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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
aber der himmlische Jsaac selbst spricht: siehe Jch sage euch: Hebet
euere Augen auf und sehet in die Felder: dann sie sind schon weiß
zur Ernde Joh. 4, 35. das giltet alsdann. Menschen übereilen sich
meist im urtheilen, sonderlich wann sie ihre Sach nur aus Zeitun-
gen haben, die selten der Warheit durchaus gemäß sind: Ein jeder
meint gleich von weitem es seye das Schiff und bringe die Waaren
die er am liebsten hat.

Wie de-
müthig
sich die
Braut
Christi
bey seiner
Erschei-
nung auf-
führen
werde.

§. 7. 28. Rebecca, da sie Jsaac sahe, fiele sie vom Cameel herab und
verhüllet sich
Vers 64. Und Rebecca hub ihre Augen auf und sahe den
Jsaac: da fiel sie vom Cameel.

65. Und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann der uns entgegen
kommet auf dem Felde? Und der Knecht sprach: Daß ist mein HErr. Da
nahm sie den Schleyer und bedeckte sich.

JEsus siehet und liebet uns zuerst, durch sein Anschauen werden
wir erweckt unsere Augen aufzuheben und zu suchen was droben ist,
da Christus ist, sitzend zur Rechten GOttes, da wird die Kirch auch
Christi ansichtig; da lernet sie im aufgehenden Liecht seiner Warheit
und Heiligkeit, wie sie von allem ihrem Ruhm der äussern Vorrech-
ten, so sie vor andern Völckern voraus und in Sarden als ein
Himmel-hocherhabene so sehr mit prangete, herabsteigen und erken-
nen wie so gar nichts gelte vor GOTT, als eine neue Creatur,
weder Catholisch, noch Luterisch, noch Reformirt, und wie Juden,
Heiden und Türcken auftretten werden an jenem Tag wider die ein-
bildische Nam-Christen, und daß es alsdann jenen träglicher erge-
hen werde; Wie wenig alsdann der Ruhm der allein wahren, see-
ligmachenden Religion helffen, Gesetz und Evangelium empfangen
zu haben, und aber nicht gehalten a. Reichthum, Adel, Gelehrt-
heit, Amt, Stand, Caracter, Natur-Gaben, gesetzliche Fromm-
keit und was der Mensch von äusserlichen Vorzügen immer haben
mag, dadurch über den gemeinen Hauffen der Menschen und armen
Fußgänger herausraget; Das alles sind Cameele, davon er herun-
ter muß, heut oder morgen; Er thuts aber nicht, biß Christus ge-
gen ihn kommt und er sein ansichtig wird, da wird er allererst über-
zeuget der Sünd, der Gerechtigkeit und des Gerichts b. Thut
Buß im Staub und in der Aschen: Nichts wird die Kirch recht-
schaffen demüthigen als die Erscheinung Christi. Als JEsus Petrum

ansahe,
a Act. VII. 53. Rom. II.
b Joh. XVI.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
aber der himmliſche Jſaac ſelbſt ſpricht: ſiehe Jch ſage euch: Hebet
euere Augen auf und ſehet in die Felder: dann ſie ſind ſchon weiß
zur Ernde Joh. 4, 35. das giltet alsdann. Menſchen uͤbereilen ſich
meiſt im urtheilen, ſonderlich wann ſie ihre Sach nur aus Zeitun-
gen haben, die ſelten der Warheit durchaus gemaͤß ſind: Ein jeder
meint gleich von weitem es ſeye das Schiff und bringe die Waaren
die er am liebſten hat.

Wie de-
muͤthig
ſich die
Braut
Chriſti
bey ſeiner
Erſchei-
nung auf-
fuͤhren
werde.

§. 7. 28. Rebecca, da ſie Jſaac ſahe, fiele ſie vom Cameel herab und
verhuͤllet ſich
Vers 64. Und Rebecca hub ihre Augen auf und ſahe den
Jſaac: da fiel ſie vom Cameel.

65. Und ſprach zu dem Knecht: Wer iſt der Mann der uns entgegen
kommet auf dem Felde? Und der Knecht ſprach: Daß iſt mein HErr. Da
nahm ſie den Schleyer und bedeckte ſich.

JEſus ſiehet und liebet uns zuerſt, durch ſein Anſchauen werden
wir erweckt unſere Augen aufzuheben und zu ſuchen was droben iſt,
da Chriſtus iſt, ſitzend zur Rechten GOttes, da wird die Kirch auch
Chriſti anſichtig; da lernet ſie im aufgehenden Liecht ſeiner Warheit
und Heiligkeit, wie ſie von allem ihrem Ruhm der aͤuſſern Vorrech-
ten, ſo ſie vor andern Voͤlckern voraus und in Sarden als ein
Himmel-hocherhabene ſo ſehr mit prangete, herabſteigen und erken-
nen wie ſo gar nichts gelte vor GOTT, als eine neue Creatur,
weder Catholiſch, noch Luteriſch, noch Reformirt, und wie Juden,
Heiden und Tuͤrcken auftretten werden an jenem Tag wider die ein-
bildiſche Nam-Chriſten, und daß es alsdann jenen traͤglicher erge-
hen werde; Wie wenig alsdann der Ruhm der allein wahren, ſee-
ligmachenden Religion helffen, Geſetz und Evangelium empfangen
zu haben, und aber nicht gehalten a. Reichthum, Adel, Gelehrt-
heit, Amt, Stand, Caracter, Natur-Gaben, geſetzliche Fromm-
keit und was der Menſch von aͤuſſerlichen Vorzuͤgen immer haben
mag, dadurch uͤber den gemeinen Hauffen der Menſchen und armen
Fußgaͤnger herausraget; Das alles ſind Cameele, davon er herun-
ter muß, heut oder morgen; Er thuts aber nicht, biß Chriſtus ge-
gen ihn kommt und er ſein anſichtig wird, da wird er allererſt uͤber-
zeuget der Suͤnd, der Gerechtigkeit und des Gerichts b. Thut
Buß im Staub und in der Aſchen: Nichts wird die Kirch recht-
ſchaffen demuͤthigen als die Erſcheinung Chriſti. Als JEſus Petrum

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a Act. VII. 53. Rom. II.
b Joh. XVI.
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[1224/1320] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu aber der himmliſche Jſaac ſelbſt ſpricht: ſiehe Jch ſage euch: Hebet euere Augen auf und ſehet in die Felder: dann ſie ſind ſchon weiß zur Ernde Joh. 4, 35. das giltet alsdann. Menſchen uͤbereilen ſich meiſt im urtheilen, ſonderlich wann ſie ihre Sach nur aus Zeitun- gen haben, die ſelten der Warheit durchaus gemaͤß ſind: Ein jeder meint gleich von weitem es ſeye das Schiff und bringe die Waaren die er am liebſten hat. §. 7. 28. Rebecca, da ſie Jſaac ſahe, fiele ſie vom Cameel herab und verhuͤllet ſich Vers 64. Und Rebecca hub ihre Augen auf und ſahe den Jſaac: da fiel ſie vom Cameel. 65. Und ſprach zu dem Knecht: Wer iſt der Mann der uns entgegen kommet auf dem Felde? Und der Knecht ſprach: Daß iſt mein HErr. Da nahm ſie den Schleyer und bedeckte ſich. JEſus ſiehet und liebet uns zuerſt, durch ſein Anſchauen werden wir erweckt unſere Augen aufzuheben und zu ſuchen was droben iſt, da Chriſtus iſt, ſitzend zur Rechten GOttes, da wird die Kirch auch Chriſti anſichtig; da lernet ſie im aufgehenden Liecht ſeiner Warheit und Heiligkeit, wie ſie von allem ihrem Ruhm der aͤuſſern Vorrech- ten, ſo ſie vor andern Voͤlckern voraus und in Sarden als ein Himmel-hocherhabene ſo ſehr mit prangete, herabſteigen und erken- nen wie ſo gar nichts gelte vor GOTT, als eine neue Creatur, weder Catholiſch, noch Luteriſch, noch Reformirt, und wie Juden, Heiden und Tuͤrcken auftretten werden an jenem Tag wider die ein- bildiſche Nam-Chriſten, und daß es alsdann jenen traͤglicher erge- hen werde; Wie wenig alsdann der Ruhm der allein wahren, ſee- ligmachenden Religion helffen, Geſetz und Evangelium empfangen zu haben, und aber nicht gehalten a. Reichthum, Adel, Gelehrt- heit, Amt, Stand, Caracter, Natur-Gaben, geſetzliche Fromm- keit und was der Menſch von aͤuſſerlichen Vorzuͤgen immer haben mag, dadurch uͤber den gemeinen Hauffen der Menſchen und armen Fußgaͤnger herausraget; Das alles ſind Cameele, davon er herun- ter muß, heut oder morgen; Er thuts aber nicht, biß Chriſtus ge- gen ihn kommt und er ſein anſichtig wird, da wird er allererſt uͤber- zeuget der Suͤnd, der Gerechtigkeit und des Gerichts b. Thut Buß im Staub und in der Aſchen: Nichts wird die Kirch recht- ſchaffen demuͤthigen als die Erſcheinung Chriſti. Als JEſus Petrum anſahe, a Act. VII. 53. Rom. II. b Joh. XVI.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1320>, abgerufen am 27.07.2024.