§. 4. Es lasse sichs doch ein jeglicher tieff in sein Hertz hinein sincken, was jetzt bald von dem, um unserer Sünden willen zitterenden, und mit dem Satan ringenden JEsu soll gesagt werden, damit ihme die Welt erleidet, der alte Mensch gecreutziget, die Sünde getöd- tet, ein so theurer JEsus mit Ernst geliebet, und durch diese Liebe alle Bitterkeiten versüsset, alles Leyden angenehm gemacht, und auch der Tod selber in willig- und freudigstem Gehorsam angenommen werde. Amen.
Allgemei- ne Ein- theilung des gan- tzen Ley- dens JE- su. Einthei- lung des Textes.
§. 5. Wann wir die gantze Histoxi des Leydens Christi verständiglich fassen wollen, müssen wir auf drey Haupt-Puncten Achtung geben: 1. Was er gelitten am Oelberg. 2. Was in der Stadt Jerusa- lem. 3. Was an der Schädelstadt.
§. 6. An dem Oelberg hat JEsus gelitten, Erstlich innerlich an seiner Seelen, und dann Zweytens an seinem Leib, da er als ein Ubelthäter gebunden und gefangen worden; Das innere Seelen-Leyden wird uns beschrieben in dem vorgeschriebnen Text, welcher vorstellt:
1. Die Ankunfft des HErren JESU an den Oelberg.
2. Die Zubereitung, die der HERR zu seinem Leyden gemacht.
3. Das Seelen-Leyden an und für sich selbsten.
4. Sein Verhalten in demselben, und der Aufmunterung an seine schläfferige Jünger.
JESUS gieng,
§. 7. 1. Nachdeme der liebste JEsus am Donnerstag Abends das H. Nachtmahl eingesetzet, gieng er aus der Stadt Jerusalem, und hielt unterwegs eine herrliche Valet-Predigt an seine Jünger, darinnen er sie mit seinem Hingang, und ihrem darauf erfolgendem Leyden erschreckte, und in grosse Angst und Trauren setzte; beyneben aber tröstete mit der verheissenen Sendung des H. Geistes vom Vatter a.
nachdeme die Stund seines Ley- dens ge- kommen,
§. 8. Als er nun wußte daß die von Ewigkeit her bestimmte Stunde kommen war, daß er nach dem allerheiligsten und liebvolle- sten Rath des Vatters sollte geschlachtet werden für die Sünden der Welt, da gieng er von feuriger Liebe getrieben, den Willen seines Vatters zu vollenden, und uns Verdammten und Verlohrenen ein unverwelcklich Paradieß der Seligkeit zu eröffnen, da, sag ich, gieng er seinem Leyden entgegen an den Oelberg, und in das unten an dem- selben sich befindende Thal.
§. 9.
aJoh. XVI. 5-7.
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
Kurtze Er- mahnung.
§. 4. Es laſſe ſichs doch ein jeglicher tieff in ſein Hertz hinein ſincken, was jetzt bald von dem, um unſerer Suͤnden willen zitterenden, und mit dem Satan ringenden JEſu ſoll geſagt werden, damit ihme die Welt erleidet, der alte Menſch gecreutziget, die Suͤnde getoͤd- tet, ein ſo theurer JEſus mit Ernſt geliebet, und durch dieſe Liebe alle Bitterkeiten verſuͤſſet, alles Leyden angenehm gemacht, und auch der Tod ſelber in willig- und freudigſtem Gehorſam angenommen werde. Amen.
Allgemei- ne Ein- theilung des gan- tzen Ley- dens JE- ſu. Einthei- lung des Textes.
§. 5. Wann wir die gantze Hiſtoxi des Leydens Chriſti verſtaͤndiglich faſſen wollen, muͤſſen wir auf drey Haupt-Puncten Achtung geben: 1. Was er gelitten am Oelberg. 2. Was in der Stadt Jeruſa- lem. 3. Was an der Schaͤdelſtadt.
§. 6. An dem Oelberg hat JEſus gelitten, Erſtlich innerlich an ſeiner Seelen, und dann Zweytens an ſeinem Leib, da er als ein Ubelthaͤter gebunden und gefangen worden; Das innere Seelen-Leyden wird uns beſchrieben in dem vorgeſchriebnen Text, welcher vorſtellt:
1. Die Ankunfft des HErren JESU an den Oelberg.
2. Die Zubereitung, die der HERR zu ſeinem Leyden gemacht.
3. Das Seelen-Leyden an und fuͤr ſich ſelbſten.
4. Sein Verhalten in demſelben, und der Aufmunterung an ſeine ſchlaͤfferige Juͤnger.
JESUS gieng,
§. 7. 1. Nachdeme der liebſte JEſus am Donnerſtag Abends das H. Nachtmahl eingeſetzet, gieng er aus der Stadt Jeruſalem, und hielt unterwegs eine herrliche Valet-Predigt an ſeine Juͤnger, darinnen er ſie mit ſeinem Hingang, und ihrem darauf erfolgendem Leyden erſchreckte, und in groſſe Angſt und Trauren ſetzte; beyneben aber troͤſtete mit der verheiſſenen Sendung des H. Geiſtes vom Vatter a.
nachdeme die Stund ſeines Ley- dens ge- kommen,
§. 8. Als er nun wußte daß die von Ewigkeit her beſtimmte Stunde kommen war, daß er nach dem allerheiligſten und liebvolle- ſten Rath des Vatters ſollte geſchlachtet werden fuͤr die Suͤnden der Welt, da gieng er von feuriger Liebe getrieben, den Willen ſeines Vatters zu vollenden, und uns Verdammten und Verlohrenen ein unverwelcklich Paradieß der Seligkeit zu eroͤffnen, da, ſag ich, gieng er ſeinem Leyden entgegen an den Oelberg, und in das unten an dem- ſelben ſich befindende Thal.
§. 9.
aJoh. XVI. 5-7.
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mit dem Satan ringenden JEſu ſoll geſagt werden, damit ihme
die Welt erleidet, der alte Menſch gecreutziget, die Suͤnde getoͤd-
tet, ein ſo theurer JEſus mit Ernſt geliebet, und durch dieſe Liebe
alle Bitterkeiten verſuͤſſet, alles Leyden angenehm gemacht, und auch
der Tod ſelber in willig- und freudigſtem Gehorſam angenommen
werde. Amen.
§. 5. Wann wir die gantze Hiſtoxi des Leydens Chriſti verſtaͤndiglich
faſſen wollen, muͤſſen wir auf drey Haupt-Puncten Achtung geben:
1. Was er gelitten am Oelberg. 2. Was in der Stadt Jeruſa-
lem. 3. Was an der Schaͤdelſtadt.
§. 6. An dem Oelberg hat JEſus gelitten, Erſtlich innerlich an
ſeiner Seelen, und dann Zweytens an ſeinem Leib, da er als ein
Ubelthaͤter gebunden und gefangen worden; Das innere Seelen-Leyden
wird uns beſchrieben in dem vorgeſchriebnen Text, welcher vorſtellt:
1. Die Ankunfft des HErren JESU an den Oelberg.
2. Die Zubereitung, die der HERR zu ſeinem Leyden gemacht.
3. Das Seelen-Leyden an und fuͤr ſich ſelbſten.
4. Sein Verhalten in demſelben, und der Aufmunterung an ſeine
ſchlaͤfferige Juͤnger.
§. 7. 1. Nachdeme der liebſte JEſus am Donnerſtag Abends das H.
Nachtmahl eingeſetzet, gieng er aus der Stadt Jeruſalem, und hielt
unterwegs eine herrliche Valet-Predigt an ſeine Juͤnger, darinnen
er ſie mit ſeinem Hingang, und ihrem darauf erfolgendem Leyden
erſchreckte, und in groſſe Angſt und Trauren ſetzte; beyneben aber
troͤſtete mit der verheiſſenen Sendung des H. Geiſtes vom Vatter a.
§. 8. Als er nun wußte daß die von Ewigkeit her beſtimmte
Stunde kommen war, daß er nach dem allerheiligſten und liebvolle-
ſten Rath des Vatters ſollte geſchlachtet werden fuͤr die Suͤnden der
Welt, da gieng er von feuriger Liebe getrieben, den Willen ſeines
Vatters zu vollenden, und uns Verdammten und Verlohrenen ein
unverwelcklich Paradieß der Seligkeit zu eroͤffnen, da, ſag ich, gieng
er ſeinem Leyden entgegen an den Oelberg, und in das unten an dem-
ſelben ſich befindende Thal.
§. 9.
a Joh. XVI. 5-7.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/498>, abgerufen am 23.11.2024.
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