waͤre ich alſo fortzufahren; ich will umkeh- ren ehe mich der Teufel gantz hat; ward alſo ein aufmerckſamer, gehorſamer Lehrjuͤnger ſeines frommen Weibs, lernete von ihr dem Himmelreich Gewalt anthun, und ſchaͤmte ſich nicht ſelbi- ge zu fragen, wie man immermehr der Suͤnd loß werden, und zu Chriſto kommen doͤrffte. Mit dem Exempel eines an- dern Weibes. §. 5. So wird auch berichtet, ſchreibt der im Creutz wohlge- uͤbte, und ſelige Scriver: daß eine gottſelige Seele, welche an einen L l l l l l l 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1283>, abgerufen am 22.11.2024.