hört schleunige Bekehrungen würcken, dadurch alle Bande des Flei- sches, Natur und Welt auf einmahl sollen zerrissen werden, der Gnaden-Zug Christi wird so starck seyn, daß keine natürliche Liebe, keine Thränen, kein wehemüthig Geschrey der Jhrigen sie hindern wird JESU Christo nachzulauffen, man wird auf den ersten Ruff a corps perdu in diesen Crystallin-lautere Liebes-See hineinspringen ohne Zurucksehen, wiewohl nicht ohne heiligen Schauer; wie gute Schwimmer, die nicht Fuß für Fuß ins Wasser gehen, wie es heu- tigs Tags mit denen Bekehrungen zugehet; da es selten jemand fein heroisch darauf wagt; wie etwa Galeacius Caracciola, und der theuere Hochmann, ein edler Braut-Geist von Filadelfia nach Chri- sti Lehre Luc. 9, 61. 62. Die Liebes-Treue des Knechts liesse ihm nicht zu des Abrahams und Jsaacs seiner Herren zu vergessen oder sie Warten zu machen, also dringet Christi Liebe, diese liegt so tieff im Hertzen, daß man nur an ihne dencken muß und nicht eine Stund, will geschweigen zehen Tage verziehen mag ihn zu erfreuen und zu thun, was ihm das Liebste und Angenehmste ist; es dunckt einen, es sey allzeit so viel vor die Ewigkeit versaumt, und gehe dem Vergnü- gen Christi so vieles ab: JEsus wartet, und die Zeit wird dem Knecht auch zu lang nach ihme.
Bräute JESU werden sich nicht weigern seinen Knechten zu folgen.
§. 3. 24. Es kame darauf an, daß die Rebecca gefragt wurde, ob sie mit Jsaacs Knecht ziehen wollte v. 57. 58. Da sprachen sie: Lasset uns der Dirne ruffen, und ihren Mund fragen. Und sie rieffen der Rebecca, und sprachen zu ihr: Willt du mit diesem Manne ziehen, und sie antwortete: Jch will ziehen, worauf sie mit Ja antwortete: will ziehen. Rebecca muß wohl das feinste Kind von der Welt ge- wesen seyn, sie thut ihren Mund nicht weit auf, sie wendet nichts ein, sie ist mit allem zu frieden wie es die Jhrigen mit ihr machen, sie ist frey von allen Passionen; erst jetz sagt sie etwas, da es gleich an den Noth-Knopf gienge: Jch will ziehen. Ey liebes Kind wie! ist dir dein Heymat so bald erleydet? daß du dich so vest und großmüthig erweisest selbiges vor ein und allemahl mit dem Rucken anzusehen. Also werden sich die Bräute Christi in Filadelfia nicht weigern mit den Knechten GOttes die sie im Nahmen JESU geworben mit Verlaugnung alles Phil. 3. zuziehen auch in die Ferne; ihres Vat- ters- und Mutter-Hause vor ewig aufzugeben, zu verlassen a um Chri-
sto
aPs. XLV.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
hoͤrt ſchleunige Bekehrungen wuͤrcken, dadurch alle Bande des Flei- ſches, Natur und Welt auf einmahl ſollen zerriſſen werden, der Gnaden-Zug Chriſti wird ſo ſtarck ſeyn, daß keine natuͤrliche Liebe, keine Thraͤnen, kein wehemuͤthig Geſchrey der Jhrigen ſie hindern wird JESU Chriſto nachzulauffen, man wird auf den erſten Ruff à corps perdu in dieſen Cryſtallin-lautere Liebes-See hineinſpringen ohne Zuruckſehen, wiewohl nicht ohne heiligen Schauer; wie gute Schwimmer, die nicht Fuß fuͤr Fuß ins Waſſer gehen, wie es heu- tigs Tags mit denen Bekehrungen zugehet; da es ſelten jemand fein heroiſch darauf wagt; wie etwa Galeacius Caracciola, und der theuere Hochmann, ein edler Braut-Geiſt von Filadelfia nach Chri- ſti Lehre Luc. 9, 61. 62. Die Liebes-Treue des Knechts lieſſe ihm nicht zu des Abrahams und Jſaacs ſeiner Herren zu vergeſſen oder ſie Warten zu machen, alſo dringet Chriſti Liebe, dieſe liegt ſo tieff im Hertzen, daß man nur an ihne dencken muß und nicht eine Stund, will geſchweigen zehen Tage verziehen mag ihn zu erfreuen und zu thun, was ihm das Liebſte und Angenehmſte iſt; es dunckt einen, es ſey allzeit ſo viel vor die Ewigkeit verſaumt, und gehe dem Vergnuͤ- gen Chriſti ſo vieles ab: JEſus wartet, und die Zeit wird dem Knecht auch zu lang nach ihme.
Braͤute JESU werden ſich nicht weigern ſeinen Knechten zu folgen.
§. 3. 24. Es kame darauf an, daß die Rebecca gefragt wurde, ob ſie mit Jſaacs Knecht ziehen wollte v. 57. 58. Da ſprachen ſie: Laſſet uns der Dirne ruffen, und ihren Mund fragen. Und ſie rieffen der Rebecca, und ſprachen zu ihr: Willt du mit dieſem Manne ziehen, und ſie antwortete: Jch will ziehen, worauf ſie mit Ja antwortete: will ziehen. Rebecca muß wohl das feinſte Kind von der Welt ge- weſen ſeyn, ſie thut ihren Mund nicht weit auf, ſie wendet nichts ein, ſie iſt mit allem zu frieden wie es die Jhrigen mit ihr machen, ſie iſt frey von allen Paſſionen; erſt jetz ſagt ſie etwas, da es gleich an den Noth-Knopf gienge: Jch will ziehen. Ey liebes Kind wie! iſt dir dein Heymat ſo bald erleydet? daß du dich ſo veſt und großmuͤthig erweiſeſt ſelbiges vor ein und allemahl mit dem Rucken anzuſehen. Alſo werden ſich die Braͤute Chriſti in Filadelfia nicht weigern mit den Knechten GOttes die ſie im Nahmen JESU geworben mit Verlaugnung alles Phil. 3. zuziehen auch in die Ferne; ihres Vat- ters- und Mutter-Hauſe vor ewig aufzugeben, zu verlaſſen a um Chri-
ſto
aPſ. XLV.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1314"n="1218"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/>
hoͤrt ſchleunige Bekehrungen wuͤrcken, dadurch alle Bande des Flei-<lb/>ſches, Natur und Welt auf einmahl ſollen zerriſſen werden, der<lb/>
Gnaden-Zug Chriſti wird ſo ſtarck ſeyn, daß keine natuͤrliche Liebe,<lb/>
keine Thraͤnen, kein wehemuͤthig Geſchrey der Jhrigen ſie hindern<lb/>
wird JESU Chriſto <hirendition="#fr">nachzulauffen,</hi> man wird auf den erſten Ruff<lb/><hirendition="#aq">à corps perdu</hi> in dieſen Cryſtallin-lautere Liebes-See hineinſpringen<lb/>
ohne Zuruckſehen, wiewohl nicht ohne heiligen Schauer; wie gute<lb/>
Schwimmer, die nicht Fuß fuͤr Fuß ins Waſſer gehen, wie es heu-<lb/>
tigs Tags mit denen Bekehrungen zugehet; da es ſelten jemand fein<lb/>
heroiſch darauf wagt; wie etwa Galeacius Caracciola, und der<lb/>
theuere Hochmann, ein edler Braut-Geiſt von Filadelfia nach Chri-<lb/>ſti Lehre Luc. 9, 61. 62. Die Liebes-Treue des Knechts lieſſe ihm nicht<lb/>
zu des Abrahams und Jſaacs ſeiner Herren zu vergeſſen oder ſie<lb/>
Warten zu machen, alſo dringet Chriſti Liebe, dieſe liegt ſo tieff im<lb/>
Hertzen, daß man nur an ihne dencken muß und nicht eine Stund,<lb/>
will geſchweigen zehen Tage verziehen mag ihn zu erfreuen und zu<lb/>
thun, was ihm das Liebſte und Angenehmſte iſt; es dunckt einen, es<lb/>ſey allzeit ſo viel vor die Ewigkeit verſaumt, und gehe dem Vergnuͤ-<lb/>
gen Chriſti ſo vieles ab: JEſus wartet, und die Zeit wird dem<lb/>
Knecht auch zu lang nach ihme.</p><lb/><noteplace="left">Braͤute<lb/>
JESU<lb/>
werden<lb/>ſich nicht<lb/>
weigern<lb/>ſeinen<lb/>
Knechten<lb/>
zu folgen.</note><p>§. 3. 24. Es kame darauf an, daß die Rebecca gefragt wurde,<lb/>
ob ſie mit Jſaacs Knecht ziehen wollte v. 57. 58. <hirendition="#fr">Da ſprachen ſie:<lb/>
Laſſet uns der Dirne ruffen, und ihren Mund fragen. Und ſie rieffen<lb/>
der Rebecca, und ſprachen zu ihr: Willt du mit dieſem Manne ziehen, und ſie<lb/>
antwortete: Jch will ziehen,</hi> worauf ſie mit Ja antwortete:<lb/>
will ziehen. Rebecca muß wohl das feinſte Kind von der Welt ge-<lb/>
weſen ſeyn, ſie thut ihren Mund nicht weit auf, ſie wendet nichts<lb/>
ein, ſie iſt mit allem zu frieden wie es die Jhrigen mit ihr machen, ſie<lb/>
iſt frey von allen Paſſionen; erſt jetz ſagt ſie etwas, da es gleich an<lb/>
den Noth-Knopf gienge: Jch will ziehen. Ey liebes Kind wie! iſt dir<lb/>
dein Heymat ſo bald erleydet? daß du dich ſo veſt und großmuͤthig<lb/>
erweiſeſt ſelbiges vor ein und allemahl mit dem Rucken anzuſehen.<lb/>
Alſo werden ſich die Braͤute Chriſti in Filadelfia nicht weigern mit<lb/>
den Knechten GOttes die ſie im Nahmen JESU geworben mit<lb/>
Verlaugnung alles Phil. 3. zuziehen auch in die Ferne; ihres Vat-<lb/>
ters- und Mutter-Hauſe vor ewig aufzugeben, zu verlaſſen <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſ. XLV.</hi></note> um Chri-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſto</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1218/1314]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
hoͤrt ſchleunige Bekehrungen wuͤrcken, dadurch alle Bande des Flei-
ſches, Natur und Welt auf einmahl ſollen zerriſſen werden, der
Gnaden-Zug Chriſti wird ſo ſtarck ſeyn, daß keine natuͤrliche Liebe,
keine Thraͤnen, kein wehemuͤthig Geſchrey der Jhrigen ſie hindern
wird JESU Chriſto nachzulauffen, man wird auf den erſten Ruff
à corps perdu in dieſen Cryſtallin-lautere Liebes-See hineinſpringen
ohne Zuruckſehen, wiewohl nicht ohne heiligen Schauer; wie gute
Schwimmer, die nicht Fuß fuͤr Fuß ins Waſſer gehen, wie es heu-
tigs Tags mit denen Bekehrungen zugehet; da es ſelten jemand fein
heroiſch darauf wagt; wie etwa Galeacius Caracciola, und der
theuere Hochmann, ein edler Braut-Geiſt von Filadelfia nach Chri-
ſti Lehre Luc. 9, 61. 62. Die Liebes-Treue des Knechts lieſſe ihm nicht
zu des Abrahams und Jſaacs ſeiner Herren zu vergeſſen oder ſie
Warten zu machen, alſo dringet Chriſti Liebe, dieſe liegt ſo tieff im
Hertzen, daß man nur an ihne dencken muß und nicht eine Stund,
will geſchweigen zehen Tage verziehen mag ihn zu erfreuen und zu
thun, was ihm das Liebſte und Angenehmſte iſt; es dunckt einen, es
ſey allzeit ſo viel vor die Ewigkeit verſaumt, und gehe dem Vergnuͤ-
gen Chriſti ſo vieles ab: JEſus wartet, und die Zeit wird dem
Knecht auch zu lang nach ihme.
§. 3. 24. Es kame darauf an, daß die Rebecca gefragt wurde,
ob ſie mit Jſaacs Knecht ziehen wollte v. 57. 58. Da ſprachen ſie:
Laſſet uns der Dirne ruffen, und ihren Mund fragen. Und ſie rieffen
der Rebecca, und ſprachen zu ihr: Willt du mit dieſem Manne ziehen, und ſie
antwortete: Jch will ziehen, worauf ſie mit Ja antwortete:
will ziehen. Rebecca muß wohl das feinſte Kind von der Welt ge-
weſen ſeyn, ſie thut ihren Mund nicht weit auf, ſie wendet nichts
ein, ſie iſt mit allem zu frieden wie es die Jhrigen mit ihr machen, ſie
iſt frey von allen Paſſionen; erſt jetz ſagt ſie etwas, da es gleich an
den Noth-Knopf gienge: Jch will ziehen. Ey liebes Kind wie! iſt dir
dein Heymat ſo bald erleydet? daß du dich ſo veſt und großmuͤthig
erweiſeſt ſelbiges vor ein und allemahl mit dem Rucken anzuſehen.
Alſo werden ſich die Braͤute Chriſti in Filadelfia nicht weigern mit
den Knechten GOttes die ſie im Nahmen JESU geworben mit
Verlaugnung alles Phil. 3. zuziehen auch in die Ferne; ihres Vat-
ters- und Mutter-Hauſe vor ewig aufzugeben, zu verlaſſen a um Chri-
ſto
a Pſ. XLV.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1314>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.