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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.

§. 11. Hier wiederhohlet nun JEsus und sagt zum anderenmahlWider-
holte Er-
munte-
rung JE-
su an seine
Braut.

obige Worte der Braut vorzustellen, wie ernst es ihme seye und wie
veste er bey sich beschlossen habe auf den Sardischen Winter den an-
muthigen Philadelphischen Frühling herbey zu bringen in grossen und
gewaltigen Bekehrungen, welche die Braut durch unabläßig Gebett
von GOtt erhalten aus Liebe zu des Bräutigams Herrlichkeit und
vollständigem Vergnügen; Jetz achtets JESUS billich zu seyn, sie
zu erinneren, daß sie den Augenschein selbsten einnehme, wie reich-
lich ihre Bitt erhört und sie ihres Wunsches gewähret seye in dem
währender Zeit ihres geistlichen Sabbaths- und Seelen-Ruh in
Christi Armuth sich auf Erden alles so mächtig geänderet und das
zum Steinhauffen gemachte Jerusalem zugerichtet worden zum Lob
auf Erden; JEsus ermunteret sie den Schmuck GOttes zu besichti-
gen im Lande, wie doch das wüste, dürre Gefilde so schön blühe wie
eine Rose, ja wie alles frölich hupfe und jauchtze, daß es der Mühe
werth seye hinzugehen und diese Gnaden-Wunder mit Erstaunen an-
zusehen; jetz seye die Zeit einmahl herbey gekommen, die Früchte der
in geheim mit JEsu gepflogenen Freundschafft und der durch den
Umgang mit ihm erlangten Schönheit einzuernden: Hieher möchten
sich einiger massen schicken die Wort. Mein Sohn/ du bist alle-
zeit bey mir; Und alles/ was mein ist, das ist dein; Du sollt frö-
lich seyn und dich freuen/ daß dein Bruder tod gewesen/ und ist
wieder lebendig worden
a. Es scheinet, die Braut habe sich nicht
so bald können drein schicken, und seye ihr die Sach als wie ein
Traum vorkommen, dannenher sie ligen geblieben und noch einmahl
von JEsu rege gemacht werden müssen, wie es zugehet mit denen,
die nur halb erwachet sind. GOtt wird erfüllen die Begierd seiner
Außerwehlten, die Tag und Nacht zu ihm ruffen. Doch wann der
Sohn des Menschen kommen wird/ wird er auch Glauben finden
auf Erden?
Fragt JEsus b. Gleichwohl straffet sie JEsus nicht,
sondern tractiret sie immerfort als seine Freundin, seine Schöne.
Also freundlich vertragt der leutseelige HErr den Unverstand und
Grobheit seiner hertzliebsten Kinder; Gewinnet und durchsüsset unse-
ren herben Eigensinn mit lauter Sanfftmuth und Demuth. Ach wie
gut bist du süsser JESU! daß dich unser störrig unbändig Verhalten

nicht
a Luc. VX. 31. 32.
b Luc. XVIII. 8.
T t 2
Der geiſtliche Fruͤhling.

§. 11. Hier wiederhohlet nun JEſus und ſagt zum anderenmahlWider-
holte Er-
munte-
rung JE-
ſu an ſeine
Braut.

obige Worte der Braut vorzuſtellen, wie ernſt es ihme ſeye und wie
veſte er bey ſich beſchloſſen habe auf den Sardiſchen Winter den an-
muthigen Philadelphiſchen Fruͤhling herbey zu bringen in groſſen und
gewaltigen Bekehrungen, welche die Braut durch unablaͤßig Gebett
von GOtt erhalten aus Liebe zu des Braͤutigams Herrlichkeit und
vollſtaͤndigem Vergnuͤgen; Jetz achtets JESUS billich zu ſeyn, ſie
zu erinneren, daß ſie den Augenſchein ſelbſten einnehme, wie reich-
lich ihre Bitt erhoͤrt und ſie ihres Wunſches gewaͤhret ſeye in dem
waͤhrender Zeit ihres geiſtlichen Sabbaths- und Seelen-Ruh in
Chriſti Armuth ſich auf Erden alles ſo maͤchtig geaͤnderet und das
zum Steinhauffen gemachte Jeruſalem zugerichtet worden zum Lob
auf Erden; JEſus ermunteret ſie den Schmuck GOttes zu beſichti-
gen im Lande, wie doch das wuͤſte, duͤrre Gefilde ſo ſchoͤn bluͤhe wie
eine Roſe, ja wie alles froͤlich hupfe und jauchtze, daß es der Muͤhe
werth ſeye hinzugehen und dieſe Gnaden-Wunder mit Erſtaunen an-
zuſehen; jetz ſeye die Zeit einmahl herbey gekommen, die Fruͤchte der
in geheim mit JEſu gepflogenen Freundſchafft und der durch den
Umgang mit ihm erlangten Schoͤnheit einzuernden: Hieher moͤchten
ſich einiger maſſen ſchicken die Wort. Mein Sohn/ du biſt alle-
zeit bey mir; Und alles/ was mein iſt, das iſt dein; Du ſollt froͤ-
lich ſeyn und dich freuen/ daß dein Bruder tod geweſen/ und iſt
wieder lebendig worden
a. Es ſcheinet, die Braut habe ſich nicht
ſo bald koͤnnen drein ſchicken, und ſeye ihr die Sach als wie ein
Traum vorkommen, dannenher ſie ligen geblieben und noch einmahl
von JEſu rege gemacht werden muͤſſen, wie es zugehet mit denen,
die nur halb erwachet ſind. GOtt wird erfuͤllen die Begierd ſeiner
Außerwehlten, die Tag und Nacht zu ihm ruffen. Doch wann der
Sohn des Menſchen kommen wird/ wird er auch Glauben finden
auf Erden?
Fragt JEſus b. Gleichwohl ſtraffet ſie JEſus nicht,
ſondern tractiret ſie immerfort als ſeine Freundin, ſeine Schoͤne.
Alſo freundlich vertragt der leutſeelige HErr den Unverſtand und
Grobheit ſeiner hertzliebſten Kinder; Gewinnet und durchſuͤſſet unſe-
ren herben Eigenſinn mit lauter Sanfftmuth und Demuth. Ach wie
gut biſt du ſuͤſſer JESU! daß dich unſer ſtoͤrrig unbaͤndig Verhalten

nicht
a Luc. VX. 31. 32.
b Luc. XVIII. 8.
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[331/0427] Der geiſtliche Fruͤhling. §. 11. Hier wiederhohlet nun JEſus und ſagt zum anderenmahl obige Worte der Braut vorzuſtellen, wie ernſt es ihme ſeye und wie veſte er bey ſich beſchloſſen habe auf den Sardiſchen Winter den an- muthigen Philadelphiſchen Fruͤhling herbey zu bringen in groſſen und gewaltigen Bekehrungen, welche die Braut durch unablaͤßig Gebett von GOtt erhalten aus Liebe zu des Braͤutigams Herrlichkeit und vollſtaͤndigem Vergnuͤgen; Jetz achtets JESUS billich zu ſeyn, ſie zu erinneren, daß ſie den Augenſchein ſelbſten einnehme, wie reich- lich ihre Bitt erhoͤrt und ſie ihres Wunſches gewaͤhret ſeye in dem waͤhrender Zeit ihres geiſtlichen Sabbaths- und Seelen-Ruh in Chriſti Armuth ſich auf Erden alles ſo maͤchtig geaͤnderet und das zum Steinhauffen gemachte Jeruſalem zugerichtet worden zum Lob auf Erden; JEſus ermunteret ſie den Schmuck GOttes zu beſichti- gen im Lande, wie doch das wuͤſte, duͤrre Gefilde ſo ſchoͤn bluͤhe wie eine Roſe, ja wie alles froͤlich hupfe und jauchtze, daß es der Muͤhe werth ſeye hinzugehen und dieſe Gnaden-Wunder mit Erſtaunen an- zuſehen; jetz ſeye die Zeit einmahl herbey gekommen, die Fruͤchte der in geheim mit JEſu gepflogenen Freundſchafft und der durch den Umgang mit ihm erlangten Schoͤnheit einzuernden: Hieher moͤchten ſich einiger maſſen ſchicken die Wort. Mein Sohn/ du biſt alle- zeit bey mir; Und alles/ was mein iſt, das iſt dein; Du ſollt froͤ- lich ſeyn und dich freuen/ daß dein Bruder tod geweſen/ und iſt wieder lebendig worden a. Es ſcheinet, die Braut habe ſich nicht ſo bald koͤnnen drein ſchicken, und ſeye ihr die Sach als wie ein Traum vorkommen, dannenher ſie ligen geblieben und noch einmahl von JEſu rege gemacht werden muͤſſen, wie es zugehet mit denen, die nur halb erwachet ſind. GOtt wird erfuͤllen die Begierd ſeiner Außerwehlten, die Tag und Nacht zu ihm ruffen. Doch wann der Sohn des Menſchen kommen wird/ wird er auch Glauben finden auf Erden? Fragt JEſus b. Gleichwohl ſtraffet ſie JEſus nicht, ſondern tractiret ſie immerfort als ſeine Freundin, ſeine Schoͤne. Alſo freundlich vertragt der leutſeelige HErr den Unverſtand und Grobheit ſeiner hertzliebſten Kinder; Gewinnet und durchſuͤſſet unſe- ren herben Eigenſinn mit lauter Sanfftmuth und Demuth. Ach wie gut biſt du ſuͤſſer JESU! daß dich unſer ſtoͤrrig unbaͤndig Verhalten nicht Wider- holte Er- munte- rung JE- ſu an ſeine Braut. a Luc. VX. 31. 32. b Luc. XVIII. 8. T t 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/427>, abgerufen am 22.11.2024.