siglich gefangen werdest, also daß seine Majestät dein Hertz zu seiner Besitzung einnehme, da du seiner Seel-entzuckenden Tugenden, die der Geist der Wahrheit so wohl weißt auszustreichen, gewahr wer- den kanst, und gleiche Meynung von ihme fassest, wie die Braut Cant. 5. der Zweck dieser innern Erleuchtung ist, daß es dich eines so heiligen Gemahls geluste, und du am Ende der Prüffungs-Zeit neben ihm stehen dörffest in köstlichem Gold aus Ophir, in wohl-be- währter Liebe GOttes.
Es muß ein reines Aug seyn, das dem König in seiner Cron zu sehen gewürdiget wird; eine rechtschaffene Liebhaberin, die lauter- lich wünschet und beständig verlanget mit JESU Willen verbun- den, und eben dadurch mit GOTT vereint zu seyn, auch mit Ver- lust alles des Liebsten im Himmel und auf Erden, daran sie einigen Gefallen haben könnte.
Wer seine blinde Unerfahrenheit erkennet, und deßwegen Tag und Nacht zu GOTT weinet und flehet mit bitterem Klagen, daß ihm Christi Herrlichkeit so lange Zeit verborgen bleibe, dem giebet GOTT einen hellen Schein ins Hertz, und der König der Ehren offenbahret sich ihm in klarem Verstand deß Evangeliums einem je- den, der sich ernstlich zum HERREN bekehrt, dem wird die De- cke abgenommen, also daß die stoltze Vernunfft sich schämet ihren Kopf weiter hin zu schüttelen über Christi Sinn, den sie sonst weni- ger als nichts achtet.
Nur er- leuchtete Augen können die Schön- heit des Bräuti- gams se- hen.
§. 4. Als lang das Gemüth mit der Creaturen-Liebe verbildet ist, und der GOTT unsers HERREN JESU Christi, der Vat- ter der Herrlichkeit noch nicht erleuchtete Augen gegeben, ist man untüchtig von der unbeschreiblichen Schönheit des Liebsten zu urthei- len, es ist ein gewisser innerlicher Geschmack, den kein Mensch ge- ben oder nehmen kan, ein Erdmann gaffet das Jrrdische, Sicht- bahre an, wird davon verstrickt und kommt um; es muß ein himm- lisch Wunder-Auge seyn, das JEsum kenne, wie er gestaltet seye, und durch diß Anschauen ewiglich lebe, ohne dieses neu-geschaffene Aug wirds der sinnreicheste Kopf nicht weit bringen; auch wirds der alten Natur allzumühsam auch nur 7 Minuten lang an den unendli-
chen
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ſiglich gefangen werdeſt, alſo daß ſeine Majeſtaͤt dein Hertz zu ſeiner Beſitzung einnehme, da du ſeiner Seel-entzuckenden Tugenden, die der Geiſt der Wahrheit ſo wohl weißt auszuſtreichen, gewahr wer- den kanſt, und gleiche Meynung von ihme faſſeſt, wie die Braut Cant. 5. der Zweck dieſer innern Erleuchtung iſt, daß es dich eines ſo heiligen Gemahls geluſte, und du am Ende der Pruͤffungs-Zeit neben ihm ſtehen doͤrffeſt in koͤſtlichem Gold aus Ophir, in wohl-be- waͤhrter Liebe GOttes.
Es muß ein reines Aug ſeyn, das dem Koͤnig in ſeiner Cron zu ſehen gewuͤrdiget wird; eine rechtſchaffene Liebhaberin, die lauter- lich wuͤnſchet und beſtaͤndig verlanget mit JESU Willen verbun- den, und eben dadurch mit GOTT vereint zu ſeyn, auch mit Ver- luſt alles des Liebſten im Himmel und auf Erden, daran ſie einigen Gefallen haben koͤnnte.
Wer ſeine blinde Unerfahrenheit erkennet, und deßwegen Tag und Nacht zu GOTT weinet und flehet mit bitterem Klagen, daß ihm Chriſti Herrlichkeit ſo lange Zeit verborgen bleibe, dem giebet GOTT einen hellen Schein ins Hertz, und der Koͤnig der Ehren offenbahret ſich ihm in klarem Verſtand deß Evangeliums einem je- den, der ſich ernſtlich zum HERREN bekehrt, dem wird die De- cke abgenommen, alſo daß die ſtoltze Vernunfft ſich ſchaͤmet ihren Kopf weiter hin zu ſchuͤttelen uͤber Chriſti Sinn, den ſie ſonſt weni- ger als nichts achtet.
Nur er- leuchtete Augen koͤnnen die Schoͤn- heit des Braͤuti- gams ſe- hen.
§. 4. Als lang das Gemuͤth mit der Creaturen-Liebe verbildet iſt, und der GOTT unſers HERREN JESU Chriſti, der Vat- ter der Herrlichkeit noch nicht erleuchtete Augen gegeben, iſt man untuͤchtig von der unbeſchreiblichen Schoͤnheit des Liebſten zu urthei- len, es iſt ein gewiſſer innerlicher Geſchmack, den kein Menſch ge- ben oder nehmen kan, ein Erdmann gaffet das Jrrdiſche, Sicht- bahre an, wird davon verſtrickt und kommt um; es muß ein himm- liſch Wunder-Auge ſeyn, das JEſum kenne, wie er geſtaltet ſeye, und durch diß Anſchauen ewiglich lebe, ohne dieſes neu-geſchaffene Aug wirds der ſinnreicheſte Kopf nicht weit bringen; auch wirds der alten Natur allzumuͤhſam auch nur 7 Minuten lang an den unendli-
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ſiglich gefangen werdeſt, alſo daß ſeine Majeſtaͤt dein Hertz zu ſeiner
Beſitzung einnehme, da du ſeiner Seel-entzuckenden Tugenden, die
der Geiſt der Wahrheit ſo wohl weißt auszuſtreichen, gewahr wer-
den kanſt, und gleiche Meynung von ihme faſſeſt, wie die Braut
Cant. 5. der Zweck dieſer innern Erleuchtung iſt, daß es dich eines
ſo heiligen Gemahls geluſte, und du am Ende der Pruͤffungs-Zeit
neben ihm ſtehen doͤrffeſt in koͤſtlichem Gold aus Ophir, in wohl-be-
waͤhrter Liebe GOttes.
Es muß ein reines Aug ſeyn, das dem Koͤnig in ſeiner Cron zu
ſehen gewuͤrdiget wird; eine rechtſchaffene Liebhaberin, die lauter-
lich wuͤnſchet und beſtaͤndig verlanget mit JESU Willen verbun-
den, und eben dadurch mit GOTT vereint zu ſeyn, auch mit Ver-
luſt alles des Liebſten im Himmel und auf Erden, daran ſie einigen
Gefallen haben koͤnnte.
Wer ſeine blinde Unerfahrenheit erkennet, und deßwegen Tag und
Nacht zu GOTT weinet und flehet mit bitterem Klagen, daß ihm
Chriſti Herrlichkeit ſo lange Zeit verborgen bleibe, dem giebet
GOTT einen hellen Schein ins Hertz, und der Koͤnig der Ehren
offenbahret ſich ihm in klarem Verſtand deß Evangeliums einem je-
den, der ſich ernſtlich zum HERREN bekehrt, dem wird die De-
cke abgenommen, alſo daß die ſtoltze Vernunfft ſich ſchaͤmet ihren
Kopf weiter hin zu ſchuͤttelen uͤber Chriſti Sinn, den ſie ſonſt weni-
ger als nichts achtet.
§. 4. Als lang das Gemuͤth mit der Creaturen-Liebe verbildet
iſt, und der GOTT unſers HERREN JESU Chriſti, der Vat-
ter der Herrlichkeit noch nicht erleuchtete Augen gegeben, iſt man
untuͤchtig von der unbeſchreiblichen Schoͤnheit des Liebſten zu urthei-
len, es iſt ein gewiſſer innerlicher Geſchmack, den kein Menſch ge-
ben oder nehmen kan, ein Erdmann gaffet das Jrrdiſche, Sicht-
bahre an, wird davon verſtrickt und kommt um; es muß ein himm-
liſch Wunder-Auge ſeyn, das JEſum kenne, wie er geſtaltet ſeye,
und durch diß Anſchauen ewiglich lebe, ohne dieſes neu-geſchaffene
Aug wirds der ſinnreicheſte Kopf nicht weit bringen; auch wirds der
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1392>, abgerufen am 22.11.2024.
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