§. 10. (c) Aber der Glaub möchte dich lang zum Guten antrei-alle Hin- dernüssen aus dem Weg rau- met, ben, mit den allerkräfftigsten Beweg-Gründen, und den schönsten Weg gleichsam mit den Fingern weisen; du armes schwaches Kind, wußtest ihm doch nichts zu thun, und könntest doch nicht zu deinem GOtt wandlen, wann dich schon das Göttliche Licht mit hellem Schein um und um umgläntzete; dannenhero muß der Glaub dem H. Geist den Weg bahnen zu dem Hertzen, der von Christo dem Haupt auf seine Glieder herab fließt, sie lebendig, munter und starck macht, und die im Paradieß verlohrene Seeligkeit wieder gibt: Du must aus dem Weg raumen, was seinen Zugang hindert, damit er dich zu JEsu Christi Glied mache, dann er ists/ der in dir würcket beyde das Wollen/ als auch das seelige Vollbringen nach seinem Wohlgefallena; Und also schöpffest du mit Freuden Wasser aus dem Brunn der Seeligkeitb. Soll man sich dann nach diesem al- lem verwundern zu lesen, daß der Heil. Geist die Hertzen reinige durch den Glauben, und im Text, daß wer sich zu JEsu wende, ihme trauet und glaubet, Seeligkeit empfahe c; Diß aber ist die rechte Seeligkeit, aus den Sünden-Banden ausgehen, und immer näher und näher kommen der Schönheit GOttes selbst.
§. 11. (d) Durch unermüdetes Anhangen an JEsu Christo wirstund ihn zum Uber- winder machet. du ein Geist mit dem, der König der Königen, HErr und Meister über die gantze Welt ist; Wie kanst du anders, als weit überwin- den, durch den, der dich geliebet hat, der ein so grosser HErr, de- me keine Hindernuß zu schwer ist, die du auf deinem Weg deiner Heiligung antreffen kanst.
Wo nun Freyheit ist von Fleisch und Welt, und Sieg über alle Versuchungen des Fleisches, über alle Lock-Bissen und Stürme des Teuffels, sollte daselbst nicht Seeligkeit seyn? Dann alles/ was von GOtt gebohren ist/ überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg/ der die Welt überwunden hat; wer ist aber der die Welt überwindet/ ohne der da glaubt/ daß JEsus GOttes Sohn istd?
§. 12. (3.) Ja hat JEsus der dich allhier so süßiglich einladet,Endlich auch ewi- ge Selig- keit. nicht den Schlüssel des Himmels und der Hölle? Wie mag dann der unselig seyn, der in ihm ist als eine lebendige Rebe am Weinstock?
So
aPhilipp. II. 13.
bJes. XII. 3.
c Geschichtb. XV. 9.
d 1 Joh. V. 4. 5.
U 2
einer glaubigen Seele nach JESU.
§. 10. (c) Aber der Glaub moͤchte dich lang zum Guten antrei-alle Hin- dernuͤſſen aus dem Weg rau- met, ben, mit den allerkraͤfftigſten Beweg-Gruͤnden, und den ſchoͤnſten Weg gleichſam mit den Fingern weiſen; du armes ſchwaches Kind, wußteſt ihm doch nichts zu thun, und koͤnnteſt doch nicht zu deinem GOtt wandlen, wann dich ſchon das Goͤttliche Licht mit hellem Schein um und um umglaͤntzete; dannenhero muß der Glaub dem H. Geiſt den Weg bahnen zu dem Hertzen, der von Chriſto dem Haupt auf ſeine Glieder herab fließt, ſie lebendig, munter und ſtarck macht, und die im Paradieß verlohrene Seeligkeit wieder gibt: Du muſt aus dem Weg raumen, was ſeinen Zugang hindert, damit er dich zu JEſu Chriſti Glied mache, dann er iſts/ der in dir wuͤrcket beyde das Wollen/ als auch das ſeelige Vollbringen nach ſeinem Wohlgefallena; Und alſo ſchoͤpffeſt du mit Freuden Waſſer aus dem Brunn der Seeligkeitb. Soll man ſich dann nach dieſem al- lem verwundern zu leſen, daß der Heil. Geiſt die Hertzen reinige durch den Glauben, und im Text, daß wer ſich zu JEſu wende, ihme trauet und glaubet, Seeligkeit empfahe c; Diß aber iſt die rechte Seeligkeit, aus den Suͤnden-Banden ausgehen, und immer naͤher und naͤher kommen der Schoͤnheit GOttes ſelbſt.
§. 11. (d) Durch unermuͤdetes Anhangen an JEſu Chriſto wirſtund ihn zum Uber- winder machet. du ein Geiſt mit dem, der Koͤnig der Koͤnigen, HErr und Meiſter uͤber die gantze Welt iſt; Wie kanſt du anders, als weit uͤberwin- den, durch den, der dich geliebet hat, der ein ſo groſſer HErr, de- me keine Hindernuß zu ſchwer iſt, die du auf deinem Weg deiner Heiligung antreffen kanſt.
Wo nun Freyheit iſt von Fleiſch und Welt, und Sieg uͤber alle Verſuchungen des Fleiſches, uͤber alle Lock-Biſſen und Stuͤrme des Teuffels, ſollte daſelbſt nicht Seeligkeit ſeyn? Dann alles/ was von GOtt gebohren iſt/ uͤberwindet die Welt, und unſer Glaube iſt der Sieg/ der die Welt uͤberwunden hat; wer iſt aber der die Welt uͤberwindet/ ohne der da glaubt/ daß JEſus GOttes Sohn iſtd?
§. 12. (3.) Ja hat JEſus der dich allhier ſo ſuͤßiglich einladet,Endlich auch ewi- ge Selig- keit. nicht den Schluͤſſel des Himmels und der Hoͤlle? Wie mag dann der unſelig ſeyn, der in ihm iſt als eine lebendige Rebe am Weinſtock?
So
aPhilipp. II. 13.
bJeſ. XII. 3.
c Geſchichtb. XV. 9.
d 1 Joh. V. 4. 5.
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Weg gleichſam mit den Fingern weiſen; du armes ſchwaches Kind,
wußteſt ihm doch nichts zu thun, und koͤnnteſt doch nicht zu deinem
GOtt wandlen, wann dich ſchon das Goͤttliche Licht mit hellem
Schein um und um umglaͤntzete; dannenhero muß der Glaub dem
H. Geiſt den Weg bahnen zu dem Hertzen, der von Chriſto dem
Haupt auf ſeine Glieder herab fließt, ſie lebendig, munter und ſtarck
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muſt aus dem Weg raumen, was ſeinen Zugang hindert, damit er
dich zu JEſu Chriſti Glied mache, dann er iſts/ der in dir wuͤrcket
beyde das Wollen/ als auch das ſeelige Vollbringen nach ſeinem
Wohlgefallen a; Und alſo ſchoͤpffeſt du mit Freuden Waſſer aus
dem Brunn der Seeligkeit b. Soll man ſich dann nach dieſem al-
lem verwundern zu leſen, daß der Heil. Geiſt die Hertzen reinige
durch den Glauben, und im Text, daß wer ſich zu JEſu wende,
ihme trauet und glaubet, Seeligkeit empfahe c; Diß aber iſt die
rechte Seeligkeit, aus den Suͤnden-Banden ausgehen, und immer
naͤher und naͤher kommen der Schoͤnheit GOttes ſelbſt.
alle Hin-
dernuͤſſen
aus dem
Weg rau-
met,
§. 11. (d) Durch unermuͤdetes Anhangen an JEſu Chriſto wirſt
du ein Geiſt mit dem, der Koͤnig der Koͤnigen, HErr und Meiſter
uͤber die gantze Welt iſt; Wie kanſt du anders, als weit uͤberwin-
den, durch den, der dich geliebet hat, der ein ſo groſſer HErr, de-
me keine Hindernuß zu ſchwer iſt, die du auf deinem Weg deiner
Heiligung antreffen kanſt.
und ihn
zum Uber-
winder
machet.
Wo nun Freyheit iſt von Fleiſch und Welt, und Sieg uͤber alle
Verſuchungen des Fleiſches, uͤber alle Lock-Biſſen und Stuͤrme des
Teuffels, ſollte daſelbſt nicht Seeligkeit ſeyn? Dann alles/ was von
GOtt gebohren iſt/ uͤberwindet die Welt, und unſer Glaube iſt
der Sieg/ der die Welt uͤberwunden hat; wer iſt aber der die
Welt uͤberwindet/ ohne der da glaubt/ daß JEſus GOttes
Sohn iſt d?
§. 12. (3.) Ja hat JEſus der dich allhier ſo ſuͤßiglich einladet,
nicht den Schluͤſſel des Himmels und der Hoͤlle? Wie mag dann der
unſelig ſeyn, der in ihm iſt als eine lebendige Rebe am Weinſtock?
So
Endlich
auch ewi-
ge Selig-
keit.
a Philipp. II. 13.
b Jeſ. XII. 3.
c Geſchichtb. XV. 9.
d 1 Joh. V. 4. 5.
U 2
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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