ware Satanas geschäfftig in ihnen a, in diesem heydnischen Jam- merstand sind heutiges Tages noch die meisten Nahm-Christen b. Von diesem Winter heißt es, er sey vergangen, wann JEsus Christus aufgehet als der Heyden Licht, und das Heyl der Völckern biß an der Welt Ende c, und die Mittelwand, so als hoher Schatten machender Schnee-Felß ist zwischen der Seel und dem Sonnen-Land Jmmanuels, abgeschaffet wird, damit das Hertz ein Zion werde, darinn GOTT regiere mit vollem Seegen, Fried und Heyl des Evangelii d, da das Evangelium dem ehemahls finsteren erstorbenen Menschen eine Krafft GOttes wird zur Seeligkeit e, das Hertz mit der himmlischen Flammen des Heil. Geistes anzündet, und in süsser Göttlicher JEsus-Liebe zerschmeltzet.
§. 6. (2.) Da es zum Theil Winter, wie etwann auf hohen Ge-Jm hal- ben Win- ter welt- gesinnter Christen. birgen und schattichten Orten, allwo der Schnee lang liegen bleibt, da rings herum alles grünet wie an den Gletscheren zu sehen, da im heissen Sommer das Eiß ein wenig schmeltzt, aber hernach nur desto mehr erhartet, bildet ab die Leut, welche das Evangelium hören, aber der Welt- Geist verblendet ihre Sinnen, daß Christi Herrlichkeit nicht durchdringet: keine Strahlen der Göttlichen Wahrheiten, Wohlthaten, Ermah- nungen, vermögen sie zu brechen und zu erweichen. Wahre Eiß- Bergen! es scheint das Wort gewinne ihnen ein wenig das Hertz an, sie weinen und können nicht gnug rühmen wie wunderschön die Predigt gewesen, so sie angehöret, sie seyen gar zu elende Menschen daß sie nicht anders leben können, darüber erheben sie sich in ihrem Sinn, sehen andere verächtlich an, und gerathen tieffer in die Si- cherheit als noch nie. O harte! kalte Hertzen! ohne Liebe GOttes und des Nächsten! diese Gattung macht einen grossen Theil der Kirch- gängern aus. Jhr End wird ungläubliche Bangigkeit und Schre- cken seyn! dann weilen die Sonn leiblicher Wohlfahrt und Heyls- Mitteln nichts macht, als sie allzeit nur verhärten, so wird endlich die Gnaden-Sonn ob ihrem Kopf untergehen, sie dem Gutduncken ihres Hertzen überlassen, und wird die Sonn des göttlichen Zorns in diesem und jenem Leben sie gnug stechen und ewig brennen, darvon sie sich nicht so leicht werden können abwenden als jetzo von der Sonn der Evangelischen ewigen Wahrheit die sie so bald vergessen, was
sie
aEph. II. 2.
bEph. II. 12. & IV. 18.
cAct. XIII. 47.
dJes. LII. 7.
eRom. I. 16.
O o 3
Der geiſtliche Fruͤhling.
ware Satanas geſchaͤfftig in ihnen a, in dieſem heydniſchen Jam- merſtand ſind heutiges Tages noch die meiſten Nahm-Chriſten b. Von dieſem Winter heißt es, er ſey vergangen, wann JEſus Chriſtus aufgehet als der Heyden Licht, und das Heyl der Voͤlckern biß an der Welt Ende c, und die Mittelwand, ſo als hoher Schatten machender Schnee-Felß iſt zwiſchen der Seel und dem Sonnen-Land Jmmanuels, abgeſchaffet wird, damit das Hertz ein Zion werde, darinn GOTT regiere mit vollem Seegen, Fried und Heyl des Evangelii d, da das Evangelium dem ehemahls finſteren erſtorbenen Menſchen eine Krafft GOttes wird zur Seeligkeit e, das Hertz mit der himmliſchen Flammen des Heil. Geiſtes anzuͤndet, und in ſuͤſſer Goͤttlicher JEſus-Liebe zerſchmeltzet.
§. 6. (2.) Da es zum Theil Winter, wie etwann auf hohen Ge-Jm hal- ben Win- ter welt- geſinnter Chriſten. birgen und ſchattichten Orten, allwo der Schnee lang liegen bleibt, da rings herum alles gruͤnet wie an den Gletſcheren zu ſehen, da im heiſſen Sommer das Eiß ein wenig ſchmeltzt, aber hernach nur deſto mehr erhartet, bildet ab die Leut, welche das Evangelium hoͤren, aber der Welt- Geiſt verblendet ihre Sinnen, daß Chriſti Herrlichkeit nicht durchdringet: keine Strahlen der Goͤttlichen Wahrheiten, Wohlthaten, Ermah- nungen, vermoͤgen ſie zu brechen und zu erweichen. Wahre Eiß- Bergen! es ſcheint das Wort gewinne ihnen ein wenig das Hertz an, ſie weinen und koͤnnen nicht gnug ruͤhmen wie wunderſchoͤn die Predigt geweſen, ſo ſie angehoͤret, ſie ſeyen gar zu elende Menſchen daß ſie nicht anders leben koͤnnen, daruͤber erheben ſie ſich in ihrem Sinn, ſehen andere veraͤchtlich an, und gerathen tieffer in die Si- cherheit als noch nie. O harte! kalte Hertzen! ohne Liebe GOttes und des Naͤchſten! dieſe Gattung macht einen groſſen Theil der Kirch- gaͤngern aus. Jhr End wird unglaͤubliche Bangigkeit und Schre- cken ſeyn! dann weilen die Sonn leiblicher Wohlfahrt und Heyls- Mitteln nichts macht, als ſie allzeit nur verhaͤrten, ſo wird endlich die Gnaden-Sonn ob ihrem Kopf untergehen, ſie dem Gutduncken ihres Hertzen uͤberlaſſen, und wird die Sonn des goͤttlichen Zorns in dieſem und jenem Leben ſie gnug ſtechen und ewig brennen, darvon ſie ſich nicht ſo leicht werden koͤnnen abwenden als jetzo von der Sonn der Evangeliſchen ewigen Wahrheit die ſie ſo bald vergeſſen, was
ſie
aEph. II. 2.
bEph. II. 12. & IV. 18.
cAct. XIII. 47.
dJeſ. LII. 7.
eRom. I. 16.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
ware Satanas geſchaͤfftig in ihnen a, in dieſem heydniſchen Jam-
merſtand ſind heutiges Tages noch die meiſten Nahm-Chriſten b. Von
dieſem Winter heißt es, er ſey vergangen, wann JEſus Chriſtus
aufgehet als der Heyden Licht, und das Heyl der Voͤlckern biß an
der Welt Ende c, und die Mittelwand, ſo als hoher Schatten
machender Schnee-Felß iſt zwiſchen der Seel und dem Sonnen-Land
Jmmanuels, abgeſchaffet wird, damit das Hertz ein Zion werde,
darinn GOTT regiere mit vollem Seegen, Fried und Heyl des
Evangelii d, da das Evangelium dem ehemahls finſteren erſtorbenen
Menſchen eine Krafft GOttes wird zur Seeligkeit e, das Hertz
mit der himmliſchen Flammen des Heil. Geiſtes anzuͤndet, und in
ſuͤſſer Goͤttlicher JEſus-Liebe zerſchmeltzet.
§. 6. (2.) Da es zum Theil Winter, wie etwann auf hohen Ge-
birgen und ſchattichten Orten, allwo der Schnee lang liegen bleibt,
da rings herum alles gruͤnet wie an den Gletſcheren zu ſehen, da im
heiſſen Sommer das Eiß ein wenig ſchmeltzt, aber hernach nur deſto mehr
erhartet, bildet ab die Leut, welche das Evangelium hoͤren, aber der Welt-
Geiſt verblendet ihre Sinnen, daß Chriſti Herrlichkeit nicht durchdringet:
keine Strahlen der Goͤttlichen Wahrheiten, Wohlthaten, Ermah-
nungen, vermoͤgen ſie zu brechen und zu erweichen. Wahre Eiß-
Bergen! es ſcheint das Wort gewinne ihnen ein wenig das Hertz
an, ſie weinen und koͤnnen nicht gnug ruͤhmen wie wunderſchoͤn die
Predigt geweſen, ſo ſie angehoͤret, ſie ſeyen gar zu elende Menſchen
daß ſie nicht anders leben koͤnnen, daruͤber erheben ſie ſich in ihrem
Sinn, ſehen andere veraͤchtlich an, und gerathen tieffer in die Si-
cherheit als noch nie. O harte! kalte Hertzen! ohne Liebe GOttes
und des Naͤchſten! dieſe Gattung macht einen groſſen Theil der Kirch-
gaͤngern aus. Jhr End wird unglaͤubliche Bangigkeit und Schre-
cken ſeyn! dann weilen die Sonn leiblicher Wohlfahrt und Heyls-
Mitteln nichts macht, als ſie allzeit nur verhaͤrten, ſo wird endlich
die Gnaden-Sonn ob ihrem Kopf untergehen, ſie dem Gutduncken
ihres Hertzen uͤberlaſſen, und wird die Sonn des goͤttlichen Zorns in
dieſem und jenem Leben ſie gnug ſtechen und ewig brennen, darvon
ſie ſich nicht ſo leicht werden koͤnnen abwenden als jetzo von der Sonn
der Evangeliſchen ewigen Wahrheit die ſie ſo bald vergeſſen, was
ſie
Jm hal-
ben Win-
ter welt-
geſinnter
Chriſten.
a Eph. II. 2.
b Eph. II. 12. & IV. 18.
c Act. XIII. 47.
d Jeſ. LII. 7.
e Rom. I. 16.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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