fleischter und am Creutz schmälichst aufgehenckter Leib zu der Rechten GOttes erhöhet worden über alle Fürstenthum/ Gewalt/ Macht/ Herrschafft/ und alles was genennt mag werden/ nicht allein in dieser Welt/ sondern auch in der zukünfftigen/ da er ihme alles un- ter seine Füsse gethan/ und ihne gesetzt zum Haupt der Gemeine über allesa; Und wie Majestätisch auch der Preiß, und der Danck, und das Lob unsers JEsu in allen seinen Gliederen in ewigem Schall seyn werde, kan die Offenbahrung Johannis nicht genug davon sa- gen:
Die Vor- bereitung zum geist- lichen Kampf ge- schicht durchs Gebett,
§. 4. Mercke hierbey: (1.) Wie du dich zu dem bevorstehenden Leiden und Kampf vorbereiten sollest: Es muß auch bey dir heissen wie bey JEsu: Wartet hier/ biß daß ich dorthin gehe und bette. Das Gebett ist der Schlüssel, mit welchem wir das Rüst-Hauß GOttes eröffnen, um daselbst die Waffen unserer Ritterschafft zu beschauen, und nach Nothdurfft zu ergreiffen; Dann der Mensch ist von Natur gantz Gewehr-loß, wie ein nackendes, erst auf die Welt kommendes Kind, elend, jämmerlich, arm, blind und bloß; er kan und weißt sich nicht zu wehren, wider die Menge seiner starcken und listigen Feinden, und findet auch nirgends genugsame Waffen als bey GOtt in seinem himmlischen Zeughauß; dieses aber eröffnet er nicht einem jeden, sondern nur denen zu ihme in dem Nahmen seines Sohns kom- menden, mit seinem Geist bezeichneten, und ernstlich bettenden See- len; Hingegen die nicht bettende, und mit hoher Einbildung bewaff- nete, lasset er gantz Gewehr-loß liegen, und also plötzlich und unver- sehens von dem Feind zu ihrer grösten Schmach überfallen werden; Darum willt du wie JEsus siegen, und in deinem bevorstehenden Kampf nicht zu schanden werden, so reiß dich mit JEsu weg, und bette.
und zwar in stiller Einsam- keit.
§. 5. (2.) Wie du betten sollest: Du must dich von den Deinigen recht, so zu sagen, abreissen, wie JEsus hier von den Jüngern, d. i. du must dich in die Stille und Einsamkeit begeben, damit du nicht verhinderet werdest; nach dem Befehl JEsu, dem er hier selbsten nachgekommen: wann du bettest, so gehe in dein Kämmerlein,
und
aEph. I. 20-22.
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
fleiſchter und am Creutz ſchmaͤlichſt aufgehenckter Leib zu der Rechten GOttes erhoͤhet worden uͤber alle Fuͤrſtenthum/ Gewalt/ Macht/ Herrſchafft/ und alles was genennt mag werden/ nicht allein in dieſer Welt/ ſondern auch in der zukuͤnfftigen/ da er ihme alles un- ter ſeine Fuͤſſe gethan/ und ihne geſetzt zum Haupt der Gemeine uͤber allesa; Und wie Majeſtaͤtiſch auch der Preiß, und der Danck, und das Lob unſers JEſu in allen ſeinen Gliederen in ewigem Schall ſeyn werde, kan die Offenbahrung Johannis nicht genug davon ſa- gen:
Die Vor- bereitung zum geiſt- lichen Kampf ge- ſchicht durchs Gebett,
§. 4. Mercke hierbey: (1.) Wie du dich zu dem bevorſtehenden Leiden und Kampf vorbereiten ſolleſt: Es muß auch bey dir heiſſen wie bey JEſu: Wartet hier/ biß daß ich dorthin gehe und bette. Das Gebett iſt der Schluͤſſel, mit welchem wir das Ruͤſt-Hauß GOttes eroͤffnen, um daſelbſt die Waffen unſerer Ritterſchafft zu beſchauen, und nach Nothdurfft zu ergreiffen; Dann der Menſch iſt von Natur gantz Gewehr-loß, wie ein nackendes, erſt auf die Welt kommendes Kind, elend, jaͤmmerlich, arm, blind und bloß; er kan und weißt ſich nicht zu wehren, wider die Menge ſeiner ſtarcken und liſtigen Feinden, und findet auch nirgends genugſame Waffen als bey GOtt in ſeinem himmliſchen Zeughauß; dieſes aber eroͤffnet er nicht einem jeden, ſondern nur denen zu ihme in dem Nahmen ſeines Sohns kom- menden, mit ſeinem Geiſt bezeichneten, und ernſtlich bettenden See- len; Hingegen die nicht bettende, und mit hoher Einbildung bewaff- nete, laſſet er gantz Gewehr-loß liegen, und alſo ploͤtzlich und unver- ſehens von dem Feind zu ihrer groͤſten Schmach uͤberfallen werden; Darum willt du wie JEſus ſiegen, und in deinem bevorſtehenden Kampf nicht zu ſchanden werden, ſo reiß dich mit JEſu weg, und bette.
und zwar in ſtiller Einſam- keit.
§. 5. (2.) Wie du betten ſolleſt: Du muſt dich von den Deinigen recht, ſo zu ſagen, abreiſſen, wie JEſus hier von den Juͤngern, d. i. du muſt dich in die Stille und Einſamkeit begeben, damit du nicht verhinderet werdeſt; nach dem Befehl JEſu, dem er hier ſelbſten nachgekommen: wann du betteſt, ſo gehe in dein Kaͤmmerlein,
und
aEph. I. 20-22.
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Die unter der Kelter des Zorns GOttes
fleiſchter und am Creutz ſchmaͤlichſt aufgehenckter Leib zu der Rechten
GOttes erhoͤhet worden uͤber alle Fuͤrſtenthum/ Gewalt/ Macht/
Herrſchafft/ und alles was genennt mag werden/ nicht allein in
dieſer Welt/ ſondern auch in der zukuͤnfftigen/ da er ihme alles un-
ter ſeine Fuͤſſe gethan/ und ihne geſetzt zum Haupt der Gemeine
uͤber alles a; Und wie Majeſtaͤtiſch auch der Preiß, und der Danck,
und das Lob unſers JEſu in allen ſeinen Gliederen in ewigem Schall
ſeyn werde, kan die Offenbahrung Johannis nicht genug davon ſa-
gen:
§. 4. Mercke hierbey: (1.) Wie du dich zu dem bevorſtehenden
Leiden und Kampf vorbereiten ſolleſt: Es muß auch bey dir heiſſen wie
bey JEſu: Wartet hier/ biß daß ich dorthin gehe und bette. Das
Gebett iſt der Schluͤſſel, mit welchem wir das Ruͤſt-Hauß GOttes
eroͤffnen, um daſelbſt die Waffen unſerer Ritterſchafft zu beſchauen,
und nach Nothdurfft zu ergreiffen; Dann der Menſch iſt von Natur
gantz Gewehr-loß, wie ein nackendes, erſt auf die Welt kommendes
Kind, elend, jaͤmmerlich, arm, blind und bloß; er kan und weißt
ſich nicht zu wehren, wider die Menge ſeiner ſtarcken und liſtigen
Feinden, und findet auch nirgends genugſame Waffen als bey GOtt
in ſeinem himmliſchen Zeughauß; dieſes aber eroͤffnet er nicht einem
jeden, ſondern nur denen zu ihme in dem Nahmen ſeines Sohns kom-
menden, mit ſeinem Geiſt bezeichneten, und ernſtlich bettenden See-
len; Hingegen die nicht bettende, und mit hoher Einbildung bewaff-
nete, laſſet er gantz Gewehr-loß liegen, und alſo ploͤtzlich und unver-
ſehens von dem Feind zu ihrer groͤſten Schmach uͤberfallen werden;
Darum willt du wie JEſus ſiegen, und in deinem bevorſtehenden
Kampf nicht zu ſchanden werden, ſo reiß dich mit JEſu weg, und
bette.
§. 5. (2.) Wie du betten ſolleſt: Du muſt dich von den Deinigen
recht, ſo zu ſagen, abreiſſen, wie JEſus hier von den Juͤngern, d.
i. du muſt dich in die Stille und Einſamkeit begeben, damit du nicht
verhinderet werdeſt; nach dem Befehl JEſu, dem er hier ſelbſten
nachgekommen: wann du betteſt, ſo gehe in dein Kaͤmmerlein,
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a Eph. I. 20-22.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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