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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.
und schleuß die Thür zu/ und bette im verborgenen zu deinem Vat-
ter
a; allwo er neben der äusserlichen Thüren und Verwahrung der
äusseren Gesellschafft, auch die Thüren des Hertzens verstehet, daß
wir dasselbe sollen verschliessen vor allen äusseren Vorwürffen, Ge-
dancken, Eitelkeiten, Welt-Händlen, Sorgen, Begierden und
Einfällen, damit wir ja nicht durch dieselbe in der Andacht verstö-
ret, und in dem allersüssesten Gespräch mit GOTT verhinderet wer-
den; und wann sie uns, wie es dann offt geschicht, nicht verlassen
wollten, wir uns gar von ihnen reissen sollen, wie JEsus sich hier
von seinen Jüngeren gerissen.

§. 6. Doch aber müssen wir im Gebett nicht gäntzlichen alleineDoch muß
man mit
sich neh-
men drey
Jünger,

seyn, sondern wie JEsus im Text drey zu uns nehmen; dann so sagt
Matthäus weiters: Und Er nahm zu sich Petrum und die zween
Söhne Zebedäi, welche waren Jacobus und Johannes, wie Marcus
meldet b; Allwo uns Petrus abbilden mag den Glauben, der auf den
Felsen JEsum bauet und trauet; Jacobus kan uns abbilden die Buß,
welche den Schlangen-Kopf beständig untertrittet; Johannes die
Liebe.

§. 7. Diese drey, ich meyne den Glauben, Buß und die Liebe,nehmlich
Glauben,
Buß und
Liebe,

must du in deinem Gebett zu dir nehmen, wann dasselbe vor GOtt
gültig seyn soll; den Glauben must du bey dir haben, dann so sagt
Jacobus: Wer da bittet, der bitte im Glauben und
zweiffle nicht; dann wer da zweifflet, der ist gleich
wie die Meers-Woge, die vom Winde getrieben und
gewehet wird, solcher Mensch gedencke nicht, daß er
etwas von dem HERRN empfahen werde
c. Die
Buß muß bey dir seyn im Gebett, dann der HErr spricht: Wann
ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch
meine Augen von euch, und ob ihr schon viel bettet,
hör ich euch doch nicht, dann eure Hände seynd voll
Blut; waschet euch, reiniget euch, thut euer Böses
Wesen von meinen Augen, lasset ab vom Bösen, ler-

net
a Matth. VI. 6.
b Marc. XIV. 33.
c Jac. I. 6. 7.
F f f 2

liegende Wein-Trauben.
und ſchleuß die Thuͤr zu/ und bette im verborgenen zu deinem Vat-
ter
a; allwo er neben der aͤuſſerlichen Thuͤren und Verwahrung der
aͤuſſeren Geſellſchafft, auch die Thuͤren des Hertzens verſtehet, daß
wir daſſelbe ſollen verſchlieſſen vor allen aͤuſſeren Vorwuͤrffen, Ge-
dancken, Eitelkeiten, Welt-Haͤndlen, Sorgen, Begierden und
Einfaͤllen, damit wir ja nicht durch dieſelbe in der Andacht verſtoͤ-
ret, und in dem allerſuͤſſeſten Geſpraͤch mit GOTT verhinderet wer-
den; und wann ſie uns, wie es dann offt geſchicht, nicht verlaſſen
wollten, wir uns gar von ihnen reiſſen ſollen, wie JEſus ſich hier
von ſeinen Juͤngeren geriſſen.

§. 6. Doch aber muͤſſen wir im Gebett nicht gaͤntzlichen alleineDoch muß
man mit
ſich neh-
men drey
Juͤnger,

ſeyn, ſondern wie JEſus im Text drey zu uns nehmen; dann ſo ſagt
Matthaͤus weiters: Und Er nahm zu ſich Petrum und die zween
Soͤhne Zebedaͤi, welche waren Jacobus und Johannes, wie Marcus
meldet b; Allwo uns Petrus abbilden mag den Glauben, der auf den
Felſen JEſum bauet und trauet; Jacobus kan uns abbilden die Buß,
welche den Schlangen-Kopf beſtaͤndig untertrittet; Johannes die
Liebe.

§. 7. Dieſe drey, ich meyne den Glauben, Buß und die Liebe,nehmlich
Glauben,
Buß und
Liebe,

muſt du in deinem Gebett zu dir nehmen, wann daſſelbe vor GOtt
guͤltig ſeyn ſoll; den Glauben muſt du bey dir haben, dann ſo ſagt
Jacobus: Wer da bittet, der bitte im Glauben und
zweiffle nicht; dann wer da zweifflet, der iſt gleich
wie die Meers-Woge, die vom Winde getrieben und
gewehet wird, ſolcher Menſch gedencke nicht, daß er
etwas von dem HERRN empfahen werde
c. Die
Buß muß bey dir ſeyn im Gebett, dann der HErr ſpricht: Wann
ihr ſchon eure Haͤnde ausbreitet, verberge ich doch
meine Augen von euch, und ob ihr ſchon viel bettet,
hoͤr ich euch doch nicht, dann eure Haͤnde ſeynd voll
Blut; waſchet euch, reiniget euch, thut euer Boͤſes
Weſen von meinen Augen, laſſet ab vom Boͤſen, ler-

net
a Matth. VI. 6.
b Marc. XIV. 33.
c Jac. I. 6. 7.
F f f 2
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[411/0507] liegende Wein-Trauben. und ſchleuß die Thuͤr zu/ und bette im verborgenen zu deinem Vat- ter a; allwo er neben der aͤuſſerlichen Thuͤren und Verwahrung der aͤuſſeren Geſellſchafft, auch die Thuͤren des Hertzens verſtehet, daß wir daſſelbe ſollen verſchlieſſen vor allen aͤuſſeren Vorwuͤrffen, Ge- dancken, Eitelkeiten, Welt-Haͤndlen, Sorgen, Begierden und Einfaͤllen, damit wir ja nicht durch dieſelbe in der Andacht verſtoͤ- ret, und in dem allerſuͤſſeſten Geſpraͤch mit GOTT verhinderet wer- den; und wann ſie uns, wie es dann offt geſchicht, nicht verlaſſen wollten, wir uns gar von ihnen reiſſen ſollen, wie JEſus ſich hier von ſeinen Juͤngeren geriſſen. §. 6. Doch aber muͤſſen wir im Gebett nicht gaͤntzlichen alleine ſeyn, ſondern wie JEſus im Text drey zu uns nehmen; dann ſo ſagt Matthaͤus weiters: Und Er nahm zu ſich Petrum und die zween Soͤhne Zebedaͤi, welche waren Jacobus und Johannes, wie Marcus meldet b; Allwo uns Petrus abbilden mag den Glauben, der auf den Felſen JEſum bauet und trauet; Jacobus kan uns abbilden die Buß, welche den Schlangen-Kopf beſtaͤndig untertrittet; Johannes die Liebe. Doch muß man mit ſich neh- men drey Juͤnger, §. 7. Dieſe drey, ich meyne den Glauben, Buß und die Liebe, muſt du in deinem Gebett zu dir nehmen, wann daſſelbe vor GOtt guͤltig ſeyn ſoll; den Glauben muſt du bey dir haben, dann ſo ſagt Jacobus: Wer da bittet, der bitte im Glauben und zweiffle nicht; dann wer da zweifflet, der iſt gleich wie die Meers-Woge, die vom Winde getrieben und gewehet wird, ſolcher Menſch gedencke nicht, daß er etwas von dem HERRN empfahen werde c. Die Buß muß bey dir ſeyn im Gebett, dann der HErr ſpricht: Wann ihr ſchon eure Haͤnde ausbreitet, verberge ich doch meine Augen von euch, und ob ihr ſchon viel bettet, hoͤr ich euch doch nicht, dann eure Haͤnde ſeynd voll Blut; waſchet euch, reiniget euch, thut euer Boͤſes Weſen von meinen Augen, laſſet ab vom Boͤſen, ler- net nehmlich Glauben, Buß und Liebe, a Matth. VI. 6. b Marc. XIV. 33. c Jac. I. 6. 7. F f f 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/507>, abgerufen am 27.07.2024.