Wohl recht wichtig und recht tüchtig ist der Christen Leben, Ob gleich Zeit und Welt vergehet, alles oberst unten stehet, Lebt doch unser Leben, sehet!
auch zeitli- ches Glück.
§. 8. Sagst du: Ja gebe mir JEsus Bauchfülle, Gült-Brief- fen, Ehren-Stellen, so gefiele er mir desto baß?
Antw. Mercke auf: Wurdest du Christo allein anhangen, er gebe dir Milch, Honig, Korn, Most, Oel, Wollen, Flachs, Sil- ber und Gold, Hos. 2. Himmel, Erde, Sonne, Wolcken warte- ten dir auf, als der Braut ihres Schöpfers; Kirschen-Aepfel-Bie- ren-Bäume, Weinstöcke machten sich eine Freude, die Speicher und Keller zu füllen, ja du könntest in jedem Bissen Gnade, See- ligkeit und Liebe GOttes in dich essen; jedwede Gab wäre dir ein gesegnetes Liebes-Seil; die günstige Zuneigung deß Göttlichen Bräutigams wäre dir, das Schnee-weisseste Saltz und Zucker dei- ne Seise und Tranck schmacklich zu machen.
Es ware eine mitleidige Person, die gab jedem Dürfftigen was er hiesche, so sie es hatte: Diese sahe im Traum GOTTES in seiner Herrlichkeit auf einem höchst-majestätischen Thron, und tau- send mahl tausend heilige Engel um ihn her; auch sahe sie eine gros- se Schaar Bettler, die da stunden; keiner aber von ihnen allen sa- he auf den, der auf dem Thron saß; Da sie nun austheilen wollte, redete sie der HERR sehr scharff an und sprach: Was machst du da? Siehest du denn nicht, wie sie mir alle den Rucken kehren, wurden sie sich zu mir wenden, wie gern hulff ich ihnen allen.
Das
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Wohl recht wichtig und recht tuͤchtig iſt der Chriſten Leben, Ob gleich Zeit und Welt vergehet, alles oberſt unten ſtehet, Lebt doch unſer Leben, ſehet!
auch zeitli- ches Gluͤck.
§. 8. Sagſt du: Ja gebe mir JEſus Bauchfuͤlle, Guͤlt-Brief- fen, Ehren-Stellen, ſo gefiele er mir deſto baß?
Antw. Mercke auf: Wurdeſt du Chriſto allein anhangen, er gebe dir Milch, Honig, Korn, Moſt, Oel, Wollen, Flachs, Sil- ber und Gold, Hoſ. 2. Himmel, Erde, Sonne, Wolcken warte- ten dir auf, als der Braut ihres Schoͤpfers; Kirſchen-Aepfel-Bie- ren-Baͤume, Weinſtoͤcke machten ſich eine Freude, die Speicher und Keller zu fuͤllen, ja du koͤnnteſt in jedem Biſſen Gnade, See- ligkeit und Liebe GOttes in dich eſſen; jedwede Gab waͤre dir ein geſegnetes Liebes-Seil; die guͤnſtige Zuneigung deß Goͤttlichen Braͤutigams waͤre dir, das Schnee-weiſſeſte Saltz und Zucker dei- ne Seiſe und Tranck ſchmacklich zu machen.
Es ware eine mitleidige Perſon, die gab jedem Duͤrfftigen was er hieſche, ſo ſie es hatte: Dieſe ſahe im Traum GOTTES in ſeiner Herrlichkeit auf einem hoͤchſt-majeſtaͤtiſchen Thron, und tau- ſend mahl tauſend heilige Engel um ihn her; auch ſahe ſie eine groſ- ſe Schaar Bettler, die da ſtunden; keiner aber von ihnen allen ſa- he auf den, der auf dem Thron ſaß; Da ſie nun austheilen wollte, redete ſie der HERR ſehr ſcharff an und ſprach: Was machſt du da? Sieheſt du denn nicht, wie ſie mir alle den Rucken kehren, wurden ſie ſich zu mir wenden, wie gern hulff ich ihnen allen.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1388"n="1292"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/><p><hirendition="#et">Wohl recht wichtig und recht tuͤchtig iſt der Chriſten Leben,<lb/>
Ob gleich Zeit und Welt vergehet, alles oberſt unten ſtehet,<lb/>
Lebt doch unſer Leben, ſehet!</hi></p><lb/><noteplace="left">auch zeitli-<lb/>
ches<lb/>
Gluͤck.</note><p>§. 8. Sagſt du: Ja gebe mir JEſus Bauchfuͤlle, Guͤlt-Brief-<lb/>
fen, Ehren-Stellen, ſo gefiele er mir deſto baß?</p><lb/><p>Antw. Mercke auf: Wurdeſt du Chriſto allein anhangen, er gebe<lb/>
dir Milch, Honig, Korn, Moſt, Oel, Wollen, Flachs, Sil-<lb/>
ber und Gold, Hoſ. 2. Himmel, Erde, Sonne, Wolcken warte-<lb/>
ten dir auf, als der Braut ihres Schoͤpfers; Kirſchen-Aepfel-Bie-<lb/>
ren-Baͤume, Weinſtoͤcke machten ſich eine Freude, die Speicher<lb/>
und Keller zu fuͤllen, ja du koͤnnteſt in jedem Biſſen Gnade, See-<lb/>
ligkeit und Liebe GOttes in dich eſſen; jedwede Gab waͤre dir ein<lb/>
geſegnetes Liebes-Seil; die guͤnſtige Zuneigung deß Goͤttlichen<lb/>
Braͤutigams waͤre dir, das Schnee-weiſſeſte Saltz und Zucker dei-<lb/>
ne Seiſe und Tranck ſchmacklich zu machen.</p><lb/><p>Es ware eine mitleidige Perſon, die gab jedem Duͤrfftigen was<lb/>
er hieſche, ſo ſie es hatte: Dieſe ſahe im Traum GOTTES in<lb/>ſeiner Herrlichkeit auf einem hoͤchſt-majeſtaͤtiſchen Thron, und tau-<lb/>ſend mahl tauſend heilige Engel um ihn her; auch ſahe ſie eine groſ-<lb/>ſe Schaar Bettler, die da ſtunden; keiner aber von ihnen allen ſa-<lb/>
he auf den, der auf dem Thron ſaß; Da ſie nun austheilen wollte,<lb/>
redete ſie der HERR ſehr ſcharff an und ſprach: Was machſt du<lb/>
da? Sieheſt du denn nicht, wie ſie mir alle den Rucken kehren,<lb/>
wurden ſie ſich zu mir wenden, wie gern hulff ich ihnen allen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[1292/1388]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Wohl recht wichtig und recht tuͤchtig iſt der Chriſten Leben,
Ob gleich Zeit und Welt vergehet, alles oberſt unten ſtehet,
Lebt doch unſer Leben, ſehet!
§. 8. Sagſt du: Ja gebe mir JEſus Bauchfuͤlle, Guͤlt-Brief-
fen, Ehren-Stellen, ſo gefiele er mir deſto baß?
Antw. Mercke auf: Wurdeſt du Chriſto allein anhangen, er gebe
dir Milch, Honig, Korn, Moſt, Oel, Wollen, Flachs, Sil-
ber und Gold, Hoſ. 2. Himmel, Erde, Sonne, Wolcken warte-
ten dir auf, als der Braut ihres Schoͤpfers; Kirſchen-Aepfel-Bie-
ren-Baͤume, Weinſtoͤcke machten ſich eine Freude, die Speicher
und Keller zu fuͤllen, ja du koͤnnteſt in jedem Biſſen Gnade, See-
ligkeit und Liebe GOttes in dich eſſen; jedwede Gab waͤre dir ein
geſegnetes Liebes-Seil; die guͤnſtige Zuneigung deß Goͤttlichen
Braͤutigams waͤre dir, das Schnee-weiſſeſte Saltz und Zucker dei-
ne Seiſe und Tranck ſchmacklich zu machen.
Es ware eine mitleidige Perſon, die gab jedem Duͤrfftigen was
er hieſche, ſo ſie es hatte: Dieſe ſahe im Traum GOTTES in
ſeiner Herrlichkeit auf einem hoͤchſt-majeſtaͤtiſchen Thron, und tau-
ſend mahl tauſend heilige Engel um ihn her; auch ſahe ſie eine groſ-
ſe Schaar Bettler, die da ſtunden; keiner aber von ihnen allen ſa-
he auf den, der auf dem Thron ſaß; Da ſie nun austheilen wollte,
redete ſie der HERR ſehr ſcharff an und ſprach: Was machſt du
da? Sieheſt du denn nicht, wie ſie mir alle den Rucken kehren,
wurden ſie ſich zu mir wenden, wie gern hulff ich ihnen allen.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1388>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.