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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
das empfangene Gnaden-Liecht leuchten unter den Leuten, daß sie ihre
gute Wercke sehen und den Vatter im Himmel preisen a.

Wann sich ein glaubig Hertz in Einfalt und Demuth mit GOt-
tes Liebe und Erkanntniß angefüllet, so werden sich bald Leute her-
bey finden, der Geruch der heiligen Salbung wird einige nach sich
ziehen, wo das Aas ist, da sammelen sich die Adler: Auch thut der
HErr als ein weiser Hauß Vatter nichts ins Geschirr einer ihm allein
zu Dienst stehenden Seelen oder Er wisse schon vorhin, vor wen es
seye, der es essen und trincken solle, auf daß das Geschirr entweder
durch Vorbitt oder Mildthätigkeit ausgeleeret werde, frischem aus
der Fülle der Gottheit Platz zu machen; Lasse dich derhalben nur
füllen und bekümmere dich nicht, wo du es ausleeren sollest, ob in der
Zeit oder in der Ewigkeit, noch wer der Mensch seye dem es von
GOtt bestimmt ist: JEsus weißt die Seel schon in deren er allbe-
reit eine Begierd erwecket hat. Der Knecht lieff ihr entgegen
Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und sprach: Laß mich doch
ein wenig Wasser aus deinem Krug trincken!

Hat auch wol Rebecca gedacht, da sie das Wasser schöpffte, daß
sie es nicht heimtragen werde, sondern es seye vor einen Mann, der
mehr als 200. Stund weit her seye und daß es ein Anlaß seyn solle
ja ein vom Himmel erbettenes Zeichen, daß ihr die allerseeligste
Heurat bescheret seye. Darum lasset uns unsere Pflicht allezeit thun
in unserem täglichen gemeinen Leben, wir wissen offt nicht, was da-
hinter ist noch was offt über einen einigen Gebets-Kampff im Him-
mel beschlossen seyn kan: Wäre Rebecca unrichtig gewesen in ihrem
Beruff, so hätte sie just damals können ausbleiben. O wie bald ist
die Cron der Erst-Geburt verzaudert, offt wegen einer eintzigen Läs-
sigkeit! Darum wachet, dann zu der Stund, da ihr nicht meinet,
kommt der Braut-Werber, der Heil. Geist.

Verß 18. Und sie sprach: trincke mein Herr: Und eilend ließ sie ihren
Krug hernieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken.
Wie lieblich ists,
wann man nicht nur mit der Zungen liebet, sondern mit der That
und Warheit 1 Joh. 3, 18. Jac. 2. Wann Worte und Wercke
miteinander übereinstimmen und das ohne Aufschub auf ein ander
mal. Es sind viele Exempeln, daß diejenigen, so aus vielen tausend

From-
a Matth. V.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
das empfangene Gnaden-Liecht leuchten unter den Leuten, daß ſie ihre
gute Wercke ſehen und den Vatter im Himmel preiſen a.

Wann ſich ein glaubig Hertz in Einfalt und Demuth mit GOt-
tes Liebe und Erkanntniß angefuͤllet, ſo werden ſich bald Leute her-
bey finden, der Geruch der heiligen Salbung wird einige nach ſich
ziehen, wo das Aas iſt, da ſammelen ſich die Adler: Auch thut der
HErr als ein weiſer Hauß Vatter nichts ins Geſchirr einer ihm allein
zu Dienſt ſtehenden Seelen oder Er wiſſe ſchon vorhin, vor wen es
ſeye, der es eſſen und trincken ſolle, auf daß das Geſchirr entweder
durch Vorbitt oder Mildthaͤtigkeit ausgeleeret werde, friſchem aus
der Fuͤlle der Gottheit Platz zu machen; Laſſe dich derhalben nur
fuͤllen und bekuͤmmere dich nicht, wo du es ausleeren ſolleſt, ob in der
Zeit oder in der Ewigkeit, noch wer der Menſch ſeye dem es von
GOtt beſtimmt iſt: JEſus weißt die Seel ſchon in deren er allbe-
reit eine Begierd erwecket hat. Der Knecht lieff ihr entgegen
Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und ſprach: Laß mich doch
ein wenig Waſſer aus deinem Krug trincken!

Hat auch wol Rebecca gedacht, da ſie das Waſſer ſchoͤpffte, daß
ſie es nicht heimtragen werde, ſondern es ſeye vor einen Mann, der
mehr als 200. Stund weit her ſeye und daß es ein Anlaß ſeyn ſolle
ja ein vom Himmel erbettenes Zeichen, daß ihr die allerſeeligſte
Heurat beſcheret ſeye. Darum laſſet uns unſere Pflicht allezeit thun
in unſerem taͤglichen gemeinen Leben, wir wiſſen offt nicht, was da-
hinter iſt noch was offt uͤber einen einigen Gebets-Kampff im Him-
mel beſchloſſen ſeyn kan: Waͤre Rebecca unrichtig geweſen in ihrem
Beruff, ſo haͤtte ſie juſt damals koͤnnen ausbleiben. O wie bald iſt
die Cron der Erſt-Geburt verzaudert, offt wegen einer eintzigen Laͤſ-
ſigkeit! Darum wachet, dann zu der Stund, da ihr nicht meinet,
kommt der Braut-Werber, der Heil. Geiſt.

Verß 18. Und ſie ſprach: trincke mein Herr: Und eilend ließ ſie ihren
Krug hernieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken.
Wie lieblich iſts,
wann man nicht nur mit der Zungen liebet, ſondern mit der That
und Warheit 1 Joh. 3, 18. Jac. 2. Wann Worte und Wercke
miteinander uͤbereinſtimmen und das ohne Aufſchub auf ein ander
mal. Es ſind viele Exempeln, daß diejenigen, ſo aus vielen tauſend

From-
a Matth. V.
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[1232/1328] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu das empfangene Gnaden-Liecht leuchten unter den Leuten, daß ſie ihre gute Wercke ſehen und den Vatter im Himmel preiſen a. Wann ſich ein glaubig Hertz in Einfalt und Demuth mit GOt- tes Liebe und Erkanntniß angefuͤllet, ſo werden ſich bald Leute her- bey finden, der Geruch der heiligen Salbung wird einige nach ſich ziehen, wo das Aas iſt, da ſammelen ſich die Adler: Auch thut der HErr als ein weiſer Hauß Vatter nichts ins Geſchirr einer ihm allein zu Dienſt ſtehenden Seelen oder Er wiſſe ſchon vorhin, vor wen es ſeye, der es eſſen und trincken ſolle, auf daß das Geſchirr entweder durch Vorbitt oder Mildthaͤtigkeit ausgeleeret werde, friſchem aus der Fuͤlle der Gottheit Platz zu machen; Laſſe dich derhalben nur fuͤllen und bekuͤmmere dich nicht, wo du es ausleeren ſolleſt, ob in der Zeit oder in der Ewigkeit, noch wer der Menſch ſeye dem es von GOtt beſtimmt iſt: JEſus weißt die Seel ſchon in deren er allbe- reit eine Begierd erwecket hat. Der Knecht lieff ihr entgegen Verß 17. Da lieff ihr der Knecht entgegen und ſprach: Laß mich doch ein wenig Waſſer aus deinem Krug trincken! Hat auch wol Rebecca gedacht, da ſie das Waſſer ſchoͤpffte, daß ſie es nicht heimtragen werde, ſondern es ſeye vor einen Mann, der mehr als 200. Stund weit her ſeye und daß es ein Anlaß ſeyn ſolle ja ein vom Himmel erbettenes Zeichen, daß ihr die allerſeeligſte Heurat beſcheret ſeye. Darum laſſet uns unſere Pflicht allezeit thun in unſerem taͤglichen gemeinen Leben, wir wiſſen offt nicht, was da- hinter iſt noch was offt uͤber einen einigen Gebets-Kampff im Him- mel beſchloſſen ſeyn kan: Waͤre Rebecca unrichtig geweſen in ihrem Beruff, ſo haͤtte ſie juſt damals koͤnnen ausbleiben. O wie bald iſt die Cron der Erſt-Geburt verzaudert, offt wegen einer eintzigen Laͤſ- ſigkeit! Darum wachet, dann zu der Stund, da ihr nicht meinet, kommt der Braut-Werber, der Heil. Geiſt. Verß 18. Und ſie ſprach: trincke mein Herr: Und eilend ließ ſie ihren Krug hernieder auf ihre Hand, und gab ihm zu trincken. Wie lieblich iſts, wann man nicht nur mit der Zungen liebet, ſondern mit der That und Warheit 1 Joh. 3, 18. Jac. 2. Wann Worte und Wercke miteinander uͤbereinſtimmen und das ohne Aufſchub auf ein ander mal. Es ſind viele Exempeln, daß diejenigen, ſo aus vielen tauſend From- a Matth. V.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1328>, abgerufen am 22.11.2024.