Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Wunder-Geheimnuß des
Daß man
um den
Göttli-
chen Gna-
den-Zug
bitte.

§. 6. 3. Erkenne gründlich, daß du ohne Gottes Gnaden-Zug nicht
ein Tritt näher zu JEsu kommen könnest; bitte also um seine Wür-
ckung und Einfluß Seines Geistes; hindert dich dein Fleisch in dem
Kommen zu JEsu, so strecke deine Hände aus zu GOTT, aus dem
Abgrund deines Elends; brauche fleißig die Mittel des Heyls, warte
an der Pfosten Seiner Thüren, biß es ihm gefällt dich hinein zu las-
sen und aufzunemmen, hebe deine Augen auf zum Vatter im Him-
mel, und halte bey ihm an im Glauben und Vertrauen der unge-
zweiffelten Erhörung, wie dich dein JEsus selbsten in Seinem Ge-
bett, so Er uns gelehret, geheissen hat, dann alle Bitten desselben
seynd im Kommen zu JEsu begriffen; Dann in JEsu wird des
Vatters Name verkläret, durch Jhn regieret der Vatter im Men-
schen, so ist auch diß Sein Wille/ daß/ wer den Sohn sihet/ und
glaubet an Jhne/ habe das ewige Leben
a. Wer gern unbeküm-
mert lebt um das täglich Brod, der bewerbe sich den Sohn zu ha-
ben, so wird ihm GOtt mit ihm alles schencken b. Tilgung der
Schuld und Herrschafft über die Sünde, samt beharrlichem Sieg
über alles Böse biß ans Ende, findet der kommende Sünder in Chri-
sto; da wird auch das Niemand kan/ angedeutet in den Worten:
Dein ist die Krafft.

Daß man
die guten
Bewe-
gungen
nicht er-
stecke, de-
ren unter-
schiedliche
aufge-
zehlet
werden.

§. 7. Aus eben diesem Grund hüte dich, daß du, so lieb dir deine
Seeligkeit ist, keine gute Bewegung ersteckest, sondern dencke also-
bald: Ach! die unendliche Majestät des Vatters würdiget mich ar-
men Wurm, in mir zu würcken, um mich an ein überaus seelig Ort
zu bringen, nemlich zu Seinem Sohn, da es mir nicht anderst als
gar wohl seyn kan, sintemahlen es ja nichts gefährliches und förchter-
liches um die Umhalsungen und Gesellschafft JEsu ist; Und da ach-
te es vor weit höher, ein Schritt näher bey JEsu zu seyn, als wann
du aller Welt Schätze und Wollüst geniessen thätest, und das um
so viel mehr, weilen dieser grosse HErr solches dir selbs, und das
zu öfftern mahlen gesagt, welche hohe Gnade vielen Völckern und
unzehlichen Menschen nicht widerfahren; Darum sie wohl wider dich,
wann du in einer so träfen Sach läßig und schläfferig wärest, am
Tag des Gerichts auftretten möchten; Höre, was dein Heiland da-
von sagt: Die Leute von Ninive werden auftretten am

Jüng-
a Joh. VI. 40.
b Rom. VIII.
Wunder-Geheimnuß des
Daß man
um den
Goͤttli-
chen Gna-
den-Zug
bitte.

§. 6. 3. Erkenne gruͤndlich, daß du ohne Gottes Gnaden-Zug nicht
ein Tritt naͤher zu JEſu kommen koͤnneſt; bitte alſo um ſeine Wuͤr-
ckung und Einfluß Seines Geiſtes; hindert dich dein Fleiſch in dem
Kommen zu JEſu, ſo ſtrecke deine Haͤnde aus zu GOTT, aus dem
Abgrund deines Elends; brauche fleißig die Mittel des Heyls, warte
an der Pfoſten Seiner Thuͤren, biß es ihm gefaͤllt dich hinein zu laſ-
ſen und aufzunemmen, hebe deine Augen auf zum Vatter im Him-
mel, und halte bey ihm an im Glauben und Vertrauen der unge-
zweiffelten Erhoͤrung, wie dich dein JEſus ſelbſten in Seinem Ge-
bett, ſo Er uns gelehret, geheiſſen hat, dann alle Bitten deſſelben
ſeynd im Kommen zu JEſu begriffen; Dann in JEſu wird des
Vatters Name verklaͤret, durch Jhn regieret der Vatter im Men-
ſchen, ſo iſt auch diß Sein Wille/ daß/ wer den Sohn ſihet/ und
glaubet an Jhne/ habe das ewige Leben
a. Wer gern unbekuͤm-
mert lebt um das taͤglich Brod, der bewerbe ſich den Sohn zu ha-
ben, ſo wird ihm GOtt mit ihm alles ſchencken b. Tilgung der
Schuld und Herrſchafft uͤber die Suͤnde, ſamt beharrlichem Sieg
uͤber alles Boͤſe biß ans Ende, findet der kommende Suͤnder in Chri-
ſto; da wird auch das Niemand kan/ angedeutet in den Worten:
Dein iſt die Krafft.

Daß man
die guten
Bewe-
gungen
nicht er-
ſtecke, de-
ren unter-
ſchiedliche
aufge-
zehlet
werden.

§. 7. Aus eben dieſem Grund huͤte dich, daß du, ſo lieb dir deine
Seeligkeit iſt, keine gute Bewegung erſteckeſt, ſondern dencke alſo-
bald: Ach! die unendliche Majeſtaͤt des Vatters wuͤrdiget mich ar-
men Wurm, in mir zu wuͤrcken, um mich an ein uͤberaus ſeelig Ort
zu bringen, nemlich zu Seinem Sohn, da es mir nicht anderſt als
gar wohl ſeyn kan, ſintemahlen es ja nichts gefaͤhrliches und foͤrchter-
liches um die Umhalſungen und Geſellſchafft JEſu iſt; Und da ach-
te es vor weit hoͤher, ein Schritt naͤher bey JEſu zu ſeyn, als wann
du aller Welt Schaͤtze und Wolluͤſt genieſſen thaͤteſt, und das um
ſo viel mehr, weilen dieſer groſſe HErr ſolches dir ſelbs, und das
zu oͤfftern mahlen geſagt, welche hohe Gnade vielen Voͤlckern und
unzehlichen Menſchen nicht widerfahren; Darum ſie wohl wider dich,
wann du in einer ſo traͤfen Sach laͤßig und ſchlaͤfferig waͤreſt, am
Tag des Gerichts auftretten moͤchten; Hoͤre, was dein Heiland da-
von ſagt: Die Leute von Ninive werden auftretten am

Juͤng-
a Joh. VI. 40.
b Rom. VIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0160" n="64"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi> </fw><lb/>
          <note place="left">Daß man<lb/>
um den<lb/>
Go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Gna-<lb/>
den-Zug<lb/>
bitte.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 6. 3. Erkenne gru&#x0364;ndlich, daß du ohne Gottes Gnaden-Zug nicht<lb/>
ein Tritt na&#x0364;her zu JE&#x017F;u kommen ko&#x0364;nne&#x017F;t; bitte al&#x017F;o um &#x017F;eine Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung und Einfluß Seines Gei&#x017F;tes; hindert dich dein Flei&#x017F;ch in dem<lb/>
Kommen zu JE&#x017F;u, &#x017F;o &#x017F;trecke deine Ha&#x0364;nde aus zu GOTT, aus dem<lb/>
Abgrund deines Elends; brauche fleißig die Mittel des Heyls, warte<lb/>
an der Pfo&#x017F;ten Seiner Thu&#x0364;ren, biß es ihm gefa&#x0364;llt dich hinein zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und aufzunemmen, hebe deine Augen auf zum Vatter im Him-<lb/>
mel, und halte bey ihm an im Glauben und Vertrauen der unge-<lb/>
zweiffelten Erho&#x0364;rung, wie dich dein JE&#x017F;us &#x017F;elb&#x017F;ten in Seinem Ge-<lb/>
bett, &#x017F;o Er uns gelehret, gehei&#x017F;&#x017F;en hat, dann alle Bitten de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;eynd <hi rendition="#fr">im Kommen zu JE&#x017F;u</hi> begriffen; Dann in JE&#x017F;u wird des<lb/>
Vatters Name verkla&#x0364;ret, durch Jhn regieret der Vatter im Men-<lb/>
&#x017F;chen, &#x017F;o i&#x017F;t auch <hi rendition="#fr">diß Sein Wille/ daß/ wer den Sohn &#x017F;ihet/ und<lb/>
glaubet an Jhne/ habe das ewige Leben</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Joh. VI.</hi> 40.</note>. Wer gern unbeku&#x0364;m-<lb/>
mert lebt um das ta&#x0364;glich Brod, der bewerbe &#x017F;ich den Sohn zu ha-<lb/>
ben, &#x017F;o wird ihm GOtt mit ihm alles &#x017F;chencken <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Rom. VIII.</hi></note>. Tilgung der<lb/>
Schuld und Herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber die Su&#x0364;nde, &#x017F;amt beharrlichem Sieg<lb/>
u&#x0364;ber alles Bo&#x0364;&#x017F;e biß ans Ende, findet der kommende Su&#x0364;nder in Chri-<lb/>
&#x017F;to; da wird auch das <hi rendition="#fr">Niemand kan/</hi> angedeutet in den Worten:<lb/>
Dein i&#x017F;t die Krafft.</p><lb/>
          <note place="left">Daß man<lb/>
die guten<lb/>
Bewe-<lb/>
gungen<lb/>
nicht er-<lb/>
&#x017F;tecke, de-<lb/>
ren unter-<lb/>
&#x017F;chiedliche<lb/>
aufge-<lb/>
zehlet<lb/>
werden.</note>
          <p>§. 7. Aus eben die&#x017F;em Grund hu&#x0364;te dich, daß du, &#x017F;o lieb dir deine<lb/>
Seeligkeit i&#x017F;t, keine gute Bewegung er&#x017F;tecke&#x017F;t, &#x017F;ondern dencke al&#x017F;o-<lb/>
bald: Ach! die unendliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t des Vatters wu&#x0364;rdiget mich ar-<lb/>
men Wurm, in mir zu wu&#x0364;rcken, um mich an ein u&#x0364;beraus &#x017F;eelig Ort<lb/>
zu bringen, nemlich zu Seinem Sohn, da es mir nicht ander&#x017F;t als<lb/>
gar wohl &#x017F;eyn kan, &#x017F;intemahlen es ja nichts gefa&#x0364;hrliches und fo&#x0364;rchter-<lb/>
liches um die Umhal&#x017F;ungen und Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft JE&#x017F;u i&#x017F;t; Und da ach-<lb/>
te es vor weit ho&#x0364;her, ein Schritt na&#x0364;her bey JE&#x017F;u zu &#x017F;eyn, als wann<lb/>
du aller Welt Scha&#x0364;tze und Wollu&#x0364;&#x017F;t genie&#x017F;&#x017F;en tha&#x0364;te&#x017F;t, und das um<lb/>
&#x017F;o viel mehr, weilen die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e HErr &#x017F;olches dir &#x017F;elbs, und das<lb/>
zu o&#x0364;fftern mahlen ge&#x017F;agt, welche hohe Gnade vielen Vo&#x0364;lckern und<lb/>
unzehlichen Men&#x017F;chen nicht widerfahren; Darum &#x017F;ie wohl wider dich,<lb/>
wann du in einer &#x017F;o tra&#x0364;fen Sach la&#x0364;ßig und &#x017F;chla&#x0364;fferig wa&#x0364;re&#x017F;t, am<lb/>
Tag des Gerichts auftretten mo&#x0364;chten; Ho&#x0364;re, was dein Heiland da-<lb/>
von &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Die Leute von Ninive werden auftretten am</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ju&#x0364;ng-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0160] Wunder-Geheimnuß des §. 6. 3. Erkenne gruͤndlich, daß du ohne Gottes Gnaden-Zug nicht ein Tritt naͤher zu JEſu kommen koͤnneſt; bitte alſo um ſeine Wuͤr- ckung und Einfluß Seines Geiſtes; hindert dich dein Fleiſch in dem Kommen zu JEſu, ſo ſtrecke deine Haͤnde aus zu GOTT, aus dem Abgrund deines Elends; brauche fleißig die Mittel des Heyls, warte an der Pfoſten Seiner Thuͤren, biß es ihm gefaͤllt dich hinein zu laſ- ſen und aufzunemmen, hebe deine Augen auf zum Vatter im Him- mel, und halte bey ihm an im Glauben und Vertrauen der unge- zweiffelten Erhoͤrung, wie dich dein JEſus ſelbſten in Seinem Ge- bett, ſo Er uns gelehret, geheiſſen hat, dann alle Bitten deſſelben ſeynd im Kommen zu JEſu begriffen; Dann in JEſu wird des Vatters Name verklaͤret, durch Jhn regieret der Vatter im Men- ſchen, ſo iſt auch diß Sein Wille/ daß/ wer den Sohn ſihet/ und glaubet an Jhne/ habe das ewige Leben a. Wer gern unbekuͤm- mert lebt um das taͤglich Brod, der bewerbe ſich den Sohn zu ha- ben, ſo wird ihm GOtt mit ihm alles ſchencken b. Tilgung der Schuld und Herrſchafft uͤber die Suͤnde, ſamt beharrlichem Sieg uͤber alles Boͤſe biß ans Ende, findet der kommende Suͤnder in Chri- ſto; da wird auch das Niemand kan/ angedeutet in den Worten: Dein iſt die Krafft. §. 7. Aus eben dieſem Grund huͤte dich, daß du, ſo lieb dir deine Seeligkeit iſt, keine gute Bewegung erſteckeſt, ſondern dencke alſo- bald: Ach! die unendliche Majeſtaͤt des Vatters wuͤrdiget mich ar- men Wurm, in mir zu wuͤrcken, um mich an ein uͤberaus ſeelig Ort zu bringen, nemlich zu Seinem Sohn, da es mir nicht anderſt als gar wohl ſeyn kan, ſintemahlen es ja nichts gefaͤhrliches und foͤrchter- liches um die Umhalſungen und Geſellſchafft JEſu iſt; Und da ach- te es vor weit hoͤher, ein Schritt naͤher bey JEſu zu ſeyn, als wann du aller Welt Schaͤtze und Wolluͤſt genieſſen thaͤteſt, und das um ſo viel mehr, weilen dieſer groſſe HErr ſolches dir ſelbs, und das zu oͤfftern mahlen geſagt, welche hohe Gnade vielen Voͤlckern und unzehlichen Menſchen nicht widerfahren; Darum ſie wohl wider dich, wann du in einer ſo traͤfen Sach laͤßig und ſchlaͤfferig waͤreſt, am Tag des Gerichts auftretten moͤchten; Hoͤre, was dein Heiland da- von ſagt: Die Leute von Ninive werden auftretten am Juͤng- a Joh. VI. 40. b Rom. VIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/160
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/160>, abgerufen am 21.11.2024.