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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
erbetteln, was du dort mit unzehlichen Thränen, Gilffen, Heulen
nimmermehr erlangen kanst. O wohl ein seeliges Geschäfft! wohl ein
herrlicher Krieg und Sieg! hier bey Leibes-Leben durch alle Hornis-
sen und aufpassende Raub-Thiere hindurch fahren, allen Sünden und
Höllen-Klauen entfliehen und alsobald beym Abschied sich in GOttes
Schooß und Heiligthum befinden weit hinauf über alle Fürsten des
Luffts; daran hättest nicht gedacht, wann dich Satans Rotten nicht
mit ihrem Gebrüll daran gemahnt und da hinauf und hinein gejagt
hätten, gelobet sey GOTT!

§. 13. Oder (5.) siehest du nicht, wie die Welt ihr Geschütz undund also
im Kampf
geübter

Kriegs-Rüstung probiert, ehe die Noth kommt, mancher betrogener
Christ achtet sich wohl verwahret auf den Tag der Angst, da er war-
lich nur hinter einer dinnen papiernen Vestung sitzet, welche der Drach
zuletzt mit seinem feurigen Athem wegblaset und die feindliche Truppen
die leichtsinnige Seel hinführen an ihren Ort, das ist der meisten
Christen Looß, denen insgemein nichts gemangelt als eine starcke An-
fechtung und Seelen-Angst. Meinst du deine Kleinodien seyen wohl
verwahret, es kommt aber ein lieber Freund und schlagt mit einem
kleinen Höltzlin ans Schloß, davon es aufspringt, ist dir denn das
nicht ein guter Dienst, dardurch du verwarnet wirst, deine Sachen
besser einzuschliessen. Und wie will ein Soldat gegen dem Feind bestehen,
da es siegen oder sterben gilt, wo er nicht zuvor in Musterungen und
kleinen Scharmützeln wohl geübt worden, die letzte Feld-Schlacht
daran Reich und Cron, Leben und ewige Freyheit hanget, ist offt die
hitzigste, da der Feind sein äusserstes versucht und alle deine Kunst und
Tapferkeit aufbraucht; darum halt es vor keine geringe Wohlthat
GOttes, wenn dich öffters Krieg und Streit überfallt, du siehest eben,
wie du versehen und was du deinem Heerführer Christo abgelernet habest.

§. 14. Ja (6.) da du bey deiner Erweckung und Sinnes-Aenderungund im
Glauben
vester zu
werden.

das Evangelium der Gnade GOttes höretest, schmeckte es dir gar süß
und gabest im Glauben GOtt die Ehre, daß er dir durch seinen Sohn
von Sünde, Tod, Teufel und Hölle geholffen habe, welches gar gut
ist; wie fein, wahrhafftig und Hertz-gründlich du aber solches glaubest,
das muß dich die Erfahrung lehren: deßwegen laßt der HErr das Meer
des Heydenthums wider dich brausen, den Groß-Hansen und kleinen
Nickel wider dich rasen und wüten, alsdann erscheint, wie steiff du
das glaubest, was du so offt gesungen Ps. XXVII 3. Rom. VIII. 31.
Joh. XVI. 33. Matth. XXVIII. 18. Also wann die Sünd als ein er-

grimm-
S s s 3

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
erbetteln, was du dort mit unzehlichen Thraͤnen, Gilffen, Heulen
nimmermehr erlangen kanſt. O wohl ein ſeeliges Geſchaͤfft! wohl ein
herrlicher Krieg und Sieg! hier bey Leibes-Leben durch alle Horniſ-
ſen und aufpaſſende Raub-Thiere hindurch fahren, allen Suͤnden und
Hoͤllen-Klauen entfliehen und alſobald beym Abſchied ſich in GOttes
Schooß und Heiligthum befinden weit hinauf uͤber alle Fuͤrſten des
Luffts; daran haͤtteſt nicht gedacht, wann dich Satans Rotten nicht
mit ihrem Gebruͤll daran gemahnt und da hinauf und hinein gejagt
haͤtten, gelobet ſey GOTT!

§. 13. Oder (5.) ſieheſt du nicht, wie die Welt ihr Geſchuͤtz undund alſo
im Kampf
geuͤbter

Kriegs-Ruͤſtung probiert, ehe die Noth kommt, mancher betrogener
Chriſt achtet ſich wohl verwahret auf den Tag der Angſt, da er war-
lich nur hinter einer dinnen papiernen Veſtung ſitzet, welche der Drach
zuletzt mit ſeinem feurigen Athem wegblaſet und die feindliche Truppen
die leichtſinnige Seel hinfuͤhren an ihren Ort, das iſt der meiſten
Chriſten Looß, denen insgemein nichts gemangelt als eine ſtarcke An-
fechtung und Seelen-Angſt. Meinſt du deine Kleinodien ſeyen wohl
verwahret, es kommt aber ein lieber Freund und ſchlagt mit einem
kleinen Hoͤltzlin ans Schloß, davon es aufſpringt, iſt dir denn das
nicht ein guter Dienſt, dardurch du verwarnet wirſt, deine Sachen
beſſer einzuſchlieſſen. Und wie will ein Soldat gegen dem Feind beſtehen,
da es ſiegen oder ſterben gilt, wo er nicht zuvor in Muſterungen und
kleinen Scharmuͤtzeln wohl geuͤbt worden, die letzte Feld-Schlacht
daran Reich und Cron, Leben und ewige Freyheit hanget, iſt offt die
hitzigſte, da der Feind ſein aͤuſſerſtes verſucht und alle deine Kunſt und
Tapferkeit aufbraucht; darum halt es vor keine geringe Wohlthat
GOttes, wenn dich oͤffters Krieg und Streit uͤberfallt, du ſieheſt eben,
wie du verſehen und was du deinem Heerfuͤhrer Chriſto abgelernet habeſt.

§. 14. Ja (6.) da du bey deiner Erweckung und Sinnes-Aenderungund im
Glauben
veſter zu
werden.

das Evangelium der Gnade GOttes hoͤreteſt, ſchmeckte es dir gar ſuͤß
und gabeſt im Glauben GOtt die Ehre, daß er dir durch ſeinen Sohn
von Suͤnde, Tod, Teufel und Hoͤlle geholffen habe, welches gar gut
iſt; wie fein, wahrhafftig und Hertz-gruͤndlich du aber ſolches glaubeſt,
das muß dich die Erfahrung lehren: deßwegen laßt der HErr das Meer
des Heydenthums wider dich brauſen, den Groß-Hanſen und kleinen
Nickel wider dich raſen und wuͤten, alsdann erſcheint, wie ſteiff du
das glaubeſt, was du ſo offt geſungen Pſ. XXVII 3. Rom. VIII. 31.
Joh. XVI. 33. Matth. XXVIII. 18. Alſo wann die Suͤnd als ein er-

grimm-
S s s 3
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[509/0605] Gedancken von den Seelen-Aengſten. erbetteln, was du dort mit unzehlichen Thraͤnen, Gilffen, Heulen nimmermehr erlangen kanſt. O wohl ein ſeeliges Geſchaͤfft! wohl ein herrlicher Krieg und Sieg! hier bey Leibes-Leben durch alle Horniſ- ſen und aufpaſſende Raub-Thiere hindurch fahren, allen Suͤnden und Hoͤllen-Klauen entfliehen und alſobald beym Abſchied ſich in GOttes Schooß und Heiligthum befinden weit hinauf uͤber alle Fuͤrſten des Luffts; daran haͤtteſt nicht gedacht, wann dich Satans Rotten nicht mit ihrem Gebruͤll daran gemahnt und da hinauf und hinein gejagt haͤtten, gelobet ſey GOTT! §. 13. Oder (5.) ſieheſt du nicht, wie die Welt ihr Geſchuͤtz und Kriegs-Ruͤſtung probiert, ehe die Noth kommt, mancher betrogener Chriſt achtet ſich wohl verwahret auf den Tag der Angſt, da er war- lich nur hinter einer dinnen papiernen Veſtung ſitzet, welche der Drach zuletzt mit ſeinem feurigen Athem wegblaſet und die feindliche Truppen die leichtſinnige Seel hinfuͤhren an ihren Ort, das iſt der meiſten Chriſten Looß, denen insgemein nichts gemangelt als eine ſtarcke An- fechtung und Seelen-Angſt. Meinſt du deine Kleinodien ſeyen wohl verwahret, es kommt aber ein lieber Freund und ſchlagt mit einem kleinen Hoͤltzlin ans Schloß, davon es aufſpringt, iſt dir denn das nicht ein guter Dienſt, dardurch du verwarnet wirſt, deine Sachen beſſer einzuſchlieſſen. Und wie will ein Soldat gegen dem Feind beſtehen, da es ſiegen oder ſterben gilt, wo er nicht zuvor in Muſterungen und kleinen Scharmuͤtzeln wohl geuͤbt worden, die letzte Feld-Schlacht daran Reich und Cron, Leben und ewige Freyheit hanget, iſt offt die hitzigſte, da der Feind ſein aͤuſſerſtes verſucht und alle deine Kunſt und Tapferkeit aufbraucht; darum halt es vor keine geringe Wohlthat GOttes, wenn dich oͤffters Krieg und Streit uͤberfallt, du ſieheſt eben, wie du verſehen und was du deinem Heerfuͤhrer Chriſto abgelernet habeſt. und alſo im Kampf geuͤbter §. 14. Ja (6.) da du bey deiner Erweckung und Sinnes-Aenderung das Evangelium der Gnade GOttes hoͤreteſt, ſchmeckte es dir gar ſuͤß und gabeſt im Glauben GOtt die Ehre, daß er dir durch ſeinen Sohn von Suͤnde, Tod, Teufel und Hoͤlle geholffen habe, welches gar gut iſt; wie fein, wahrhafftig und Hertz-gruͤndlich du aber ſolches glaubeſt, das muß dich die Erfahrung lehren: deßwegen laßt der HErr das Meer des Heydenthums wider dich brauſen, den Groß-Hanſen und kleinen Nickel wider dich raſen und wuͤten, alsdann erſcheint, wie ſteiff du das glaubeſt, was du ſo offt geſungen Pſ. XXVII 3. Rom. VIII. 31. Joh. XVI. 33. Matth. XXVIII. 18. Alſo wann die Suͤnd als ein er- grimm- und im Glauben veſter zu werden. S s s 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/605>, abgerufen am 22.11.2024.