Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
schädlich scheinender Kleinigkeiten und anderm geistlichem Muthwil-
len von dem alten Teufel hinterschlichen, geschändet, genothzüchti-
get, häßlich zugerichtet und bestohlen worden, der Heilige Geist,
dessen sanffte Warnungen sie etwa aus stoltzem Sinn verachtet, ist
von ihnen gewichen; da ist ihr eigener Geist bald vom Satan be-
rücket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des gros-
sen Königs und rechtmässigen Seelen-Bräutigams elendiglich
verlohren.

§ 17. Seufze stets zum Heiligen Geist als Christi Stadthalter:Zum Heil.
Geist
seufftzen.

daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Christi und seiner Feuer-
flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchschaue: was?
soll eines Königes Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall-
Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von seinem
Weib.

§. 18. Billiger massen erbitteret die geringste Neben-Absicht dasChristus
wird durch
die gering-
ste Neben-
Absicht
erbit-
tert.

allergetreueste, heiligste Hertz JEsu, daß Er im Eifer weggehet und
eine so schnöde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE-
sum vertrieben! derowegen meide allen bösen Schein, daß es
JEsum freue bey dir zu seyn.

Scheue aber nicht nur Christi Rach mit Forcht und Zittern, son-
dern betrachte anbey, was für ein höllischer Undanck daswäre: JE-
sus hat dich aus des Teufels Mistpfützen und Cloack, darinn du
ewig verdorben wärest, in seinen Pallast, in sein schönes Paradies
erhaben, damit du da seine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut
belustigen könnest und dörffest; und du soltest in diesem neuen, ho-
hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEsu abgesagten Fein-
den unter einer Decke liegen! welch eine abscheuliche Schandthat
wäre das! was wurdest du am Tag der Offenbahrung alles Verbor-
genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a.

§. 19. Jch muß hier ein schönes Gleichniß anzieben von dem Gottseeli-Gleich-
nuß.

gen Bugenhagen. Die gefallene Menschen-Seele vergleicht er,

eben
a Apoc. II. 22.

mit ſeiner Braut der Kirche.
ſchaͤdlich ſcheinender Kleinigkeiten und anderm geiſtlichem Muthwil-
len von dem alten Teufel hinterſchlichen, geſchaͤndet, genothzuͤchti-
get, haͤßlich zugerichtet und beſtohlen worden, der Heilige Geiſt,
deſſen ſanffte Warnungen ſie etwa aus ſtoltzem Sinn verachtet, iſt
von ihnen gewichen; da iſt ihr eigener Geiſt bald vom Satan be-
ruͤcket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des groſ-
ſen Koͤnigs und rechtmaͤſſigen Seelen-Braͤutigams elendiglich
verlohren.

§ 17. Seufze ſtets zum Heiligen Geiſt als Chriſti Stadthalter:Zum Heil.
Geiſt
ſeufftzen.

daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Chriſti und ſeiner Feuer-
flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchſchaue: was?
ſoll eines Koͤniges Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall-
Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von ſeinem
Weib.

§. 18. Billiger maſſen erbitteret die geringſte Neben-Abſicht dasChriſtus
wird durch
die gering-
ſte Neben-
Abſicht
erbit-
tert.

allergetreueſte, heiligſte Hertz JEſu, daß Er im Eifer weggehet und
eine ſo ſchnoͤde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE-
ſum vertrieben! derowegen meide allen boͤſen Schein, daß es
JEſum freue bey dir zu ſeyn.

Scheue aber nicht nur Chriſti Rach mit Forcht und Zittern, ſon-
dern betrachte anbey, was fuͤr ein hoͤlliſcher Undanck daswaͤre: JE-
ſus hat dich aus des Teufels Miſtpfuͤtzen und Cloack, darinn du
ewig verdorben waͤreſt, in ſeinen Pallaſt, in ſein ſchoͤnes Paradies
erhaben, damit du da ſeine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut
beluſtigen koͤnneſt und doͤrffeſt; und du ſolteſt in dieſem neuen, ho-
hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEſu abgeſagten Fein-
den unter einer Decke liegen! welch eine abſcheuliche Schandthat
waͤre das! was wurdeſt du am Tag der Offenbahrung alles Verbor-
genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a.

§. 19. Jch muß hier ein ſchoͤnes Gleichniß anzieben von dem Gottſeeli-Gleich-
nuß.

gen Bugenhagen. Die gefallene Menſchen-Seele vergleicht er,

eben
a Apoc. II. 22.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1415" n="1319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;cheinender Kleinigkeiten und anderm gei&#x017F;tlichem Muthwil-<lb/>
len von dem alten Teufel hinter&#x017F;chlichen, ge&#x017F;cha&#x0364;ndet, genothzu&#x0364;chti-<lb/>
get, ha&#x0364;ßlich zugerichtet und be&#x017F;tohlen worden, der Heilige Gei&#x017F;t,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;anffte Warnungen &#x017F;ie etwa aus &#x017F;toltzem Sinn verachtet, i&#x017F;t<lb/>
von ihnen gewichen; da i&#x017F;t ihr eigener Gei&#x017F;t bald vom Satan be-<lb/>
ru&#x0364;cket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ko&#x0364;nigs und rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Seelen-Bra&#x0364;utigams elendiglich<lb/>
verlohren.</p><lb/>
          <p>§ 17. Seufze &#x017F;tets zum Heiligen Gei&#x017F;t als Chri&#x017F;ti Stadthalter:<note place="right">Zum Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eufftzen.</note><lb/>
daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Chri&#x017F;ti und &#x017F;einer Feuer-<lb/>
flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durch&#x017F;chaue: was?<lb/>
&#x017F;oll eines Ko&#x0364;niges Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall-<lb/>
Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von &#x017F;einem<lb/>
Weib.</p><lb/>
          <p>§. 18. Billiger ma&#x017F;&#x017F;en erbitteret die gering&#x017F;te Neben-Ab&#x017F;icht das<note place="right">Chri&#x017F;tus<lb/>
wird durch<lb/>
die gering-<lb/>
&#x017F;te Neben-<lb/>
Ab&#x017F;icht<lb/>
erbit-<lb/>
tert.</note><lb/>
allergetreue&#x017F;te, heilig&#x017F;te Hertz JE&#x017F;u, daß Er im Eifer weggehet und<lb/>
eine &#x017F;o &#x017F;chno&#x0364;de Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE-<lb/>
&#x017F;um vertrieben! derowegen meide allen bo&#x0364;&#x017F;en Schein, daß es<lb/>
JE&#x017F;um freue bey dir zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Scheue aber nicht nur Chri&#x017F;ti Rach mit Forcht und Zittern, &#x017F;on-<lb/>
dern betrachte anbey, was fu&#x0364;r ein ho&#x0364;lli&#x017F;cher Undanck daswa&#x0364;re: JE-<lb/>
&#x017F;us hat dich aus des Teufels Mi&#x017F;tpfu&#x0364;tzen und Cloack, darinn du<lb/>
ewig verdorben wa&#x0364;re&#x017F;t, in &#x017F;einen Palla&#x017F;t, in &#x017F;ein &#x017F;cho&#x0364;nes Paradies<lb/>
erhaben, damit du da &#x017F;eine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut<lb/>
belu&#x017F;tigen ko&#x0364;nne&#x017F;t und do&#x0364;rffe&#x017F;t; und du &#x017F;olte&#x017F;t in die&#x017F;em neuen, ho-<lb/>
hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JE&#x017F;u abge&#x017F;agten Fein-<lb/>
den unter einer Decke liegen! welch eine ab&#x017F;cheuliche Schandthat<lb/>
wa&#x0364;re das! was wurde&#x017F;t du am Tag der Offenbahrung alles Verbor-<lb/>
genen zu befahren haben? ach denck jetz daran <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Apoc. II.</hi> 22.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 19. Jch muß hier ein &#x017F;cho&#x0364;nes Gleichniß anzieben von dem Gott&#x017F;eeli-<note place="right">Gleich-<lb/>
nuß.</note><lb/>
gen Bugenhagen. Die gefallene Men&#x017F;chen-Seele vergleicht er,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1319/1415] mit ſeiner Braut der Kirche. ſchaͤdlich ſcheinender Kleinigkeiten und anderm geiſtlichem Muthwil- len von dem alten Teufel hinterſchlichen, geſchaͤndet, genothzuͤchti- get, haͤßlich zugerichtet und beſtohlen worden, der Heilige Geiſt, deſſen ſanffte Warnungen ſie etwa aus ſtoltzem Sinn verachtet, iſt von ihnen gewichen; da iſt ihr eigener Geiſt bald vom Satan be- ruͤcket worden, und hat die Perle und das edle Bildniß des groſ- ſen Koͤnigs und rechtmaͤſſigen Seelen-Braͤutigams elendiglich verlohren. § 17. Seufze ſtets zum Heiligen Geiſt als Chriſti Stadthalter: daß er dich tieff erinnere der Gegenwart Chriſti und ſeiner Feuer- flammenden Augen, wie er alle deine Gedancken durchſchaue: was? ſoll eines Koͤniges Gemahlin vor ihres HErren Augen ein Stall- Knecht umarmen? ey das litte kaum ein Bettelmann von ſeinem Weib. Zum Heil. Geiſt ſeufftzen. §. 18. Billiger maſſen erbitteret die geringſte Neben-Abſicht das allergetreueſte, heiligſte Hertz JEſu, daß Er im Eifer weggehet und eine ſo ſchnoͤde Untreue kaum vergißt: Wehe der Seel, die JE- ſum vertrieben! derowegen meide allen boͤſen Schein, daß es JEſum freue bey dir zu ſeyn. Chriſtus wird durch die gering- ſte Neben- Abſicht erbit- tert. Scheue aber nicht nur Chriſti Rach mit Forcht und Zittern, ſon- dern betrachte anbey, was fuͤr ein hoͤlliſcher Undanck daswaͤre: JE- ſus hat dich aus des Teufels Miſtpfuͤtzen und Cloack, darinn du ewig verdorben waͤreſt, in ſeinen Pallaſt, in ſein ſchoͤnes Paradies erhaben, damit du da ſeine Liebe erfahren und dich am ewigen Gut beluſtigen koͤnneſt und doͤrffeſt; und du ſolteſt in dieſem neuen, ho- hen Gnaden-Stand die Ehe brechen, mit JEſu abgeſagten Fein- den unter einer Decke liegen! welch eine abſcheuliche Schandthat waͤre das! was wurdeſt du am Tag der Offenbahrung alles Verbor- genen zu befahren haben? ach denck jetz daran a. §. 19. Jch muß hier ein ſchoͤnes Gleichniß anzieben von dem Gottſeeli- gen Bugenhagen. Die gefallene Menſchen-Seele vergleicht er, eben Gleich- nuß. a Apoc. II. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1415
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1415>, abgerufen am 21.11.2024.