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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und Seeligkeit.
er dir Todtem das wahre Leben, dir Sünder seine eigene Gerech-
tigkeit schencken will. Siehest du also den Weg zum Paradieß wie-
der vor dir? Jch rede nicht von hoher Gelehrtheit, son-
dern nur von einer einfältigen Erkanntnuß, was Guts und see-
liges GOTT in Christo hingelegt, doch daß sie nicht nur im Gehirn
schwebe, sondern im Hertzen lebe, selbiges erwärme und anzünde.

§. 4. Jst JEsus auf diese Weise auch deine Gerechtigkeit worden,Ob man
seine Ge-
rechtigkeit
einig und
allein in
JESU
suche?

daß du dich durchaus Verdamnuß-würdig erkennest, daß in deinem
Leben nichts als Sünd, du die Höll wohl verdienet, hat dir das
angst gemacht, und Durst nach der Gerechtigkeit in dir erwecket,
siehest du die Kostbarkeit von Christi Blut, und wie absolut noth-
wendig du solches zum Leben trincken müssest? Magst du dich der
Zeit erinneren, daß deine Begierd JEsum zu haben so brünstig und
beständig gewesen, daß sie dich getrieben mit Sorg und Schrecken
zu ihme zu fliehen? Hast du dem Heiligen Geist keine Ruh ge-
lassen, biß du durch seine allmächtige Hülff die Gerechtigkeit JEsu
dir zueignen können? Ruhet nunmehro deine Seel darinnen über-
all, daß du auf dich selbst gar nicht bauest? Jst JEsus auch worden
deine Heiligung?

§. 5. Viele meynen sie haben Christum als den Heilbrunn, aberOb man
den Greuel
der Sün-
de recht
eingese-
hen?

weil sie ihn nicht haben als die Heiligung, so haben sie gantz und
gar nichts von ihme, weil sich sein Heyl nicht läßt verstücklen oder
theilen, man muß JEsum annehmen überall, wie Er uns von GOtt
gemacht ist, oder man geniesset ledig überall nichts von Jhm. Hast
du nun den Greuel deiner Sünden gesehen, so wider die höchste
Schönheit und Liebe, und wider den allerheiligsten Willen deines
GOttes begangen? Siehest du wie deine gantze Seel biß über die
Ohren im Sünden-Unflat stecket, und wie dein gantzes Seelen-Kleid
überall mit diesem Höllen-Koth übersprützet ist? Erwecket dieses in
dir tieffe und unabläßige Seuffzer, daß doch GOtt alle Neigung zur
Sünde in dir tödte, und einen ewigen Eckel und Abscheu an allem
Bösen, in dir würcken wolle, wie Er der Heilige GOtt selbsten
hat? Hast du erfahren wie so gar kein Vermögen in dir sey dich zu
heiligen? und geb wie groß deine Betrübnuß wäre, sie doch mit der
Abscheulichkeit deiner Sünden keines Wegs verglichen werden könn-
te? Hast du wenigstens empfunden deines Hertzens Härtigkeit, und

gebet-
L 3

und Seeligkeit.
er dir Todtem das wahre Leben, dir Suͤnder ſeine eigene Gerech-
tigkeit ſchencken will. Sieheſt du alſo den Weg zum Paradieß wie-
der vor dir? Jch rede nicht von hoher Gelehrtheit, ſon-
dern nur von einer einfaͤltigen Erkanntnuß, was Guts und ſee-
liges GOTT in Chriſto hingelegt, doch daß ſie nicht nur im Gehirn
ſchwebe, ſondern im Hertzen lebe, ſelbiges erwaͤrme und anzuͤnde.

§. 4. Jſt JEſus auf dieſe Weiſe auch deine Gerechtigkeit worden,Ob man
ſeine Ge-
rechtigkeit
einig und
allein in
JESU
ſuche?

daß du dich durchaus Verdamnuß-wuͤrdig erkenneſt, daß in deinem
Leben nichts als Suͤnd, du die Hoͤll wohl verdienet, hat dir das
angſt gemacht, und Durſt nach der Gerechtigkeit in dir erwecket,
ſieheſt du die Koſtbarkeit von Chriſti Blut, und wie abſolut noth-
wendig du ſolches zum Leben trincken muͤſſeſt? Magſt du dich der
Zeit erinneren, daß deine Begierd JEſum zu haben ſo bruͤnſtig und
beſtaͤndig geweſen, daß ſie dich getrieben mit Sorg und Schrecken
zu ihme zu fliehen? Haſt du dem Heiligen Geiſt keine Ruh ge-
laſſen, biß du durch ſeine allmaͤchtige Huͤlff die Gerechtigkeit JEſu
dir zueignen koͤnnen? Ruhet nunmehro deine Seel darinnen uͤber-
all, daß du auf dich ſelbſt gar nicht baueſt? Jſt JEſus auch worden
deine Heiligung?

§. 5. Viele meynen ſie haben Chriſtum als den Heilbrunn, aberOb man
den Greuel
der Suͤn-
de recht
eingeſe-
hen?

weil ſie ihn nicht haben als die Heiligung, ſo haben ſie gantz und
gar nichts von ihme, weil ſich ſein Heyl nicht laͤßt verſtuͤcklen oder
theilen, man muß JEſum annehmen uͤberall, wie Er uns von GOtt
gemacht iſt, oder man genieſſet ledig uͤberall nichts von Jhm. Haſt
du nun den Greuel deiner Suͤnden geſehen, ſo wider die hoͤchſte
Schoͤnheit und Liebe, und wider den allerheiligſten Willen deines
GOttes begangen? Sieheſt du wie deine gantze Seel biß uͤber die
Ohren im Suͤnden-Unflat ſtecket, und wie dein gantzes Seelen-Kleid
uͤberall mit dieſem Hoͤllen-Koth uͤberſpruͤtzet iſt? Erwecket dieſes in
dir tieffe und unablaͤßige Seuffzer, daß doch GOtt alle Neigung zur
Suͤnde in dir toͤdte, und einen ewigen Eckel und Abſcheu an allem
Boͤſen, in dir wuͤrcken wolle, wie Er der Heilige GOtt ſelbſten
hat? Haſt du erfahren wie ſo gar kein Vermoͤgen in dir ſey dich zu
heiligen? und geb wie groß deine Betruͤbnuß waͤre, ſie doch mit der
Abſcheulichkeit deiner Suͤnden keines Wegs verglichen werden koͤnn-
te? Haſt du wenigſtens empfunden deines Hertzens Haͤrtigkeit, und

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[85/0181] und Seeligkeit. er dir Todtem das wahre Leben, dir Suͤnder ſeine eigene Gerech- tigkeit ſchencken will. Sieheſt du alſo den Weg zum Paradieß wie- der vor dir? Jch rede nicht von hoher Gelehrtheit, ſon- dern nur von einer einfaͤltigen Erkanntnuß, was Guts und ſee- liges GOTT in Chriſto hingelegt, doch daß ſie nicht nur im Gehirn ſchwebe, ſondern im Hertzen lebe, ſelbiges erwaͤrme und anzuͤnde. §. 4. Jſt JEſus auf dieſe Weiſe auch deine Gerechtigkeit worden, daß du dich durchaus Verdamnuß-wuͤrdig erkenneſt, daß in deinem Leben nichts als Suͤnd, du die Hoͤll wohl verdienet, hat dir das angſt gemacht, und Durſt nach der Gerechtigkeit in dir erwecket, ſieheſt du die Koſtbarkeit von Chriſti Blut, und wie abſolut noth- wendig du ſolches zum Leben trincken muͤſſeſt? Magſt du dich der Zeit erinneren, daß deine Begierd JEſum zu haben ſo bruͤnſtig und beſtaͤndig geweſen, daß ſie dich getrieben mit Sorg und Schrecken zu ihme zu fliehen? Haſt du dem Heiligen Geiſt keine Ruh ge- laſſen, biß du durch ſeine allmaͤchtige Huͤlff die Gerechtigkeit JEſu dir zueignen koͤnnen? Ruhet nunmehro deine Seel darinnen uͤber- all, daß du auf dich ſelbſt gar nicht baueſt? Jſt JEſus auch worden deine Heiligung? Ob man ſeine Ge- rechtigkeit einig und allein in JESU ſuche? §. 5. Viele meynen ſie haben Chriſtum als den Heilbrunn, aber weil ſie ihn nicht haben als die Heiligung, ſo haben ſie gantz und gar nichts von ihme, weil ſich ſein Heyl nicht laͤßt verſtuͤcklen oder theilen, man muß JEſum annehmen uͤberall, wie Er uns von GOtt gemacht iſt, oder man genieſſet ledig uͤberall nichts von Jhm. Haſt du nun den Greuel deiner Suͤnden geſehen, ſo wider die hoͤchſte Schoͤnheit und Liebe, und wider den allerheiligſten Willen deines GOttes begangen? Sieheſt du wie deine gantze Seel biß uͤber die Ohren im Suͤnden-Unflat ſtecket, und wie dein gantzes Seelen-Kleid uͤberall mit dieſem Hoͤllen-Koth uͤberſpruͤtzet iſt? Erwecket dieſes in dir tieffe und unablaͤßige Seuffzer, daß doch GOtt alle Neigung zur Suͤnde in dir toͤdte, und einen ewigen Eckel und Abſcheu an allem Boͤſen, in dir wuͤrcken wolle, wie Er der Heilige GOtt ſelbſten hat? Haſt du erfahren wie ſo gar kein Vermoͤgen in dir ſey dich zu heiligen? und geb wie groß deine Betruͤbnuß waͤre, ſie doch mit der Abſcheulichkeit deiner Suͤnden keines Wegs verglichen werden koͤnn- te? Haſt du wenigſtens empfunden deines Hertzens Haͤrtigkeit, und gebet- Ob man den Greuel der Suͤn- de recht eingeſe- hen? L 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/181>, abgerufen am 21.11.2024.