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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
Frommen, Jungfrauen, Königinnen und Kebs-Weibern a, zur un-
aussprechlichen Hoheit der Braut außerwählet worden, gemeinig-
lich auf das erste Wort und Winck zu völliger Ubergab an GOtt ge-
bracht worden sind, also daß sie des Augenblicks nicht nur etwa
sündliche Lustbarkeiten als dantzen, spielen eilends verlassen haben,
sondern auch Handwerck, Einkünfften, Ehren-Aemter; Wovon
auch die Apostel ein Bild waren, die nicht einmal zuruck sahen, son-
dern auf den Beruff Christi, komm folge mir nach; ihre Schultern
von aller irrdischen Last erleichtert und Christo alles aufgeopffert ha-
ben, den Krug auf ihre Hand hernieder gelassen und JEsu zu trincken
gegeben.

Und zwar vollends, also daß sie nichts von Gehorsam des Glau-
bens entzogen haben, sie gaben alles um die kostbare Perle, biß JE-
sus sagte: Jetzt hab ich genug, du hast nichts mehr, Leib, Leben,
Eigen-Lieb und Gerechtigkeit ist dahin. Es ist alles in dir GOttes
und seines Gesalbeten worden; wie JEsus ihr alles eingeschenckt,
sein Leben und Blut biß auf den letzten Tropffen, also daß der Be-
cher überlieffe b, und sie truncken ward von denen reichen Gütern
des Hauses GOttes; also lieffert sie sich wieder gantz ihrem JEsu.

Aber gleichwie derjenige, der einmal anfahet zu sündigen, immer
tieffer hinein kommt; also wird der, der es wagt um Christi willen
etwas zu verlaugnen, unersättlich ihme zu dienen, auch wann er Chri-
sto zu gefallen verdrackten, höckerichten, ungeschlachten, stobern Men-
schen solte Evangelium predigen, die köstlichsten Gaben des Heiligen
Geistes darreichen und das nicht aus natürlicher Zuneigung, nur et-
wa diesen oder jenen, sondern allen Cameelen. Verß 19. Und da sie
vollends ihm zu trincken gegeben hatte, so sprach sie: Jch will deinen Ca-
meelen auch schöpffen biß sie alle getruncken haben.
Was nur Christum
angehet, wird ihrer Aufwart gewürdiget, obschon ein Cameel gar
viel trincken mag ehe es genug hat, sonderlich nachdem es des Tags
Hitz hat ausgestanden; eben also muß eine lastbare, knechtische Seel
viel leutseelige Lehre, Wasser der Sanfftmuth, Gedult und Weiß-
heit haben, wann dero lechzende, weite Begierden erfüllet und ge-
sättiget sollen werden; Leute, die in eine viehische Thumheit gerathen
sind, die sind kaum zu berichten von denen Geheimnissen des Him-

melreichs
a Cant. VI.
b Ps. XXIII.
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mit ſeiner Braut der Kirche.
Frommen, Jungfrauen, Koͤniginnen und Kebs-Weibern a, zur un-
ausſprechlichen Hoheit der Braut außerwaͤhlet worden, gemeinig-
lich auf das erſte Wort und Winck zu voͤlliger Ubergab an GOtt ge-
bracht worden ſind, alſo daß ſie des Augenblicks nicht nur etwa
ſuͤndliche Luſtbarkeiten als dantzen, ſpielen eilends verlaſſen haben,
ſondern auch Handwerck, Einkuͤnfften, Ehren-Aemter; Wovon
auch die Apoſtel ein Bild waren, die nicht einmal zuruck ſahen, ſon-
dern auf den Beruff Chriſti, komm folge mir nach; ihre Schultern
von aller irrdiſchen Laſt erleichtert und Chriſto alles aufgeopffert ha-
ben, den Krug auf ihre Hand hernieder gelaſſen und JEſu zu trincken
gegeben.

Und zwar vollends, alſo daß ſie nichts von Gehorſam des Glau-
bens entzogen haben, ſie gaben alles um die koſtbare Perle, biß JE-
ſus ſagte: Jetzt hab ich genug, du haſt nichts mehr, Leib, Leben,
Eigen-Lieb und Gerechtigkeit iſt dahin. Es iſt alles in dir GOttes
und ſeines Geſalbeten worden; wie JEſus ihr alles eingeſchenckt,
ſein Leben und Blut biß auf den letzten Tropffen, alſo daß der Be-
cher uͤberlieffe b, und ſie truncken ward von denen reichen Guͤtern
des Hauſes GOttes; alſo lieffert ſie ſich wieder gantz ihrem JEſu.

Aber gleichwie derjenige, der einmal anfahet zu ſuͤndigen, immer
tieffer hinein kommt; alſo wird der, der es wagt um Chriſti willen
etwas zu verlaugnen, unerſaͤttlich ihme zu dienen, auch wann er Chri-
ſto zu gefallen verdrackten, hoͤckerichten, ungeſchlachten, ſtobern Men-
ſchen ſolte Evangelium predigen, die koͤſtlichſten Gaben des Heiligen
Geiſtes darreichen und das nicht aus natuͤrlicher Zuneigung, nur et-
wa dieſen oder jenen, ſondern allen Cameelen. Verß 19. Und da ſie
vollends ihm zu trincken gegeben hatte, ſo ſprach ſie: Jch will deinen Ca-
meelen auch ſchoͤpffen biß ſie alle getruncken haben.
Was nur Chriſtum
angehet, wird ihrer Aufwart gewuͤrdiget, obſchon ein Cameel gar
viel trincken mag ehe es genug hat, ſonderlich nachdem es des Tags
Hitz hat ausgeſtanden; eben alſo muß eine laſtbare, knechtiſche Seel
viel leutſeelige Lehre, Waſſer der Sanfftmuth, Gedult und Weiß-
heit haben, wann dero lechzende, weite Begierden erfuͤllet und ge-
ſaͤttiget ſollen werden; Leute, die in eine viehiſche Thumheit gerathen
ſind, die ſind kaum zu berichten von denen Geheimniſſen des Him-

melreichs
a Cant. VI.
b Pſ. XXIII.
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[1233/1329] mit ſeiner Braut der Kirche. Frommen, Jungfrauen, Koͤniginnen und Kebs-Weibern a, zur un- ausſprechlichen Hoheit der Braut außerwaͤhlet worden, gemeinig- lich auf das erſte Wort und Winck zu voͤlliger Ubergab an GOtt ge- bracht worden ſind, alſo daß ſie des Augenblicks nicht nur etwa ſuͤndliche Luſtbarkeiten als dantzen, ſpielen eilends verlaſſen haben, ſondern auch Handwerck, Einkuͤnfften, Ehren-Aemter; Wovon auch die Apoſtel ein Bild waren, die nicht einmal zuruck ſahen, ſon- dern auf den Beruff Chriſti, komm folge mir nach; ihre Schultern von aller irrdiſchen Laſt erleichtert und Chriſto alles aufgeopffert ha- ben, den Krug auf ihre Hand hernieder gelaſſen und JEſu zu trincken gegeben. Und zwar vollends, alſo daß ſie nichts von Gehorſam des Glau- bens entzogen haben, ſie gaben alles um die koſtbare Perle, biß JE- ſus ſagte: Jetzt hab ich genug, du haſt nichts mehr, Leib, Leben, Eigen-Lieb und Gerechtigkeit iſt dahin. Es iſt alles in dir GOttes und ſeines Geſalbeten worden; wie JEſus ihr alles eingeſchenckt, ſein Leben und Blut biß auf den letzten Tropffen, alſo daß der Be- cher uͤberlieffe b, und ſie truncken ward von denen reichen Guͤtern des Hauſes GOttes; alſo lieffert ſie ſich wieder gantz ihrem JEſu. Aber gleichwie derjenige, der einmal anfahet zu ſuͤndigen, immer tieffer hinein kommt; alſo wird der, der es wagt um Chriſti willen etwas zu verlaugnen, unerſaͤttlich ihme zu dienen, auch wann er Chri- ſto zu gefallen verdrackten, hoͤckerichten, ungeſchlachten, ſtobern Men- ſchen ſolte Evangelium predigen, die koͤſtlichſten Gaben des Heiligen Geiſtes darreichen und das nicht aus natuͤrlicher Zuneigung, nur et- wa dieſen oder jenen, ſondern allen Cameelen. Verß 19. Und da ſie vollends ihm zu trincken gegeben hatte, ſo ſprach ſie: Jch will deinen Ca- meelen auch ſchoͤpffen biß ſie alle getruncken haben. Was nur Chriſtum angehet, wird ihrer Aufwart gewuͤrdiget, obſchon ein Cameel gar viel trincken mag ehe es genug hat, ſonderlich nachdem es des Tags Hitz hat ausgeſtanden; eben alſo muß eine laſtbare, knechtiſche Seel viel leutſeelige Lehre, Waſſer der Sanfftmuth, Gedult und Weiß- heit haben, wann dero lechzende, weite Begierden erfuͤllet und ge- ſaͤttiget ſollen werden; Leute, die in eine viehiſche Thumheit gerathen ſind, die ſind kaum zu berichten von denen Geheimniſſen des Him- melreichs a Cant. VI. b Pſ. XXIII. R r r r r r r

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1329>, abgerufen am 22.11.2024.