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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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an den Leser.
des H. Geistes, zu vieler Anführung zu einem Himmlischen Wandel
beygetragen hätte, als wann ich in zehen Jahren dreyßig tausend Pfund
vorgespahrt, und nach dem höchsten Rang gesehnet hätte; Nachdem
die Absicht ist, nachdeme braucht man auch Mittel.

§. 4. 3. Damit aber niemand von mir halte, als wäre ich gantzDie dritte
gibt zu er-
kennen,
daß unin-
tereßiert
er geschie-
nen so
grossen
Nutzen
habe er da-
bey gesu-
chet.

unintereßirt, so will ich zeigen, daß meinen eigenen Nutzen noch mehr
als viele andere gesucht habe.

Dann 1. halte ichs vor einen unvergleichlichen Nutzen, von Sünden
gereiniget zu werden; und ich finde auf Erden nichts erwünschters.

Hierzu nun dienet der stete Umgang mit GOtt ungemein viel;
Und zu diesem hätte mich nicht nur die Heyls-Begierd so vieler From-
men in dieser Stadt unabläßig angetrieben; Sondern die Liebe Chri-
sti zu so mancher theuren Seele, (sie seye mir bekandt oder unbe-
kandt,) hätte eben um ihres Heyls willen ihnen zum besten, meinen
Verstand mit seinen himmlischen Gnaden-Einflüssen täglich erleuch-
tet, geheiliget, beseeliget, und folglich würde sich die Lebens-Quell,
um der edlen Pflantzen willen, welche GOtt alldorten hat, stets er-
gossen haben: Dann gleichwie wann viel lauteres Wasser durch ei-
nen Tünckel laufft, wird er davon nur reiner, da er sonst vermode-
ret: Eben also gehet es auch im geistlichen zu, wer andere wässeret,
wird dardurch selbst geträncket und gesäuberet; Und wo es also zu-
gehet mit Gebett und Fürbitt, da gebeut der HErr dem Seegen
und Leben in Ewigkeit.

Jst dann das nicht ein herrlich Einkommen? nicht nur Fronfa-
sten, sondern alle Tag, Brod des Lebens, verborgen Manna, reif-
fe Früchten des H. Geistes an Christi Tisch essen, und vom himm-
lischen Freuden-Wein trincken, und den Seegen derjenigen immer-
dar im inwendigen fühlen, an denen GOtt einen braucht zum Werck-
zeug seiner Gnaden? ich möchte im Pfrund-Rodul die Blätter um-
werffen so lang ich wollte, so würde ich keine so fürtrefliche und fette
Pension finden, sonsten wollte ich schon längsten gantz flehentlich da-
rum angehalten haben; Kein Plaisir, kein Kayser-Cron und Schätz
in Asien seynd damit zu vergleichen; Es ist nicht auszusprechen,
was nur die Hoffnung der künfftigen Zusammenkunfft im himmli-
schen Jerusalem für ein ungläubliches Frolocken im Geist erwecke.

Zwar es ist nicht zu läugnen, daß Satan, der uns spinnen-gram,
diese herrliche Freud wohl weißt zu mäßigen, ja offt gantz zu verde-

cken
D d d 2

an den Leſer.
des H. Geiſtes, zu vieler Anfuͤhrung zu einem Himmliſchen Wandel
beygetragen haͤtte, als wann ich in zehen Jahren dreyßig tauſend Pfund
vorgeſpahrt, und nach dem hoͤchſten Rang geſehnet haͤtte; Nachdem
die Abſicht iſt, nachdeme braucht man auch Mittel.

§. 4. 3. Damit aber niemand von mir halte, als waͤre ich gantzDie dritte
gibt zu er-
kennen,
daß unin-
tereßiert
er geſchie-
nen ſo
groſſen
Nutzen
habe er da-
bey geſu-
chet.

unintereßirt, ſo will ich zeigen, daß meinen eigenen Nutzen noch mehr
als viele andere geſucht habe.

Dann 1. halte ichs vor einen unvergleichlichen Nutzen, von Suͤnden
gereiniget zu werden; und ich finde auf Erden nichts erwuͤnſchters.

Hierzu nun dienet der ſtete Umgang mit GOtt ungemein viel;
Und zu dieſem haͤtte mich nicht nur die Heyls-Begierd ſo vieler From-
men in dieſer Stadt unablaͤßig angetrieben; Sondern die Liebe Chri-
ſti zu ſo mancher theuren Seele, (ſie ſeye mir bekandt oder unbe-
kandt,) haͤtte eben um ihres Heyls willen ihnen zum beſten, meinen
Verſtand mit ſeinen himmliſchen Gnaden-Einfluͤſſen taͤglich erleuch-
tet, geheiliget, beſeeliget, und folglich wuͤrde ſich die Lebens-Quell,
um der edlen Pflantzen willen, welche GOtt alldorten hat, ſtets er-
goſſen haben: Dann gleichwie wann viel lauteres Waſſer durch ei-
nen Tuͤnckel laufft, wird er davon nur reiner, da er ſonſt vermode-
ret: Eben alſo gehet es auch im geiſtlichen zu, wer andere waͤſſeret,
wird dardurch ſelbſt getraͤncket und geſaͤuberet; Und wo es alſo zu-
gehet mit Gebett und Fuͤrbitt, da gebeut der HErr dem Seegen
und Leben in Ewigkeit.

Jſt dann das nicht ein herrlich Einkommen? nicht nur Fronfa-
ſten, ſondern alle Tag, Brod des Lebens, verborgen Manna, reif-
fe Fruͤchten des H. Geiſtes an Chriſti Tiſch eſſen, und vom himm-
liſchen Freuden-Wein trincken, und den Seegen derjenigen immer-
dar im inwendigen fuͤhlen, an denen GOtt einen braucht zum Werck-
zeug ſeiner Gnaden? ich moͤchte im Pfrund-Rodul die Blaͤtter um-
werffen ſo lang ich wollte, ſo wuͤrde ich keine ſo fuͤrtrefliche und fette
Penſion finden, ſonſten wollte ich ſchon laͤngſten gantz flehentlich da-
rum angehalten haben; Kein Plaiſir, kein Kayſer-Cron und Schaͤtz
in Aſien ſeynd damit zu vergleichen; Es iſt nicht auszuſprechen,
was nur die Hoffnung der kuͤnfftigen Zuſammenkunfft im himmli-
ſchen Jeruſalem fuͤr ein unglaͤubliches Frolocken im Geiſt erwecke.

Zwar es iſt nicht zu laͤugnen, daß Satan, der uns ſpinnen-gram,
dieſe herrliche Freud wohl weißt zu maͤßigen, ja offt gantz zu verde-

cken
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[395/0491] an den Leſer. des H. Geiſtes, zu vieler Anfuͤhrung zu einem Himmliſchen Wandel beygetragen haͤtte, als wann ich in zehen Jahren dreyßig tauſend Pfund vorgeſpahrt, und nach dem hoͤchſten Rang geſehnet haͤtte; Nachdem die Abſicht iſt, nachdeme braucht man auch Mittel. §. 4. 3. Damit aber niemand von mir halte, als waͤre ich gantz unintereßirt, ſo will ich zeigen, daß meinen eigenen Nutzen noch mehr als viele andere geſucht habe. Die dritte gibt zu er- kennen, daß unin- tereßiert er geſchie- nen ſo groſſen Nutzen habe er da- bey geſu- chet. Dann 1. halte ichs vor einen unvergleichlichen Nutzen, von Suͤnden gereiniget zu werden; und ich finde auf Erden nichts erwuͤnſchters. Hierzu nun dienet der ſtete Umgang mit GOtt ungemein viel; Und zu dieſem haͤtte mich nicht nur die Heyls-Begierd ſo vieler From- men in dieſer Stadt unablaͤßig angetrieben; Sondern die Liebe Chri- ſti zu ſo mancher theuren Seele, (ſie ſeye mir bekandt oder unbe- kandt,) haͤtte eben um ihres Heyls willen ihnen zum beſten, meinen Verſtand mit ſeinen himmliſchen Gnaden-Einfluͤſſen taͤglich erleuch- tet, geheiliget, beſeeliget, und folglich wuͤrde ſich die Lebens-Quell, um der edlen Pflantzen willen, welche GOtt alldorten hat, ſtets er- goſſen haben: Dann gleichwie wann viel lauteres Waſſer durch ei- nen Tuͤnckel laufft, wird er davon nur reiner, da er ſonſt vermode- ret: Eben alſo gehet es auch im geiſtlichen zu, wer andere waͤſſeret, wird dardurch ſelbſt getraͤncket und geſaͤuberet; Und wo es alſo zu- gehet mit Gebett und Fuͤrbitt, da gebeut der HErr dem Seegen und Leben in Ewigkeit. Jſt dann das nicht ein herrlich Einkommen? nicht nur Fronfa- ſten, ſondern alle Tag, Brod des Lebens, verborgen Manna, reif- fe Fruͤchten des H. Geiſtes an Chriſti Tiſch eſſen, und vom himm- liſchen Freuden-Wein trincken, und den Seegen derjenigen immer- dar im inwendigen fuͤhlen, an denen GOtt einen braucht zum Werck- zeug ſeiner Gnaden? ich moͤchte im Pfrund-Rodul die Blaͤtter um- werffen ſo lang ich wollte, ſo wuͤrde ich keine ſo fuͤrtrefliche und fette Penſion finden, ſonſten wollte ich ſchon laͤngſten gantz flehentlich da- rum angehalten haben; Kein Plaiſir, kein Kayſer-Cron und Schaͤtz in Aſien ſeynd damit zu vergleichen; Es iſt nicht auszuſprechen, was nur die Hoffnung der kuͤnfftigen Zuſammenkunfft im himmli- ſchen Jeruſalem fuͤr ein unglaͤubliches Frolocken im Geiſt erwecke. Zwar es iſt nicht zu laͤugnen, daß Satan, der uns ſpinnen-gram, dieſe herrliche Freud wohl weißt zu maͤßigen, ja offt gantz zu verde- cken D d d 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/491>, abgerufen am 25.11.2024.