Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht,
ehret, so daß er gar zerrinnet in Empfindung seiner äussersten Ar-
muth und Unvermögens, sich auch nur ein wenig anzustellen, als ob
er auch ein wenig erkanntlich seyn wollte; Aber es ist doch alles nichts
gegen einem so grossen GOtt, Er bleibt wohl zeitlich und ewig der
reiche Geber, und wir die arme Nehmere.

Zu deme, so schwebet mir Christi Majestät vor den Augen meines
Glaubens, und wann einem anderen sollte gezeigt werden was ich
sehe, ich glaube er würde nicht so kaltsinnig seyn können wie ich noch
leyder bin. Wann JEsus erscheinen wird in den Wolcken des
Himmels, mit grosser Krafft und Herrlichkeit, da wird sich wohl
keine Seel verwunderen, warum einige von denen, die ihn etwas
wenigs gekennet haben, ihm in seiner Kirch ohne irrdischen Sold ha-
ben dienen wollen; Jst doch kaum ein sterblicher König, der nicht ei-
nige Volontaires oder Freywillige in seiner Armee habe, welche auf
eigenem Kosten dem Läger folgen, und auf den Feind angehen;
Sollte dann JEsus, welcher ein HErr ist über alles, nicht gleich-
falls gantz willige Trouppen haben am Tag seines Heer-Zugs in H.
Schmuck. Psal 110, 3.

Gewiß, alles was ein von GOtt geliebter und so theur ranzionier-
ter Mensch für seinen GOtt thut, kommt ihm alles gar zu gering
und schlecht vor; Er siehet schon vorher aller Menschen Werck und
Gaben vor seiner Majestät wie der Schnee vor der Sonnen zer-
schmeltzen. Jst hiemit diß mein Verhalten nicht ein mahl währt,
daß man die geringste Aufmerckung darüber mache.

Die zwey-
te ist her-
genom-
men aus
dem Zweck
den er ge-
suchet,

§. 3. 2. Niemand kan ihm etwas nehmen, es seye ihm dann von
oben herab gegeben. GOtt hatte in vieler Einwohneren Hertzen ei-
ne Begierde erwecket, mich weiters zu hören; Jn mir hingegen hat
Er einen brennenden Liebes-Trieb und innige Hertzens-Neigung ge-
würcket, mich gantz für ihr Heil zu verzehren, und alles darbey mit
Freuden zu erdulden, damit sie nur die Seeligkeit und ewige Herr-
lichkeit ererben. Wie hätte ich nun näher zu meinem Zweck kommen
können, sie zur seeligen Nachfolg Christi und einem Evangelischen
Leben zu reitzen? als mit großmüthiger Verschmähung alles dessen,
was die arme Seelen unter der Obrigkeit der Finsternuß gefangen
hält, wo sie sich nicht immer aufs neu von allen denen Banden loß reis-
sen, und in der Tüchtigkeit zum Himmlischen Adlers-Flug bewah-
ren lassen; Also daß dieses ja wohl mehr, unter der Mitwürckung

des

Vorbericht,
ehret, ſo daß er gar zerrinnet in Empfindung ſeiner aͤuſſerſten Ar-
muth und Unvermoͤgens, ſich auch nur ein wenig anzuſtellen, als ob
er auch ein wenig erkanntlich ſeyn wollte; Aber es iſt doch alles nichts
gegen einem ſo groſſen GOtt, Er bleibt wohl zeitlich und ewig der
reiche Geber, und wir die arme Nehmere.

Zu deme, ſo ſchwebet mir Chriſti Majeſtaͤt vor den Augen meines
Glaubens, und wann einem anderen ſollte gezeigt werden was ich
ſehe, ich glaube er wuͤrde nicht ſo kaltſinnig ſeyn koͤnnen wie ich noch
leyder bin. Wann JEſus erſcheinen wird in den Wolcken des
Himmels, mit groſſer Krafft und Herrlichkeit, da wird ſich wohl
keine Seel verwunderen, warum einige von denen, die ihn etwas
wenigs gekennet haben, ihm in ſeiner Kirch ohne irrdiſchen Sold ha-
ben dienen wollen; Jſt doch kaum ein ſterblicher Koͤnig, der nicht ei-
nige Volontaires oder Freywillige in ſeiner Armee habe, welche auf
eigenem Koſten dem Laͤger folgen, und auf den Feind angehen;
Sollte dann JEſus, welcher ein HErr iſt uͤber alles, nicht gleich-
falls gantz willige Trouppen haben am Tag ſeines Heer-Zugs in H.
Schmuck. Pſal 110, 3.

Gewiß, alles was ein von GOtt geliebter und ſo theur ranzionier-
ter Menſch fuͤr ſeinen GOtt thut, kommt ihm alles gar zu gering
und ſchlecht vor; Er ſiehet ſchon vorher aller Menſchen Werck und
Gaben vor ſeiner Majeſtaͤt wie der Schnee vor der Sonnen zer-
ſchmeltzen. Jſt hiemit diß mein Verhalten nicht ein mahl waͤhrt,
daß man die geringſte Aufmerckung daruͤber mache.

Die zwey-
te iſt her-
genom-
men aus
dem Zweck
den er ge-
ſuchet,

§. 3. 2. Niemand kan ihm etwas nehmen, es ſeye ihm dann von
oben herab gegeben. GOtt hatte in vieler Einwohneren Hertzen ei-
ne Begierde erwecket, mich weiters zu hoͤren; Jn mir hingegen hat
Er einen brennenden Liebes-Trieb und innige Hertzens-Neigung ge-
wuͤrcket, mich gantz fuͤr ihr Heil zu verzehren, und alles darbey mit
Freuden zu erdulden, damit ſie nur die Seeligkeit und ewige Herr-
lichkeit ererben. Wie haͤtte ich nun naͤher zu meinem Zweck kommen
koͤnnen, ſie zur ſeeligen Nachfolg Chriſti und einem Evangeliſchen
Leben zu reitzen? als mit großmuͤthiger Verſchmaͤhung alles deſſen,
was die arme Seelen unter der Obrigkeit der Finſternuß gefangen
haͤlt, wo ſie ſich nicht immer aufs neu von allen denen Banden loß reiſ-
ſen, und in der Tuͤchtigkeit zum Himmliſchen Adlers-Flug bewah-
ren laſſen; Alſo daß dieſes ja wohl mehr, unter der Mitwuͤrckung

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0490" n="394"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht,</hi></fw><lb/>
ehret, &#x017F;o daß er gar zerrinnet in Empfindung &#x017F;einer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ar-<lb/>
muth und Unvermo&#x0364;gens, &#x017F;ich auch nur ein wenig anzu&#x017F;tellen, als ob<lb/>
er auch ein wenig erkanntlich &#x017F;eyn wollte; Aber es i&#x017F;t doch alles nichts<lb/>
gegen einem &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en GOtt, Er bleibt wohl zeitlich und ewig der<lb/>
reiche Geber, und wir die arme Nehmere.</p><lb/>
          <p>Zu deme, &#x017F;o &#x017F;chwebet mir Chri&#x017F;ti Maje&#x017F;ta&#x0364;t vor den Augen meines<lb/>
Glaubens, und wann einem anderen &#x017F;ollte gezeigt werden was ich<lb/>
&#x017F;ehe, ich glaube er wu&#x0364;rde nicht &#x017F;o kalt&#x017F;innig &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen wie ich noch<lb/>
leyder bin. Wann JE&#x017F;us er&#x017F;cheinen wird in den Wolcken des<lb/>
Himmels, mit gro&#x017F;&#x017F;er Krafft und Herrlichkeit, da wird &#x017F;ich wohl<lb/>
keine Seel verwunderen, warum einige von denen, die ihn etwas<lb/>
wenigs gekennet haben, ihm in &#x017F;einer Kirch ohne irrdi&#x017F;chen Sold ha-<lb/>
ben dienen wollen; J&#x017F;t doch kaum ein &#x017F;terblicher Ko&#x0364;nig, der nicht ei-<lb/>
nige <hi rendition="#aq">Volontaires</hi> oder Freywillige in &#x017F;einer Armee habe, welche auf<lb/>
eigenem Ko&#x017F;ten dem La&#x0364;ger folgen, und auf den Feind angehen;<lb/>
Sollte dann JE&#x017F;us, welcher ein HErr i&#x017F;t u&#x0364;ber alles, nicht gleich-<lb/>
falls gantz willige Trouppen haben am Tag &#x017F;eines Heer-Zugs in H.<lb/>
Schmuck. P&#x017F;al 110, 3.</p><lb/>
          <p>Gewiß, alles was ein von GOtt geliebter und &#x017F;o theur ranzionier-<lb/>
ter Men&#x017F;ch fu&#x0364;r &#x017F;einen GOtt thut, kommt ihm alles gar zu gering<lb/>
und &#x017F;chlecht vor; Er &#x017F;iehet &#x017F;chon vorher aller Men&#x017F;chen Werck und<lb/>
Gaben vor &#x017F;einer Maje&#x017F;ta&#x0364;t wie der Schnee vor der Sonnen zer-<lb/>
&#x017F;chmeltzen. J&#x017F;t hiemit diß mein Verhalten nicht ein mahl wa&#x0364;hrt,<lb/>
daß man die gering&#x017F;te Aufmerckung daru&#x0364;ber mache.</p><lb/>
          <note place="left">Die zwey-<lb/>
te i&#x017F;t her-<lb/>
genom-<lb/>
men aus<lb/>
dem Zweck<lb/>
den er ge-<lb/>
&#x017F;uchet,</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. 2. Niemand kan ihm etwas nehmen, es &#x017F;eye ihm dann von<lb/>
oben herab gegeben. GOtt hatte in vieler Einwohneren Hertzen ei-<lb/>
ne Begierde erwecket, mich weiters zu ho&#x0364;ren; Jn mir hingegen hat<lb/>
Er einen brennenden Liebes-Trieb und innige Hertzens-Neigung ge-<lb/>
wu&#x0364;rcket, mich gantz fu&#x0364;r ihr Heil zu verzehren, und alles darbey mit<lb/>
Freuden zu erdulden, damit &#x017F;ie nur die Seeligkeit und ewige Herr-<lb/>
lichkeit ererben. Wie ha&#x0364;tte ich nun na&#x0364;her zu meinem Zweck kommen<lb/>
ko&#x0364;nnen, &#x017F;ie zur &#x017F;eeligen Nachfolg Chri&#x017F;ti und einem Evangeli&#x017F;chen<lb/>
Leben zu reitzen? als mit großmu&#x0364;thiger Ver&#x017F;chma&#x0364;hung alles de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was die arme Seelen unter der Obrigkeit der Fin&#x017F;ternuß gefangen<lb/>
ha&#x0364;lt, wo &#x017F;ie &#x017F;ich nicht immer aufs neu von allen denen Banden loß rei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und in der Tu&#x0364;chtigkeit zum Himmli&#x017F;chen Adlers-Flug bewah-<lb/>
ren la&#x017F;&#x017F;en; Al&#x017F;o daß die&#x017F;es ja wohl mehr, unter der Mitwu&#x0364;rckung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0490] Vorbericht, ehret, ſo daß er gar zerrinnet in Empfindung ſeiner aͤuſſerſten Ar- muth und Unvermoͤgens, ſich auch nur ein wenig anzuſtellen, als ob er auch ein wenig erkanntlich ſeyn wollte; Aber es iſt doch alles nichts gegen einem ſo groſſen GOtt, Er bleibt wohl zeitlich und ewig der reiche Geber, und wir die arme Nehmere. Zu deme, ſo ſchwebet mir Chriſti Majeſtaͤt vor den Augen meines Glaubens, und wann einem anderen ſollte gezeigt werden was ich ſehe, ich glaube er wuͤrde nicht ſo kaltſinnig ſeyn koͤnnen wie ich noch leyder bin. Wann JEſus erſcheinen wird in den Wolcken des Himmels, mit groſſer Krafft und Herrlichkeit, da wird ſich wohl keine Seel verwunderen, warum einige von denen, die ihn etwas wenigs gekennet haben, ihm in ſeiner Kirch ohne irrdiſchen Sold ha- ben dienen wollen; Jſt doch kaum ein ſterblicher Koͤnig, der nicht ei- nige Volontaires oder Freywillige in ſeiner Armee habe, welche auf eigenem Koſten dem Laͤger folgen, und auf den Feind angehen; Sollte dann JEſus, welcher ein HErr iſt uͤber alles, nicht gleich- falls gantz willige Trouppen haben am Tag ſeines Heer-Zugs in H. Schmuck. Pſal 110, 3. Gewiß, alles was ein von GOtt geliebter und ſo theur ranzionier- ter Menſch fuͤr ſeinen GOtt thut, kommt ihm alles gar zu gering und ſchlecht vor; Er ſiehet ſchon vorher aller Menſchen Werck und Gaben vor ſeiner Majeſtaͤt wie der Schnee vor der Sonnen zer- ſchmeltzen. Jſt hiemit diß mein Verhalten nicht ein mahl waͤhrt, daß man die geringſte Aufmerckung daruͤber mache. §. 3. 2. Niemand kan ihm etwas nehmen, es ſeye ihm dann von oben herab gegeben. GOtt hatte in vieler Einwohneren Hertzen ei- ne Begierde erwecket, mich weiters zu hoͤren; Jn mir hingegen hat Er einen brennenden Liebes-Trieb und innige Hertzens-Neigung ge- wuͤrcket, mich gantz fuͤr ihr Heil zu verzehren, und alles darbey mit Freuden zu erdulden, damit ſie nur die Seeligkeit und ewige Herr- lichkeit ererben. Wie haͤtte ich nun naͤher zu meinem Zweck kommen koͤnnen, ſie zur ſeeligen Nachfolg Chriſti und einem Evangeliſchen Leben zu reitzen? als mit großmuͤthiger Verſchmaͤhung alles deſſen, was die arme Seelen unter der Obrigkeit der Finſternuß gefangen haͤlt, wo ſie ſich nicht immer aufs neu von allen denen Banden loß reiſ- ſen, und in der Tuͤchtigkeit zum Himmliſchen Adlers-Flug bewah- ren laſſen; Alſo daß dieſes ja wohl mehr, unter der Mitwuͤrckung des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/490
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/490>, abgerufen am 25.11.2024.