chen, schönen, lieblichen, fürtrefflichen Christum zu gedencken; wie etwa ein begnadeter Pfarrer an dem groben Land-Volck mit bitterem Hertzenleid erfahren muß, wann ers mit keinem Lieb darzu bringen kan, daß sie voraus an Sonntagen an der schmackhafften Liebe GOt- tes sich ergötzen, da sonst einfältige Layen in gewisser Weise geschick- ter wären das Geheimniß Christi zu empfahen, als die Fürsten der Welt, Matth. 11, 25. ja die Anfänge eines aus der Sünde zu GOtt einkehrenden Christen sind fürtrefflicher als der höchste Gipfel, da- hin ein Welt-Weiser gelangen mag.
§. 5. Die Neben-Buhler verderben manche Seele, als da ist 1.Die Ne- ben Buh- ler als Welt, Fleisch, Satan, die Welt in ihrem Huren-Schmuck, diese grosse Hur Babel spen- diert Ehre, Lust und Geld aus, das ist die Morgen-Gab, womit sie die Thoren fahet, zu Fall bringet und erwürget, daß sie, ach leider! nie erfahren, wie schön und gut JESUS sey. 2. Das Fleisch, der alte Mensch verstrickt ebenfalls die Hertzen, die faule Hex mit ihren geschminckten Wangen und lieblenden Zauber-Blicken, daß sie Schaaren-weise ins Netz fliegen und umkommen. 3. Die Schlan- ge, wider deren Arglist Paulus geeiferet hat mit Göttlichem Eifer a, diese gibt glatte Wort und hat eine geschlieffene Zunge, pfeifft süß, und verrucket vieler Sinnen von der reinen, keuschen Liebe zu Chri- sto; beredet die Welt, sie könne auf ihrem Weg auch GOTT die- nen und in Himmel kommen zu GOTT.
§. 6. Es läßt zwar JESUS die Leute nicht ungewarnter Sa-finden bey vielen mehr Ge- hör als JESUS, aber zu ihrem Verder- ben. chen zur Höll fahren; Er winckt ihnen auf den Verlaugnungs-Weg, auf welchem sie des eingeschlungenen Giffts quitt werden könnten: Allein Satan findet mehr Gehör, es dunckt sie ein höfflicher Buh- ler zu seyn, der nicht so hart und streng sey, und auch was erlaube, was einen gluste: Endlich aber läßt die Verführung tödtliche Angst- Stiche, wütendes Schlangengifft in der armen, betrogenen Seele zurück. Wie etwa treulose Betrieger goldene Bergen und alles Guts versprechen, wo sie denn einmahl die Person im Garn haben, da ist alles das Widerspiel: Also zeiget Satan jetzt nur ein Weiber- Antlitz, Haar und Hände, aber endlich fühlen alle, die dem Lugner sein Lockaas anbeissen, seine Drachen-Hörner, Löwen-Rachen und
Klauen:
a 1 Cor. II.
B b b b b b b b
mit ſeiner Braut der Kirche.
chen, ſchoͤnen, lieblichen, fuͤrtrefflichen Chriſtum zu gedencken; wie etwa ein begnadeter Pfarrer an dem groben Land-Volck mit bitterem Hertzenleid erfahren muß, wann ers mit keinem Lieb darzu bringen kan, daß ſie voraus an Sonntagen an der ſchmackhafften Liebe GOt- tes ſich ergoͤtzen, da ſonſt einfaͤltige Layen in gewiſſer Weiſe geſchick- ter waͤren das Geheimniß Chriſti zu empfahen, als die Fuͤrſten der Welt, Matth. 11, 25. ja die Anfaͤnge eines aus der Suͤnde zu GOtt einkehrenden Chriſten ſind fuͤrtrefflicher als der hoͤchſte Gipfel, da- hin ein Welt-Weiſer gelangen mag.
§. 5. Die Neben-Buhler verderben manche Seele, als da iſt 1.Die Ne- ben Buh- ler als Welt, Fleiſch, Satan, die Welt in ihrem Huren-Schmuck, dieſe groſſe Hur Babel ſpen- diert Ehre, Luſt und Geld aus, das iſt die Morgen-Gab, womit ſie die Thoren fahet, zu Fall bringet und erwuͤrget, daß ſie, ach leider! nie erfahren, wie ſchoͤn und gut JESUS ſey. 2. Das Fleiſch, der alte Menſch verſtrickt ebenfalls die Hertzen, die faule Hex mit ihren geſchminckten Wangen und lieblenden Zauber-Blicken, daß ſie Schaaren-weiſe ins Netz fliegen und umkommen. 3. Die Schlan- ge, wider deren Argliſt Paulus geeiferet hat mit Goͤttlichem Eifer a, dieſe gibt glatte Wort und hat eine geſchlieffene Zunge, pfeifft ſuͤß, und verrucket vieler Sinnen von der reinen, keuſchen Liebe zu Chri- ſto; beredet die Welt, ſie koͤnne auf ihrem Weg auch GOTT die- nen und in Himmel kommen zu GOTT.
§. 6. Es laͤßt zwar JESUS die Leute nicht ungewarnter Sa-finden bey vielen mehr Ge- hoͤr als JESUS, aber zu ihrem Verder- ben. chen zur Hoͤll fahren; Er winckt ihnen auf den Verlaugnungs-Weg, auf welchem ſie des eingeſchlungenen Giffts quitt werden koͤnnten: Allein Satan findet mehr Gehoͤr, es dunckt ſie ein hoͤfflicher Buh- ler zu ſeyn, der nicht ſo hart und ſtreng ſey, und auch was erlaube, was einen gluſte: Endlich aber laͤßt die Verfuͤhrung toͤdtliche Angſt- Stiche, wuͤtendes Schlangengifft in der armen, betrogenen Seele zuruͤck. Wie etwa treuloſe Betrieger goldene Bergen und alles Guts verſprechen, wo ſie denn einmahl die Perſon im Garn haben, da iſt alles das Widerſpiel: Alſo zeiget Satan jetzt nur ein Weiber- Antlitz, Haar und Haͤnde, aber endlich fuͤhlen alle, die dem Lugner ſein Lockaas anbeiſſen, ſeine Drachen-Hoͤrner, Loͤwen-Rachen und
Klauen:
a 1 Cor. II.
B b b b b b b b
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1393"n="1297"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">mit ſeiner Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
chen, ſchoͤnen, lieblichen, fuͤrtrefflichen Chriſtum zu gedencken; wie<lb/>
etwa ein begnadeter Pfarrer an dem groben Land-Volck mit bitterem<lb/>
Hertzenleid erfahren muß, wann ers mit keinem Lieb darzu bringen<lb/>
kan, daß ſie voraus an Sonntagen an der ſchmackhafften Liebe GOt-<lb/>
tes ſich ergoͤtzen, da ſonſt einfaͤltige Layen in gewiſſer Weiſe geſchick-<lb/>
ter waͤren das Geheimniß Chriſti zu empfahen, als die Fuͤrſten der<lb/>
Welt, Matth. 11, 25. ja die Anfaͤnge eines aus der Suͤnde zu GOtt<lb/>
einkehrenden Chriſten ſind fuͤrtrefflicher als der hoͤchſte Gipfel, da-<lb/>
hin ein Welt-Weiſer gelangen mag.</p><lb/><p>§. 5. Die Neben-Buhler verderben manche Seele, als da iſt 1.<noteplace="right">Die Ne-<lb/>
ben Buh-<lb/>
ler als<lb/>
Welt,<lb/>
Fleiſch,<lb/>
Satan,</note><lb/>
die Welt in ihrem Huren-Schmuck, dieſe groſſe Hur Babel ſpen-<lb/>
diert Ehre, Luſt und Geld aus, das iſt die Morgen-Gab, womit ſie<lb/>
die Thoren fahet, zu Fall bringet und erwuͤrget, daß ſie, ach leider!<lb/>
nie erfahren, wie ſchoͤn und gut JESUS ſey. 2. Das Fleiſch,<lb/>
der alte Menſch verſtrickt ebenfalls die Hertzen, die faule Hex mit<lb/>
ihren geſchminckten Wangen und lieblenden Zauber-Blicken, daß ſie<lb/>
Schaaren-weiſe ins Netz fliegen und umkommen. 3. Die Schlan-<lb/>
ge, wider deren Argliſt Paulus geeiferet hat mit Goͤttlichem Eifer <noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Cor. II.</hi></note>,<lb/>
dieſe gibt glatte Wort und hat eine geſchlieffene Zunge, pfeifft ſuͤß,<lb/>
und verrucket vieler Sinnen von der reinen, keuſchen Liebe zu Chri-<lb/>ſto; beredet die Welt, ſie koͤnne auf ihrem Weg auch GOTT die-<lb/>
nen und in Himmel kommen zu GOTT.</p><lb/><p>§. 6. Es laͤßt zwar JESUS die Leute nicht ungewarnter Sa-<noteplace="right">finden bey<lb/>
vielen<lb/>
mehr Ge-<lb/>
hoͤr als<lb/>
JESUS,<lb/>
aber zu<lb/>
ihrem<lb/>
Verder-<lb/>
ben.</note><lb/>
chen zur Hoͤll fahren; Er winckt ihnen auf den Verlaugnungs-Weg,<lb/>
auf welchem ſie des eingeſchlungenen Giffts quitt werden koͤnnten:<lb/>
Allein Satan findet mehr Gehoͤr, es dunckt ſie ein hoͤfflicher Buh-<lb/>
ler zu ſeyn, der nicht ſo hart und ſtreng ſey, und auch was erlaube,<lb/>
was einen gluſte: Endlich aber laͤßt die Verfuͤhrung toͤdtliche Angſt-<lb/>
Stiche, wuͤtendes Schlangengifft in der armen, betrogenen Seele<lb/>
zuruͤck. Wie etwa treuloſe Betrieger goldene Bergen und alles<lb/>
Guts verſprechen, wo ſie denn einmahl die Perſon im Garn haben,<lb/>
da iſt alles das Widerſpiel: Alſo zeiget Satan jetzt nur ein Weiber-<lb/>
Antlitz, Haar und Haͤnde, aber endlich fuͤhlen alle, die dem Lugner<lb/>ſein Lockaas anbeiſſen, ſeine Drachen-Hoͤrner, Loͤwen-Rachen und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b b b b b b</fw><fwplace="bottom"type="catch">Klauen:</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1297/1393]
mit ſeiner Braut der Kirche.
chen, ſchoͤnen, lieblichen, fuͤrtrefflichen Chriſtum zu gedencken; wie
etwa ein begnadeter Pfarrer an dem groben Land-Volck mit bitterem
Hertzenleid erfahren muß, wann ers mit keinem Lieb darzu bringen
kan, daß ſie voraus an Sonntagen an der ſchmackhafften Liebe GOt-
tes ſich ergoͤtzen, da ſonſt einfaͤltige Layen in gewiſſer Weiſe geſchick-
ter waͤren das Geheimniß Chriſti zu empfahen, als die Fuͤrſten der
Welt, Matth. 11, 25. ja die Anfaͤnge eines aus der Suͤnde zu GOtt
einkehrenden Chriſten ſind fuͤrtrefflicher als der hoͤchſte Gipfel, da-
hin ein Welt-Weiſer gelangen mag.
§. 5. Die Neben-Buhler verderben manche Seele, als da iſt 1.
die Welt in ihrem Huren-Schmuck, dieſe groſſe Hur Babel ſpen-
diert Ehre, Luſt und Geld aus, das iſt die Morgen-Gab, womit ſie
die Thoren fahet, zu Fall bringet und erwuͤrget, daß ſie, ach leider!
nie erfahren, wie ſchoͤn und gut JESUS ſey. 2. Das Fleiſch,
der alte Menſch verſtrickt ebenfalls die Hertzen, die faule Hex mit
ihren geſchminckten Wangen und lieblenden Zauber-Blicken, daß ſie
Schaaren-weiſe ins Netz fliegen und umkommen. 3. Die Schlan-
ge, wider deren Argliſt Paulus geeiferet hat mit Goͤttlichem Eifer a,
dieſe gibt glatte Wort und hat eine geſchlieffene Zunge, pfeifft ſuͤß,
und verrucket vieler Sinnen von der reinen, keuſchen Liebe zu Chri-
ſto; beredet die Welt, ſie koͤnne auf ihrem Weg auch GOTT die-
nen und in Himmel kommen zu GOTT.
Die Ne-
ben Buh-
ler als
Welt,
Fleiſch,
Satan,
§. 6. Es laͤßt zwar JESUS die Leute nicht ungewarnter Sa-
chen zur Hoͤll fahren; Er winckt ihnen auf den Verlaugnungs-Weg,
auf welchem ſie des eingeſchlungenen Giffts quitt werden koͤnnten:
Allein Satan findet mehr Gehoͤr, es dunckt ſie ein hoͤfflicher Buh-
ler zu ſeyn, der nicht ſo hart und ſtreng ſey, und auch was erlaube,
was einen gluſte: Endlich aber laͤßt die Verfuͤhrung toͤdtliche Angſt-
Stiche, wuͤtendes Schlangengifft in der armen, betrogenen Seele
zuruͤck. Wie etwa treuloſe Betrieger goldene Bergen und alles
Guts verſprechen, wo ſie denn einmahl die Perſon im Garn haben,
da iſt alles das Widerſpiel: Alſo zeiget Satan jetzt nur ein Weiber-
Antlitz, Haar und Haͤnde, aber endlich fuͤhlen alle, die dem Lugner
ſein Lockaas anbeiſſen, ſeine Drachen-Hoͤrner, Loͤwen-Rachen und
Klauen:
finden bey
vielen
mehr Ge-
hoͤr als
JESUS,
aber zu
ihrem
Verder-
ben.
a 1 Cor. II.
B b b b b b b b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1393>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.