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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
sie hätte änderen können, und sich von der erleuchtenden heiligenden
Liebes-Wärme JEsus muthwillig abgekehrt, um sich in die Schlupf-
Löcher ihrer mancherley Ausreden zu verschlieffen, damit sie ja nicht
erkennen müssen, was zu ihrem Frieden dienet, und ihr arm ver-
wundt Gewissen nicht etwan verunruhiget werde, wann sie der ewi-
gen Wahrheit Glantz sich recht einnehmen liessen. Aber was gewinnt
der elend Mensch mit dem verstecken, verbergen, Wahrheit bleibt
Wahrheit, der Mensch ist, was er würcklich vor GOTT ist, und
nicht was er sich traumen lasset zu seyn, wer sich hier nicht rechtschaf-
fen will lassen einschmeltzen in innere Hertzens-Thränen, weinen und
Leyd tragen, und sich eben da zu einer Haupt-Aenderung lassen be-
reiten; der muß dort in der strengen Ewigkeit an dem Schweffel-Re-
gen des Grimms braten und in unzehliche höllische Zetter-Geschrey
zerfliessen in ewiger Kälte und Finsternuß.

Jm anfan-
genden
Sommer
der
Schwach-
glaubigen.

§. 7. (3.) Mags dem Winter gleichen wann bey angehender
Sommer-Zeit kalt Wetter einbricht, und so ein wenig Schnee oben
auf ligt, so aber alsobald wieder vergehet; gleicher Weiß kan eine
Schwachheit und geistliche Traurigkeit eine Seel vor eine zeitlang
überfallen. Da zwar einige Lebens-Wärme der Gnad im Hertzen ver-
borgen, aber von aussen alles erkaltet und erstorben scheint; eben
wie die Bäum im Winter blutt und nackend da stehen, wiewohl sie
inwendig safftig sind, also ist allzeit ein geistlicher Lebens-Safft in
der Seel, aber von aussen scheinet alle Zierd dahin zu seyn, und alle
Herrlichkeit Jsraels fortgewandert; Freud, Fried, süsse Empfin-
dung, samt der Krafft göttliche Werck zu vollbringen scheint gantz
hinweg und verlohren; alles ist tod und unempfindlich, es kan sie
nichts mehr bewegen.

Wann
der Winter
vorbey
gehe.

§. 8. Wann gehet nun dieser Winter vorbey? Wann? Wann?
Wirds ein geistlicher Sommer?

Antw. Wann alles was Frost und Kälte, schwacher Glaub und
Lieb zurück hielte, hervorkommen ist, weil doch die gantze Schrifft
erfüllt muß werden a. Und das ists was GOtt uns verheissen hat,
ewiges Leben b. Hier wandlet die Kirch in der Forcht des HErren
und wird vermehret durch den Trost des H. Geistes c. Da ist zu-
gleich der Platzregen dahin.

§. 9.
a Matth. V. 18.
b Joh. II. 25.
c Act. IX. 31.

Der geiſtliche Fruͤhling.
ſie haͤtte aͤnderen koͤnnen, und ſich von der erleuchtenden heiligenden
Liebes-Waͤrme JEſus muthwillig abgekehrt, um ſich in die Schlupf-
Loͤcher ihrer mancherley Ausreden zu verſchlieffen, damit ſie ja nicht
erkennen muͤſſen, was zu ihrem Frieden dienet, und ihr arm ver-
wundt Gewiſſen nicht etwan verunruhiget werde, wann ſie der ewi-
gen Wahrheit Glantz ſich recht einnehmen lieſſen. Aber was gewinnt
der elend Menſch mit dem verſtecken, verbergen, Wahrheit bleibt
Wahrheit, der Menſch iſt, was er wuͤrcklich vor GOTT iſt, und
nicht was er ſich traumen laſſet zu ſeyn, wer ſich hier nicht rechtſchaf-
fen will laſſen einſchmeltzen in innere Hertzens-Thraͤnen, weinen und
Leyd tragen, und ſich eben da zu einer Haupt-Aenderung laſſen be-
reiten; der muß dort in der ſtrengen Ewigkeit an dem Schweffel-Re-
gen des Grimms braten und in unzehliche hoͤlliſche Zetter-Geſchrey
zerflieſſen in ewiger Kaͤlte und Finſternuß.

Jm anfan-
genden
Sommer
der
Schwach-
glaubigen.

§. 7. (3.) Mags dem Winter gleichen wann bey angehender
Sommer-Zeit kalt Wetter einbricht, und ſo ein wenig Schnee oben
auf ligt, ſo aber alſobald wieder vergehet; gleicher Weiß kan eine
Schwachheit und geiſtliche Traurigkeit eine Seel vor eine zeitlang
uͤberfallen. Da zwar einige Lebens-Waͤrme der Gnad im Hertzen ver-
borgen, aber von auſſen alles erkaltet und erſtorben ſcheint; eben
wie die Baͤum im Winter blutt und nackend da ſtehen, wiewohl ſie
inwendig ſafftig ſind, alſo iſt allzeit ein geiſtlicher Lebens-Safft in
der Seel, aber von auſſen ſcheinet alle Zierd dahin zu ſeyn, und alle
Herrlichkeit Jſraels fortgewandert; Freud, Fried, ſuͤſſe Empfin-
dung, ſamt der Krafft goͤttliche Werck zu vollbringen ſcheint gantz
hinweg und verlohren; alles iſt tod und unempfindlich, es kan ſie
nichts mehr bewegen.

Wann
der Winteꝛ
vorbey
gehe.

§. 8. Wann gehet nun dieſer Winter vorbey? Wann? Wann?
Wirds ein geiſtlicher Sommer?

Antw. Wann alles was Froſt und Kaͤlte, ſchwacher Glaub und
Lieb zuruͤck hielte, hervorkommen iſt, weil doch die gantze Schrifft
erfuͤllt muß werden a. Und das iſts was GOtt uns verheiſſen hat,
ewiges Leben b. Hier wandlet die Kirch in der Forcht des HErren
und wird vermehret durch den Troſt des H. Geiſtes c. Da iſt zu-
gleich der Platzregen dahin.

§. 9.
a Matth. V. 18.
b Joh. II. 25.
c Act. IX. 31.
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[294/0390] Der geiſtliche Fruͤhling. ſie haͤtte aͤnderen koͤnnen, und ſich von der erleuchtenden heiligenden Liebes-Waͤrme JEſus muthwillig abgekehrt, um ſich in die Schlupf- Loͤcher ihrer mancherley Ausreden zu verſchlieffen, damit ſie ja nicht erkennen muͤſſen, was zu ihrem Frieden dienet, und ihr arm ver- wundt Gewiſſen nicht etwan verunruhiget werde, wann ſie der ewi- gen Wahrheit Glantz ſich recht einnehmen lieſſen. Aber was gewinnt der elend Menſch mit dem verſtecken, verbergen, Wahrheit bleibt Wahrheit, der Menſch iſt, was er wuͤrcklich vor GOTT iſt, und nicht was er ſich traumen laſſet zu ſeyn, wer ſich hier nicht rechtſchaf- fen will laſſen einſchmeltzen in innere Hertzens-Thraͤnen, weinen und Leyd tragen, und ſich eben da zu einer Haupt-Aenderung laſſen be- reiten; der muß dort in der ſtrengen Ewigkeit an dem Schweffel-Re- gen des Grimms braten und in unzehliche hoͤlliſche Zetter-Geſchrey zerflieſſen in ewiger Kaͤlte und Finſternuß. §. 7. (3.) Mags dem Winter gleichen wann bey angehender Sommer-Zeit kalt Wetter einbricht, und ſo ein wenig Schnee oben auf ligt, ſo aber alſobald wieder vergehet; gleicher Weiß kan eine Schwachheit und geiſtliche Traurigkeit eine Seel vor eine zeitlang uͤberfallen. Da zwar einige Lebens-Waͤrme der Gnad im Hertzen ver- borgen, aber von auſſen alles erkaltet und erſtorben ſcheint; eben wie die Baͤum im Winter blutt und nackend da ſtehen, wiewohl ſie inwendig ſafftig ſind, alſo iſt allzeit ein geiſtlicher Lebens-Safft in der Seel, aber von auſſen ſcheinet alle Zierd dahin zu ſeyn, und alle Herrlichkeit Jſraels fortgewandert; Freud, Fried, ſuͤſſe Empfin- dung, ſamt der Krafft goͤttliche Werck zu vollbringen ſcheint gantz hinweg und verlohren; alles iſt tod und unempfindlich, es kan ſie nichts mehr bewegen. §. 8. Wann gehet nun dieſer Winter vorbey? Wann? Wann? Wirds ein geiſtlicher Sommer? Antw. Wann alles was Froſt und Kaͤlte, ſchwacher Glaub und Lieb zuruͤck hielte, hervorkommen iſt, weil doch die gantze Schrifft erfuͤllt muß werden a. Und das iſts was GOtt uns verheiſſen hat, ewiges Leben b. Hier wandlet die Kirch in der Forcht des HErren und wird vermehret durch den Troſt des H. Geiſtes c. Da iſt zu- gleich der Platzregen dahin. §. 9. a Matth. V. 18. b Joh. II. 25. c Act. IX. 31.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/390>, abgerufen am 22.11.2024.