sonderbahren Klang zu besingen, die holde Nachtigall ein so kleines Vögelein füllt durch ihren Wunder-Schall die grösten Wälder, ein Federchen, ein singend Nichts, ein blosser Klang, ein Thon, Le- ben, Gesang mit Haut umgeben; Aber wo sind die Menschen, die zwar sehr klein, gering und veracht, aber voll GOttes, voll Glaubens und Heiligen Geistes seyen; daß Städte, Länder und Reiche davon gerührt würden, von ihrer durchdringenden Lehre.
§. 3. O welch ein Lehrreich Buch ist doch die Natur, wie vielesDaß das Buch der Natur ein lehrrei- ches Buch seye, zeiget unter an- derem, wäre hier zu sagen von so vieler Blumen Gestalt, Figur, Farbe Kräff- ten und Geruch, und was dadurch im Gnaden-Reich abgeschildert werde, da wohl ein jeder sein Gemähld in dieser jener Blumen, oder in vielen zusammen in diesem Unkraut oder in vielen miteinander sein Gemähld finden würde; Was wäre nicht zu schreiben von so man- cherley Art Vögel, ihrem Gesang, Gefider, Speiß, Flug, Zu- fällen; wie viele Geheinmüssen stellen sie vor, von den Seelen als dem Geflügel der unsichtbaren Welt; nicht zu reden von der geistli- chen Wald-Taube, welche nur so lang vor den Jägeren und Hab- bicht gesichert ist, als sie in den Felß-Ritzen bleibt, gleichfalls, so lang unser Seel sich in JEsu Wunden verbirgt, mag sie von de- nen Versuchungs-Schüssen nicht tödtlich verletzt werden; sie hat auch gar nicht nöthig auszufliegen, weilen sie alle Fülle im Hertzen JEsu findet. Christall-helle Brünnlein des H. Geistes, Gnaden-Körner, das geistliche Leben zu stärcken.
§. 4. Wir wollen nur ein Wörtlein melden von der Nachtigalldie Nach- tigall: Gleichwie sie von dem Hauch der Schlan- gen. und ihrem erbärmlichen, traurwürdigen Ausgang, sie sitzt etwa in einem Gebüsche oder auf den Zweigen eines Baums, quintillieret da aufs künstlichste und hält sich etwas zu lang alldorten auf, unvermerckt kommt ein hungerige Schlang daher geschlichen und zeucht mit ih- rem starcken gifftigen Hauch das Sing-Vögelein hinunter, daß es winselt, fläderet aber mit allem seinem Zapplen sich der greulichen magischen Gewalt nicht erwehren kan, sondern immer weiter hinun- ter muß, biß es der Schlang vors Maul kommt und von ihr gefres- sen wird:
§. 5. Ach wie viele jämmerliche Exempel hats nicht, welche wiralso wird auch offt ein er- leuchteter Christ mit Bluts-Zähren nicht genug beweinen können von theuren See- len, derer jubilierender Glaubens-Klang viele Hertzen ermunteret und zu eben dergleichen Freuden-Gesängen angefrischet in dem ihre
selbst,
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Der geiſtliche Fruͤhling.
ſonderbahren Klang zu beſingen, die holde Nachtigall ein ſo kleines Voͤgelein fuͤllt durch ihren Wunder-Schall die groͤſten Waͤlder, ein Federchen, ein ſingend Nichts, ein bloſſer Klang, ein Thon, Le- ben, Geſang mit Haut umgeben; Aber wo ſind die Menſchen, die zwar ſehr klein, gering und veracht, aber voll GOttes, voll Glaubens und Heiligen Geiſtes ſeyen; daß Staͤdte, Laͤnder und Reiche davon geruͤhrt wuͤrden, von ihrer durchdringenden Lehre.
§. 3. O welch ein Lehrreich Buch iſt doch die Natur, wie vielesDaß das Buch der Natur ein lehrrei- ches Buch ſeye, zeiget unter an- derem, waͤre hier zu ſagen von ſo vieler Blumen Geſtalt, Figur, Farbe Kraͤff- ten und Geruch, und was dadurch im Gnaden-Reich abgeſchildert werde, da wohl ein jeder ſein Gemaͤhld in dieſer jener Blumen, oder in vielen zuſammen in dieſem Unkraut oder in vielen miteinander ſein Gemaͤhld finden wuͤrde; Was waͤre nicht zu ſchreiben von ſo man- cherley Art Voͤgel, ihrem Geſang, Gefider, Speiß, Flug, Zu- faͤllen; wie viele Geheinmuͤſſen ſtellen ſie vor, von den Seelen als dem Gefluͤgel der unſichtbaren Welt; nicht zu reden von der geiſtli- chen Wald-Taube, welche nur ſo lang vor den Jaͤgeren und Hab- bicht geſichert iſt, als ſie in den Felß-Ritzen bleibt, gleichfalls, ſo lang unſer Seel ſich in JEſu Wunden verbirgt, mag ſie von de- nen Verſuchungs-Schuͤſſen nicht toͤdtlich verletzt werden; ſie hat auch gar nicht noͤthig auszufliegen, weilen ſie alle Fuͤlle im Hertzen JEſu findet. Chriſtall-helle Bruͤnnlein des H. Geiſtes, Gnaden-Koͤrner, das geiſtliche Leben zu ſtaͤrcken.
§. 4. Wir wollen nur ein Woͤrtlein melden von der Nachtigalldie Nach- tigall: Gleichwie ſie von dem Hauch der Schlan- gen. und ihrem erbaͤrmlichen, traurwuͤrdigen Ausgang, ſie ſitzt etwa in einem Gebuͤſche oder auf den Zweigen eines Baums, quintillieret da aufs kuͤnſtlichſte und haͤlt ſich etwas zu lang alldorten auf, unvermerckt kommt ein hungerige Schlang daher geſchlichen und zeucht mit ih- rem ſtarcken gifftigen Hauch das Sing-Voͤgelein hinunter, daß es winſelt, flaͤderet aber mit allem ſeinem Zapplen ſich der greulichen magiſchen Gewalt nicht erwehren kan, ſondern immer weiter hinun- ter muß, biß es der Schlang vors Maul kommt und von ihr gefreſ- ſen wird:
§. 5. Ach wie viele jaͤmmerliche Exempel hats nicht, welche wiralſo wird auch offt ein er- leuchteter Chriſt mit Bluts-Zaͤhren nicht genug beweinen koͤnnen von theuren See- len, derer jubilierender Glaubens-Klang viele Hertzen ermunteret und zu eben dergleichen Freuden-Geſaͤngen angefriſchet in dem ihre
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Der geiſtliche Fruͤhling.
ſonderbahren Klang zu beſingen, die holde Nachtigall ein ſo kleines
Voͤgelein fuͤllt durch ihren Wunder-Schall die groͤſten Waͤlder, ein
Federchen, ein ſingend Nichts, ein bloſſer Klang, ein Thon, Le-
ben, Geſang mit Haut umgeben; Aber wo ſind die Menſchen,
die zwar ſehr klein, gering und veracht, aber voll GOttes, voll
Glaubens und Heiligen Geiſtes ſeyen; daß Staͤdte, Laͤnder und
Reiche davon geruͤhrt wuͤrden, von ihrer durchdringenden Lehre.
§. 3. O welch ein Lehrreich Buch iſt doch die Natur, wie vieles
waͤre hier zu ſagen von ſo vieler Blumen Geſtalt, Figur, Farbe Kraͤff-
ten und Geruch, und was dadurch im Gnaden-Reich abgeſchildert
werde, da wohl ein jeder ſein Gemaͤhld in dieſer jener Blumen, oder
in vielen zuſammen in dieſem Unkraut oder in vielen miteinander ſein
Gemaͤhld finden wuͤrde; Was waͤre nicht zu ſchreiben von ſo man-
cherley Art Voͤgel, ihrem Geſang, Gefider, Speiß, Flug, Zu-
faͤllen; wie viele Geheinmuͤſſen ſtellen ſie vor, von den Seelen als
dem Gefluͤgel der unſichtbaren Welt; nicht zu reden von der geiſtli-
chen Wald-Taube, welche nur ſo lang vor den Jaͤgeren und Hab-
bicht geſichert iſt, als ſie in den Felß-Ritzen bleibt, gleichfalls, ſo
lang unſer Seel ſich in JEſu Wunden verbirgt, mag ſie von de-
nen Verſuchungs-Schuͤſſen nicht toͤdtlich verletzt werden; ſie hat auch
gar nicht noͤthig auszufliegen, weilen ſie alle Fuͤlle im Hertzen JEſu
findet. Chriſtall-helle Bruͤnnlein des H. Geiſtes, Gnaden-Koͤrner,
das geiſtliche Leben zu ſtaͤrcken.
Daß das
Buch der
Natur ein
lehrrei-
ches Buch
ſeye, zeiget
unter an-
derem,
§. 4. Wir wollen nur ein Woͤrtlein melden von der Nachtigall
und ihrem erbaͤrmlichen, traurwuͤrdigen Ausgang, ſie ſitzt etwa in
einem Gebuͤſche oder auf den Zweigen eines Baums, quintillieret da
aufs kuͤnſtlichſte und haͤlt ſich etwas zu lang alldorten auf, unvermerckt
kommt ein hungerige Schlang daher geſchlichen und zeucht mit ih-
rem ſtarcken gifftigen Hauch das Sing-Voͤgelein hinunter, daß es
winſelt, flaͤderet aber mit allem ſeinem Zapplen ſich der greulichen
magiſchen Gewalt nicht erwehren kan, ſondern immer weiter hinun-
ter muß, biß es der Schlang vors Maul kommt und von ihr gefreſ-
ſen wird:
die Nach-
tigall:
Gleichwie
ſie von
dem Hauch
der
Schlan-
gen.
§. 5. Ach wie viele jaͤmmerliche Exempel hats nicht, welche wir
mit Bluts-Zaͤhren nicht genug beweinen koͤnnen von theuren See-
len, derer jubilierender Glaubens-Klang viele Hertzen ermunteret
und zu eben dergleichen Freuden-Geſaͤngen angefriſchet in dem ihre
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leuchteter
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/459>, abgerufen am 25.11.2024.
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