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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
eine Tochter verlobet, darff sie noch wohl mehrern Gehör geben,
was sie anzubringen haben, nachwärts aber gilt das nicht mehr: Al-
so ist dir forthin nicht erlaubt einem sündlichen Gedancken nachzu-
hengen. Weise deine alten Busen-Sünden mit eifrigem Zorn und
ernsthaffter Verachtung ab und sprich: Was wollet ihr mit mir, ihr
Schelmen, packet euch von mir, euer Fröschen-Gequäck aus dem
Abgrund ist mir eckel, alles euer Anmuthen stinckt nach dem Teufel;
ich kenne nunmehro was bessers; ich bin alle meine Freud und Won-
ne, meine Liebe, Treue, Aufwart meinem JESU schuldig, der
mich von euch Mördern erlöset hat: Wie dörffte ich meine Augen
aufheben vor meinem Königlichen Gemahl, wo ich euch unflätigen
Saububen weiter hin einichen Zutrit gestattete.

Sein Hertz
bewahren,

§. 15. 10. Wache anbey und bewahre dein Hertz, Prov. 4, 23.
die teuflische Kräffte wissen heimliche Eingänge in ihr altes Nest, es
ist ihnen nicht unbekannt, wo die Vestung am schwächsten sey; deß-
halben stehe auf der Hut, daß dir niemand den Schleyer und Crantz neh-
me a, die Schlang hat die allerseeligste Verbindung zwischen Eva und
GOtt getrennt; der Teufel hat arglistige Diener so vieles bey uns ver-
mögen, und stets im Weg sind, das anklebende Fleisch, die Sünd, so
uns leichtlich umringet, und im Lauff nach dem Kleinod aufhalt b,
diese haben grobe und subtile Stricke, deine Seelen zu fahen.

der Welt
und dem
Satan
nicht
trauen,

§. 16. 11. Traue ihrem verführischen Angeben nicht; Satan ver-
stellet sich in einen Engel des Liechts, 2 Cor. 11. 14. er darff wohl
dergleichen thun, er sey CHRJSTJ und euer Freund, und meyne
es sehr gut, diß und das sey je keine Sünd; JESUS sehe es nicht
ungern, oder achte nicht darauf, du könnest gleichwohl CHRJ-
STO getreu bleiben; Arme Seel! du stehest am Rand der Höllen;
Schreye zu GOTT, daß er dich von dem Satanischen Betrug er-
rette: viel Tausende sind auf diesem Weg der Unachtsamkeit und
Leichtglaubigkeit am geistlichen Leben ermordet worden; viele Jung-
fräuliche Geister sind durch Leichtsinn, Wohlgefallen an sich selbst,
Sicherheit, Trotz auf ihre gehabte Empfindungen, strenge Buß-
Ubungen, abgelegte Verlaugnungs-Proben, Erlaubniß einiger un-

schädlich-
a 2 Cor. XI. 3.
b Hebr. XII. 1.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
eine Tochter verlobet, darff ſie noch wohl mehrern Gehoͤr geben,
was ſie anzubringen haben, nachwaͤrts aber gilt das nicht mehr: Al-
ſo iſt dir forthin nicht erlaubt einem ſuͤndlichen Gedancken nachzu-
hengen. Weiſe deine alten Buſen-Suͤnden mit eifrigem Zorn und
ernſthaffter Verachtung ab und ſprich: Was wollet ihr mit mir, ihr
Schelmen, packet euch von mir, euer Froͤſchen-Gequaͤck aus dem
Abgrund iſt mir eckel, alles euer Anmuthen ſtinckt nach dem Teufel;
ich kenne nunmehro was beſſers; ich bin alle meine Freud und Won-
ne, meine Liebe, Treue, Aufwart meinem JESU ſchuldig, der
mich von euch Moͤrdern erloͤſet hat: Wie doͤrffte ich meine Augen
aufheben vor meinem Koͤniglichen Gemahl, wo ich euch unflaͤtigen
Saububen weiter hin einichen Zutrit geſtattete.

Sein Heꝛtz
bewahꝛen,

§. 15. 10. Wache anbey und bewahre dein Hertz, Prov. 4, 23.
die teufliſche Kraͤffte wiſſen heimliche Eingaͤnge in ihr altes Neſt, es
iſt ihnen nicht unbekannt, wo die Veſtung am ſchwaͤchſten ſey; deß-
halben ſtehe auf der Hut, daß dir niemand den Schleyer und Crantz neh-
me a, die Schlang hat die allerſeeligſte Verbindung zwiſchen Eva und
GOtt getrennt; der Teufel hat argliſtige Diener ſo vieles bey uns ver-
moͤgen, und ſtets im Weg ſind, das anklebende Fleiſch, die Suͤnd, ſo
uns leichtlich umringet, und im Lauff nach dem Kleinod aufhalt b,
dieſe haben grobe und ſubtile Stricke, deine Seelen zu fahen.

der Welt
und dem
Satan
nicht
trauen,

§. 16. 11. Traue ihrem verfuͤhriſchen Angeben nicht; Satan ver-
ſtellet ſich in einen Engel des Liechts, 2 Cor. 11. 14. er darff wohl
dergleichen thun, er ſey CHRJSTJ und euer Freund, und meyne
es ſehr gut, diß und das ſey je keine Suͤnd; JESUS ſehe es nicht
ungern, oder achte nicht darauf, du koͤnneſt gleichwohl CHRJ-
STO getreu bleiben; Arme Seel! du ſteheſt am Rand der Hoͤllen;
Schreye zu GOTT, daß er dich von dem Sataniſchen Betrug er-
rette: viel Tauſende ſind auf dieſem Weg der Unachtſamkeit und
Leichtglaubigkeit am geiſtlichen Leben ermordet worden; viele Jung-
fraͤuliche Geiſter ſind durch Leichtſinn, Wohlgefallen an ſich ſelbſt,
Sicherheit, Trotz auf ihre gehabte Empfindungen, ſtrenge Buß-
Ubungen, abgelegte Verlaugnungs-Proben, Erlaubniß einiger un-

ſchaͤdlich-
a 2 Cor. XI. 3.
b Hebr. XII. 1.
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[1318/1414] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu eine Tochter verlobet, darff ſie noch wohl mehrern Gehoͤr geben, was ſie anzubringen haben, nachwaͤrts aber gilt das nicht mehr: Al- ſo iſt dir forthin nicht erlaubt einem ſuͤndlichen Gedancken nachzu- hengen. Weiſe deine alten Buſen-Suͤnden mit eifrigem Zorn und ernſthaffter Verachtung ab und ſprich: Was wollet ihr mit mir, ihr Schelmen, packet euch von mir, euer Froͤſchen-Gequaͤck aus dem Abgrund iſt mir eckel, alles euer Anmuthen ſtinckt nach dem Teufel; ich kenne nunmehro was beſſers; ich bin alle meine Freud und Won- ne, meine Liebe, Treue, Aufwart meinem JESU ſchuldig, der mich von euch Moͤrdern erloͤſet hat: Wie doͤrffte ich meine Augen aufheben vor meinem Koͤniglichen Gemahl, wo ich euch unflaͤtigen Saububen weiter hin einichen Zutrit geſtattete. §. 15. 10. Wache anbey und bewahre dein Hertz, Prov. 4, 23. die teufliſche Kraͤffte wiſſen heimliche Eingaͤnge in ihr altes Neſt, es iſt ihnen nicht unbekannt, wo die Veſtung am ſchwaͤchſten ſey; deß- halben ſtehe auf der Hut, daß dir niemand den Schleyer und Crantz neh- me a, die Schlang hat die allerſeeligſte Verbindung zwiſchen Eva und GOtt getrennt; der Teufel hat argliſtige Diener ſo vieles bey uns ver- moͤgen, und ſtets im Weg ſind, das anklebende Fleiſch, die Suͤnd, ſo uns leichtlich umringet, und im Lauff nach dem Kleinod aufhalt b, dieſe haben grobe und ſubtile Stricke, deine Seelen zu fahen. §. 16. 11. Traue ihrem verfuͤhriſchen Angeben nicht; Satan ver- ſtellet ſich in einen Engel des Liechts, 2 Cor. 11. 14. er darff wohl dergleichen thun, er ſey CHRJSTJ und euer Freund, und meyne es ſehr gut, diß und das ſey je keine Suͤnd; JESUS ſehe es nicht ungern, oder achte nicht darauf, du koͤnneſt gleichwohl CHRJ- STO getreu bleiben; Arme Seel! du ſteheſt am Rand der Hoͤllen; Schreye zu GOTT, daß er dich von dem Sataniſchen Betrug er- rette: viel Tauſende ſind auf dieſem Weg der Unachtſamkeit und Leichtglaubigkeit am geiſtlichen Leben ermordet worden; viele Jung- fraͤuliche Geiſter ſind durch Leichtſinn, Wohlgefallen an ſich ſelbſt, Sicherheit, Trotz auf ihre gehabte Empfindungen, ſtrenge Buß- Ubungen, abgelegte Verlaugnungs-Proben, Erlaubniß einiger un- ſchaͤdlich- a 2 Cor. XI. 3. b Hebr. XII. 1.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1414>, abgerufen am 21.11.2024.