Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
Bitten und Flehen, er ist nicht abzutreiben, nicht anderst als könn-
te er nicht selig seyn ohne dich, er habe dich in sich und sey in dir für
ewig mit dir vereiniget: JEsus ist kein harter Baal [fremdsprachliches Material - fehlt] nicht,
nein! Er ist das mitleidigste Bruder-Hertz, der Schwache und Jr-
rende vertragen kan, auch stärcken und zurechtbringen a, JEsus ist
das zarteste Mutter-Hertz, so denen, die sich in seine Hände anver-
trauet haben, nimmer vergessen kan, obs schon bißweilen scheinet den
Glauben zu prüffen b. Er hat Tauben-Augen, er siehet einen über-
gebenen und gelassenen Menschen mit unverwandter Liebe an; es
geschicht nichts unter der Sonnen so prächtiges, nahmhafftes und
merckwürdiges, daß er deßwegen die Augen von seinen Verbündeten
einen Augenblick abkehre, dasselbe anzusehen: Thut ihm seine Ver-
mählete etwas zuwider, so wirfft er den Mantel seiner Liebe und
seines Verdiensts darüber hin, wodurch der begangene Fehler nicht
nur zugedeckt, sondern völlig abgethan wird c, alles erwünschte Gu-
te fällt dir zu mit diesem Bräutigam, er sparet weder Wein noch
Oel an dir.

§. 7. Sagst du: Jch bin so böse, unartig, vergesse geschwind mei-Treu und
Glauben.

nes Versprechens, bin so gar andern Humors und Natur als der
gütigste, holdseligste HErr, ich werde ihm bald eckelhafft werden, und
da wird er mich sitzen lassen?

Antw. [fremdsprachliches Material - fehlt] JEsus will sich mit dir vermählen in aller Gött-
licher Treue und Glauben, es soll bey der Abrede bleiben, es soll A-
men seyn; JEsus hatte keine Ursach für dich Schwachen, Sünder, Feind,
Gottlosen, zu leben und zu sterben, dennoch thut ers Rom. 5. wie viel-
mehr wird er sich jetzt mit dir versöhnen, nachdem du seine Liebste
bist und es dein bitterstes Creutz und gröst Hertzenleid ist, wo du so
unbehutsam und unglückhafftig bist ihn zu beleidigen.

Seine Treue ist ewig. Er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit gut d,
O wohl recht selige Ehe! alles Fröliche, Prächtige und Mächtige
nimmt mit dem Tod ein End; diese süsseste Ehe aber gehet im Tod
und letzten Welt-Brand erst recht an, da du in seinen Armen sanff-
te genug ruhen sollst e lieblicher Tod, wo das Kind in seiner Mutter-
Schoos einschlafft.

Wohl
a Hebr. V. 2.
b Es. XLIX. 15. 16. Matth. XI. 29. XXI. 5.
c Esai. XL. 1. 2.
d Ps. CXXXVI.
e Cant. II. 6.
A a a a a a a a 2

mit ſeiner Braut der Kirche.
Bitten und Flehen, er iſt nicht abzutreiben, nicht anderſt als koͤnn-
te er nicht ſelig ſeyn ohne dich, er habe dich in ſich und ſey in dir fuͤr
ewig mit dir vereiniget: JEſus iſt kein harter Baal [fremdsprachliches Material – fehlt] nicht,
nein! Er iſt das mitleidigſte Bruder-Hertz, der Schwache und Jr-
rende vertragen kan, auch ſtaͤrcken und zurechtbringen a, JEſus iſt
das zarteſte Mutter-Hertz, ſo denen, die ſich in ſeine Haͤnde anver-
trauet haben, nimmer vergeſſen kan, obs ſchon bißweilen ſcheinet den
Glauben zu pruͤffen b. Er hat Tauben-Augen, er ſiehet einen uͤber-
gebenen und gelaſſenen Menſchen mit unverwandter Liebe an; es
geſchicht nichts unter der Sonnen ſo praͤchtiges, nahmhafftes und
merckwuͤrdiges, daß er deßwegen die Augen von ſeinen Verbuͤndeten
einen Augenblick abkehre, daſſelbe anzuſehen: Thut ihm ſeine Ver-
maͤhlete etwas zuwider, ſo wirfft er den Mantel ſeiner Liebe und
ſeines Verdienſts daruͤber hin, wodurch der begangene Fehler nicht
nur zugedeckt, ſondern voͤllig abgethan wird c, alles erwuͤnſchte Gu-
te faͤllt dir zu mit dieſem Braͤutigam, er ſparet weder Wein noch
Oel an dir.

§. 7. Sagſt du: Jch bin ſo boͤſe, unartig, vergeſſe geſchwind mei-Treu und
Glauben.

nes Verſprechens, bin ſo gar andern Humors und Natur als der
guͤtigſte, holdſeligſte HErr, ich werde ihm bald eckelhafft werden, und
da wird er mich ſitzen laſſen?

Antw. [fremdsprachliches Material – fehlt] JEſus will ſich mit dir vermaͤhlen in aller Goͤtt-
licher Treue und Glauben, es ſoll bey der Abrede bleiben, es ſoll A-
men ſeyn; JEſus hatte keine Urſach fuͤr dich Schwachen, Suͤnder, Feind,
Gottloſen, zu leben und zu ſterben, dennoch thut ers Rom. 5. wie viel-
mehr wird er ſich jetzt mit dir verſoͤhnen, nachdem du ſeine Liebſte
biſt und es dein bitterſtes Creutz und groͤſt Hertzenleid iſt, wo du ſo
unbehutſam und ungluͤckhafftig biſt ihn zu beleidigen.

Seine Treue iſt ewig. Er iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit gut d,
O wohl recht ſelige Ehe! alles Froͤliche, Praͤchtige und Maͤchtige
nimmt mit dem Tod ein End; dieſe ſuͤſſeſte Ehe aber gehet im Tod
und letzten Welt-Brand erſt recht an, da du in ſeinen Armen ſanff-
te genug ruhen ſollſt e lieblicher Tod, wo das Kind in ſeiner Mutter-
Schoos einſchlafft.

Wohl
a Hebr. V. 2.
b Eſ. XLIX. 15. 16. Matth. XI. 29. XXI. 5.
c Eſai. XL. 1. 2.
d Pſ. CXXXVI.
e Cant. II. 6.
A a a a a a a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1387" n="1291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
Bitten und Flehen, er i&#x017F;t nicht abzutreiben, nicht ander&#x017F;t als ko&#x0364;nn-<lb/>
te er nicht &#x017F;elig &#x017F;eyn ohne dich, er habe dich in &#x017F;ich und &#x017F;ey in dir fu&#x0364;r<lb/>
ewig mit dir vereiniget: JE&#x017F;us i&#x017F;t kein harter Baal <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> nicht,<lb/>
nein! Er i&#x017F;t das mitleidig&#x017F;te Bruder-Hertz, der Schwache und Jr-<lb/>
rende vertragen kan, auch &#x017F;ta&#x0364;rcken und zurechtbringen <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Hebr. V.</hi> 2.</note>, JE&#x017F;us i&#x017F;t<lb/>
das zarte&#x017F;te Mutter-Hertz, &#x017F;o denen, die &#x017F;ich in &#x017F;eine Ha&#x0364;nde anver-<lb/>
trauet haben, nimmer verge&#x017F;&#x017F;en kan, obs &#x017F;chon bißweilen &#x017F;cheinet den<lb/>
Glauben zu pru&#x0364;ffen <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">E&#x017F;. XLIX. 15. 16. Matth. XI. 29. XXI.</hi> 5.</note>. Er hat Tauben-Augen, er &#x017F;iehet einen u&#x0364;ber-<lb/>
gebenen und gela&#x017F;&#x017F;enen Men&#x017F;chen mit unverwandter Liebe an; es<lb/>
ge&#x017F;chicht nichts unter der Sonnen &#x017F;o pra&#x0364;chtiges, nahmhafftes und<lb/>
merckwu&#x0364;rdiges, daß er deßwegen die Augen von &#x017F;einen Verbu&#x0364;ndeten<lb/>
einen Augenblick abkehre, da&#x017F;&#x017F;elbe anzu&#x017F;ehen: Thut ihm &#x017F;eine Ver-<lb/>
ma&#x0364;hlete etwas zuwider, &#x017F;o wirfft er den Mantel &#x017F;einer Liebe und<lb/>
&#x017F;eines Verdien&#x017F;ts daru&#x0364;ber hin, wodurch der begangene Fehler nicht<lb/>
nur zugedeckt, &#x017F;ondern vo&#x0364;llig abgethan wird <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. XL.</hi> 1. 2.</note>, alles erwu&#x0364;n&#x017F;chte Gu-<lb/>
te fa&#x0364;llt dir zu mit die&#x017F;em Bra&#x0364;utigam, er &#x017F;paret weder Wein noch<lb/>
Oel an dir.</p><lb/>
          <p>§. 7. Sag&#x017F;t du: Jch bin &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e, unartig, verge&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chwind mei-<note place="right">Treu und<lb/>
Glauben.</note><lb/>
nes Ver&#x017F;prechens, bin &#x017F;o gar andern Humors und Natur als der<lb/>
gu&#x0364;tig&#x017F;te, hold&#x017F;elig&#x017F;te HErr, ich werde ihm bald eckelhafft werden, und<lb/>
da wird er mich &#x017F;itzen la&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Antw. <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> JE&#x017F;us will &#x017F;ich mit dir verma&#x0364;hlen in aller Go&#x0364;tt-<lb/>
licher <hi rendition="#fr">Treue</hi> und Glauben, es &#x017F;oll bey der Abrede bleiben, es &#x017F;oll A-<lb/>
men &#x017F;eyn; JE&#x017F;us hatte keine Ur&#x017F;ach fu&#x0364;r dich Schwachen, Su&#x0364;nder, Feind,<lb/>
Gottlo&#x017F;en, zu leben und zu &#x017F;terben, dennoch thut ers Rom. 5. wie viel-<lb/>
mehr wird er &#x017F;ich jetzt mit dir ver&#x017F;o&#x0364;hnen, nachdem du &#x017F;eine Lieb&#x017F;te<lb/>
bi&#x017F;t und es dein bitter&#x017F;tes Creutz und gro&#x0364;&#x017F;t Hertzenleid i&#x017F;t, wo du &#x017F;o<lb/>
unbehut&#x017F;am und unglu&#x0364;ckhafftig bi&#x017F;t ihn zu beleidigen.</p><lb/>
          <p>Seine Treue i&#x017F;t <hi rendition="#fr">ewig.</hi> Er i&#x017F;t von Ewigkeit zu Ewigkeit gut <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. CXXXVI.</hi></note>,<lb/>
O wohl recht &#x017F;elige Ehe! alles Fro&#x0364;liche, Pra&#x0364;chtige und Ma&#x0364;chtige<lb/>
nimmt mit dem Tod ein End; die&#x017F;e &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Ehe aber gehet im Tod<lb/>
und letzten Welt-Brand er&#x017F;t recht an, da du in &#x017F;einen Armen &#x017F;anff-<lb/>
te genug ruhen &#x017F;oll&#x017F;t <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Cant. II.</hi> 6.</note> lieblicher Tod, wo das Kind in &#x017F;einer Mutter-<lb/>
Schoos ein&#x017F;chlafft.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A a a a a a a a 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wohl</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1291/1387] mit ſeiner Braut der Kirche. Bitten und Flehen, er iſt nicht abzutreiben, nicht anderſt als koͤnn- te er nicht ſelig ſeyn ohne dich, er habe dich in ſich und ſey in dir fuͤr ewig mit dir vereiniget: JEſus iſt kein harter Baal _ nicht, nein! Er iſt das mitleidigſte Bruder-Hertz, der Schwache und Jr- rende vertragen kan, auch ſtaͤrcken und zurechtbringen a, JEſus iſt das zarteſte Mutter-Hertz, ſo denen, die ſich in ſeine Haͤnde anver- trauet haben, nimmer vergeſſen kan, obs ſchon bißweilen ſcheinet den Glauben zu pruͤffen b. Er hat Tauben-Augen, er ſiehet einen uͤber- gebenen und gelaſſenen Menſchen mit unverwandter Liebe an; es geſchicht nichts unter der Sonnen ſo praͤchtiges, nahmhafftes und merckwuͤrdiges, daß er deßwegen die Augen von ſeinen Verbuͤndeten einen Augenblick abkehre, daſſelbe anzuſehen: Thut ihm ſeine Ver- maͤhlete etwas zuwider, ſo wirfft er den Mantel ſeiner Liebe und ſeines Verdienſts daruͤber hin, wodurch der begangene Fehler nicht nur zugedeckt, ſondern voͤllig abgethan wird c, alles erwuͤnſchte Gu- te faͤllt dir zu mit dieſem Braͤutigam, er ſparet weder Wein noch Oel an dir. §. 7. Sagſt du: Jch bin ſo boͤſe, unartig, vergeſſe geſchwind mei- nes Verſprechens, bin ſo gar andern Humors und Natur als der guͤtigſte, holdſeligſte HErr, ich werde ihm bald eckelhafft werden, und da wird er mich ſitzen laſſen? Treu und Glauben. Antw. _ JEſus will ſich mit dir vermaͤhlen in aller Goͤtt- licher Treue und Glauben, es ſoll bey der Abrede bleiben, es ſoll A- men ſeyn; JEſus hatte keine Urſach fuͤr dich Schwachen, Suͤnder, Feind, Gottloſen, zu leben und zu ſterben, dennoch thut ers Rom. 5. wie viel- mehr wird er ſich jetzt mit dir verſoͤhnen, nachdem du ſeine Liebſte biſt und es dein bitterſtes Creutz und groͤſt Hertzenleid iſt, wo du ſo unbehutſam und ungluͤckhafftig biſt ihn zu beleidigen. Seine Treue iſt ewig. Er iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit gut d, O wohl recht ſelige Ehe! alles Froͤliche, Praͤchtige und Maͤchtige nimmt mit dem Tod ein End; dieſe ſuͤſſeſte Ehe aber gehet im Tod und letzten Welt-Brand erſt recht an, da du in ſeinen Armen ſanff- te genug ruhen ſollſt e lieblicher Tod, wo das Kind in ſeiner Mutter- Schoos einſchlafft. Wohl a Hebr. V. 2. b Eſ. XLIX. 15. 16. Matth. XI. 29. XXI. 5. c Eſai. XL. 1. 2. d Pſ. CXXXVI. e Cant. II. 6. A a a a a a a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1387
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1387>, abgerufen am 27.07.2024.