sie nicht daheim gewesen, liessen sie Tauben so sie mitgenommen flie- gen, mit angebundenen Briefen, welche sie richtig nach Hause tru- gen; Einem wiedergebohrnen Menschen ist nirgends wöhler, als auf Christi Grund und Boden, allwo er zu Hause ist, das kommt ihm wenig aus dem Sinn a. Es ist ihm wind und bang in einer frem- den Lufft, wo er Christi Geist und Leben nicht fühlet, das ist sein Heimat und Aufenthalt. Wer also in die unsichtbare Gegne der süssen JEsus-Liebe aufgenommen ist, der hat alles. Die Heerscha- ren der Heyden sind sein b, das sind die Länder die Frühling haben, alldieweil Canaan unfruchtbar, hart, mit dem Bann geschlagen; darum ists gar anständig und billich, daß die Braut auf den Ruff ihres Liebsten hinauf stehe, und hingehe aus dem Winter-Land in Asien, Griechen Land etc. allda sie was zu essen findet von denen Früchten der holdseeligen Liebe.
Das siebende Capitel. Beschluß wie der anmuthige Frühling, und darinnen die Betrachtung des Feigen-Baums und der Wein-Trauben die Braut zu JEsu zu gehen antreiben solle.
§. 1. Der Feigen Baum hat seine Feigen-Gewürtz. Da ist lau-Der Fei- genbaum ter Süßigkeit, Anmuth, Lieblichkeit, Fried wähet den Gläubigen an mit balsamischen Geru[c]h; Zu Zeiten Salomonis sasse ein jeder unter seinem Feigen-Baum [und] Wein-Stock, wovon sie in dem heis- sen Morgen-Land schattechte Gehälde hatten bey ihren Häuseren. O erwünschtes Land! dessen Missethat weggenommen am Tag da JEsus am Creutz getödtet war, hier ladet einer den andern mit Freuden unter den paradiesischen Wein-Stock und Feigen-Baum c.
§. 2. Die Tugenden der Christen mögen wohl den Feigen gleichenbildet ab die Chri- sten-Tu- genden. die auf einem Baum wachsen, der durchaus bitter an Blätteren, Safft, Rinden, und ein herbe Wurtzel hat; Also beliebt es GOtt aus vielen bitteren Creutz-Proben, Anfechtung, die Honig-süsse Früch- te des H. Geistes aus den Gläubigen heraus zu ziehen, es geschicht aber erst nach langwürigem Gebetts-Kampff und Trübsaals-Hitz,
daß
aHebr. XII. 22. 24. Ps. CXXXVII. 5. 6.
bPs. XXIV. 1. Jer. III. 19.
cZach. III. 9. 10.
S s 2
Der geiſtliche Fruͤhling.
ſie nicht daheim geweſen, lieſſen ſie Tauben ſo ſie mitgenommen flie- gen, mit angebundenen Briefen, welche ſie richtig nach Hauſe tru- gen; Einem wiedergebohrnen Menſchen iſt nirgends woͤhler, als auf Chriſti Grund und Boden, allwo er zu Hauſe iſt, das kommt ihm wenig aus dem Sinn a. Es iſt ihm wind und bang in einer frem- den Lufft, wo er Chriſti Geiſt und Leben nicht fuͤhlet, das iſt ſein Heimat und Aufenthalt. Wer alſo in die unſichtbare Gegne der ſuͤſſen JEſus-Liebe aufgenommen iſt, der hat alles. Die Heerſcha- ren der Heyden ſind ſein b, das ſind die Laͤnder die Fruͤhling haben, alldieweil Canaan unfruchtbar, hart, mit dem Bann geſchlagen; darum iſts gar anſtaͤndig und billich, daß die Braut auf den Ruff ihres Liebſten hinauf ſtehe, und hingehe aus dem Winter-Land in Aſien, Griechen Land ꝛc. allda ſie was zu eſſen findet von denen Fruͤchten der holdſeeligen Liebe.
Das ſiebende Capitel. Beſchluß wie der anmuthige Fruͤhling, und darinnen die Betrachtung des Feigen-Baums und der Wein-Trauben die Braut zu JEſu zu gehen antreiben ſolle.
§. 1. Der Feigen Baum hat ſeine Feigen-Gewuͤrtz. Da iſt lau-Der Fei- genbaum ter Suͤßigkeit, Anmuth, Lieblichkeit, Fried waͤhet den Glaͤubigen an mit balſamiſchen Geru[c]h; Zu Zeiten Salomonis ſaſſe ein jeder unter ſeinem Feigen-Baum [und] Wein-Stock, wovon ſie in dem heiſ- ſen Morgen-Land ſchattechte Gehaͤlde hatten bey ihren Haͤuſeren. O erwuͤnſchtes Land! deſſen Miſſethat weggenommen am Tag da JEſus am Creutz getoͤdtet war, hier ladet einer den andern mit Freuden unter den paradieſiſchen Wein-Stock und Feigen-Baum c.
§. 2. Die Tugenden der Chriſten moͤgen wohl den Feigen gleichenbildet ab die Chri- ſten-Tu- genden. die auf einem Baum wachſen, der durchaus bitter an Blaͤtteren, Safft, Rinden, und ein herbe Wurtzel hat; Alſo beliebt es GOtt aus vielen bitteren Creutz-Proben, Anfechtung, die Honig-ſuͤſſe Fruͤch- te des H. Geiſtes aus den Glaͤubigen heraus zu ziehen, es geſchicht aber erſt nach langwuͤrigem Gebetts-Kampff und Truͤbſaals-Hitz,
daß
aHebr. XII. 22. 24. Pſ. CXXXVII. 5. 6.
bPſ. XXIV. 1. Jer. III. 19.
cZach. III. 9. 10.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
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gen, mit angebundenen Briefen, welche ſie richtig nach Hauſe tru-
gen; Einem wiedergebohrnen Menſchen iſt nirgends woͤhler, als auf
Chriſti Grund und Boden, allwo er zu Hauſe iſt, das kommt ihm
wenig aus dem Sinn a. Es iſt ihm wind und bang in einer frem-
den Lufft, wo er Chriſti Geiſt und Leben nicht fuͤhlet, das iſt ſein
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ſuͤſſen JEſus-Liebe aufgenommen iſt, der hat alles. Die Heerſcha-
ren der Heyden ſind ſein b, das ſind die Laͤnder die Fruͤhling haben,
alldieweil Canaan unfruchtbar, hart, mit dem Bann geſchlagen;
darum iſts gar anſtaͤndig und billich, daß die Braut auf den Ruff
ihres Liebſten hinauf ſtehe, und hingehe aus dem Winter-Land in
Aſien, Griechen Land ꝛc. allda ſie was zu eſſen findet von denen
Fruͤchten der holdſeeligen Liebe.
Das ſiebende Capitel.
Beſchluß wie der anmuthige Fruͤhling, und darinnen die Betrachtung
des Feigen-Baums und der Wein-Trauben die Braut zu JEſu zu gehen
antreiben ſolle.
§. 1. Der Feigen Baum hat ſeine Feigen-Gewuͤrtz. Da iſt lau-
ter Suͤßigkeit, Anmuth, Lieblichkeit, Fried waͤhet den Glaͤubigen
an mit balſamiſchen Geruch; Zu Zeiten Salomonis ſaſſe ein jeder
unter ſeinem Feigen-Baum und Wein-Stock, wovon ſie in dem heiſ-
ſen Morgen-Land ſchattechte Gehaͤlde hatten bey ihren Haͤuſeren.
O erwuͤnſchtes Land! deſſen Miſſethat weggenommen am Tag da
JEſus am Creutz getoͤdtet war, hier ladet einer den andern mit
Freuden unter den paradieſiſchen Wein-Stock und Feigen-Baum c.
Der Fei-
genbaum
§. 2. Die Tugenden der Chriſten moͤgen wohl den Feigen gleichen
die auf einem Baum wachſen, der durchaus bitter an Blaͤtteren,
Safft, Rinden, und ein herbe Wurtzel hat; Alſo beliebt es GOtt
aus vielen bitteren Creutz-Proben, Anfechtung, die Honig-ſuͤſſe Fruͤch-
te des H. Geiſtes aus den Glaͤubigen heraus zu ziehen, es geſchicht
aber erſt nach langwuͤrigem Gebetts-Kampff und Truͤbſaals-Hitz,
daß
bildet ab
die Chri-
ſten-Tu-
genden.
a Hebr. XII. 22. 24. Pſ. CXXXVII. 5. 6.
b Pſ. XXIV. 1. Jer. III. 19.
c Zach. III. 9. 10.
S s 2
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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