in der Gedult zu üben, dann Gedult erfordert nichts als Wider- wärtigkeit: sie bekommen Gelegenheit in der Demuth starck zu wer- den, massen das erst die rechte Demuth ist, wann man Verachtung gern und willig leiden kan: Ja sie erlangen hiemit die Ehr, JEsu ihrem Meister in seine Fußstapffen zu tretten; Sie bekommen hiemit sein Feld-Zeichen und Liberey, dann wie es ihrem Meister ergangen, so geht es auch ihnen a; Sie werden dadurch gleich als mit Steinen ins Heiligthum hinein gejaget: und wo man unabgewandt auf GOtt schauet, wird die Liebe zu Feinden und Verfolgeren sehr geschärf- fet, daß man sie nicht anders ansehen kan, als Werckzeuge der un- endlichen Göttlichen Liebe, uns als Weinstöck fruchtbar, als Ge- fässe des Heiligthums gläntzend, und als Steine zum himmlischen Tempel schön auspoliert zu machen, so daß man sie vor seine nahen und liebsten Anverwandten halten muß.
§. 18. Ja ihre Sünden selbsten müssen ihnen zu JEsu helffen;ja in Sünden selbsten. dann was kan sie mehr demüthigen, zähmen und zerschlagen, als eben das Brausen ihrer Sünden? Was kan ihren Hunger und Durst nach JEsu besser schärffen, als ihre Arbeit und Kampff, die sie mit den Sünden haben.
Und siehe, o Mensch! dieses hat dein JEsus mit dir auch vor; Darum so siehe nicht auf die Welt und deine Sünden, dann es muß dir alles, die Welt, der Teuffel samt der Sünd zu deinem grösten Nutzen beförderlich seyn, sie gedencken es zwar böß zu ma- chen, aber siehe! dein JEsus gedencket es nur gut zu machen; dann mit aller ihrer Feindschafft und Verfolgung werden sie dir nur desto ehender zu deinem königlichen Priesterthum helffen; du wirst nur desto brünstiger im Gebett.
Kurtz: Wann die Welt wüßte, wie sie dir mit ihrer Verachtung so einträglich, der Teuffel mit seiner Verfolgung so nutzlich, die Sün- de mit ihrem Toben so befürderlich, O! ich will Bürg darfür seyn, sie würden dir nichts in den Weg legen.
Das achte Capitel.
§. 1. Siehe, lieber Mensch, also must du dich verhalten;
Es ist am besten ge-
Woraus
aMatth. X. 24. 25.
einer glaubigen Seele nach JESU.
in der Gedult zu uͤben, dann Gedult erfordert nichts als Wider- waͤrtigkeit: ſie bekommen Gelegenheit in der Demuth ſtarck zu wer- den, maſſen das erſt die rechte Demuth iſt, wann man Verachtung gern und willig leiden kan: Ja ſie erlangen hiemit die Ehr, JEſu ihrem Meiſter in ſeine Fußſtapffen zu tretten; Sie bekommen hiemit ſein Feld-Zeichen und Liberey, dann wie es ihrem Meiſter ergangen, ſo geht es auch ihnen a; Sie werden dadurch gleich als mit Steinen ins Heiligthum hinein gejaget: und wo man unabgewandt auf GOtt ſchauet, wird die Liebe zu Feinden und Verfolgeren ſehr geſchaͤrf- fet, daß man ſie nicht anders anſehen kan, als Werckzeuge der un- endlichen Goͤttlichen Liebe, uns als Weinſtoͤck fruchtbar, als Ge- faͤſſe des Heiligthums glaͤntzend, und als Steine zum himmliſchen Tempel ſchoͤn auspoliert zu machen, ſo daß man ſie vor ſeine nahen und liebſten Anverwandten halten muß.
§. 18. Ja ihre Suͤnden ſelbſten muͤſſen ihnen zu JEſu helffen;ja in Suͤnden ſelbſten. dann was kan ſie mehr demuͤthigen, zaͤhmen und zerſchlagen, als eben das Brauſen ihrer Suͤnden? Was kan ihren Hunger und Durſt nach JEſu beſſer ſchaͤrffen, als ihre Arbeit und Kampff, die ſie mit den Suͤnden haben.
Und ſiehe, o Menſch! dieſes hat dein JEſus mit dir auch vor; Darum ſo ſiehe nicht auf die Welt und deine Suͤnden, dann es muß dir alles, die Welt, der Teuffel ſamt der Suͤnd zu deinem groͤſten Nutzen befoͤrderlich ſeyn, ſie gedencken es zwar boͤß zu ma- chen, aber ſiehe! dein JEſus gedencket es nur gut zu machen; dann mit aller ihrer Feindſchafft und Verfolgung werden ſie dir nur deſto ehender zu deinem koͤniglichen Prieſterthum helffen; du wirſt nur deſto bruͤnſtiger im Gebett.
Kurtz: Wann die Welt wuͤßte, wie ſie dir mit ihrer Verachtung ſo eintraͤglich, der Teuffel mit ſeiner Verfolgung ſo nutzlich, die Suͤn- de mit ihrem Toben ſo befuͤrderlich, O! ich will Buͤrg darfuͤr ſeyn, ſie wuͤrden dir nichts in den Weg legen.
Das achte Capitel.
§. 1. Siehe, lieber Menſch, alſo muſt du dich verhalten;
Es iſt am beſten ge-
Woraus
aMatth. X. 24. 25.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0247"n="151"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">einer glaubigen Seele nach JESU.</hi></fw><lb/>
in der Gedult zu uͤben, dann Gedult erfordert nichts als Wider-<lb/>
waͤrtigkeit: ſie bekommen Gelegenheit in der Demuth ſtarck zu wer-<lb/>
den, maſſen das erſt die rechte Demuth iſt, wann man Verachtung<lb/>
gern und willig leiden kan: Ja ſie erlangen hiemit die Ehr, JEſu<lb/>
ihrem Meiſter in ſeine Fußſtapffen zu tretten; Sie bekommen hiemit<lb/>ſein Feld-Zeichen und Liberey, dann wie es ihrem Meiſter ergangen,<lb/>ſo geht es auch ihnen <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Matth. X.</hi> 24. 25.</note>; Sie werden dadurch gleich als mit Steinen<lb/>
ins Heiligthum hinein gejaget: und wo man unabgewandt auf GOtt<lb/>ſchauet, wird die Liebe zu Feinden und Verfolgeren ſehr geſchaͤrf-<lb/>
fet, daß man ſie nicht anders anſehen kan, als Werckzeuge der un-<lb/>
endlichen Goͤttlichen Liebe, uns als Weinſtoͤck fruchtbar, als Ge-<lb/>
faͤſſe des Heiligthums glaͤntzend, und als Steine zum himmliſchen<lb/>
Tempel ſchoͤn auspoliert zu machen, ſo daß man ſie vor ſeine nahen<lb/>
und liebſten Anverwandten halten muß.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 18. Ja ihre Suͤnden ſelbſten muͤſſen ihnen zu JEſu helffen;<noteplace="right">ja in<lb/>
Suͤnden<lb/>ſelbſten.</note><lb/>
dann was kan ſie mehr demuͤthigen, zaͤhmen und zerſchlagen, als<lb/>
eben das Brauſen ihrer Suͤnden? Was kan ihren Hunger und<lb/>
Durſt nach JEſu beſſer ſchaͤrffen, als ihre Arbeit und Kampff, die<lb/>ſie mit den Suͤnden haben.</p><lb/><p>Und ſiehe, o Menſch! dieſes hat dein JEſus mit dir auch vor;<lb/>
Darum ſo ſiehe nicht auf die Welt und deine Suͤnden, dann es<lb/>
muß dir alles, die Welt, der Teuffel ſamt der Suͤnd zu deinem<lb/>
groͤſten Nutzen befoͤrderlich ſeyn, ſie gedencken es zwar boͤß zu ma-<lb/>
chen, aber ſiehe! dein JEſus gedencket es nur gut zu machen;<lb/>
dann mit aller ihrer Feindſchafft und Verfolgung werden ſie dir nur<lb/>
deſto ehender zu deinem koͤniglichen Prieſterthum helffen; du wirſt<lb/>
nur deſto bruͤnſtiger im Gebett.</p><lb/><p>Kurtz: Wann die Welt wuͤßte, wie ſie dir mit ihrer Verachtung<lb/>ſo eintraͤglich, der Teuffel mit ſeiner Verfolgung ſo nutzlich, die Suͤn-<lb/>
de mit ihrem Toben ſo befuͤrderlich, O! ich will Buͤrg darfuͤr ſeyn,<lb/>ſie wuͤrden dir nichts in den Weg legen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das achte Capitel.</hi></head><lb/><p>§. 1. Siehe, lieber Menſch, alſo muſt du dich verhalten;</p><noteplace="right">Es iſt am<lb/>
beſten ge-</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Woraus</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[151/0247]
einer glaubigen Seele nach JESU.
in der Gedult zu uͤben, dann Gedult erfordert nichts als Wider-
waͤrtigkeit: ſie bekommen Gelegenheit in der Demuth ſtarck zu wer-
den, maſſen das erſt die rechte Demuth iſt, wann man Verachtung
gern und willig leiden kan: Ja ſie erlangen hiemit die Ehr, JEſu
ihrem Meiſter in ſeine Fußſtapffen zu tretten; Sie bekommen hiemit
ſein Feld-Zeichen und Liberey, dann wie es ihrem Meiſter ergangen,
ſo geht es auch ihnen a; Sie werden dadurch gleich als mit Steinen
ins Heiligthum hinein gejaget: und wo man unabgewandt auf GOtt
ſchauet, wird die Liebe zu Feinden und Verfolgeren ſehr geſchaͤrf-
fet, daß man ſie nicht anders anſehen kan, als Werckzeuge der un-
endlichen Goͤttlichen Liebe, uns als Weinſtoͤck fruchtbar, als Ge-
faͤſſe des Heiligthums glaͤntzend, und als Steine zum himmliſchen
Tempel ſchoͤn auspoliert zu machen, ſo daß man ſie vor ſeine nahen
und liebſten Anverwandten halten muß.
§. 18. Ja ihre Suͤnden ſelbſten muͤſſen ihnen zu JEſu helffen;
dann was kan ſie mehr demuͤthigen, zaͤhmen und zerſchlagen, als
eben das Brauſen ihrer Suͤnden? Was kan ihren Hunger und
Durſt nach JEſu beſſer ſchaͤrffen, als ihre Arbeit und Kampff, die
ſie mit den Suͤnden haben.
ja in
Suͤnden
ſelbſten.
Und ſiehe, o Menſch! dieſes hat dein JEſus mit dir auch vor;
Darum ſo ſiehe nicht auf die Welt und deine Suͤnden, dann es
muß dir alles, die Welt, der Teuffel ſamt der Suͤnd zu deinem
groͤſten Nutzen befoͤrderlich ſeyn, ſie gedencken es zwar boͤß zu ma-
chen, aber ſiehe! dein JEſus gedencket es nur gut zu machen;
dann mit aller ihrer Feindſchafft und Verfolgung werden ſie dir nur
deſto ehender zu deinem koͤniglichen Prieſterthum helffen; du wirſt
nur deſto bruͤnſtiger im Gebett.
Kurtz: Wann die Welt wuͤßte, wie ſie dir mit ihrer Verachtung
ſo eintraͤglich, der Teuffel mit ſeiner Verfolgung ſo nutzlich, die Suͤn-
de mit ihrem Toben ſo befuͤrderlich, O! ich will Buͤrg darfuͤr ſeyn,
ſie wuͤrden dir nichts in den Weg legen.
Das achte Capitel.
§. 1. Siehe, lieber Menſch, alſo muſt du dich verhalten;
Woraus
a Matth. X. 24. 25.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/247>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.