schädlich scheinender Kleinigkeiten und anderm geistlichem Muthwil- len von dem alten Teufel hinterschlichen, geschändet, genothzüchti- get, häßlich zugerichtet und bestohlen worden, der Heilige Geist, dessen sanffte Warnungen sie etwa aus stoltzem Sinn verachtet, ist von ihnen gewichen; da ist ihr eigener Geist bald vom Satan be- rücket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des gros- sen Königs und rechtmässigen Seelen-Bräutigams elendiglich verlohren.
§ 17. Seufze stets zum Heiligen Geist als Christi Stadthalter:Zum Heil. Geist seufftzen. daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Christi und seiner Feuer- flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchschaue: was? soll eines Königes Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall- Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von seinem Weib.
§. 18. Billiger massen erbitteret die geringste Neben-Absicht dasChristus wird durch die gering- ste Neben- Absicht erbit- tert. allergetreueste, heiligste Hertz JEsu, daß Er im Eifer weggehet und eine so schnöde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE- sum vertrieben! derowegen meide allen bösen Schein, daß es JEsum freue bey dir zu seyn.
Scheue aber nicht nur Christi Rach mit Forcht und Zittern, son- dern betrachte anbey, was für ein höllischer Undanck daswäre: JE- sus hat dich aus des Teufels Mistpfützen und Cloack, darinn du ewig verdorben wärest, in seinen Pallast, in sein schönes Paradies erhaben, damit du da seine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut belustigen könnest und dörffest; und du soltest in diesem neuen, ho- hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEsu abgesagten Fein- den unter einer Decke liegen! welch eine abscheuliche Schandthat wäre das! was wurdest du am Tag der Offenbahrung alles Verbor- genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a.
§. 19. Jch muß hier ein schönes Gleichniß anzieben von dem Gottseeli-Gleich- nuß. gen Bugenhagen. Die gefallene Menschen-Seele vergleicht er,
eben
aApoc. II. 22.
mit ſeiner Braut der Kirche.
ſchaͤdlich ſcheinender Kleinigkeiten und anderm geiſtlichem Muthwil- len von dem alten Teufel hinterſchlichen, geſchaͤndet, genothzuͤchti- get, haͤßlich zugerichtet und beſtohlen worden, der Heilige Geiſt, deſſen ſanffte Warnungen ſie etwa aus ſtoltzem Sinn verachtet, iſt von ihnen gewichen; da iſt ihr eigener Geiſt bald vom Satan be- ruͤcket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des groſ- ſen Koͤnigs und rechtmaͤſſigen Seelen-Braͤutigams elendiglich verlohren.
§ 17. Seufze ſtets zum Heiligen Geiſt als Chriſti Stadthalter:Zum Heil. Geiſt ſeufftzen. daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Chriſti und ſeiner Feuer- flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchſchaue: was? ſoll eines Koͤniges Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall- Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von ſeinem Weib.
§. 18. Billiger maſſen erbitteret die geringſte Neben-Abſicht dasChriſtus wird durch die gering- ſte Neben- Abſicht erbit- tert. allergetreueſte, heiligſte Hertz JEſu, daß Er im Eifer weggehet und eine ſo ſchnoͤde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE- ſum vertrieben! derowegen meide allen boͤſen Schein, daß es JEſum freue bey dir zu ſeyn.
Scheue aber nicht nur Chriſti Rach mit Forcht und Zittern, ſon- dern betrachte anbey, was fuͤr ein hoͤlliſcher Undanck daswaͤre: JE- ſus hat dich aus des Teufels Miſtpfuͤtzen und Cloack, darinn du ewig verdorben waͤreſt, in ſeinen Pallaſt, in ſein ſchoͤnes Paradies erhaben, damit du da ſeine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut beluſtigen koͤnneſt und doͤrffeſt; und du ſolteſt in dieſem neuen, ho- hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEſu abgeſagten Fein- den unter einer Decke liegen! welch eine abſcheuliche Schandthat waͤre das! was wurdeſt du am Tag der Offenbahrung alles Verbor- genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a.
§. 19. Jch muß hier ein ſchoͤnes Gleichniß anzieben von dem Gottſeeli-Gleich- nuß. gen Bugenhagen. Die gefallene Menſchen-Seele vergleicht er,
eben
aApoc. II. 22.
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[1319/1415]
mit ſeiner Braut der Kirche.
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len von dem alten Teufel hinterſchlichen, geſchaͤndet, genothzuͤchti-
get, haͤßlich zugerichtet und beſtohlen worden, der Heilige Geiſt,
deſſen ſanffte Warnungen ſie etwa aus ſtoltzem Sinn verachtet, iſt
von ihnen gewichen; da iſt ihr eigener Geiſt bald vom Satan be-
ruͤcket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des groſ-
ſen Koͤnigs und rechtmaͤſſigen Seelen-Braͤutigams elendiglich
verlohren.
§ 17. Seufze ſtets zum Heiligen Geiſt als Chriſti Stadthalter:
daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Chriſti und ſeiner Feuer-
flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchſchaue: was?
ſoll eines Koͤniges Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall-
Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von ſeinem
Weib.
Zum Heil.
Geiſt
ſeufftzen.
§. 18. Billiger maſſen erbitteret die geringſte Neben-Abſicht das
allergetreueſte, heiligſte Hertz JEſu, daß Er im Eifer weggehet und
eine ſo ſchnoͤde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE-
ſum vertrieben! derowegen meide allen boͤſen Schein, daß es
JEſum freue bey dir zu ſeyn.
Chriſtus
wird durch
die gering-
ſte Neben-
Abſicht
erbit-
tert.
Scheue aber nicht nur Chriſti Rach mit Forcht und Zittern, ſon-
dern betrachte anbey, was fuͤr ein hoͤlliſcher Undanck daswaͤre: JE-
ſus hat dich aus des Teufels Miſtpfuͤtzen und Cloack, darinn du
ewig verdorben waͤreſt, in ſeinen Pallaſt, in ſein ſchoͤnes Paradies
erhaben, damit du da ſeine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut
beluſtigen koͤnneſt und doͤrffeſt; und du ſolteſt in dieſem neuen, ho-
hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEſu abgeſagten Fein-
den unter einer Decke liegen! welch eine abſcheuliche Schandthat
waͤre das! was wurdeſt du am Tag der Offenbahrung alles Verbor-
genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a.
§. 19. Jch muß hier ein ſchoͤnes Gleichniß anzieben von dem Gottſeeli-
gen Bugenhagen. Die gefallene Menſchen-Seele vergleicht er,
eben
Gleich-
nuß.
a Apoc. II. 22.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1415>, abgerufen am 21.11.2024.
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