Darum besinne dich wohl, was du machest, der du GOttes Sohn mit Füssen trittest, und ihme nichts nachfragest, du wirst wohl an- ders Sinnes werden; aber, aber! dort ists zu spath, dort ists zu spath; Mensch! ich sage diß zur Warnung, dort ists zu spath; dann, wann GOttes Gerechtigkeit und Gesatz hier verdammt, so kommt noch das Evangelium GOttes und seine Barmhertzigkeit in JEsu Christo zu Hülff; Aber/ wer hier dem Evangelio unge- horsam ist, und noch immer muthwillig sündiget/ für den ist nichts/ als ein erschröcklich Warten des Gerichts, und des Feuer-Eifers/ der die Widerwärtigen verzehren wirda; Und das glaubest du doch nicht.
§. 11. O wehe! es ist kein gemeinere, aber auch keine greulicherewie un- verant- wortlich dieser Un- glaub seye. Sünde, als der Unglaub; Es gehet mir gewiß ein Schauer durch Marck und Bein, wann ich gedencke, wie hoch sich die Menschen täglich an der ewigen Liebe vergreiffen, ohne daß sie es wissen, oder im geringsten wahrnehmen.
Daß in Jsrael viele verdorben, ehe das eherne Schlänglein auf- gehenckt ward, ist kein Wunder; Aber wann sich hernach Leute ge- funden hätten von so verzweiffelter Halstarrigkeit, daß sie ehender hätten wollen zu Grund gehen, als die zum Heyl aufgesteckte Schlang ansehen; Ey! das wäre nicht zu entschuldigen gewesen: Also wird es denen wildesten Barbaren erträglicher ergehen am Tage des Ge- richts, als uns, in deren Mitte JEsus getretten, und sein Heyl so viele hundert mal angetragen.
Das fünffte Capitel.
§. 1. Einwurff. Ey! sagst du, es ist ja hoffentlich niemand,Einwurff beantwor- tet und gezeiget, der JEsum verwerffe, der nicht an ihne glaube, wir glauben ja alle?
§. 2. Antw. Heißt diß nicht JEsum verwerffen, und ihme den Rucken kehren? wann man seine Gemeinschafft nicht der Mühe werthdaß nur gar zu viel seyen, welche Je- sum ver- werffen. achtet, daß man seine Worte und Werck prüffe, ob der Geist und Sinn Christi, und folglich seine Seeligkeit darinn sey; da man die Mühe nicht nehmen will, sich selbst und seine Schooß-Sünden, die
man
aHebr. X. 26. 27.
Q 3
einer glaubigen Seele nach JESU.
Darum beſinne dich wohl, was du macheſt, der du GOttes Sohn mit Fuͤſſen tritteſt, und ihme nichts nachfrageſt, du wirſt wohl an- ders Sinnes werden; aber, aber! dort iſts zu ſpath, dort iſts zu ſpath; Menſch! ich ſage diß zur Warnung, dort iſts zu ſpath; dann, wann GOttes Gerechtigkeit und Geſatz hier verdammt, ſo kommt noch das Evangelium GOttes und ſeine Barmhertzigkeit in JEſu Chriſto zu Huͤlff; Aber/ wer hier dem Evangelio unge- horſam iſt, und noch immer muthwillig ſuͤndiget/ fuͤr den iſt nichts/ als ein erſchroͤcklich Warten des Gerichts, und des Feuer-Eifers/ der die Widerwaͤrtigen verzehren wirda; Und das glaubeſt du doch nicht.
§. 11. O wehe! es iſt kein gemeinere, aber auch keine greulicherewie un- verant- wortlich dieſer Un- glaub ſeye. Suͤnde, als der Unglaub; Es gehet mir gewiß ein Schauer durch Marck und Bein, wann ich gedencke, wie hoch ſich die Menſchen taͤglich an der ewigen Liebe vergreiffen, ohne daß ſie es wiſſen, oder im geringſten wahrnehmen.
Daß in Jſrael viele verdorben, ehe das eherne Schlaͤnglein auf- gehenckt ward, iſt kein Wunder; Aber wann ſich hernach Leute ge- funden haͤtten von ſo verzweiffelter Halſtarrigkeit, daß ſie ehender haͤtten wollen zu Grund gehen, als die zum Heyl aufgeſteckte Schlang anſehen; Ey! das waͤre nicht zu entſchuldigen geweſen: Alſo wird es denen wildeſten Barbaren ertraͤglicher ergehen am Tage des Ge- richts, als uns, in deren Mitte JEſus getretten, und ſein Heyl ſo viele hundert mal angetragen.
Das fuͤnffte Capitel.
§. 1. Einwurff. Ey! ſagſt du, es iſt ja hoffentlich niemand,Einwurff beantwor- tet und gezeiget, der JEſum verwerffe, der nicht an ihne glaube, wir glauben ja alle?
§. 2. Antw. Heißt diß nicht JEſum verwerffen, und ihme den Rucken kehren? wann man ſeine Gemeinſchafft nicht der Muͤhe werthdaß nur gar zu viel ſeyen, welche Je- ſum ver- werffen. achtet, daß man ſeine Worte und Werck pruͤffe, ob der Geiſt und Sinn Chriſti, und folglich ſeine Seeligkeit darinn ſey; da man die Muͤhe nicht nehmen will, ſich ſelbſt und ſeine Schooß-Suͤnden, die
man
aHebr. X. 26. 27.
Q 3
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einer glaubigen Seele nach JESU.
Darum beſinne dich wohl, was du macheſt, der du GOttes Sohn
mit Fuͤſſen tritteſt, und ihme nichts nachfrageſt, du wirſt wohl an-
ders Sinnes werden; aber, aber! dort iſts zu ſpath, dort iſts zu
ſpath; Menſch! ich ſage diß zur Warnung, dort iſts zu ſpath;
dann, wann GOttes Gerechtigkeit und Geſatz hier verdammt, ſo
kommt noch das Evangelium GOttes und ſeine Barmhertzigkeit
in JEſu Chriſto zu Huͤlff; Aber/ wer hier dem Evangelio unge-
horſam iſt, und noch immer muthwillig ſuͤndiget/ fuͤr den iſt nichts/
als ein erſchroͤcklich Warten des Gerichts, und des Feuer-Eifers/
der die Widerwaͤrtigen verzehren wird a; Und das glaubeſt du doch
nicht.
§. 11. O wehe! es iſt kein gemeinere, aber auch keine greulichere
Suͤnde, als der Unglaub; Es gehet mir gewiß ein Schauer durch
Marck und Bein, wann ich gedencke, wie hoch ſich die Menſchen
taͤglich an der ewigen Liebe vergreiffen, ohne daß ſie es wiſſen, oder
im geringſten wahrnehmen.
wie un-
verant-
wortlich
dieſer Un-
glaub
ſeye.
Daß in Jſrael viele verdorben, ehe das eherne Schlaͤnglein auf-
gehenckt ward, iſt kein Wunder; Aber wann ſich hernach Leute ge-
funden haͤtten von ſo verzweiffelter Halſtarrigkeit, daß ſie ehender
haͤtten wollen zu Grund gehen, als die zum Heyl aufgeſteckte Schlang
anſehen; Ey! das waͤre nicht zu entſchuldigen geweſen: Alſo wird
es denen wildeſten Barbaren ertraͤglicher ergehen am Tage des Ge-
richts, als uns, in deren Mitte JEſus getretten, und ſein Heyl ſo
viele hundert mal angetragen.
Das fuͤnffte Capitel.
§. 1. Einwurff. Ey! ſagſt du, es iſt ja hoffentlich niemand,
der JEſum verwerffe, der nicht an ihne glaube, wir glauben ja
alle?
Einwurff
beantwor-
tet und
gezeiget,
§. 2. Antw. Heißt diß nicht JEſum verwerffen, und ihme den
Rucken kehren? wann man ſeine Gemeinſchafft nicht der Muͤhe werth
achtet, daß man ſeine Worte und Werck pruͤffe, ob der Geiſt und
Sinn Chriſti, und folglich ſeine Seeligkeit darinn ſey; da man die
Muͤhe nicht nehmen will, ſich ſelbſt und ſeine Schooß-Suͤnden, die
man
daß nur
gar zu
viel ſeyen,
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ſum ver-
werffen.
a Hebr. X. 26. 27.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/221>, abgerufen am 21.11.2024.
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