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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
leitet zu
JEsu.
sus seine Braut bewegen will von der Ruh aufzustehen, und aus der
Einsamkeit auszugehen, darinnen sie in lebendiger Erkanntnuß und
Genuß der Liebe JEsu gestärcket, und zu diesem Hingang zu ande-
ren tüchtig gemacht worden; Diese Gründ sind hergenommen von
der hertz-verzuckenden Lieblichkeit der Jahrs-Zeit, alle Sinnen zu
belustigen, Blumen vor die Augen, Vögel-Gesang vor die Ohren,
frühzeitige Feigen für den Geschmack, Reben-Blüth für den Ge-
ruch, die Turtel-Tauben ladet ihren Gatten ein: O der über alle
massen lieblichen Gnaden-Zeit, da der Sünder GOttes Angesicht
wieder mit Jauchtzen anschauet, wie Adam vor dem Fahl a. Nach-
deme GOTT die Erden heimsucht mit grosser Liebe, um sie sehr reich
zu machen durch seinen Liebes-vollen Bach b, indem der vollkommen
gemachte Hohe-Priester Christus auch über die Heyden ausgegossen
hat die Gabe des Heil. Geistes, und ihnen Bekehrung gegeben zum
Leben c.

Die Rose
ist eine Ab-
bildung
der gepres-
seten
Kirche.

§. 2. Die Blumen sind hervorkommen auf der Erden. Die Ro-
se ist eine Kayserin unter denen Blumen, und ist absonderlich ein Sin-
nenbild der Kirch, wie sie in der Laodiceischen letzten Trangsal erscheint;
Purpurroth vom Blut ihres Bräutigams, dessen Verdienste eben in
dieser trübseligen Zeit aufs höchste und reineste verkläret werden sol-
len, und all eigen Gerechtigkeit Wurtzel rein ausgerissen und verworf-
fen; Aber sie wird eben auch in ihrem eigenen Blut sich roth erzeigen
wie der Mond, allweil ihr das Leben durch inneres und äusseres Mar-
terthum, Underdruckung und Verfolgung weidlich abgezäpfet wird,
indem der Drach, das Thier und der Antichrist ihre letzte und grim-
migste Wuth an ihr ausüben werden, worzu sie nicht nur dieser Wun-
der-Rose schnee-weisse Unschuld und im stinckenden Schlangen-Reich,
allwo Schwein und Hunde herbergen, ungewohnter, sanffter Liebes-
Geruch reitzen wird, als der diesen unflätigen Geisteren sehr wider-
lich; Sonderen es werden ihre scharf-stechende Reden und ernste Zeug-
nusse diese Thiere in Harnisch jagen, dann dieser mit der ewigen Weiß-
heit vermähleten Seelen, Worte wie Stachel und wie eingeschlagene
Nägel seyn werden d, und nicht nur so oben hin die Haut streiffen oder
gar nur kitzlen, wie die Worte sind derjenigen, die GOttes Geist
nicht haben, sondern sie greiffen das Leben der alten Natur an und

tringen
a Hiob III. 26.
b Ps. LXV. 10.
c Act. X. 11.
d Eccl. XII. 13.

Der geiſtliche Fruͤhling.
leitet zu
JEſu.
ſus ſeine Braut bewegen will von der Ruh aufzuſtehen, und aus der
Einſamkeit auszugehen, darinnen ſie in lebendiger Erkanntnuß und
Genuß der Liebe JEſu geſtaͤrcket, und zu dieſem Hingang zu ande-
ren tuͤchtig gemacht worden; Dieſe Gruͤnd ſind hergenommen von
der hertz-verzuckenden Lieblichkeit der Jahrs-Zeit, alle Sinnen zu
beluſtigen, Blumen vor die Augen, Voͤgel-Geſang vor die Ohren,
fruͤhzeitige Feigen fuͤr den Geſchmack, Reben-Bluͤth fuͤr den Ge-
ruch, die Turtel-Tauben ladet ihren Gatten ein: O der uͤber alle
maſſen lieblichen Gnaden-Zeit, da der Suͤnder GOttes Angeſicht
wieder mit Jauchtzen anſchauet, wie Adam vor dem Fahl a. Nach-
deme GOTT die Erden heimſucht mit groſſer Liebe, um ſie ſehr reich
zu machen durch ſeinen Liebes-vollen Bach b, indem der vollkommen
gemachte Hohe-Prieſter Chriſtus auch uͤber die Heyden ausgegoſſen
hat die Gabe des Heil. Geiſtes, und ihnen Bekehrung gegeben zum
Leben c.

Die Roſe
iſt eine Ab-
bildung
der gepreſ-
ſeten
Kirche.

§. 2. Die Blumen ſind hervorkommen auf der Erden. Die Ro-
ſe iſt eine Kayſerin unter denen Blumen, und iſt abſonderlich ein Sin-
nenbild der Kirch, wie ſie in der Laodiceiſchen letzten Trangſal erſcheint;
Purpurroth vom Blut ihres Braͤutigams, deſſen Verdienſte eben in
dieſer truͤbſeligen Zeit aufs hoͤchſte und reineſte verklaͤret werden ſol-
len, und all eigen Gerechtigkeit Wurtzel rein ausgeriſſen und verworf-
fen; Aber ſie wird eben auch in ihrem eigenen Blut ſich roth erzeigen
wie der Mond, allweil ihr das Leben durch inneres und aͤuſſeres Mar-
terthum, Underdruckung und Verfolgung weidlich abgezaͤpfet wird,
indem der Drach, das Thier und der Antichriſt ihre letzte und grim-
migſte Wuth an ihr ausuͤben werden, worzu ſie nicht nur dieſer Wun-
der-Roſe ſchnee-weiſſe Unſchuld und im ſtinckenden Schlangen-Reich,
allwo Schwein und Hunde herbergen, ungewohnter, ſanffter Liebes-
Geruch reitzen wird, als der dieſen unflaͤtigen Geiſteren ſehr wider-
lich; Sonderen es werden ihre ſcharf-ſtechende Reden und ernſte Zeug-
nuſſe dieſe Thiere in Harniſch jagen, dann dieſer mit der ewigen Weiß-
heit vermaͤhleten Seelen, Worte wie Stachel und wie eingeſchlagene
Naͤgel ſeyn werden d, und nicht nur ſo oben hin die Haut ſtreiffen oder
gar nur kitzlen, wie die Worte ſind derjenigen, die GOttes Geiſt
nicht haben, ſondern ſie greiffen das Leben der alten Natur an und

tringen
a Hiob III. 26.
b Pſ. LXV. 10.
c Act. X. 11.
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[300/0396] Der geiſtliche Fruͤhling. ſus ſeine Braut bewegen will von der Ruh aufzuſtehen, und aus der Einſamkeit auszugehen, darinnen ſie in lebendiger Erkanntnuß und Genuß der Liebe JEſu geſtaͤrcket, und zu dieſem Hingang zu ande- ren tuͤchtig gemacht worden; Dieſe Gruͤnd ſind hergenommen von der hertz-verzuckenden Lieblichkeit der Jahrs-Zeit, alle Sinnen zu beluſtigen, Blumen vor die Augen, Voͤgel-Geſang vor die Ohren, fruͤhzeitige Feigen fuͤr den Geſchmack, Reben-Bluͤth fuͤr den Ge- ruch, die Turtel-Tauben ladet ihren Gatten ein: O der uͤber alle maſſen lieblichen Gnaden-Zeit, da der Suͤnder GOttes Angeſicht wieder mit Jauchtzen anſchauet, wie Adam vor dem Fahl a. Nach- deme GOTT die Erden heimſucht mit groſſer Liebe, um ſie ſehr reich zu machen durch ſeinen Liebes-vollen Bach b, indem der vollkommen gemachte Hohe-Prieſter Chriſtus auch uͤber die Heyden ausgegoſſen hat die Gabe des Heil. Geiſtes, und ihnen Bekehrung gegeben zum Leben c. leitet zu JEſu. §. 2. Die Blumen ſind hervorkommen auf der Erden. Die Ro- ſe iſt eine Kayſerin unter denen Blumen, und iſt abſonderlich ein Sin- nenbild der Kirch, wie ſie in der Laodiceiſchen letzten Trangſal erſcheint; Purpurroth vom Blut ihres Braͤutigams, deſſen Verdienſte eben in dieſer truͤbſeligen Zeit aufs hoͤchſte und reineſte verklaͤret werden ſol- len, und all eigen Gerechtigkeit Wurtzel rein ausgeriſſen und verworf- fen; Aber ſie wird eben auch in ihrem eigenen Blut ſich roth erzeigen wie der Mond, allweil ihr das Leben durch inneres und aͤuſſeres Mar- terthum, Underdruckung und Verfolgung weidlich abgezaͤpfet wird, indem der Drach, das Thier und der Antichriſt ihre letzte und grim- migſte Wuth an ihr ausuͤben werden, worzu ſie nicht nur dieſer Wun- der-Roſe ſchnee-weiſſe Unſchuld und im ſtinckenden Schlangen-Reich, allwo Schwein und Hunde herbergen, ungewohnter, ſanffter Liebes- Geruch reitzen wird, als der dieſen unflaͤtigen Geiſteren ſehr wider- lich; Sonderen es werden ihre ſcharf-ſtechende Reden und ernſte Zeug- nuſſe dieſe Thiere in Harniſch jagen, dann dieſer mit der ewigen Weiß- heit vermaͤhleten Seelen, Worte wie Stachel und wie eingeſchlagene Naͤgel ſeyn werden d, und nicht nur ſo oben hin die Haut ſtreiffen oder gar nur kitzlen, wie die Worte ſind derjenigen, die GOttes Geiſt nicht haben, ſondern ſie greiffen das Leben der alten Natur an und tringen a Hiob III. 26. b Pſ. LXV. 10. c Act. X. 11. d Eccl. XII. 13.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/396>, abgerufen am 22.11.2024.