Jch will kein Creutz, ist die Stimme des Antichristen, ich sitz und bin eine Königin, und werde keine Wittwe seyn/ und Leyd werde ich nicht sehena; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird für und für keine Noth habenb. Hingegen, laßt uns zu JEsu hinaus gehen ausser dem Lager/ und seine Schmach tragenc/ ist die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann JEsus entgegen, und spricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durstig seyd/ kommet her zum Wasser/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt her/ kauffet und esset/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um- sonst/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein Brod ist, und euer Arbeit/ da ihr nicht satt werden könnt? Höret mir doch zu/ und esset das Gute/ so wird euere Seele in Wollust fett werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ so wird auere Seele lebend: Nun dann so komme du auch, was suchest du an- derstwo, habe ich dir nicht was köstlichers versprochen, als die gantze Welt werth ist, nemlich geistliche, ewig-blühende Seelen-Freuden, welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem Creutz und Drangsalem genossen und geschmecket werden, dann den Frommen gehet das Licht auf im Finsternüß von dem Gnädigen/ Barmhertzigen und Gerechtene. Darauf dann sagt eine ihrem JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmlischer Bräutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg, ach ziehe mich, mein JESU nach dir, so lauffe ich!
und zwar in Gethse- mane selb- sten.
§. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEsu an den Oelberg, son- dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthäus sagt zu Anfang unserer Text-Worten: Da kam JEsus mit ihnen zu einem Hof/ welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je- rusalem gehörend, welches genannt wurde Gethsemane oder Oel-Kel- ter, welcher ohne Zweiffel deswegen diesen. Nahmen hatte, weilen man in demselben die auf dem Oelberg gewachsene Oliven auf der in demselben sich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;
Sonsten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten und neuen Reiß-Beschreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele- genheit dieser gantzen Gegend, und der Lustbarkeit derselben, wegen denen sich daselbst befindenden. Spatziergängen und Alleen, zwischen
denen
aApoc. XVIII. 7.
bPs. X. 6.
cHebr. XIII. 13.
dEsai. LV. 1. 3.
ePs. CXII. 4.
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
Jch will kein Creutz, iſt die Stimme des Antichriſten, ich ſitz und bin eine Koͤnigin, und werde keine Wittwe ſeyn/ und Leyd werde ich nicht ſehena; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird fuͤr und fuͤr keine Noth habenb. Hingegen, laßt uns zu JEſu hinaus gehen auſſer dem Lager/ und ſeine Schmach tragenc/ iſt die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann JEſus entgegen, und ſpricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durſtig ſeyd/ kommet her zum Waſſer/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt her/ kauffet und eſſet/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um- ſonſt/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein Brod iſt, und euer Arbeit/ da ihr nicht ſatt werden koͤnnt? Hoͤret mir doch zu/ und eſſet das Gute/ ſo wird euere Seele in Wolluſt fett werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ ſo wird auere Seele lebend: Nun dann ſo komme du auch, was ſucheſt du an- derſtwo, habe ich dir nicht was koͤſtlichers verſprochen, als die gantze Welt werth iſt, nemlich geiſtliche, ewig-bluͤhende Seelen-Freuden, welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem Creutz und Drangſalem genoſſen und geſchmecket werden, dann den Frommen gehet das Licht auf im Finſternuͤß von dem Gnaͤdigen/ Barmhertzigen und Gerechtene. Darauf dann ſagt eine ihrem JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmliſcher Braͤutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg, ach ziehe mich, mein JESU nach dir, ſo lauffe ich!
und zwar in Gethſe- mane ſelb- ſten.
§. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEſu an den Oelberg, ſon- dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthaͤus ſagt zu Anfang unſerer Text-Worten: Da kam JEſus mit ihnen zu einem Hof/ welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je- ruſalem gehoͤrend, welches genannt wurde Gethſemane oder Oel-Kel- ter, welcher ohne Zweiffel deswegen dieſen. Nahmen hatte, weilen man in demſelben die auf dem Oelberg gewachſene Oliven auf der in demſelben ſich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;
Sonſten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten und neuen Reiß-Beſchreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele- genheit dieſer gantzen Gegend, und der Luſtbarkeit derſelben, wegen denen ſich daſelbſt befindenden. Spatziergaͤngen und Alleen, zwiſchen
denen
aApoc. XVIII. 7.
bPſ. X. 6.
cHebr. XIII. 13.
dEſai. LV. 1. 3.
ePſ. CXII. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0500"n="404"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die unter der Kelter des Zorns GOttes</hi></fw><lb/><p>Jch will kein Creutz, iſt die Stimme des Antichriſten, <hirendition="#fr">ich ſitz<lb/>
und bin eine Koͤnigin, und werde keine Wittwe ſeyn/ und Leyd<lb/>
werde ich nicht ſehen</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Apoc. XVIII.</hi> 7.</note>; <hirendition="#fr">Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird<lb/>
fuͤr und fuͤr keine Noth haben</hi><noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Pſ. X.</hi> 6.</note>. Hingegen, <hirendition="#fr">laßt uns zu JEſu<lb/>
hinaus gehen auſſer dem Lager/ und ſeine Schmach tragen</hi><noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Hebr. XIII.</hi> 13.</note>/ iſt<lb/>
die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann<lb/>
JEſus entgegen, und ſpricht zu ihm: <hirendition="#fr">Wohlan/ alle die ihr durſtig<lb/>ſeyd/ kommet her zum Waſſer/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt<lb/>
her/ kauffet und eſſet/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um-<lb/>ſonſt/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein<lb/>
Brod iſt, und euer Arbeit/ da ihr nicht ſatt werden koͤnnt? Hoͤret<lb/>
mir doch zu/ und eſſet das Gute/ ſo wird euere Seele in Wolluſt fett<lb/>
werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ ſo wird<lb/>
auere Seele leben</hi><noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Eſai. LV.</hi> 1. 3.</note>: Nun dann ſo komme du auch, was ſucheſt du an-<lb/>
derſtwo, habe ich dir nicht was koͤſtlichers verſprochen, als die gantze<lb/>
Welt werth iſt, nemlich geiſtliche, ewig-bluͤhende Seelen-Freuden,<lb/>
welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem<lb/>
Creutz und Drangſalem genoſſen und geſchmecket werden, <hirendition="#fr">dann den<lb/>
Frommen gehet das Licht auf im Finſternuͤß von dem Gnaͤdigen/<lb/>
Barmhertzigen und Gerechten</hi><noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Pſ. CXII.</hi> 4.</note>. Darauf dann ſagt eine ihrem<lb/>
JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmliſcher<lb/>
Braͤutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg,<lb/>
ach ziehe mich, mein JESU nach dir, ſo lauffe ich!</p><lb/><noteplace="left">und zwar<lb/>
in Gethſe-<lb/>
mane ſelb-<lb/>ſten.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEſu an den Oelberg, ſon-<lb/>
dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthaͤus ſagt zu Anfang<lb/>
unſerer Text-Worten: <hirendition="#fr">Da kam JEſus mit ihnen zu einem Hof/</hi><lb/>
welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je-<lb/>
ruſalem gehoͤrend, welches genannt wurde Gethſemane oder Oel-Kel-<lb/>
ter, welcher ohne Zweiffel deswegen dieſen. Nahmen hatte, weilen<lb/>
man in demſelben die auf dem Oelberg gewachſene Oliven auf der<lb/>
in demſelben ſich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;</p><lb/><p>Sonſten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten<lb/>
und neuen Reiß-Beſchreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele-<lb/>
genheit dieſer gantzen Gegend, und der Luſtbarkeit derſelben, wegen<lb/>
denen ſich daſelbſt befindenden. Spatziergaͤngen und Alleen, zwiſchen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">denen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[404/0500]
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
Jch will kein Creutz, iſt die Stimme des Antichriſten, ich ſitz
und bin eine Koͤnigin, und werde keine Wittwe ſeyn/ und Leyd
werde ich nicht ſehen a; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird
fuͤr und fuͤr keine Noth haben b. Hingegen, laßt uns zu JEſu
hinaus gehen auſſer dem Lager/ und ſeine Schmach tragen c/ iſt
die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann
JEſus entgegen, und ſpricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durſtig
ſeyd/ kommet her zum Waſſer/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt
her/ kauffet und eſſet/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um-
ſonſt/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein
Brod iſt, und euer Arbeit/ da ihr nicht ſatt werden koͤnnt? Hoͤret
mir doch zu/ und eſſet das Gute/ ſo wird euere Seele in Wolluſt fett
werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ ſo wird
auere Seele leben d: Nun dann ſo komme du auch, was ſucheſt du an-
derſtwo, habe ich dir nicht was koͤſtlichers verſprochen, als die gantze
Welt werth iſt, nemlich geiſtliche, ewig-bluͤhende Seelen-Freuden,
welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem
Creutz und Drangſalem genoſſen und geſchmecket werden, dann den
Frommen gehet das Licht auf im Finſternuͤß von dem Gnaͤdigen/
Barmhertzigen und Gerechten e. Darauf dann ſagt eine ihrem
JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmliſcher
Braͤutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg,
ach ziehe mich, mein JESU nach dir, ſo lauffe ich!
§. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEſu an den Oelberg, ſon-
dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthaͤus ſagt zu Anfang
unſerer Text-Worten: Da kam JEſus mit ihnen zu einem Hof/
welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je-
ruſalem gehoͤrend, welches genannt wurde Gethſemane oder Oel-Kel-
ter, welcher ohne Zweiffel deswegen dieſen. Nahmen hatte, weilen
man in demſelben die auf dem Oelberg gewachſene Oliven auf der
in demſelben ſich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;
Sonſten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten
und neuen Reiß-Beſchreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele-
genheit dieſer gantzen Gegend, und der Luſtbarkeit derſelben, wegen
denen ſich daſelbſt befindenden. Spatziergaͤngen und Alleen, zwiſchen
denen
a Apoc. XVIII. 7.
b Pſ. X. 6.
c Hebr. XIII. 13.
d Eſai. LV. 1. 3.
e Pſ. CXII. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/500>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.