§. 9. Das Oel-Thal ware der von Ewigkeit her bestimmte Zu-in das Oel-Thal. sammenkunffts-Ort, da unser Sünden-Bürg die vollkommene Summ unserer Rantzion sollte anfangen zu entrichten, allwo sich auch unsere Schuld-Forderer mit einfanden, nehmlich GOttes Gerechtigkeit, Sünd, Tod, Teuffel und deren Beyständer das Gesetz, um bey JEsu die von uns gemachte Blut-Schulden einzuziehen; Und siehe! Er saumte sich nicht eine Minuten auf diesem so erschröcklichen Kampf- Platz sich einzufinden, sondern eylete, damit er ja nicht zu späth kom- me, sondern der erste auf dem Ort seyn möchte;
§. 10. Mercke hierbey, JESU Bereitwilligkeit und grosse Liebewillig aus Liebe, gegen uns; Er kan schier der Zeit nicht erwarten, sonderen gehet hin an sein Leyden;
§. 11. Und siehe! wir drähen und wehren uns so lang zu JESUzu unserer Beschä- mung. zu gehen, der doch der holdreichste Sammel-Platz ist, da GOTT und der Sünder zusammen kommen; GOTT mit allen seinen Schä- tzen seines Reichs und Heil. Geistes, welcher alle seine Verheissun- gen durch und in JEsu erfüllet, und Erleuchtung, Rechtfertigung, samt der Heiligung mitbringet; Der Sünder mit aller seiner Ar- muth, Blindheit, Sündenschuld, Gewissens-Wunden, Seelen- Flecken, Angst und Forcht. Jn JEsu findet der Sünder GOtt, JEsus ist der Felß, und GOTT ist auf dem Felsen, und läßt dem Sünder die Ström seiner Weißheit, Wahrheit, Gnad und ewi- gen Lebens zufliessen; JEsus ist der grosse Canal dadurch der aller- ärmste und elendeste Sünder eine stäte gemeinschafftliche Mittheilung und Vertraulichkeit des höchsten Guts geniessen kan.
§. 12. Glaubest du das o Mensch? Ey wie kans dann seyn, daßVermah- nung, al- les um JEsu wil- len zu ver- lassen, und ihme zu folgen, du nicht aus Verlangen nach JEsu alles hassest, verlassest, dich von deinen Gedancken als förchterlichen Gespensteren abkehrest, JEsu aller Orten nachlauffest, dich von seinem unpartheyischen Liecht zu sättigen; und das um so viel mehr, weilen alle Traurigkeit und Ge- fahr von Satans Nachstellungen und Abwesenheit JEsu herkommt; Ey so gehe dann hinaus mit JEsu aus Jerusalem, weiche weiche/ ziehe aus von dannen/ und rühre kein Unreines an, gehe aus von ihr/ reinige dich/ der du des HErren Geräth tragesta.
Jch
aEsai. LII. 11.
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liegende Wein-Trauben.
§. 9. Das Oel-Thal ware der von Ewigkeit her beſtimmte Zu-in das Oel-Thal. ſammenkunffts-Ort, da unſer Suͤnden-Buͤrg die vollkommene Sum̃ unſerer Rantzion ſollte anfangen zu entrichten, allwo ſich auch unſere Schuld-Forderer mit einfanden, nehmlich GOttes Gerechtigkeit, Suͤnd, Tod, Teuffel und deren Beyſtaͤnder das Geſetz, um bey JEſu die von uns gemachte Blut-Schulden einzuziehen; Und ſiehe! Er ſaumte ſich nicht eine Minuten auf dieſem ſo erſchroͤcklichen Kampf- Platz ſich einzufinden, ſondern eylete, damit er ja nicht zu ſpaͤth kom- me, ſondern der erſte auf dem Ort ſeyn moͤchte;
§. 10. Mercke hierbey, JESU Bereitwilligkeit und groſſe Liebewillig aus Liebe, gegen uns; Er kan ſchier der Zeit nicht erwarten, ſonderen gehet hin an ſein Leyden;
§. 11. Und ſiehe! wir draͤhen und wehren uns ſo lang zu JESUzu unſerer Beſchaͤ- mung. zu gehen, der doch der holdreichſte Sammel-Platz iſt, da GOTT und der Suͤnder zuſammen kommen; GOTT mit allen ſeinen Schaͤ- tzen ſeines Reichs und Heil. Geiſtes, welcher alle ſeine Verheiſſun- gen durch und in JEſu erfuͤllet, und Erleuchtung, Rechtfertigung, ſamt der Heiligung mitbringet; Der Suͤnder mit aller ſeiner Ar- muth, Blindheit, Suͤndenſchuld, Gewiſſens-Wunden, Seelen- Flecken, Angſt und Forcht. Jn JEſu findet der Suͤnder GOtt, JEſus iſt der Felß, und GOTT iſt auf dem Felſen, und laͤßt dem Suͤnder die Stroͤm ſeiner Weißheit, Wahrheit, Gnad und ewi- gen Lebens zuflieſſen; JEſus iſt der groſſe Canal dadurch der aller- aͤrmſte und elendeſte Suͤnder eine ſtaͤte gemeinſchafftliche Mittheilung und Vertraulichkeit des hoͤchſten Guts genieſſen kan.
§. 12. Glaubeſt du das o Menſch? Ey wie kans dann ſeyn, daßVermah- nung, al- les um JEſu wil- len zu ver- laſſen, und ihme zu folgen, du nicht aus Verlangen nach JEſu alles haſſeſt, verlaſſeſt, dich von deinen Gedancken als foͤrchterlichen Geſpenſteren abkehreſt, JEſu aller Orten nachlauffeſt, dich von ſeinem unpartheyiſchen Liecht zu ſaͤttigen; und das um ſo viel mehr, weilen alle Traurigkeit und Ge- fahr von Satans Nachſtellungen und Abweſenheit JEſu herkommt; Ey ſo gehe dann hinaus mit JEſu aus Jeruſalem, weiche weiche/ ziehe aus von dannen/ und ruͤhre kein Unreines an, gehe aus von ihr/ reinige dich/ der du des HErren Geraͤth trageſta.
Jch
aEſai. LII. 11.
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liegende Wein-Trauben.
§. 9. Das Oel-Thal ware der von Ewigkeit her beſtimmte Zu-
ſammenkunffts-Ort, da unſer Suͤnden-Buͤrg die vollkommene Sum̃
unſerer Rantzion ſollte anfangen zu entrichten, allwo ſich auch unſere
Schuld-Forderer mit einfanden, nehmlich GOttes Gerechtigkeit,
Suͤnd, Tod, Teuffel und deren Beyſtaͤnder das Geſetz, um bey
JEſu die von uns gemachte Blut-Schulden einzuziehen; Und ſiehe!
Er ſaumte ſich nicht eine Minuten auf dieſem ſo erſchroͤcklichen Kampf-
Platz ſich einzufinden, ſondern eylete, damit er ja nicht zu ſpaͤth kom-
me, ſondern der erſte auf dem Ort ſeyn moͤchte;
in das
Oel-Thal.
§. 10. Mercke hierbey, JESU Bereitwilligkeit und groſſe Liebe
gegen uns; Er kan ſchier der Zeit nicht erwarten, ſonderen gehet
hin an ſein Leyden;
willig aus
Liebe,
§. 11. Und ſiehe! wir draͤhen und wehren uns ſo lang zu JESU
zu gehen, der doch der holdreichſte Sammel-Platz iſt, da GOTT
und der Suͤnder zuſammen kommen; GOTT mit allen ſeinen Schaͤ-
tzen ſeines Reichs und Heil. Geiſtes, welcher alle ſeine Verheiſſun-
gen durch und in JEſu erfuͤllet, und Erleuchtung, Rechtfertigung,
ſamt der Heiligung mitbringet; Der Suͤnder mit aller ſeiner Ar-
muth, Blindheit, Suͤndenſchuld, Gewiſſens-Wunden, Seelen-
Flecken, Angſt und Forcht. Jn JEſu findet der Suͤnder GOtt,
JEſus iſt der Felß, und GOTT iſt auf dem Felſen, und laͤßt dem
Suͤnder die Stroͤm ſeiner Weißheit, Wahrheit, Gnad und ewi-
gen Lebens zuflieſſen; JEſus iſt der groſſe Canal dadurch der aller-
aͤrmſte und elendeſte Suͤnder eine ſtaͤte gemeinſchafftliche Mittheilung
und Vertraulichkeit des hoͤchſten Guts genieſſen kan.
zu unſerer
Beſchaͤ-
mung.
§. 12. Glaubeſt du das o Menſch? Ey wie kans dann ſeyn, daß
du nicht aus Verlangen nach JEſu alles haſſeſt, verlaſſeſt, dich von
deinen Gedancken als foͤrchterlichen Geſpenſteren abkehreſt, JEſu
aller Orten nachlauffeſt, dich von ſeinem unpartheyiſchen Liecht zu
ſaͤttigen; und das um ſo viel mehr, weilen alle Traurigkeit und Ge-
fahr von Satans Nachſtellungen und Abweſenheit JEſu herkommt;
Ey ſo gehe dann hinaus mit JEſu aus Jeruſalem, weiche weiche/
ziehe aus von dannen/ und ruͤhre kein Unreines an, gehe aus von ihr/
reinige dich/ der du des HErren Geraͤth trageſt a.
Vermah-
nung, al-
les um
JEſu wil-
len zu ver-
laſſen, und
ihme zu
folgen,
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a Eſai. LII. 11.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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