sondern nur euern garstigen Sünden-Koth JEsu dem unbefleckten GOttes-Lamm anzuwerffen, und darauf ein frisches Kerb-Holtz zu machen. Das, das ist euer Abendmahl Gehen.
§. 19. Die Bett-Tage betreffend, so laufft eben so ein falsches Heu-Mit ihren Bett-Ta- gen ist es lauter Heu- cheley. chel-Wesen mit unter wie in dem Kirchen- und Abendmahl-Gehen. Ja der Zweck derselben ist nicht, wie es seyn sollte, die Besserung deß Lebens, sondern nur in unzerstörter Ruhe und Wohlstand zu le- ben, die wohlverdiente Gerichte und Straffen GOttes abzubitten, und also, teutsch zu sagen, bey GOtt um mehrere Zeit, ohnge- scheut, ohne Forcht der Straffe zu sündigen anzuhalten. So und nicht anderst haltet ihr euere Bett-Tage, ihr gedencket an keine Veränderung, ja man gespühret auch nicht das geringste darvon, sondern wann er nur gehalten und vorbey gestrichen ist, so meynet ihr, was ihr GOtt für einen herrlichen Gefallen erwiesen. Und se- het also, was euer Kommen zu JEsu seye, lauter nichts.
§. 20. Ja ihr habt einen rechten Eckel ab JEsu; euere WändJhre Haus-Ge- mählde zeigen wie wenig sie JESUM achten. überzeugen euch dessen, massen man ja mehr unzüchtige Fabeln aus Ovidio, und andern Heidnischen Büchern, als Historien Alten und Neuen Testaments, mehr Bildnussen allerhand weltlicher Fürsten und Herren, als JEsu, Seiner Aposteln und Märtyrern an den- selben finden wird, welches einen Catholiquen veranlasset zu sagen: Die Reformirten haben die Crucifix abgeschafft, weil ihr libertinisch Leben durch deren Anschauung stäts bestrafft werde. Womit wir zwar dem Papistischen Aberglauben nicht das Wort reden wollen, sondern nur anzeigen, wie unsere Untugend und Abscheu an dem wahrhafften lebendigmachenden Umgang mit Christo allen Nationen in die Augen zwitzeret. Ein gottseliger reisender Prediger hat mir erzeh- let, daß in Moscau Leute seyen, die ihre Zeit in drey Theile abmessen: Acht Stunde geben sie der Nothdurfft des Leibes, acht der Arbeit, und acht heiligen sie gantz GOtt und dem Himmel; Wo will man aber solche bey uns Reformirten finden? Wie viele Nächte werden zugebracht in Wollüsten und Dienst des Fleisches? auch das einige Schaaf, der Sonntag, wird JEsu geraubet, und den bösen Geistern ge- schlachtet a, indem man denselben zubringet in Ubermuth, Müßig-
gang,
a 2 Sam. XII.
F 3
Evangelii JESU.
ſondern nur euern garſtigen Suͤnden-Koth JEſu dem unbefleckten GOttes-Lamm anzuwerffen, und darauf ein friſches Kerb-Holtz zu machen. Das, das iſt euer Abendmahl Gehen.
§. 19. Die Bett-Tage betreffend, ſo laufft eben ſo ein falſches Heu-Mit ihren Bett-Ta- gen iſt es lauter Heu- cheley. chel-Weſen mit unter wie in dem Kirchen- und Abendmahl-Gehen. Ja der Zweck derſelben iſt nicht, wie es ſeyn ſollte, die Beſſerung deß Lebens, ſondern nur in unzerſtoͤrter Ruhe und Wohlſtand zu le- ben, die wohlverdiente Gerichte und Straffen GOttes abzubitten, und alſo, teutſch zu ſagen, bey GOtt um mehrere Zeit, ohnge- ſcheut, ohne Forcht der Straffe zu ſuͤndigen anzuhalten. So und nicht anderſt haltet ihr euere Bett-Tage, ihr gedencket an keine Veraͤnderung, ja man geſpuͤhret auch nicht das geringſte darvon, ſondern wann er nur gehalten und vorbey geſtrichen iſt, ſo meynet ihr, was ihr GOtt fuͤr einen herrlichen Gefallen erwieſen. Und ſe- het alſo, was euer Kommen zu JEſu ſeye, lauter nichts.
§. 20. Ja ihr habt einen rechten Eckel ab JEſu; euere WaͤndJhre Haus-Ge- maͤhlde zeigen wie wenig ſie JESUM achten. uͤberzeugen euch deſſen, maſſen man ja mehr unzuͤchtige Fabeln aus Ovidio, und andern Heidniſchen Buͤchern, als Hiſtorien Alten und Neuen Teſtaments, mehr Bildnuſſen allerhand weltlicher Fuͤrſten und Herren, als JEſu, Seiner Apoſteln und Maͤrtyrern an den- ſelben finden wird, welches einen Catholiquen veranlaſſet zu ſagen: Die Reformirten haben die Crucifix abgeſchafft, weil ihr libertiniſch Leben durch deren Anſchauung ſtaͤts beſtrafft werde. Womit wir zwar dem Papiſtiſchen Aberglauben nicht das Wort reden wollen, ſondern nur anzeigen, wie unſere Untugend und Abſcheu an dem wahrhafften lebendigmachenden Umgang mit Chriſto allen Nationen in die Augen zwitzeret. Ein gottſeliger reiſender Prediger hat mir erzeh- let, daß in Moſcau Leute ſeyen, die ihre Zeit in drey Theile abmeſſen: Acht Stunde geben ſie der Nothdurfft des Leibes, acht der Arbeit, und acht heiligen ſie gantz GOtt und dem Himmel; Wo will man aber ſolche bey uns Reformirten finden? Wie viele Naͤchte werden zugebracht in Wolluͤſten und Dienſt des Fleiſches? auch das einige Schaaf, der Sonntag, wird JEſu geraubet, und den boͤſen Geiſtern ge- ſchlachtet a, indem man denſelben zubringet in Ubermuth, Muͤßig-
gang,
a 2 Sam. XII.
F 3
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Evangelii JESU.
ſondern nur euern garſtigen Suͤnden-Koth JEſu dem unbefleckten
GOttes-Lamm anzuwerffen, und darauf ein friſches Kerb-Holtz zu
machen. Das, das iſt euer Abendmahl Gehen.
§. 19. Die Bett-Tage betreffend, ſo laufft eben ſo ein falſches Heu-
chel-Weſen mit unter wie in dem Kirchen- und Abendmahl-Gehen.
Ja der Zweck derſelben iſt nicht, wie es ſeyn ſollte, die Beſſerung
deß Lebens, ſondern nur in unzerſtoͤrter Ruhe und Wohlſtand zu le-
ben, die wohlverdiente Gerichte und Straffen GOttes abzubitten,
und alſo, teutſch zu ſagen, bey GOtt um mehrere Zeit, ohnge-
ſcheut, ohne Forcht der Straffe zu ſuͤndigen anzuhalten. So und
nicht anderſt haltet ihr euere Bett-Tage, ihr gedencket an keine
Veraͤnderung, ja man geſpuͤhret auch nicht das geringſte darvon,
ſondern wann er nur gehalten und vorbey geſtrichen iſt, ſo meynet
ihr, was ihr GOtt fuͤr einen herrlichen Gefallen erwieſen. Und ſe-
het alſo, was euer Kommen zu JEſu ſeye, lauter nichts.
Mit ihren
Bett-Ta-
gen iſt es
lauter
Heu-
cheley.
§. 20. Ja ihr habt einen rechten Eckel ab JEſu; euere Waͤnd
uͤberzeugen euch deſſen, maſſen man ja mehr unzuͤchtige Fabeln aus
Ovidio, und andern Heidniſchen Buͤchern, als Hiſtorien Alten und
Neuen Teſtaments, mehr Bildnuſſen allerhand weltlicher Fuͤrſten
und Herren, als JEſu, Seiner Apoſteln und Maͤrtyrern an den-
ſelben finden wird, welches einen Catholiquen veranlaſſet zu ſagen:
Die Reformirten haben die Crucifix abgeſchafft, weil ihr libertiniſch
Leben durch deren Anſchauung ſtaͤts beſtrafft werde. Womit wir
zwar dem Papiſtiſchen Aberglauben nicht das Wort reden wollen,
ſondern nur anzeigen, wie unſere Untugend und Abſcheu an dem
wahrhafften lebendigmachenden Umgang mit Chriſto allen Nationen
in die Augen zwitzeret. Ein gottſeliger reiſender Prediger hat mir erzeh-
let, daß in Moſcau Leute ſeyen, die ihre Zeit in drey Theile abmeſſen:
Acht Stunde geben ſie der Nothdurfft des Leibes, acht der Arbeit, und
acht heiligen ſie gantz GOtt und dem Himmel; Wo will man aber ſolche
bey uns Reformirten finden? Wie viele Naͤchte werden zugebracht
in Wolluͤſten und Dienſt des Fleiſches? auch das einige Schaaf,
der Sonntag, wird JEſu geraubet, und den boͤſen Geiſtern ge-
ſchlachtet a, indem man denſelben zubringet in Ubermuth, Muͤßig-
gang,
Jhre
Haus-Ge-
maͤhlde
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wenig ſie
JESUM
achten.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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